Haben wir Keyboarder alle einen an der Waffel ?

  • Ersteller bluebox
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Ich halte es für nachvollziehbar, dass solche Equipmentdiskussionen vor allem bei "Keyboardern" (ich hasse das Wort, kenn aber kein besseres) und E-Gitarristen auftritt.
Bei elektronischen Tasteninstrumenten wird oft versucht, den Klang von bereits existierenden Instrumenten mit anderen Mitteln nachzubilden. Klar versucht man dabei, immer weiter an das Original/Ideal ranzukommen. Immer wenn versucht wird, einen bereits existierenden Klang nachzubilden, bietet das viel Stoff zum diskutieren.
Ein akustisches Instrument ist meist ein Gegenstand...wenn einem Klang oder Bespielbarkeit nicht mehr reicht, kauft man ein besseres oder eins, dessen Klangeigenschaften einem mehr zusagen. Da stellt sich meistens nicht die Frage, welchen Teil des Setups man gezielt austauschen oder verbessern will, wie gut die Bedienung ist, was für lauter verschiedene "Sounds" man braucht und wie realistisch diese Sounds klingen.
Mir fällt sonst kein Instrument ein, das eine ähnlich große (natürlich nicht im spieltechnischen Sinne) Klangvielfalt oder elektronische Klangbeeinflussungsmöglichkeit hat...am ehesten noch die E-Gitarre, die ja, je nach gewünschter Musikrichtung, auch extrem viel verschiedene Klänge durch den Einsatz verschiedener Verstärker/Verzerrer bietet. Und dass Gitarristen, was Equipmentfixiertheit angeht, teilweise noch verrückter sind als Keyboarder, is ja bekannt :D

Ich persönlich sehe Equipmentspielereien als Hobby an...ich erfreue mich einfach der Sounds. ABER: ich trenne das bewusst mehr oder weniger von meiner Tätigkeit als "Musiker". Im Endeffekt ist diese Equipmentdebatte nicht von so großer Bedeutung wenn man aktiv musiziert. Dann kommt es viel mehr auf andere Dinge an.
Wenn ich nach einem immer besseren Sound suche, dann unterscheide ich mich in der Hinsicht nicht von einem Autofreak, der ständig rumbastelt, mehr PS will oder unvernünftig viel Geld für ein Gimmick ausgibt. Ich sehe darin auch nichts verwerfliches, wenn einem dabei bewusst ist, dass dies weniger mit der musikalischen Qualität zu tun hat.

Es hängt von der Person ab, ob man eher Musiker oder "sich an Sound Erfreuer" bzw "am Sound Rumbastler" ist. Für mich sind das zwei verschiedene Sachen (die natürlich miteinander zu tun haben und von einander abhängen).
 
Es ist viel richtiges gesagt worden: es ist viel leichter, über equipment zu reden als über musik. Es gibt auch dauernd etwas neues, besseres, was man ausprobieren möchte, wobei viel zeit vergeht, und wie der schweiß dem erfolg vorausgeht, so muss ich auch mein handwerkszeug kennen und beherrschen, bevor ich mich an die arbeit mache, da wuchert heutzutage die technik, aber seien wir froh, dass wir sie haben. Im deutschen sagt man zwar "spielen", aber wer es ernst nimmt - - - - - - - Bei einem meiner lehrer hing der schöne spruch "Ernst ist das leben, heiter die kunst". Ich fand eher das gegenteil richtig.
Wer spricht schon gern über seine pläne oder gar seine gefühle? Ich kenne zwei sorten von kollegen, die einen hören nimmer auf, von sich zu reden, die anderen schweigen. Aber wer reden möchte, bitte sehr, wir hören aufmerksam zu, und auf geschwafel brauchen wir ja nicht zu antworten, in diesem sinne, rein ins neue jahr!
 
naja, je zuverlässiger das equipment, desto weniger stress. je besser es klingt, desto mehr spaß macht es. je leichter es ist, desto weniger tut der rücken schon während des gigs weh.
also ein wenig berechtigt ist das schon.
 
