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Harmonie Lehre im Songwriting - wichtig, oder nicht?
Dazu kommt, dass das Wesen des Jazz die Improvisation ist, nicht die Analyse schräger Akkorde.
Wobei natürlich die schrägen Akkorde beim Improvisieren helfen, weil da gar nicht mehr auffällt, ob etwas im landläufigen Sinne "schön klingt". Interessant soll es klingen.
Da ging es ja darum, ob man die Muttersprache besser beherrscht, wenn man die Regeln kennt. Eine alkäische Ode kann man z.B. nicht schreiben, wenn man sich nicht mit den Regeln auseinandersetzt, nach denen sie aufgebaut ist. Das geht intuitiv einfach nicht, wenn man nicht in der Antike aufgewachsen ist.
Auf die Musik übertragen: In meinen Songs kommen Backdoorprogressions, Tritonssubstitutionen, Modal Interchange, Akkorde aus der Mollsubdominantfamilie u.ä. durchaus vor. Und diese Dinge kämen nicht vor, wenn ich mich nicht intensiv mit der Harmonielehre auseinandergesetzt hätte.
Tatsächlich geht das schon auch, ohne explizit Harmonielehre zu betreiben. Aber dann sollte man idealerweise schon vor der Geburt dafür sorgen, daß man bei Eltern geboren wird, die einen als Kind in den Zaubertrank schmeissen (Bireli Lagrene z.B.).
Aber auch bei dem schon erwähnten 4-Chord-Song wird man Harmonielehre zumindest so weit können müssen, daß man weiß, in welcher Tonart welche 4 Akkorde dafür üblicherweise verwendet werden.
Die Frage lautet aus meiner Sicht demnach nicht: Harmonielehre ja oder nein, sondern sie lautet vielmehr: Wie weit will ich mich da hinein begeben? Selbst wenn ich einen einfachen 3-Stufen-Blues spiele, weiß ich ja, daß ich 3 bestimmte Dur-Akkorde in einer festgelegten Reihenfolge spielen kann, und dann z.B. mit der Mollpentatonik darüber improvisiere. Das sind ja schon Harmonielehre-Regeln. Und je mehr ich über solche Dinge lerne, desto interessanter werden meine Songs.
Ich weiß nicht, woran es liegt, es kann nicht an der theoretischen Harmonielehre liegen, aber ich schreibe praktisch keinerlei Musik, in der es nicht irgendeinen Dur-Akkord gibt, der plötzlich an anderer musikalischer Stelle als Moll daherkommt. Also z.B. E-Dur mutiert zu Em.
Und dann hau ich (vielleicht) rüber zu Gm oder C#m und finde immer die Türen und Korridore zurück, wo ich herkam.
Meine Gedanken sind eher: "ah, wieder mal Lay, Lady, Lay, nette Variation" oder "Geiler Turn für einen Blues in A. Den hatte noch keiner, ich zumindest nicht".
Wow, vielen Dank an ALLE für das Teilen euerer Gedanken zu diesem Thema. Ich bin Neu im Forum und freue mich über den regen Austausch hier.
Interessante Einblicke!
Das Thema Songwriting beschäftigt mich schon lange und ich habe in verschiedenen Genres Songs geschrieben. Daher ist es super-interessant hier von verschiedenen Seiten und aus verschiedenen Blickwinkeln Feedback zu erhalten.
Thanks!
Wofür oder wie (stark) nutzt Du denn die Harmonielehre, wozu taugt sie Dir am meisten?
Was erspielst Du Dir am Instrument, was machst Du jenseits des Instruments?
Interessiert mich. Auch die unterschiedlichen Genres, in denen Du unterwegs bist. Eher verwandte Genres (das wäre für mich Blues, Rock, Soul) oder eher weit auseinanderliegend (z.B. Klassik und singersongwriter).
