Also da widerspreche ich mal stark. Unbeschränkte Flatrates gibt es schon lange, und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Leute welche P2P stark nutzen, auch die ersten waren, die sich einen Pauschaltarif geholt haben. Es war doch stattdessen eher umgekehrt: Kunden wurden teils von den Providers gekündigt, weil sie ihre Flatrate als Standleitung missbrauchten und dadurch die Mischkalkulation durcheinander gebracht haben.
Ich hab ein wenig das Gefühl, dass du bei dieser Sache krampfhaft nach Dritten sucht, die an der Sache mitverdienen. Es mag ja sein, dass das ein Punkt ist, der von vielen gar nicht berücksichtigt wird, ich denke aber dennoch, dass das für die Diskussion an sich eher unwichtig ist.
Fakt ist, dass der Traffic, der von Anfang an über DSL-Anschlüsse ging, zu einem erheblichen Anteil auf P2P zurückging (andere Quellen sprechen von 70% in D im Jahre 2006). Ohne P2P und "illegale" Inhalte hätten sich DSL-Anschlüsse nicht so schnell verbreitet und verkaufen lassen. Und natürlich war das nur ein Beispiel für indirekte Profiteure. Da gibt's schon auf den ersten Blick einige und auf den zweiten noch viel mehr. Natürlich haben auch etliche Anbieter versucht, das direkt zu monetarisieren. Kazaa sei stellvertretend erwähnt.
Nein, leider steht das Argument für die Rechteinhaber nicht im Vordergrund, zumindest kommuniziert man das nicht so. Aber genau darauf will ich hinaus: Wer sich ernsthaft um Lösungen bemüht, wie es ein gewisser Teil der "Community" angeblich tut, der sollte die Rolle des Schlichters einnehmen und die Fehler auf beiden Seiten aufdecken und vermitteln. Genau das passiert aber nicht, wie sich hier im Thread wieder einmal beweist. Alle so: "Hehe! Yeah und auf sie mit Gebrüll". Wie gesagt, wer sich damit nicht differenziert auseinandersetzt, der macht sich für mich automatisch sehr verdächtig einfach nur ein "Freibiersäufer" zu sein.
Ich denke auch nicht, dass es bei den Seiten darum geht, mit der Werbung möglichst viel Kohle ztu scheffeln. Viele dieser Seiten sind als kleines Community-Projekt gestartet und irgendwann zu groß geworden, um auf Freehostern oder privatem Serverspace zu laufen. Wenn das Geld nicht mehr für die erforderliche Bandbreite und den Speicherplatz reicht, gibt es nur die Möglichkeiten: Bezahldienst oder Werbung. Ersteres läuft dem Grundgedanken dieser Seiten zuwider und so bleiben dann nicht viele Möglichkeiten übrig.
Wenn man sich dann mal bei anderen populären werbefinanzierten Seiten umschaut (zB hier im Board) dann sind die Einnahmen wahrscheinlich bestenfalls kostendeckend. Selbst wenn Gewinn dabei abfällt, wird es sicher nicht reichen um sich davon eine Villa in Südfrankreich oder ein Haus in Tötensen zu kaufen.
Och, können wir nicht mal die Tötensen-Klischees aussen vor lassen? Klar, man fühlt sich moralisch viel besser, wenn man sich vorstellt dass die ganzen "beraubten" Urheber alles reiche, dekadente Säcke sind, die man als cooler Revoluzer geradezu plündern muss.
Was den monetären Aspekt der "Communities" angeht, da wird glaube ich viel romantisiert. Als sei das Netz rein aus Idealisten zusammengesetzt. Klar Facebook ist auch kostenlos und eine tolle Sache. Ich kenne eigentlich intelligente Leute, die bis vor kurzem noch ernsthaft glaubten MySpace sei ein Hobby-Projekt eines gewissen "Tom". Kein Witz. Was z.B. "ultimate-guitar.com" angeht, das hat ein russischer Student ins Leben gerufen. Wirtschaftstudent, nicht Musikstudent. Unterpunkte auf der Seite wären "Jobs" und "Advertising". Ich glaube ich lass' mir mal die Mediadaten schicken. Dann können wir uns mal vielleicht ein besseres Bild von dem Idealismus machen.
Achja und was die Profiteure angeht: Guitar Pro würden sich natürlich z.B. auch alle kaufen, wenn es nicht die riesigen Libraries an "kostenlosen Tabs" im Netz gäbe.
Übrigens, da du so ein strenger Verfechter der Urheberrechte bist, dann hast du sicher noch nie in deinem Leben irgendwo auf einer Lyricsseite einen Text angeschaut oder dir einen Tab runtergeladen oder sonstwie geschütztes Material kopiert... ansonsten wäre es in dem Kontext recht schwierig, deine Posts gebührend ernst zu nehmen...
Zu deiner Argumentation habe ich genug gesagt, da gibt's nichts mehr hinzuzufügen.
Offensichtlich hast Du aber noch nicht verstanden worum es mir geht: Mich interessiert weder der kleine Filesharer, noch der Gitarrenlehrer der Tabs kopiert. Das direkt zu verfolgen und versuchen zu unterbinden halte ich für lächerlich und kontraproduktiv.
Was mich aber von der anderen Seite extrem stört, ist, dass hochgestochene Rechtfertigungen hin oder er, es IMMER ausschliesslich darum geht ja nur unter allen Umständen den "Freibierfluß" aufrechtzuerhalten. Es geht den meisten eben NICHT um die Frage, wie finden wir Lösungen von der ALLE - selbst Freibier-Komasäufer - profitieren, denn genau solche Lösungen gibt es meiner Meinung nach.
Edit:
Noch ein Nachtrag zu Thema "die blöde Industrie macht ja keine legalen Angebote":
http://www.musicnotes.com/sheetmusic/mtdVPE.asp?ppn=MN0063424
Bevor es wieder missverstanden wird: Ich finde das nicht zwingend ein gutes Angebot und wer glaubt, die Akzeptanz solcher Angebote erhöhen zu können, in dem er "illegale" Tabs sperren lässt, ist imho auf einem lächerlichen Holzweg. Der Link soll nur das Argument entkräften, es gäbe keine solchen Angebote.