Viellicht kennt der ein oder andere noch die Maslowsche Bedürfnispyramide aus dem Philo- oder Pädagogikunterricht. Besagt: Der Mensch hat erst mal bestimmte Grundbedürfnisse, sogenannte "Defizitbedürfnisse", die erst mal erfüllt sein müssen, bevor er nach irgendetwas Höherem streben kann. Einfachste körperliche Bedürfnisse sind das: Essen, Trinken, Schlaf, Sex. Die müssen erfüllt sein - wer existenziell am Hungertuch nagt, dem sind Statussymbole oder künstlerische Bedürfnisse z.B. erst mal egal.
Ich glaube, daß es solche Defizitbedürnisse auch im Bereich der Musik gibt: Erst mal braucht man ein vernünftiges, befriedigendes Instrument oder Equipment, bevor man sich irgendwie selbst entfalten kann. Solange dies nicht existiert, ist genau das erst mal die musikalische Identifikations- und Interaktionssphäre, um die sich alles kreist. Erst wenn diese Bedürnisse erfüllt sind, ist man "frei" genug, um überwiegend über das Eigentliche, also die Musik zu reden. Erst kommen die materiellen Bedürfnisse, dann die idellen.
Das ist auch haargenau der Grund, wieso ich fast nur in den Equipment-Foren poste und nicht in den Spieltechnik- oder Kompositionsforen. Jede Diskussion über irgendwie "musikalisches" läßt in mir einen dumpfen Schmerz, eine melancholische Sehnsucht hochlodern. (Ja, ganz der deutsche Romantiker ;) ) In meinem Kopf schwirren zahlreiche Ideen, Freunde an der Musik, ein Bedürfnis nach Talententfaltung, aber es kann nicht raus. Deshalb dreht sich eigentlich meine musikalische Existenz momentan überwiegend um Instrumentfragen: Wie komm ich an ein Klavier zum Spielen? Wie finanziere ich das geplante Rhodes? Verkaufe ich mein P120? Ist ein anderes Key möglicherweise besser? Darum kreisen tagtäglich meine Gedanken und so bin ich nun hier und poste...

...glücklicherweise in einem tollen Forum mit netten Leuten und entspannter Atmoshphäre... größtenteils zumindest. ;)
 
andi85 schrieb:
je besser es klingt, desto mehr spaß macht es.
ich denke das ist ein sehr wichtiger punkt...
man sagt zwar immer: ein guter keyboarder kann auch aus einer hupe à la PSR mehr rausholen als ein schlechter aus nem topgerät wie nem oasys oder so, ABER:
macht dem guten keyboarder das dann spass? ich glaube nicht...
mir würds zumindest keinen spass machen und ich würde nach relativ kurzer zeit die klamotten hinschmeißen und garnix mehr machen...

tatsächlich befinde ich mich auch jetzt grade mal wieder in so einer phase: ich hab nur ein nord electro als keyboard und eben ein psr640... das psr benutz ich eigentlich bestenfalls noch als zweittastatur zum electro, mehr nicht...
dummweise bin ich aber im moment in klavier-stimmung, möchte also besonders viel klaviermäßige sachen spielen - mit dem electro klingts so schlecht, dass ich nach zwei takten keine lust mehr habe...
von daher hoffe ich jetzt, dass ich möglichst bald nen pc1x kriege und dann damit etwas weiterkomme ;)
dann werden zwar auch schon wieder neue pläne (und träume) geschmiedet, aber mehr ist das dann auch erstmal nicht...

aber ich denke grundsätzlich "braucht" man als keyboarder schon ein equipment, was den eigenen fähigkeiten - zumindest einigermaßen - angepasst ist...
sonst ist man entweder hoffnungslos überfordert oder tierisch gelangweilt... und sowas kann musikerkarrieren (in useren kreisen ;)) zerstören, da bin ich mir ziemlich sicher...
 
Mahlzeit,

also sorry, die Diskussion geht wieder in eine Richtung die ich nicht verstehe. Ich habe mein halbes Leben, ja in diesem Moment ist es wirklich fast mein halbes leben auf einem Technics KN650 gespielt. Sogar in einer Band.
Ich hatte nichts anderes, weil kein Geld und noch weniger Ahnung von Technik.

