Gibt es Stimmen, die einfach nicht belten KÖNNEN?

  • Ersteller Sunny_Hunny
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Wenn es weh tut, lass es sein! Anzerren geht an einer anderen Stelle vonstatten, als die meisten Leute denken: Das passiert nie im Hals, sondern bei ausreichender Stütze am weichen Gaumen. Zusätzlich ist es mit Belting/Apfelbiss-Mundstellung deutlich einfacher und klingt dann genau so, wie es soll.

Ich höre bei dem Beispiel allerdings überhaupt nix angezerrtes. Du kommst bei dieser "Technik" nicht in die Höhen und die Brillanz ist flöten, weil ein Resonanzraum nicht ordentlich genutzt wird und weil du irgendwie verspannt bist, wo du es nicht sein solltest, oder? Es klingt, als ob du dich zurückhältst und nicht "loslässt" (obwohl es immer noch gut klingt).

Versuch mal, die Nase leicht zu kräuseln, Apfelbissstellung und Kopf leicht nach vorn neigen (das hat den Sinn, dass die Halswirbelsäule und damit die Luftröhre annähernd gerade sein sollte). Anzerren sollte niemals schwierig sein, es sollte nie weh tun und man kann es mitten im Satz ein- und ausschalten. So ist es bei mir zumindest.

Meine Tipps hören sich sicher albern bis blasphemisch an für Leute, die klassischen Gesang gelernt haben, aber wenn man auf diese Art singen will, darf man nicht bloss irgendwie herumdrücken. Sonst klingt es nicht nach Gesang, sondern bestenfalls nach lautem Rufen, also irgendwie unmusikalisch - so wie dein Beispiel, verglichen mit deinem Gesang in den Beispielen weiter oben ;)
Ich habe jedenfalls nur ein paar Stunden gehabt und bin kein Gesangslehrer. Wenn du eine gute Lehrerin für diese Art zu singen suchst, gebe ich dir gerne einen Tipp für Heidelberg und Umgebung.
 
Übrigens habe ich gestern abend ein ganz wundervolles Livekonzert im TV gesehen, ihr werdet die Sängerin nicht kennen, aber das ist ja auch egal. Sie sang u.a. argentinische Tangos - und da geht es stimmlich zur Sache. Man kann einige Passagen mit klassischem Ansatz singen und mit Koloraturen verzieren (was sie auch sehr gekonnt tat), muss aber immer wieder total aus sich herausgehen und sein Leid herausschreien. Sie zerrte dann die Stimme an und da war nix mehr mit runder Mundstellung usw. - sie ging in die Fauchstellung (Buddy Polly hat es Apfelbißstellung genannt, wir meinen sicher dasselbe).
Ich habe festgestellt, daß ich es ganz genauso mache, und anscheinend genauso intuitiv wie sie, und daß kein klassischer GL mir das jemals hat austreiben können ;)
Ich suche mal auf Youtube, ob ich was von ihr finde. Sie ist fantastisch, ich bin immer noch total beeindruckt.
 
Ich habe festgestellt, daß ich es ganz genauso mache, und anscheinend genauso intuitiv wie sie, und daß kein klassischer GL mir das jemals hat austreiben können ;)
Das glaub ich Dir gerne :) Ich faende es auch ziemlich unnatuerlich fuer mich, wenn ich grad so richtig sauer auf jemanden bin, den mit klassisch runder Mundstellung anzufloeten (fauchen geht damit ned so gut...) Da haben selbst x Jahre GU nicht geholfen ;)
 
Sie zerrte dann die Stimme an und da war nix mehr mit runder Mundstellung usw. - sie ging in die Fauchstellung (Buddy Polly hat es Apfelbißstellung genannt, wir meinen sicher dasselbe).
Ich habe festgestellt, daß ich es ganz genauso mache, und anscheinend genauso intuitiv wie sie, und daß kein klassischer GL mir das jemals hat austreiben können ;)

Ganz genau dasselbe sogar :) Ich habe den Begriff Apfelbißstellung mal hier gelesen, ich kannte das vorher als Beltingstellung, den Begriff hatte ich aber ebenfalls von hier*g*. Fauchstellung finde ich übrigens ausgesprochen passend, genau so fühlt es sich auch an, wenn ich so singe. Ich brauche dabei aber meist mehr Luft als mit runder Mundstellung - ist das bei dir auch so?
Bevor ich Unterricht hatte, habe ich fast alles so gesungen. Zusätzlich habe ich die Zerre (bei eher bruststimmigen Tönen) aus der Kehle geholt, allerdings war ich dadurch intuitiv recht leise, damit ich nix kaputtmache. Darum klang meine Stimme auch immer so, wie sie klang - die runde Mundstellung musste ich erst lernen.
 
