"Gegenbewegung ist immer anzustreben, vor allem zwischen den Außenstimmen (...) [usw.]"
Bitte bei Zitaten und "copy & paste" von fremden Webseiten den Urheber nennen, das ist einfach eine Frage des Anstands - zumal der Autor E. Sigal sich
im konkreten Fall mit seinen gut gemachten Seiten zur Harmonielehre wirklich viel Arbeit gemacht hat.
Die Behauptung von Herrn Sigal, dass Antiparallelen "
heute nicht mehr als fehlerhaft gelten", ist einerseits zu indifferenziert, weil "heute" ohnehin vieles weitgehend obsolet ist, was dereinst im historischen Tonsatz verbindlich war, andererseits schließt "heute" nicht aus, dass es "gestern" anders war.
Da du dich z.Z. stilistisch in einem Bereich versuchst, den man getrost dem "schulmäßigen" Choralsatz-Stil zuordnen kann, gelten hier eben nicht die Regeln von
heute, sondern die des Choralsatzes von
gestern, der traditionell zugleich die Grundlage für erste Übungen im "strengen Satz" bildet.
Es würde helfen, wenn Du ein Beispiel für Takt1 machen würdest
Um WAS zu demonstrieren? Den Tenor auf dem 2. Viertel hast du ja bereits korrigiert - was bleibt, ist die offene 8-Antiparallele. Um die sichtbar zu machen, brauchst du doch nur den Bass B auf Zählzeit 3 eine Oktave höher zu notieren.
Offene Antiparallelen sind sowohl offen, als auch Parallelen, also zu vermeiden. Der Unterschied zur "normalen" Paralellführung liegt darin, dass eine der beteiligten Stimmen einen Oktavsprung macht, und dadurch eine "fake-Gegenbewegung" simuliert:
Das ausschlaggebende Problem dabei ist, dass das Ohr solche Taschenspielertricks nicht mitmacht, sondern nach linearen Anschlüssen bzw. "kurzen Wegen" sucht.
Eine wichtige Rolle spielen hierbei die Obertöne, insbesonders der erste über der Grundfrequenz, der eine Oktave produziert. Der 1. Oberton des f im Bass ist das f1, was ja in deiner Harmonisierung bereits mehrfach vorhanden ist. Der Knackpunkt ist jetzt der 1. Oberton des B (rechte Abbildung, Ton in Rautenform), der als b genau in einer Lage liegt, in der es (anders als das f1) nicht von anderen Tönen verdeckt wird. Da das Ohr den kurzen Weg sucht, hört es f-b (und somit eine offene Parallelführung) wobei das tiefere B zwar wahrgenommen wird, aber nicht als Gegenbewegung, sondern nur als kurzzeitig "zugeschaltetes Bassregister".
Oder geht es darum, für T1 eine Lösung ohne Parallelen zu finden? Dazu genügt es, das 3. Viertel als Bb/D (mit Achtel-Durchgang D-E zum nachfolgenden F) oder als C7/G zu harmonisieren.