Das hat aber dem ganzen kein Abbruch getan. Ich hatte ordentlich Spaß. Klar, jetzt werden einige Sagen, wir reden von Richtigen Keyboardern, Pianisten, Organisten oder was auch immer und nicht von Leuten die nach 12 Jahren grade mal nur klimpern können.

Aber ich hatte Spaß dran und das ist das wichtigste, auch auf meiner alten Hupe. Das ganze nennt sich "feeling" und das bringt mir die Musik, meine Band und nicht das Instrument, dass ich da spiele.

Es liegt immer noch im Finger, auch wenn es für den Zuschauer vielleicht nicht 100% klingt. Aber wenn der den Spaß auf der Bühne sieht und mit reingerissen wird, wenn juckt das dann???

Gruß
 
Genauso sehe ich das auch, toeti !

Wobei ich natürlich auch Disance recht gebe, wenn er sagt: jeder sollte das angepasste Equipment haben.

Aber wenn ich aus der Praxis sehe:

Wenn du auf der Bühne stehst und hast geile Musiker um dich rum ist es so was von Banane ob der Piano-Sound etwas "Mikriger" oder "älter" oder sonstwie klingt, wie das mit einem Steinway-Flügel möglich wäre - Hauptsache die Musik ist geil und allen macht es Spass. So seh ich das !

Micha
 
auch auf die Gefahr hin, das eigentliche Thema des Threads wieder etwas zu verlassen:

lucjesuistonpere schrieb:
.....Ich glaube, daß es solche Defizitbedürnisse auch im Bereich der Musik gibt: Erst mal braucht man ein vernünftiges, befriedigendes Instrument oder Equipment, bevor man sich irgendwie selbst entfalten kann.

also irgendwie argumentierst Du jetzt aber widersprüchlich und ein wenig muß ich toeti und bluebox Recht geben. Grundbedürfnisbefriedigung würde doch bedeuten, daß man erstmal überhaupt eine Übe- und Musiziermöglichkeit hat und nicht gleich, daß man "das perfekte Instrument" findet. Das wäre gleichbedeutend damit, daß ein Hungernder zur Befriedigung "seines" Elementarbedürfnisses erstmal ne gestopfte Gans benötigt und lieber verhungert, als sich mit der lebenserhaltenden Maggisuppe und der Butterstulle erstmal zufrieden zu geben.
Wenn ich garnicht mehr üben und spielen kann, dann leide ich richtig, und wie!!!! Und dann bin ich glücklich, wenn man mir ein paar ausgelutschte schwarze und weiße Tasten zukommen läßt. Und irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß Dir das anders sein soll :confused:. Wenn ich die augelutschten Tasten ständig und sicher habe, dann will ich erst mehr.
Mach doch den Test und versuche mal ein paar Monate ganz ohne Fingeheben auszukommen (so im ersten Semester). Wetten, daß Du Dein unliebsames P120 danach abknutschen wirst?
Außerdem solltest Du Dir noch über eines bewußt sein, Dein anstehendes Studium, mit den damit verbundenen Schwierigkeiten zu "mucken" ist nur eine relativ kurze Zeit (ca. 4 Jahre). Danach wirst Du wahrscheinlich mit einem regelmäßigen Einkommen an Deiner Diss. sitzen oder einen Job haben, und dann ist das mit der Instrumentenrealisation wieder ganz anders.

und vielleicht noch, um wieder zum Thema zurückzukommen: Vielleicht ist auch einer der Gründe, warum hier so viel über Technik etc. geredet, weil man genau solche "Notsituationen" (wenig Geld, keine Räumlichkeit zum Üben....) versucht mit dem optimalen Kompromiss zumeistern. Aber genau dafür muß man sich eben gründlich informieren. Bei mir wars jedenfalls so ähnlich.
in diesem Sinne,
Wolf
 
Das dieses Thema nicht so ganz in den Thread paßt, ist dies mein letzter Beitrag dazu: ;)

@pille:
Es geht ja nicht um das "perfekte Instrument", sondern ein Instrument, das für die eigenen Bedürfnisse ausreichend ist. Das ist das P120 nicht. Vielleicht ist es besser als gar kein Klavier (da bin ich mir aber auch nicht so sicher - u.U. könnte es besser sein, gar nicht mehr zu spielen, als sich täglich zu quälen), aber von dem Repertoire, was ich spiele, läßt sich ein Großteil darauf nicht vernünftig ausdrücken und nicht das Maß an Musikalität erzeugen, das ich mir eigentlich wünsche. Ich sehe das eindeutig als Defizit und solange ich noch kein anständiges Übeinstrument habe, werden sich meine Gedanken immer drum kreisen.

