Und wehe du berichtest nicht ausführlich
@Bruce_911 !
Bittesehr:
HB TE-52: Licht und Schatten
Meine Tele ist da! Habe die Online-Bestellung dann doch storniert und bin in den Laden gedüst.
So hatte ich auch einen Vergleich zwischen der 52 und der 60€ teureren TE-80.
Letztere klingt trocken wie plugged doch deutlich höhenmittiger mit magerem Bassanteil, was für die reinen „Twang-Stile“(Country, etc.) gut ist, wer aber eine im Frequenzgang ausgewogenere Gitte sucht, greift besser zur TE-52, die auch gut twangt, aber deutlich mehr in Richtung Allrounder geht.
Das soll nur ein Kurzreview werden, daher keine Klangbild-Messungen, Tonproben, etc.
Korpus:
3-streifig, eine Fuge auf Höhe der A-Saite, die andere ca. 2 cm vom oberen Korpusrand entfernt, also nur ein dünner Streifen am Rand der oberen Korpushälfte. Holz weist keinen so schönen Tangentialschnitt wie bei der Tele von schmendrick auf, aber sauberer Radialschnitt. Die beiden Haupt-Korpushälften sind zwar jede für sich schön gerade (in Längsachse) streifig gemasert, aber sie passen nur bedingt zueinander, da die eine Hälfte weit feiner gemasert ist als die andere (Abstand der Jahresringe). Die angegebene „Amerikanische Esche“ ist übrigens ein Gattungsname, sagt also noch nichts über die Herkunft aus. Ansonsten tadelloses Vollholz, massiv und unverzogen, mit Klarlackfinish.
Hals:
Aus einem Stück, ungeschäftet. Halsverlauf 1a! Keine Verwindung, Höhenprofil wie es sein soll. Angenehm zu spielen, nicht zu rutschig und nicht pappig. Schätzungsweise geölt. Aber: Skunkstripe nur aufgebrushed! WTF? Halstab also griffbrettseitig verbaut. Ausserdem eine kleine Kerbe am Übergang zum Griffbrett in der Höhe des 5. Bundes, ca. 1 cm lang und 1 mm breit/hoch. Spürt man nicht, hätte aber bei der Qualitätskontrole rausfliegen müssen. Ordentliches D-Profil, aber kein Baseballschläger. Spaltmaße zum Korpus gut, allerdings ist die obere Korpuszunge am Übergang zum Hals an ihrer Spitze nicht gerade, sondern leicht schräg gefräst, also nicht ganz bündig mit dem Hals. Dahinter aber kein nennenswerter Spalt mehr.
Griffbrett/Bünde:
Ich musste wirklich 2 mal hinschauen ob es wirklich Holz ist und nicht so ein Verbundstoff a la Resinator u.ä., weil Maserung kaum erkennbar. Oberseite farbig gewachst/gebeizt(?), passend zum Farbton des Korpus und unpoliert. Bundschlitze zu tief gesägt, aber bei einer Ahorn/Ahorn-Kombi kein Drama.
Bünde wie immer bei HB rauh wie S**, Benden eine Mutprobe, daher eine Runde Stahlwolle nötig. Bünde abgeschrägt, aber nicht gerundet, vom Spielgefühl her aber unauffällig.
Wegen des geraden Halses nach ein bisserl Einstellen kein (!) Saitenschnarren nirgendwo, keine Dead Notes, etc, gar nichts. Saubere Intonation übers gesamte Griffbrett.
Aber: Die Dots sind auch nur gebrushed, genauso wie die „gemalte“ Verkleidung/Hülse des Halsstab-Zugangs!
Mechaniken:
Vintage-style Mechaniken (Deluxe), nur ein wenig dicker, Flügel Kluson-style. Halten Stimmung gut. Angenehmes, wenn auch nicht spielfreies, Laufgefühl. Kein Grund, diese auszutauschen.
Sattel:
Sauber eingesetzt. Kerbung ok, Saitenhöhe auch. Material bin ich mir nicht sicher, tendiere also zu einfachem Kunststoff. Saiten laufen ziemlich ruckelfrei und teletypisch gerade durch. Ein bisserl Graphit habe ich trotzdem drauf.
Brücke:
Verchromtes Billigteil, mutmaßlich Blech, auch die Reiter. Es ist wohl diesem Teil zu verdanken, dass der Ton auch etwas blechig klingt. Plattenstärke etwas dünn, ca. knapper Millimeter, halbwegs entgratet. Reiter sitzen rechtwinklig (!) auf Justierschrauben. Saitenverlauf zu nahe an den Madenschrauben. Austauschen!
PU‘s. Potis und Klang:
Die PU‘s verrichten ihren Dienst ganz gut, Der Klang ist voll, guter Bassanteil, dafür etwas schwach ausgebildete Höhen. Der Hals-PU ist dann doch etwas sehr dumpf. Der Bridge-PU twangt da schon besser. In der Mittelstellung ergänzen sich beide gut zu einem ausgewogenen Klangbild. Beide sind aber eindeutig keine „speziellen“ Tele-PU‘s. Wer‘s noch knackiger, Banjo-artig mag, greift wiegesagt, zur TE-80 oder tauscht eben so wie ich es vorhabe, weil gerade in der Schublade, die PU‘s gegen was Besseres.
Potis laufen schön und sind in der Wirkung genügend effektiv.
Schlagbrett:
Wegschmeissen! Dellen, Kratzer, Flecken, unsaubere Grate an den Kanten!
Fazit:
Cheapo at its best. Hatte schon bessere HB‘s; die eine meiner beiden Besten liegt preislich grade mal 20€ drüber UND hat ein Tremolo. Aber die Basis stimmt; also etwas zum pimpen, wer hätt‘s gedacht?
Kontra:
Hier und da ein paar Tricksereien (um nicht Besch***) zu sagen, Licht und Schatten bei der Hardware, Werkssaiten macht man besser gleich runter. Und diese Kerbe am Hals kostet auch nichts extra. Tja, 129 Tacken, Leute; da wird gespart wo geht. Und wer hat auf diesem Schlagbrett Brotzeit gemacht?
PRO:
Klang besser als erwartet, macht Laune, besser als jede Squier Affinity. Gute Holzbasis, gute Verarbeitung, v.a. der sauber intonierende Hals macht glücklich, weil schnurgerade (Krümmung durch Einstellung jetzt ausser Acht gelassen).
Liebhabfaktor insgesamt: 7 von 10. Vintage-Coolnessfaktor: 100%.
PS: Input Jack-Mutter hält!!!