Moin zusammen,
ich möchte hier kurz mein Gitarren-Projekt vorstellen: Als Basis hab ich mir eine Harley Benton ST 62 MN BK gebraucht für 75€ incl. 3er Satz D'Addario Saiten gekauft. Also hat die Gitarre ca. 60€ gekostet.
Sie hatte auf dem Polyfinish eine tiefe Macke mit ca. 2 mm Durchmesser neben dem Neck-Pickup. Die Gitarre wollte ich als Basis nehmen, eine Strat auszuprobieren und als Projekt verwenden, um festzustellen, wie weit man eine Gitarre mit sehr wenig Kosten und viel Zeit verbessern kann - und um diese Skills auch zu lernen. Also ausgepackt und angespielt und erstmal über eine sehr gute Basis gefreut.
Hier die Liste der durchgeführten Arbeiten:
- Fehlerfeststellung: Position 5 Neck - check , Position 4 alle Pickups - damn, Position 1-3 Bridge und Mittelpickup zusammen. :-(
- Fehlerlokalisierung: Kurzschluss zwischen Mittel- und Bridge-Tonabnehmer entfernt (Beinchen am Schalter waren zusammengebogen)
- Korpus gerelict
- Tremoloblock stillgelegt und mit Holzblöcken fixiert (kann wieder in Betrieb genommen werden)
- Saitenzugang Rückseitenklappe erweitert (vorher war E-Saite nicht zu erreichen)
- Elektronik: Bridge Pickup Tone nun ebenfalls am Neck-Tone-Poti verstellbar (in der Vintage Schaltung ist der Bridge Pickup nicht verstellbar - nun kann ich in allen Schalterstellungen jeden Pickup individuell regeln)
- Saitenreiter Madenschrauben gekürzt und entgratet
- Halstasche und Halstaschenbohrungen erweitert für festen Anpressdruck des Halses und einstellbare Oktavreinheit
- Hochglanz-Hals satiniert
- Bundenden und Griffbrettkanten verrundet
- Bünde poliert
- Mechaniken gegen Kluson Double Line getauscht (Bohrungen aufgefeilt)
- Plastik Sattel gegen Knochensattel (aus Rohling selbst angefertigt - dabei stellte ich leider fest, wie schlecht meine Augen trotz Brille sind und dass ich vielleicht ein Lupe für sowas bräuchte) ausgetauscht.
- Graphtec Saitenniederhalter montiert
- Security-Locks angebaut
- Aufgezogenene Saiten: D’Addario .009-.042
- Hals eingestellt
- Saitenlage eingestellt
- Oktavreinheit eingestellt
- Pickup Staggering modifiziert, da G Saite überbetont war (Magnet für G Seite weiter eingeschoben)
- Pickups in Neigung justiert
Auch ohne die ganzen Modifikationen (bis auf die Kurzschlussbehebung der Pickups) war die Gitarre aber von vornherein sehr gut spielbar und es fehlten nur mehr oder wenig Nuancen. Das finde ich für ein Instrument, welches neu 130€ kostet, erstaunlich.
Alles in Allem stecken nun vermutlich so ca. 50-75 Stunden Arbeit in der Gitarre (alleine das Relicen des Bodies hat ca. 10 Stunden gedauert). Die weiteren Materialien haben mich nochmal ca. 50€ (Knochenrohlinge, Saddles, Mechaniken) gekostet, sodass ein Endpreis von 125€ für mich rausgekommen ist. Die drei für die Modifikation angeschafften Nutfiles zähle ich nicht zu den Kosten.
Über das Relicen lässt sich natürlich Streiten. Meine Frau hasst es. mein Sohn auch. Ich finde es super. Die Gitarre hängt trotzdem im Wohnzimmer an der Wand. Spielbarkeit, Stimmfestigkeit, Sound: Top!
Ich bin mit dem Ergebnis super zufrieden. Insbesonder für meine 2 linken Informatikerhände. Mir ist die Gitarre durch die vielen Arbeiten sehr ans Herz gewachsen und ich spiele sie super gerne. Meine MexTele mit individueller PU Bestückung und meine HB Fusion 2 HH stehen seitdem ungenutzt rum. Die Pickups gefallen mir richtig gut. Ganz leicht dreckig. Gefällt mir für meinen Blues super. Da braucht es keinen Wechsel für mich. Aber da ich auch eigentlich keine Ahnung habe, wie die sonst so klingen sollen, fehlt mir da der Vergleich - ich habe noch nie im Musikladen eine, denn geschweige viele (E)-Gitarren angespielt. Ich spiele seit 2 Jahren Gitarre. Familiär bedingt und Corona-bedingt war das Testen im Musikladen bisher noch nicht wichtig.
Ich hänge noch ein paar Bilder an. Ich hoffe, die sind dann im Thread sichtbar. Viel Spaß beim anschauen. Wie gefällt euch das Relic mit dem weggekratzten Poly-Lack?
Schönen Gruß,
Andre