Ja, ich weiß, das Studium ist kurz - aber ich höre immer, es ist die beste Zeit des Lebens, umso mehr ärgert mich es, daß ich während ihr immer noch ohne vernünftiges Instrument auskommen muß.

Da es hier aber nicht um mich, sondern auch um andere Foren-User geht, halte ich mich jetzt zurück. :)

@toeti:
Ich würde sagen, daß ist von Person zu Person unterschiedlich. Als klassischer Pianist hat man sicherlich höhere Klanganforderungen wie als Keyboarder. Und auch da gibt es noch mal Unterschiede. Der eine kann auf seinem Billig-PSR höchste Musikalität empfinden, der andere kann es nicht.
 
Ich habe nie behauptet, dass das bei allen gleich ist. Würde ich auch nie.

Aber ich eben in erster Linie ein Livebühnenmusiker und genau das ist das feeling. Klar finde ich es auch geil, wenn ich mein Equipment habe und am besten alles.
Da kann ich mich prima auslassen, habe wirklich immer genau den Sound, den ich brauch oder haben will.

Aber es geht eben auch ohne und wer Jens schonmal gehört hat, weiß sicher was ich meine. Ich hör den immer gerne.

Ich finde aber nicht, dass das hier fehl in der Diskussion ist, weil das eigentlich doch das elementare ist?!

Gruß
 
Ich habe eine sehr - ich will es mal so sagen - emotionale Beziehung zu meinen "Brettern" aufgebaut.
Ich erwische mich manchmal, wenn ich z.B. ins Studio komme, wie ich ganz sanft und kurz meinen Triton "streichele".:redface:

Mit anderen Worten - mir sind meine Keys verdammt wichtig - da hängen einfach zuviel emotionale Erlebnisse dran :great:
- und wehe einer macht was kaputt oder verstellt etwas !:mad:

Topo :cool:
 
Also,
die Equipmentdiskussionen sind notwendig und hilfreich. Wer sich intensiv mit dem Hobby Musikmachen oder Tastenspielen auseinandersetzt und ein geschultes Gehör hat, kann schon sehr fein unterscheiden.

Horowitz hat sich vor seinem legendären Konzert in der Carnegie Hall 1965 am Flügel sitzend und spielend (!) auf der Bühne umhertragen lassen, bis er den richtigen Platz für seinen Steinway gefunden hatte, an dem dieser seinen Klangansprüchen entsprach. Das nenne ich pingelig :great:

Andererseits habe ich auf Kuba eine Combo gehört, bei der der Keyboarder ein uraltes Korg-Teil spielte. Der Sound war aber wirklich Klasse. Seien wir mal ehrlich: Wer sich im Musikgeschäft (als Erstinstrument) einfach blind ein aktuelles Roland, Yamaha, Kawai oder Korg Teil kauft, kann nicht wirklich etwas falsch machen - auch ohne die Tips aus dem Forum.

Für Fortgeschrittene sieht's etwas anders aus. Ich lese immer noch gerne interessante Hinweise und Meinungen aus dem Forum, auch wenn man inzwischen wirklich nicht mehr jeden Thread lesen muss ("Hilfe, was soll ich kaufen??":eek: ).
 
so hoch wollte ich das mit dem spaß am eigenen sound eigentlich gar nicht aufziehen.

ich habe "nur" gemeint, dass es ganz schnell kontraproduktiv wirkt, wenn einen der eigene sound ankotzt. das hatte ich mit diesem grausigen k.m.e.-keyboardcombo. etwas interessantere akkorde haben sich gleich nach "matsch" angehört, die die man hören konnte, waren eher langweilig...es hat mich einfach total frustriert. ist doch klar, dass einem dann die band auch nicht mehr viel spaß macht.