Ganz genau dasselbe sogar :) Ich habe den Begriff Apfelbißstellung mal hier gelesen

Vielleicht sogar in einem meiner postings ;) Ich habe den Begriff öfters verwendet, bevorzuge inzwischen aber "Fauchstellung", weil es mich irgendwie an eine fauchende Katze erinnert. Man zeigt die Zähne, die Nase ist leicht gekräuselt, und so ähnlich sieht man auch aus, wenn man wütend ist und jemanden aus den Untiefen seines Bauches heraus anschreit.
Inwieweit man das nun "machen" kann, weiß ich nicht, man muß es schon auch wirklich fühlen. Introventierten Charakteren dürfte das sicher schwer fallen.
Ob ich dabei mehr Luft brauche, weiß ich gar nicht, aber es kommt mir nicht so vor.

Übrigens liefen dieser Sängerin, die mich gestern so beeindruckt hat, nach einigen Songs Tränen die Wangen herunter. Sie hat sie wirklich durchlebt. Tango argentino kann sehr emotional und tragisch sein. Das fehlt mir auch oft bei diesen glatten Musical-Mädels, ihr Gesang kommt mir mitunter arg gekünstelt vor, vielleicht kann ich mich deshalb nicht so recht für Musical erwärmen.
 
Hehe, kann sein, dass ich das von dir geklaut habe - in dem Fall bitte ich um Entschuldigung *g*
Ich hoffe du hast nix dagegen, wenn ich Fauchstellung jetzt übernehme :)
Hm, wenn du nicht mehr Luft brauchst, dann verpufft da bei mir vielleicht etwas "Power" unnötig. Dann werde ich mal daran arbeiten!
 
Hehe, kann sein, dass ich das von dir geklaut habe - in dem Fall bitte ich um Entschuldigung *g*

Das ist ganz unnötig, der Begriff ist eh nicht von mir. Kommt überall in der einschlägigen Literatur vor...

Ich hoffe du hast nix dagegen, wenn ich Fauchstellung jetzt übernehme :)

Nö, hab nix dagegen :) Ich weiß nicht, ob ich den Begriff selber kreiert habe oder ob er nicht auch aus der Fachliteratur stammt.... wahrscheinlich ist Letzteres der Fall !

Hm, wenn du nicht mehr Luft brauchst, dann verpufft da bei mir vielleicht etwas "Power" unnötig. Dann werde ich mal daran arbeiten!

Wie gesagt, ich weiß es nicht genau. Auf die Luft achte ich nie. Daheim hab ich auch nicht so wirklich Gelegenheit zum "Herumfauchen", aber beim nächsten gig werde ich mal darauf achten, wie es sich mit der Luft verhält !
 
Übrigens liefen dieser Sängerin, die mich gestern so beeindruckt hat, nach einigen Songs Tränen die Wangen herunter. Sie hat sie wirklich durchlebt. Tango argentino kann sehr emotional und tragisch sein. Das fehlt mir auch oft bei diesen glatten Musical-Mädels, ihr Gesang kommt mir mitunter arg gekünstelt vor, vielleicht kann ich mich deshalb nicht so recht für Musical erwärmen.


Hallo Bell,

WER sind denn die "glatten Musical Mädels"??

Ich finde ja Musical Emotion pur. Bei Aida weine ich jedes Mal, wie zerissen sie ist zwischen den Erwartungen ihres Volkes und der Liebe zu einem Ägypter; Wicked berührt mich tief, Elphaba, die missverstandene Revolutionärin; Tarzan ebenfalls, wie berührend er davon singt, ein Mensch zu sein....
Nur einige Beispiele.