Ist Dein Hauptinstrument eher Klavier oder eher Gitarre. Habe die möglicherweise etwas spinnerte Idee, dass vom Klavier aus sowas wie Stufenleiter oder Akkorde etwas anschaulicher bzw. niederschwelliger ist als wenn man eine Gitarre in die Hand nimmt und erst mal damit zu tun hat, sich zu merken, wo da überall die Töne sind. Vielleicht irre ich mich da aber auch.
Beim Schreiben ist es ein nützliches Werkzeug bei Akkorden/Komposition. Es ist deutlich leichter z.B. Spannung aufzubauen oder Kontraste/Farben etc. zu finden, wenn man z.B. einen Quintenzirkel als Werkzeug im Hinterkopf hat. Außerdem sind Harmonielehre Kenntnisse auch in der Kommunikation in einem Songwriting Team ganz nützlich. Es erspart einfach grundsätzlich Umwege im Songwriting Prozesse.
Interessiert mich. Auch die unterschiedlichen Genres, in denen Du unterwegs bist. Eher verwandte Genres (das wäre für mich Blues, Rock, Soul) oder eher weit auseinanderliegend (z.B. Klassik und singersongwriter).
Genre übergreifend. Die meisten Songs, an denen ich gearbeitet habe waren im Rock/Pop Bereich, auch Folk und Metal Songs dabei. In den Vergangen 3-4 Jahren war ich u.a. in einem Jazzig/Bluesigen Projekt involviert. Es gab eine Zeit in der ich auch Instrumental Musik für Werbungen gemacht habe, da kam mir das Interesse an verschiedenen Genres zu gute.
Mein Hauptinstrumente sind Gitarre & Bass, aber im Studio spiele ich das eine oder andere auch über Keyboard ein.
Als Songwriter ist bei mir oftmals der Text im Vordergrund. Die Komposition erledigt sich oftmals ganz intuitiv, aber ich denke, dass dies nur deshalb so funktioniert, weil einige Harmonielehre Konzepte verinnerlicht sind.
Es gibt einige Kollegen, die geniale Songwriter sind und überhaupt keine Ahnung von Harmonielehre haben...ich glaube es lässt sich nicht unbedingt pauschalisieren.
Ich persönlich betrachte Harmonielehre oder zumindest Teile daraus als sehr nützliches Songwriting Werkzeug.
Interessant!
Mein Hausinstrument ist das Schlagzeug, irgendwann kam eine akustische Gitarre, später dann eine E-Gitarre dazu, bis sich dann in meiner homerecording-Phase noch ein E-Bass dazu gesellte. Eine meiner Lieblings-Privat-Hypothesen ist, dass jedes Instrument einen eigenen Zugang schafft und jede/r den song anders wahrnimmt und sich eine songidee ganz anders entwickelt - je nach Instrument. Als Komponisten würde ich jemanden bezeichnen, der nicht wirklich von einem einzelnen Instrument geleitet wird, sondern eher von einem Gesamtklang und jedes Instrument in diesem Gesamtklang eine bestimmte Aufgabe hat. Das ist natürlich auch bei Rock- und Popsongs so, aber ich ziele eher auf die Tendenz ab. Sehe das sozusagen als zwei Pole an, wo man sich selbst - durchaus je nach song - eher an dem einen oder eher an dem anderen Pol wiederfindet. Ich glaube auch, dass wenn man eher einen Gesamtklang vor Augen bzw. vor Ohren hat, man mit Harmonielehre noch mal mehr anfangen kann - weil man es mit viel mehr Stimmen zu tun hat, die aber alle zusammenströmen sollen. Es braucht quasi eine stärkere Sicht von Oben und mehr Handwerkszeug, um die komplexen Zusammenhänge herzustellen, die einem vorschweben.
Während bei einem Band-Konzept durchaus vier Leute vorwiegend durch Jammen, Hören, Aufeinander-Eingehen, Üben etc. zu einem bestimmten Zusammenklang finden können, bei dem die Harmonielehre eine große Rolle spielen kann, aber nicht unbedingt muss.
