Hier werden gerade ne Menge Klischees gestreut, die man so nicht stehen lassen kann. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Motivation, Frustrationstoleranz, Teamfähigkeit, Engagement usw. sind Eigenschaften, die weder was mit dem Alter noch mit dem Geschlecht, noch mit dem Instrument zu tun haben. Und die Smartphone-Problematik kann man auch nicht nur der U30 ankreiden. Im Gegenteil. Ich glaube, dass die Jüngeren da viel besser mit umgehen können. Klar, es gibt so ein paar Social-Media-Junkies, die alles und jeden festhalten und posten müssen, und natürlich nervt das. Mich nervt es manchmal mehr, dass man solche Tools, die die Technik mitbringt, nicht sinnvoll nutzen kann, weil sich gerade ältere entweder dagegen wehren, oder es nicht auf die Reihe bekommen. Sicherlich geht es hier primär um Musikmachen, und früher hat das auch ohne geklappt. Früher sah die Welt aber auch anders aus, und da kann man sich auch als älterer Generation angehöriger nicht rausreden. Vielleicht waren früher Verabredungen und Termine verbindlicher, weil es die Option der spontanen Kontaktaufnahme mit einer Gruppe von jedem beliebigen Ort, wo man sich selbst und auch die anderen befinden, nicht gab. Andererseits möchte ich Tools wie Online Kalender, E-Mail und Messenger-Dienste nicht mehr missen. Aber man muss das sinnvoll einsetzen und nutzen. Wenn ich im Schnitt am pro Tag vielleicht 5 WhatsApp Nachrichten schicke, und mich dabei auf das Wesentliche konzentriere, haben andere gefühlt 1000 pro Tag (z.B. meine Frau), und da müssen in jede Nachricht noch zig Emojis rein. Außerdem brauch ich nicht jeden Scheiß, über den andere lachen, oder was man gerade irgendwo gesehen oder entdeckt hat, oder gerade tut, mitgeteilt zu bekommen. Das sind für mich die Zeitfresser. Auch diese Dinge kann man keiner bestimmten Altersgruppe zuschieben.
..., wer mit Ü-50 noch Musik macht, ist einfach "übrig geblieben" und ein "echter" Musiker.
Würde ich fast unterschreiben, wobei leider viele dieser Typen vor 10 Jahren oder noch früher stehen geblieben sind, und keine Ambitionen mehr haben, sich in irgendeiner Form anzupassen oder zu verändern. Ich bin Jahrgang '64, seit 40 Jahren aktiver Musiker, und ich entwickle mich ständig weiter, suche immer wieder neue Herausforderungen. Stagnation ist Rückschritt - war schon immer meine Devise.
Ich arbeite häufig mit jüngeren Leuten zusammen, ob in Musikprojekten, in unserem Verein, der Rockinitiative Celle, in der sehr viele 20-30 Jährige aktiv dabei sind. Alle sehr engagiert, absolut zuverlässig, kreativ und motiviert. Generationskonflikte kennen wir dort nicht, im Gegenteil ist alles durch Offenheit, Toleranz und Akzeptanz geprägt. Erst vorletztes Wochenende hatten wir ganz groß unser 40jähriges Bestehen gefeiert. Was da alles auf die Beine gestellt wurde, ist unglaublich.