Shana
 
Musikalische Genres und Gesangsstile sind Geschmackssache, deshalb vergisst Du am besten, was ich geschrieben habe, das war Blödsinn. Die Tatsache, dass ICH Musical-Gesang (und auch die Musik) oft als gekünstelt oder steril empfinde, muss nicht heißen, daß es auf andere ebenso wirkt. Es könnte ja genauso sein, daß Du die Tanguera, die mich so begeistert hat, als hohles Pathos transportierende Sängerin empfindest.
Also, back to topic ;)
 
Habe mir die aufnahmen auch angehört - klingt für mich definitiv nach Musical, nur eben nach einer Sopranstimme, da die Stimme weich, voll und hoch gelagert klingt.
Alte Disneyfilme oder Jazz würden passen:
z.B. Arielle
http://www.youtube.com/watch?v=qwEoWrIiWdA&translated=1


der "Maskensitz", von dem ihr sprecht (Apfel im Mund etc) ist doch eher klassish, soweit ich weiß. Beim natürlichen Gesang resoniert die Stimme doch auch natürlicher (wie beim sprechen)????
 
der "Maskensitz", von dem ihr sprecht (Apfel im Mund etc) ist doch eher klassish, soweit ich weiß. Beim natürlichen Gesang resoniert die Stimme doch auch natürlicher (wie beim sprechen)????

Klassisch wäre eher die schmale, runde, vertikale Mundöffnung.
Es ist auch nicht "Apfel im Mund" gemeint. Es schaut eher so aus, als wolle man in selbigen hineinbeißen. Die Mundstellung ist dann eher in die Breite gezogen. Wie bei einer fauchenden Katze. Im klassischen Gesang ist diese Mundstellung, soweit ich weiß, ziemlich verpönt, jedenfalls haben alle klassischen GL, bei denen ich jemals war, darauf geachtet, daß der Mund schmal und rund bleibt.
Im Contemporary hab ich mich dann auch eine Weile daran gehalten, jetzt nicht mehr, es ist eine ziemlich blödsinnige Anweisung für manche Stile.
 
Ich finde, dass alles, was antrainiert klingt, künstlich klingt. Du meinst dann wohl eher das Ansatzrohr mit der Mundöffnung. Das mit dem "in einem Apfel beißen" habe ich GERADE im klass. Gesang gelernt, damit die Stimme Weite, Höhe und Resonanz besitzt.
Hab mir das aber wieder abtrainiert, seit ich nicht mehr klass. singe, weil meine Stimme diese Art zu singen als unnatürlich empfunden hat.
Andererseits ist ein guter Stimmsitz wohl generell in jeder Gesangsrichtung zu empfehlen.

hier sieht man einen natürlichen + klassischen Sängermund (Mundstellung)
http://diepresse.com/images/uploads/9/5/e/321886/thumbDi_roteskleid_AP.jpg

hier auch etwas
http://todopera.files.wordpress.com/2009/04/dessay3.jpg

oder hier
http://www.sf.tv/piccache/webtool/data/pics/swissawardmanualx/cecilia_bartoli_w281_h_m.jpg
 
Naja, ist halt nervig wenn man ständig irgendwie abgelehnt, rausgeschmissen oder in den Sopran, den sonst keiner singen kann, des Chors 'verbannt' wird, weil die Stimme laut Regisseur/Casting Director, was auch immer zu langweilig ist und nicht genug 'Durchschlagskraft' hat. :(
 
Ich finde, dass alles, was antrainiert klingt, künstlich klingt. Du meinst dann wohl eher das Ansatzrohr mit der Mundöffnung.

Nein, das meine ich nicht. Ich habe es mir auch nicht extra "antrainiert" und es hat mir auch kein GL beigebracht. Ich hab früher gerne Rock gesungen und habe es einfach intuitiv so gemacht. Wahrscheinlich hab ich es mir von anderen Rocksängerinnen abgeschaut.
Die Bilder, die Du gepostet hast, zeigen für mich eindeutig die runde, vertikale Mundstellung. Also das Gegenteil von der Fauchstellung.
 
weil die Stimme laut Regisseur/Casting Director, was auch immer zu langweilig ist und nicht genug 'Durchschlagskraft' hat. :(
Das Problem kannst und wirst Du aber nicht ausschließlich mit Belting lösen können.
Meine Stimme hat auch einen haufen Durchschlagskraft wenn ich sie nicht belte. Und die Emotion - also das, was Du brauchst um nicht langweilig zu sein - hat auch nichts mit Belting zu tun. Klar kommen bei mir manche Stücke erst so richtig zum Tragen, wenn ich den Belt voll ausspiele, aber langweilig sind sie schon vorher nicht.
Vielleicht solltest Du in Richtung Interpretation/Schauspielerei arbeiten, ehe Du weiter an Deiner Stimme biegst.
 
Naja, der Kommentar ist halt, dass sie mehr "Power" in der Stimme haben wollen. Die habe ich erst ab einer gewissen Höhe bei klassischer Technik so wirklich, aber beides ist im Contemporary nicht unbedingt gefragt.
 