Als Schlagzeuger war/bin ich eher ein Band-Mensch (und vermisse das gemeinsame Jammen seit einiger Zeit sehr), als homerecording-Mensch spiele ich quasi mit mir selbst Ping-Pong, was mit einer gewissen Selbstähnlichkeit einhergeht: das ist übrigens ein Einsatzmotiv von Harmonielehre, die ich weiter oben nicht genannt habe: beim jammen oder "freien" Suchen lande ich nicht selten wieder auf Pfaden, die ich schon kenne - mal was anderes auszuprobieren, schafft da neue Inspirationen - und das kann durchaus ein neuer Akkord sein (bzw. das Ausprobieren von sus- etc. Akkorden oder offenen Akkorden über das gesamte Griffbrett einer Gitarre), neue Töne, die auch passen müßten und so weiter und so fort: etwas, wozu ich bestimmte Mittel (Quintenzirkel und mehr) gerne einsetze.
Ich freue mich über philosophische Einblicke dieser Art...
Ich sehe das ähnlich...das macht das Musizieren zu deutlich mehr als "nur" Musik.
Ich habe neulich das neue Buch von Rick Rubin (Produzent) gelesen, das ist auch sehr philosophisch geschrieben und trotzdem (oder gerade deswegen) versteht man sofort um was es geht.
Ich finde die Frage, ob man eher von der Musik oder eher vom Text her zum Song kommt, hochinteressant. Ist hier leider OT, aber ein weites Feld der Selbsterkenntnis und Selbstanalyse. Ich habe für mich im Leben die Frage mehrmals unterschiedlich beantwortet, bis ich mich endgültig festgelegt habe. Rein empirisch.
@Songwriting Adict , so ganz aus dem Einsteigerbereich bist du ja doch nicht.
Meine Erfahrungen mit Bands sind bei der Entstehung von songs ganz unterschiedlich. Oft war es so, daß jemand, z.B. ich, einfach nur mal eine Idee hatte, etwa eine bestimmte Akkordfolge. Das haben wir dann sozusagen im Kollektiv weiter entwickelt. Was kann die Rhythmussektion da machen. Gibt es beim Gesang Einfälle, die passen können. Welche Übergänge und weitere Teile können passen. Nach einer gewissen Zeit war dann auch ein song da, der entsprechend verfeinert wurde.
Ein anderer Ansatz war auch, vielleicht kennt @x-Riff das ja auch, Schlagzeug und/oder Bass geben sozusagen einen groove vor, zu dem dann Harmonien entwickelt wurden. Auch hier dann wieder die Frage, wie kann man da Gesang einbinden. Unbedingt theoretisches Wissen ist dabei aber nicht notwendig, wenn auch doch hilfreich.
Jetzt, wo ich nicht mehr in Bands aktiv bin und mehr oder weniger nur noch homerecording betreibe, baue ich Stimme für Stimme aufeinander auf, mal mit drumcomputer, mal ohne, oft aber eine Bassspur. Wobei der drumcomputer manchmal eher hinderlich ist,
da er eigentlich nur ein flexibles Metronom ist, und ich dann keine Möglichkeit etwaige Temposchwankungen, breaks usw. habe, einzubauen.
Dazu muß man dann bezüglich deiner Frage sagen, im Laufe der Jahrzehnte stellen sich immer mehr auch theoretische Kenntnisse ein.
Wie andere schon schrieben, zumindest unbewusst fliessen diese dann auch in die Musik ein.
Es geht hierbei aber nicht um hochkomplexe Sachen ala Zappa oder durchkomponierte Jazzgeschichten. Da kann man also sagen, je anspruchsvoller das wird, um so mehr sind auch theoretische Kenntnisse gefragt, gerade wenn dann andere Musiker/innen beteiligt sind.
Meine Erfahrungen und Vorgehensweisen,
Micky
Tja, der Text soll ja zur Melodie werden, diese wiederum braucht auch Harmonien und Rhythmus. Bei mir waren also zuerst immer Harmonien und Rhythmus, wie oben geschrieben. Aber das kann man wohl unterschiedlich machen, je nach Geschmack, sozusagen.
