Es kommt eben total auf die jeweilige Gesangsstimme an. Wenn sie eher "dünner", also weniger "bassreich" ist und die Zischlaute stärker betont sind, kann ein Beta58A, in Extremfällen auch ein SM58, oder ein anderes dynamisches Mikro mit stärkerem Nahbesprechungseffekt und einem starken Höhencut ab 15/16kHz die bessere Wahl sein. Allerding muss dann der Sänger/die Sängerin konsequent mit den Lippen am Mikrokorb kleben und der Kompressor die lauter gesungenen, höheren Passagen runterregeln. Sobald man hier mit "Mikrofontechnik", also größerem Mundabstand zum Mikrofon, arbeitet, wird die Stimme in den lauteren Höhen durch den größeren Abstand schnell zu dünn. Hier sind die Kondensatormikros wie das AT2010 deutlich im Vorteil, da sie diesen Nahbesprechungseffekt lang nicht so ausgeprägt haben und sich somit der Klang nicht durch größeren Mikrofonabstand ändert.
Warum nutze z.B. ich mein AT2010 viel lieber als mein altes AKG D321, ein SM58, Beta58A, oder sogar das Beta87C, oder E865?
Weil meine Stimme gerade im Nahbesprechen sehr bassreich ist und dann schnell mulmt, vorallem wenn die Höhen für die Verständlichkeit fehlen.
Gerade diese Höhen bringen bei mir die Brillianz in die Stimme, die sie charakteristischer, klarer und verständlicher macht. Da ich (vorallem beim Singen) keine S-Laute überbetone, dürfen die Höhen auch wirklich drin bleiben und meine Stimme klingt mit der passenden Bassabsenkung einfach warm und trotzdem klar und detailiert.
Da ich meistens beim Singen auch Gitarre spiele, freue ich mich sehr darüber, dass ich ab einer gewissen Tonhöhe und damit einhergehender Lautstärke um einiges mehr an Bewegungsfreiheit habe, als ich das bei den anderen Mikrofonen hätte. Bei leisen und tiefen Passagen gehe ich ganz an den Mikrofonkorb, aber bei den lauteren, höheren Stellen z.B. im Chorus, oder wenn ich Oberstimmen singe, kann ich durchaus auch mal 20-30cm weg vom Mikro und mich dadurch im Rhythmus, in der Musik bewegen und werde trotzdem gut gehört und meine Stimme hat weiterhin die Wärme (durch den geringeren Nahbesprechungseffekt).
Ich mache aber nicht nur auf der Bühne Musik, sondern sitze mindestens genauso häufig hinter dem Mischpult und mische andere Bandkonstellationen mit verschiedensten Sängerinnen und Sängern.
Da mache ich sehr ähnliche Beobachtungen und zumindest zwei Sängerinnen und zwei Sänger haben sich dann auf meine Empfehlung nach einem Test mit meinem AT2010 genau dieses Mikro gekauft und es klingt einfach besser.
Trotzdem gibt es zwei Sänger und eine Sängerin mit stärkerem S-Laut- und Höhenanteil und weniger Bass in der Stimme, bei denen ich bewusst das Beta58A einsetze.
Bei anderen Sängerinnen und Sängern mit stärkerem Bassanteil nutze ich dann viel lieber das Beta87C, oder das E865 um entsprechend mit der Mikrofoncharakteristik gleich besser zur Stimme zu passen um dann weniger heftige Eingriffe per Equalizer im Pult machen zu müssen.
Die klingen alle bei entsprechender EQ-Anpassung auch über ein Beta58A gut. Aber im direkten Vergleich gewinnen bei ihnen (und mir) die Condenser-Mikros den Klangvergleich.