sobald ich zu meinem eigenen sound sagen kann "passt schon", ist das thema zuerst mal erledigt. wenns dann noch geil klingt, kommt noch das bissl (oder bissl mehr) extra-spaß und motivation dazu.

soviel von mir für heute...
 
topo schrieb:
Ich habe eine sehr - ich will es mal so sagen - emotionale Beziehung zu meinen "Brettern" aufgebaut.
Ich erwische mich manchmal, wenn ich z.B. ins Studio komme, wie ich ganz sanft und kurz meinen Triton "streichele".:redface:

Mit anderen Worten - mir sind meine Keys verdammt wichtig - da hängen einfach zuviel emotionale Erlebnisse dran :great:
- und wehe einer macht was kaputt oder verstellt etwas !:mad:

Topo :cool:

und das kenn ich auch. ist bei mir nicht so viel anders. oder wenn ich dahinter sitze und gerade nicht spielen muss, wisch ich immer mit den fingern alle möglichen fusseln oder sowas vom instrument. komisch...:D
ich hatte allerdings schon das gegenteil, nämlich dass mein roland beim verladen ein wenig von meinem frust abbekommen hat. :(
die zeiten sind aber endgültig vorbei und als ausgleich spendier ich ihm wenn im februar meine abschlussprüfungen losgehen eine tastaturneubefilzung...hehe.
 
Ich finde, man sollte immer das Beste daraus machen, was man hat.
@lucjesuistonpere:
Was bringt es, sich tagtäglich darüber zu ärgern, dass man nur :)screwy: ) ein P120 hat anstatt so gut wie möglich mit dem P120 Spaß zu haben?
Man kann an jedem Instrument etwas finden, was nicht perfekt ist. Jetzt wartest du sehnsüchtig auf dein erstes Klavier, je negativer du dein bisheriges P120 machst, desto höher werden die Erwartungen an dein Klavier und die Hoffnung, so bald du es hast ist alles gut. Aber ich kann dir garantieren - wenn du dann ein Klavier hast und spielst ein halbes Jahr, dann wirst du auch dort Dinge feststellen, die nicht perfekt sind. Der Klang könnte an dieser oder jener Stelle besser sein, Dinge die sich schlecht in Worte fassen lassen. Dann spielst du vielleicht mal auf einem Flügel, der genau in diesen Punkten besser ist und sparst auf deinen eigene Flügel, aber auch der wird nicht perfekt sein.
Das perfekte Instrument gibt es nicht, wenn man nur kritisch genug ist.
Was bringt es dir immer nur die negativen Seiten deines Instruments zu sehen?
Ich hatte auch mal eine Phase, als ich mein Gem RP8 einige Wochen hatte, da hab ich mich genau darauf konzentriert, was da alles nicht perfekt ist und was man da in bestimmten Situationen für einen metallischen Nachklang raushören kann (wenn man sich nur genug anstrengt) usw. Das war ziemlich frustrierend auf Dauer.
Bis ich mir gesagt hab, dass das prinzipiell ein gutes Instrument ist (genauso wie dein P120) und mich lieber darauf konzentriert habe, daraus so gute Musik wie möglich rauszuholen. Und da hats auch wieder Spaß gemacht, damit zu spielen.
Ich glaub dir, dass es Dinge gibt, die du musikalisch nicht auf deinem P120 ausdrücken kannst. Aber deswegen ist das lange noch kein schlechtes Gerät und ich finde das ist auch kein Grund, darauf nicht mehr zu üben. Es ist in jedem Fall besser, auf einem P120 zu üben als gar nicht zu üben. Entscheidend ist die Einstellung, mit der du übst.
Und nur weil du im Moment von D-Pianos gefrustet bist ist das auch noch kein Grund, dauernd D-Pianos schlecht zu machen und A-Pianos als das einzig wahre darzustellen ;)
 