Ich finde die Frage, ob man eher von der Musik oder eher vom Text her zum Song kommt, hochinteressant. Ist hier leider OT, aber ein weites Feld der Selbsterkenntnis und Selbstanalyse. Ich habe für mich im Leben die Frage mehrmals unterschiedlich beantwortet, bis ich mich endgültig festgelegt habe. Rein empirisch.
Das finde ich auch sehr interessant. Meine persönliche Erfahrung ist, das es oftmals leichter/zielorietierter ist mit eine Themen-Idee oder einer Titel-Idee zu starten. Viele Kollegen verfolgen die Idee erstmal mit einer starken Melodie zu starten oder der Musik. Da ist der Text immer die zweit Instanz. Das gab es auch schon bei den Beatles. In der Regel ist aber meistens ein organischer Prozess und es passiert beides parallel...gerade wenn mehrere Songwriter zusammen einen Song schreiben. Es ist auf jeden Fall nach wie vor immer wieder einer der sich wiederkehrenden Fragen zum Thema Songwriting.
Bin nicht sicher, ob ich versehentlich in einem Einsteigerbereich gepostet habe...bin neu hier im Forum.
Ich habe schon "ein paar Runden um den Block gemacht", bin kein Einsteiger mehr, aber lerne immer noch sehr, sehr gerne dazu...Das macht immer noch soviel Freude wie ganz am Anfang
da schliesse ich mich einigen altgedienten erfahrenen Gitarristen an, solange der Kopf und die Finger mit machen, geht es immer weiter mit dem Lernen (in allen Bereichen).
Also ich lerne jeden Tag mindestens einen neuen Song, ein Riff, eine Voicing-Verbindung, ein neues Leadsheet, einen neuen Songtitel. Soll man "nein!" brüllen? Texte schreiben fällt mir leicht. Ich habe ja nie was anderes gemacht. If x = 999 goto error.
Theorie versucht, mit rationalen Argumenten irgendetwas bzw. irgendeinen Zusammenhang zu erklären. Nicht mehr und nicht weniger - nur wenn man dann die wie auch immer geartete Aussage(n) daraus dann als "Axiome" behandelt, klar entsteht dann der Eindruck einer Einschränkung.
Und, hat mich meine Kenntnis darüber, dass jeder Deutschlehrer diesen Satz mit viel Rotstift goutieren müsste irgendwie darin eingeschränkt, ihn mir auszudenken? Ich würde mal sagen: Klares Nein.
Hätte ich die Regeln der deutschen Sprache ohne deren (egal ob abstrakten oder intuitiven) Kenntnis so brechen können, dass ich damit wie in diesem Beispiel sogar eine Zusatzinformation ("Hier steht viel Richtiges, aber das bringt alles auf den Punkt") mit in diese Zustimmung einbauen hätte können? Ich glaube kaum.
Meine Anekdote zum Thema: Ich habe mir vor einer Weile mit viel Schweiß und Tränen nur nach Gehör eine coole Akkordfolge erarbeitet. Neulich fiel mir dann auf: "Sch***e, ich habe das 'Fluch der Karibik' Thema kopiert". Daraufhin habe ich analysiert was ich da gemacht habe und hatte folgende Erkenntnisse:
Wenn ich gewusst hätte was ich tue, wäre ich wohl schneller auf diese vi-VI-I-V Akkordfolge gekommen.
Außer in Fluch der Karibik kommst sie noch in hunderten von Four-Chord-Songs vor und es ist daher echt keine Schande wenn ich sie auch benutze.
Ich sollte mich wohl auch als Hobbyist mit wenig Zeit neben dem Üben meiner Instrumente mehr mit Theorie beschäftigen weil ich so wahrscheinlich effektiver mein musikalisches Vokabular erweitern kann.
Wenn ich gewusst hätte was ich tue, wäre ich wohl schneller auf diese vi-VI-I-V Akkordfolge gekommen.
Außer in Fluch der Karibik kommst sie noch in hunderten von Four-Chord-Songs vor