Glückliche Beziehung: Kreativitätskiller?

  • Ersteller wanddurchdenkopf
  • Erstellt am
Ich sehe den Unterschied nicht in der Intensität und auch nicht unbedingt beim Ergebnis - jedenfalls kann ein Amateur einen sehr guten Text schreiben und auch ein one-hit-wunder kann gelingen.

Ich sehe ihn eher darin, welchen Stellenwert er im eigenen Leben annimmt. Und dass für mich schon klar ist, dass jemand, der sein ganzes Leben quasi nix als Musik und songtexte macht, einfach viel mehr Erfahrung sammelt, einen größeren output liefert und on the long run auch qualitativ mehr gute Sachen raushaut.

Aber gerade bei der Musik finde ich, dass es verdammt viele verdammt gute Amateur-Sachen gibt ... was auch daran liegt, dass man keinen formalen Abschluss dafür braucht, es keine Experten-Kommission (außer im Klassik- und Jazz- und neuerdings, scheint es, auch im Pop-Bereich) gibt, die einen am Weiterkommen hindert, und dass halt einfach mal drei geile Akkorde, ein praller Beat und eine blitzsaubere oder einfach abgerotzte Idee reichen - und mittlerweile kann man ja schon selbst produzieren und vermarkten ...

Ich glaube aber schon, dass wenn man die Entscheidung getroffen hat: Hey - ich will nix anderes als Musik machen und ich will davon leben und ich will meine Musik machen - dass das dann gehörige Auswirkungen für das eigene Leben hat.
Und das unterscheidet einen dann schon von jemandem, der sagt: Hey - Musik ist ein endgeiles Hobby und ich will in einer Band spielen und Auftritte haben.

Und ich denke, dass es in dem thread genau darum geht.

x-Riff
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Sorry für OT :engel: , aber vielleicht sollte ich mal einen Thread eröffnen, "Meine schlimmsten Songtexte" :D
Könnten wir einen workshop draus machen: songtexte schreiben - wie es nicht geht ...

sorry for OT too
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Back to topic. Kreativitätskiller glückliche Lebenslage - kenn ich auch als Berufskünstler. Schwangerschaftshormone haben bei mir wie emotionale Weichspüler gewirkt. Außer zu handwerklichen Ausführungen war ich in der Zeit nicht wirklich zu relevanten Werken/Bildern fähig und ich hatte schon abgeschlossen mit meiner "Karriere".
Nach ner Pause ging es auf einem ganz anderen Level plötzlich von allein wieder weiter und ich kam gar nicht hinterher alles auszuführen. Dem ersten Kind verdanke deshalb viele gute Bilder, dem zweiten viele gute Texte und Lieder. Und nein, es sind keine heile-Welt-trallalla-Regenbogen-Einhorn Geschichten - obwohl
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Kann ich bestätigen ! Ich habe lange Zeit aufgrund trauriger persönlicher Umstände eine Kreativitätsblockade erlebt - auf der Bühne konnte ich zwar routiniert abliefern wie immer, aber ich habe in der Zeit keinen einzigen neuen Song schreiben können. Jetzt lacht das Leben mir wieder zu, und es flutscht nur so raus....
aber bei jemandem, der eifersüchtig auf meine Vergangenheit wäre und sich wegen diesem und jenem gleich auf den Schlips getreten fühlt, hätte ich wohl ganz schnell was anderes, nämlich eine Beziehungsblockade.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Meine Erfahrung ist, daß Liebeskummer absolut beschissen für alles ist - außer für die Kunst. In solchen Phasen brauche ich einfach den Ausdruck schon aus selbsttherapeutischen Gründen.
Andererseits habe ich aber auch einige meiner besten Songs geschrieben als es mir in einer Beziehung gut ging und ich zufrieden und glücklich war.

Unglück als Voraussetzung für Kreativität - Das ist so ein romantischer Mythos. Gibt auch einen Roman zu dem Thema, "Vincent" heisst der von Joey Goebel. Da geht es genau um das Thema, einen Künstler im Unglück zu belassen, damit seine Kreativität profitiert.
 
Ne glückliche Beziehung verhindert das Schaffen von erbärmlichen Schmachtsongs unerwiederter Liebe, Schnulzen, Musik bei der man sich beim Hören fremdschämt...

Seid glücklich und macht coole Mucke draus!

Aus Depri, Schmacht und Schmerz wird zu leicht und zu schnell kitsch und ekelkram ;)
 
Ich glaube, die Trennlinie zwischen Kitsch/Oberflächlich und Tiefgang/Inhalt ist komplett themen- und stimmungsunabhängig.

Der oberflächlichste Schlager ist nicht tiefsinniger als eine Schmalztränenrührnummer ohne Tiefgang bzw. umgekehrt genau so.
Ich bin immer versucht, zu sagen, dass der Unterschied ist, dass man für das Glücklichsein keine Worte braucht, um sie auszudrücken ... das mag so sein - aber das gilt eigentlich fur Unglücklichsein genau so: im Prinzip braucht man für diese beiden Gefühle gar keine Texte ...
 