@samx:
Kurze Nachfrage - was spielst du für Musik? :) Mich würde interessieren: Hast du schon mal irgendeines von Schumanns Fantasiestücken auf einem Stagepiano erlebt? Es gibt bestimmte Musik, Klassik zählt dazu, die ist auf Digitalpianos schlicht unmöglich. Höchstens rein technisch, mechanisch üben kann man sie, aber das wars dann auch. Schumman oder Debussy auf einem P120 ist nicht das selbe wie auf einem echten - und sei's auch nur einem einfachen, aber intakten - Klavier. Da gehen so viele Nuancen und so viel Stimmung bei verloren. :(
Dasselbe gilt für Jazz - das Instrument inspieriert einen und hinterläßt somit seine Duftnote in allen Soli, die man darauf spielt.
Letztendlich kann ich sagen: Es ist ein völlig anderes Gefühl, wenn man vor einem Klavier sitzt und spielt, als wenn man vor einem Digitalpiano sitzt. Es war, als ich vor 4 Jahren wieder mit dem Klavierspielen angefangen habe, definitiv nicht meine Absicht, an irgendeinem mittelmäßigen Stagepiano zu enden weil ich zuhause nicht in den Genuß eines intakten Klaviers kommen kann. Hätte ich das gewußt, hätte ich es damals gleich sein gelassen...

Übrigens ist das P120 nicht nur "nicht perfekt", sondern hat fundamentale Mängel. Dazu gehört, daß man mit dem Ding nicht pianissimo spielen kann - man kann es drehen und wenden wie man will.
Solche Mängel haben zwar andere SPs nicht, aber die vermitteln eben auch nicht das Spielgefühl eines Klaviers.

OK, das war's aber über meine persönlichen Psycho-Probleme hier - das möchte ich hier nicht weiter vertiefen, das gehört nicht hier rein. Gerne aber über PM.
 
lucjesuistonpere schrieb:
Kurze Nachfrage - was spielst du für Musik?
Hauptsächlich Liedbegleitung und Sachen in der Art von "Rock Piano" in Richtung Improvisation und Jazz. Will mich da nicht festlegen. ;)
lucjesuistonpere schrieb:
Es gibt bestimmte Musik, Klassik zählt dazu, die ist auf Digitalpianos schlicht unmöglich.
Das halte ich für übertrieben. Mir macht es Spaß, auch mal ein klassisches Stück auf dem Digitalpiano zu spielen. Natürlich nicht in Perfektion, aber darauf kommts mir nicht an. Daran kann ich feilen, wenn ich auf einem richtigen Klavier spielen kann (natürlich ist ein richtiges Klavier besser dafür, keine Frage)
lujesuistonpere schrieb:
Schumman oder Debussy auf einem P120 ist nicht das selbe wie auf einem echten - und sei's auch nur einem einfachen, aber intakten - Klavier.
Zustimmung. Was aber nicht heißt, dass es automatisch schlecht ist. Debussy klingt auch auf jedem Klavier etwas anders.
Und damit auch wieder back2Topic:
bluebox schrieb:
Sicherlich ist es wichtig sehr gutes Material zu haben - viel wichtiger ist es aber noch ein sehr gutes Feeling zu haben - egal was man grade unter den Fingern hat.
Genau das seh ich genauso. Wichtig ist der Spaß an der Sache und den kann man definitiv auch ohne perfekte Geräte haben. Natürlich kann und soll man drüber diskutieren, welches Material besser geeignet ist. Aber davon kann man doch nicht seine Freude an der Musik abhängig machen. Zufriedenheit ist das richtige Stichwort - wenn man merkt, dass man momentan nichts an der Situation ändern kann, dann bringt es nix, sich darüber aufzuregen. Lieber gelassen bleiben und das Beste aus der Situation machen: Musik :great:
 
naja, es kommt auch immer auf die eigenen ansprüche an, beziehungsweise auf den schwerpunkt der ansprüche.
ich glaube, ein gehör kann auf verschiedenste sachen konditioniert werden. ich persönlich hatte 12 jahre klassischen klavierunterricht und erinnere mich noch gut dran, wie nach jedem vorspiel, konzert etc. etwas instrumentenkunde mit eingeflossen ist. ich weiß noch ganz genau, wie ich hinterher mit meiner klavierlehrerin fast jedes klavier und jeden flügel diskutiert habe...sowas prägt irgendwie.
andererseits bin ich, seitdem ich im jazz-geschäft bin, unempfindlicher geworden. einerseits fehlt wohl dieser umgang mit verschiedensten akustischen instrumenten, andererseits wird man wohl doch ein bisschen abgehärtet...:)
naja, wie auch immer, ich versteh lucis probleme ganz gut, z.t. hatte ich sie selbst.
 