Das mit der Durchschlagskraft hat aber eher mit dem Stimmfach zu tun, statt mit der Technik: echt lyrische Stimmen, Koloraturstimmen und Soubretten resonieren anders als Spintos oder dramatische Stimmen.
Echt lyrische stimmen, Koloraturstimmen und soubrettige Stimmen haben oft auch ein stärkeres Vibrato, klingen weicher und nicht so hart "geschossen" oder wuchtig, dafür natürlich schön berührend.

ich bin selber lyrisch mit Koloratur - damit aber sehr zufrieden, da ich privat selber solche Stimmen gerne höre.
Allerdings habe ich eine große Stimme - kommt vom Lyrischen. Allerdings ohne Durchschlagskraft.

Außerdem:
Tolle Popstimmen, die klar, weich und hoch klingen, gibt es doch etliche:

Tonbeispiele:
Sarah McLachlan
http://sarahmclachlan.com/news.jsp

Lisa Miskovsky
http://www.youtube.com/watch?v=_FOHAEKZUZ0&translated=1

Barbra Streisand
http://www.youtube.com/watch?v=BHqAllSQ_eM

Becky Taylor
http://www.youtube.com/watch?v=Z54zJ10eGyA

Sheena Easton
http://www.youtube.com/watch?v=8BOWrm4xzQ0

Regina Spektor
http://www.youtube.com/watch?v=CPMIXk-ipT0

Sally Oldfield
http://www.youtube.com/watch?v=ZUyTU4Kov0o&translated=1



es kommt wohl eher auf die Liedauswahl dann an - alle diese Lieder sind "getragene", weich klingende,. aber ausdrucksstarke, schön klingende, fast balladenartige Songs. Da kommt dann die Anlage der Stimme (angeborene) heraus.
Rock passt wohl eher nicht so zu lyrischen + Koloraturstimmen, wenn kein dramatischer Anlagenteil vorhanden ist.
Jede Stimme hat andere Anlagen - deshalb gibt es ja die stimmfächer. wobei man schon sehr aufpassen muss, nicht zu "schubladenhaft" zu denken, gerade weil jede Stimmanlage anders ist und eine Stimme sich auch entwickeln kann mit Technik etc.
Im Popbereich gibt es ja die Fächer eh nicht so, wobei die Anlagen wie helle oder dunkle Stimme, leichte oder schwere Stimme, kleine oder große Stimme etc ja schon vererbt sind (wie alles andere auch - Figur, Haarfarbe etc)



das Beltingbild zeigt sich im klassischen Gesang in der Extremhöhe - nennt sich "Breitenspanne".
Bei jedem ist wohl das resonierende Maskengefühl auch anders, eben gerade abhängig von
Anatomie und Stimmfach, unabhäbgig ob klassisch oder contemporary bzw klingt bei jedem anders.
Die durchschlagskraft wird wohl immer durch die Maske erzielt. Das klassische Ansatzrohr ist auch nicht das gleiche wie der Maskensitz.

Andererseits resoniert meine eigene Stimme beispielsweise mit der "Popgesangsmaske" besser als mit der "klassischen Maske", gerade weil diese breiter sitzt.
Wenn ich diese "Belting - Breitenspanne" versuche, dann schießt die Stimme richtig heraus, ich spüre allerdings auch, dass ich eine leichte Stimme habe.
Mit der "Maske im klassischen Gesang" resoniert meine Stimme gar nicht so richtig - sitzt weiter oben im Kopf irgendwie, und da fühlt sich meine Stimme unwohl.
Scheinbar hat die Art des Resonierens SCHON mit der Art der Stimmführung (Pop oder Klassik) zu tun???? Oder mit den Naturanlagen???
Ich bin wohl ein Beispiel für eine sehr hohe lyrische + Koloratur- Stimme, der das Belting besser liegt als dioe Klassiktechnik, hat wohl nix mit dem Stimmfach zu tun dann.
 
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Ok, das sind aber auch alles Sänger, die es geschafft haben ihr eigenes Ding auf den Markt zu bringen. Wenn man in Rollen von Bühnenproduktionen passen muss, wird's schwierig. Find ich zumindest. :(

Ich finde zB Sarah McLachlan auch super - aber mir würde jetzt ehrlich gesagt keine Rolle einfallen, für die sie stimmlich passen würde. :gruebel:
 
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