BTW: Wenn ich unglücklich bin, habe ich nicht für fünf Pfennig Lust, kreativ zu werden. Lieber ergebe ich mich dem Schicksal und trinke Alkohol vorm Fernseher, bis es mir wieder gut geht.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
BTW: Wenn ich unglücklich bin, habe ich nicht für fünf Pfennig Lust, kreativ zu werden. Lieber ergebe ich mich dem Schicksal und trinke Alkohol vorm Fernseher, bis es mir wieder gut geht.

Da bin ich offensichtlich ganz anders gestrickt. Wenn's mir schlecht geht brauche ich ein Ventil. Mit "Lust haben" hat das eigentlich nicht soviel zu tun.
Und Alkohol hilft mir nicht, der macht mich nur noch sentimentaler und obsessiver. Dann lieber Songs schreiben und Bilder malen.
Aber wie gesagt, das alles kommt auch in glücklichen Phasen. Ich bin da nicht so wählerisch mit meiner kreativen Muse.
 
Mit "Lust haben" hat das eigentlich nicht soviel zu tun.

Anders formuliert. Im Leid könnte ich nicht schreiben, käme gar nicht auf die Idee. Mir fehlen glaube ich auch die Worte, Leid auszudrücken.

Und Alkohol hilft mir nicht, der macht mich nur noch sentimentaler und obsessiver.

Es kenne sogar jemanden, bei dem die Kombi Leid/Selbstmitleid und Alkohol zu Depressionen und letztendlich zum Suizid geführt hat. Daher soll man das auch bitte nicht als Empfehlung verstehen.

Das ist bei mir praktischerweise anders. Nach zwei Wochen allein vorm Fernseher mit zwei Flaschen Wein ist das Problem zwar nicht weg, hat sich aber bereits vom Bauch in den Kopf verschoben. Und da nervt es schon erhebich weniger.

EDIT: Übrigens finde ich frisch verliebt sein genauso anstrengend wie das Leid beim Scheitern. In beiden Fällen wünsche ich mir möglichst schnell den Normalzustand zurück.
 
EDIT: Übrigens finde ich frisch verliebt sein genauso anstrengend wie das Leid beim Scheitern. In beiden Fällen wünsche ich mir möglichst schnell den Normalzustand zurück.

Aber am allerschlimmsten ist frisch oder überhaupt verliebt sein und der andere ist es nicht ;-( Das ist für gar nichts gut - außer für die Kunst. Yeah...
Ich würde trotzdem gerne verzichten, wenn mich mal wer fragen würde. So bleibt mir eben nichts übrig als alles in Kreativität umzusetzen. Ist sonst ja eben auch sinnlos.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Es kenne sogar jemanden, bei dem die Kombi Leid/Selbstmitleid und Alkohol zu Depressionen und letztendlich zum Suizid geführt hat. Daher soll man das auch bitte nicht als Empfehlung verstehen.

Leider bin ich für jegliches Ertränken von Leid unbegabt. Alkohol verstärkt bei mir alle Gefühle. Und am nächsten Tag hab ich Migräne. Weinen macht auch Migräne. Drogen anderer Art scheiden sowieso aus. Da kann man nicht mehr viel machen außer eben was kreatives.
 
Was ich bei deinem Posting, @wanddurchdenkopf, nicht ganz nachvollziehe, ist warum glückliche Lebensumstände dich daran hindern, die Konflikte, die zugegebenerweise für einen griffigen Text unerlässlich sind, mental zu erzeugen. Ich bin zwar nur Amateur-Songschreiber - Kurzgeschichten habe ich auch geschrieben, und die verlangen auch Konflikte - aber Traurigkeit oder Melancholie, die Konflikte zwischen Soll und Ist, kann ich an Ereignisse außerhalb meiner eigenen Erfahrungen oder meiner Beziehung in der Fantasie heraufbeschwören und textlich bearbeiten.

Bin ich überglücklich, eine liebe Freundin zu haben, so kann ich mir vorstellen, wie schrecklich es wäre, wenn ich sie verlieren würde, bzw. nie kennengelernt hätte. Oder wenn ich an all die Segen denke, die die Liebe zu ihr mit sich bringt, so kann ich gerade dann in ein Lyrisches Ich schlüpfen, dem diese Segen fehlen.

Wenn ich die Befürchtung habe, meine Freundin mit schmachtenden Sehnsüchten nach erfüllter Liebe vor den Kopf zu stoßen, so kann ich ihr sagen, "So erging es mir, ehe ich dich kennenlernte."

Aber auch verliebte Verse an die liebe Freundin kann ich mit Konflikten beladen, indem ich mich z.B. über die Unmöglichkeit beklage, ihre Schönheit und Güte je in Worte zu fassen (siehe Shakespeares Sonnette Nr. 18: "Shall I compare thee to a summer's day?/Thou art more lovely and more temporate ...")

Vielleicht wäre es gut, deine Freundin mit dem Begriff des Lyrischen Ich vertraut zu machen. Dann kannst du aus Beobachtungen, die du in deiner Umgebung machst die Konfliktsituationen anderer zu deinen Themen machen. Das erfordert lediglich ein wenig Empathie deinen weniger glücklichen Mitmenschen gegenüber.

Ich finde es, gerade wenn es mir emotional gut geht, manchmal heilsam, durchzuspielen, wie es wäre, wenn es anders wäre. Den die Lyrik ist ähnlich wie die Fiction - sie erlaubt es, das durchzuspielen, was nicht ist, was aber sein könnte.

Cheers,
Jed
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben