Ich hatte die Gibson-Diskussion hier ehrlich gesagt schon deutlich früher erwartet, aber irgendwie ist sie ja auch berechtigt... Das vorweg: Ich bin dir auch keinstenfalls böse, ich habe bei meinem Entscheidungsprozess natürlich auch Gibson miteinbezogen und musste für mich selbst ersteinmal klären, wie wichtig der "richtige", originale Name auf der Kopfplatte wäre.
mit was anderem als "Gibson" auf dem Headstock auszugeben, ist doch eigentlich eine direkte Geldverbrennung
Nun ja, da hat so jeder seine Erfahrungen gemacht. Für meine Begriffe zahlt man bei einer großen Firma wie Gibson immer extra für den Namen und deren Marketingausgaben oben drauf, hat aber als Ausgleich einen sehr guten Werterhalt.
Der Werterhalt stand bei mir persönlich nicht zur Debatte, da die Maybach für immer bleiben wird.
Eine 90s Standard ist sicherlich auch eine gute Gitarre, aber ich denke nicht, dass sie all die Eigenschaften aufweist, die für mich wichtig waren:
- leichter, nicht zusammengestopselter Mahagonikorpus
- dicker, einteiliger Hals mit Long Neck Tenon
- sehr gute Pickups (ich erhebe nicht den Anspruch zu sagen, dass die Ambers die allerbesten seien, aber ich habe noch keine besseren von Gibson gespielt...)
- Custom-Optik
- Alu Bridge und Tailpiece
Hätte ich eine 90s Standard dahingehend modifiziert, wäre sie weit teurer geworden, und ich hätte nicht mal meine erwünschte Custom-Optik. Hätte ich auf die Optik bestanden, wäre ich bei dieser hier gelandet:
https://www.thomann.de/de/gibson_lpcstbk.htm
Die ist aber gar nicht aus dem Custom Shop (verwirrend, wie viel Custom bei Gibson aus den Fabriken kommt), und klang bei meinen Tests in diversen Läden - gelinde gesagt - mittelmäßig. Das kann ich deshalb so selbstsicher sagen, weil ich eben schon seit meiner Kindheit dieses Design der schwarzen Custom so faszinierend fand, dass ich in den meisten Gitarrenläden, in denen ich auf Reisen war, eine LP Custom angespielt habe.
Und wenn wir beim Preisvergleich bezüglich Neuware bei Gibson vorbeischauen, sehen wir, dass der Hersteller nun wohl alle soundmäßig vintageorientierten Kunden fast ausnahmslos in den ziemlich teuren Custom Shop locken will. Ohne Zweifel sind das auch sehr gute Gitarren, aber ich bezweifle, dass die durch die Bank deutlich besser klingen als die Maybach.
Ich verstehe deine Zweifel bzgl. Werterhalt gerade deshalb, weil Maybach eben eine noch sehr unbekannte und kleine Marke ist. Ich denke, wenn nun statt Maybach "Edwards" oder "Tokai" auf der Kopfplatte stünde, hättest du das nicht als "Geldverbrennung" beschrieben, oder doch? Diese beiden Marken sehe ich übrigens, was das P/L-Verhältnis und die Qualität angeht, als direkte Konkurrenz zur Maybach.
Wenn ich eine RICHTIG geile Paula will, lege ich noch einen Tausender drauf und erwerbe eine R8 - da gibt es dann auch überhaupt keine Ausreißer mehr.
Ich weiß nicht, wie du das mit den Ausreißern meinst, aber ich interpretiere das so, dass im Preissegment unter dem Custom Shop eine gewisse Anzahl Ausreißer bei Gibson existieren. In welchem Maße möchte ich hier gar nicht weiter vertiefen, sonst reiht sich dieses Review in die große Schlange der Gibson-Eskalations-Threads ein; je mehr produziert wird, desto mehr schlechtere Stücke sind mit dabei. Jedoch wäre es für mich die größte Geldverbrennung, einen solchen "Ausreißer" zu erwischen.
Lieben Gruß
P.S.: Um dich final zu beruhigen, ich habe nicht 1649€ verbrannt, sondern deutlich weniger. Jedoch sehe ich diesen Preis als angemessen an.