@samx:
Also, zu Debussy ist zu sagen, der klingt auf dem P120 tatsächlich erbärmlich. Denn Debussy ist ja ein Meister der zarten und leisen Töne - gerade mit denen hat's das P120 ja nicht als vom Charakter eher punchiges und agressives Rockpiano. ;) Mit den Romantikern aus dem 19. Jahrhundert, darunter Brahms, Chopin und natürlich mein geschätzter Schumann, ist es eigentlich dasselbe. Nur Bach klingt darauf halbwegs annehmbar.

Natürlich nicht in Perfektion, aber darauf kommts mir nicht an.
Mir aber. ;)

Schumman oder Debussy auf einem P120 ist nicht das selbe wie auf einem echten - und sei's auch nur einem einfachen, aber intakten - Klavier.
Zustimmung.
Gerade das ist ja der Punkt. Mit Klassik ist für mich unzertrennbar das Gefühl verbunden, vor einem akustischen Instrument zu sitzen und mit ihm eins zu werden. Eine recht laxe Herangehensweise nach dem Motto "Instrument ist nicht wichtig, das Feeling zählt" ist bei Rock durchaus angebracht, bei Klassik geht's aber nicht, da die Reinheit des Klangs wesentlich ist, um die durch das Stück hervorgebrachte Stimmung zu transportieren. Oder sagen wir - auf einem Digitalpiano wird dem Klavier eigentlich das beraubt, für das ich es liebe.

Es geht übrigens nicht darum, ein "perfektes", sondern ein "ausreichendes" Instrument zu haben.

So, das ist aber jetzt eindeutig der letzte Beitrag von mir zu der Thematik. Ich glaub, so langsam fängt's an, den ein oder anderen zu nerven. :D
 
Hi
Ich sehe das so, dass jeder Musiker andere Ziele verfolgt. Das Equipment richtet sich nach diesen aber auch aus den Erfahrungen der Vergangenheit und Faehigkeiten. Als Hammondspieler ohne Klavierunterricht lege ich zum Beispiel wenig Wert auf einen authentischen Klaviersound. Wichtiger ist mir als Livemusiker das hier schon angesprochene Durchsetzungsvermoegen im Zusammenhang mit der Band. Weiter noch ... Auf der Anlage die ich im Livebetrieb benutze. Und das ganze als staendiger Optimierungsprozess.
Seltsam ist, dass ausgerechnet die aelteren Synthesizer einem vom Sound her laenger ueberzeugt haben. Mir kommt es so vor, als ob mit jeder neuen Generation der Grundsound der Synthesizer "schlechter" wird. Wahrscheinlich eine subjektive Einschaetzung. Das erste dass ich bei einem neuen Synthesizer anfange ist daher, nachdem ich das Handbuch gelesen habe, meine wichtigsten Sounds der aelteren Geraete moeglichst genau zu emulieren .Seit den 80 ern habe ich das auf allen neuen Synthies so getan.Dabei immer wieder das "fuer mich" Beste einer Generation weitergegeben.Natuerlich muss man das nicht tun. Es ist eben eine Moeglichkeit seinen eigenen Sound zu finden.
Im Prinzip ist es auch ein Jammer. Die neuen Generationen bieten immer mehr Moeglichkeiten, aber immer weniger nutzen diese auch aus. Geben sich mit bischen angepassten Presets zufrieden.Dabei laesst sich mit den heutigen Maschinen eigentlich fast alles realisieren. Das ist wiederum das schoene der aktuellen Synthesizer. Man kann sie wie einen akustischen Werkzeugkasten verstehen mit dem wirklich fast alles moeglich ist.
Sich mit dieser Technik auseinanderzusetzen halte fuer eine Grundaufgabe eines Keyboarders. Und macht ziemlich viel Spass.
Ein Pianist oder reiner Hammond-Fender Spieler wird darueber natuerlich wieder anders denken.
ciao
 

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