Zunächst mal:
Kann hier überhaupt irgendjemand belegen, wer diese "Sperrungen" veranlasst hat, bevor hier grenzwertige Unterstellungen ausposaunt werden?
Ich vermute mal ganz sicher nicht die GEMA, denn die
hat mit Notendruck und dessen modernen Derivaten überhaupt nichts am Hut! Da käme allenfalls die VG Musikedition in Frage, aber ich glaube nicht, dass die entsprechende Wahrnehmungsrechte hat. Und wie ambee ja richtig bemerkt hat, ist auf der verlinkten Seiten, ÜBERHAUPT nicht die Rede von Verwertungsgesellschaften, sondern von "Verlegerverbänden". (Inwiefern man überhaupt was auf die "Info" auf der Seite geben kann, sei mal dahingestellt.)
Ist das wirklich eine würdige Ebene, auf so eine Art eine Diskussion zu führen? Das ist ja ungefähr so, als ob ich einen Thread habe, wo verschiedene Marshall-Amps mit Audioclips verglichen werden, wild diskutiert wird, bis irgendwann mal jemand sagt: "Ähm Leute, das sind überhaupt keine Marshall-Amps". Sorry, aber auf dieser Ebene läuft diese Diskussion hier über weite Strecken!
Mir persönlich ist es wirklich schleierhaft, wie von so manchem hier fröhlich d'rauflos diskutiert werden kann, ohne dass ihm/ihr sein/ihr persönliches Informationsdefizit hochnotpeinlich ist. Es ist schon sehr bezeichnend für diese Art von Diskussionen, dass vor ambee niemand die in den Raum gestellte Tatsache überhaupt kritisch hinterfragt hat. Wenn ich einen Thread aufmache der da lautet "GEMA schlachtet Robbenbabies", dann habe ich vermutlich wohl auch innerhalb von zwei Nanonsekunden hundert "Pfui"-Beiträge.
Wer nun auch immer die Rechteinhaber sind, die diese "Sperrung" veranlasst haben, eines der wichtigsten Argumente ist hier mal wieder nicht aufgetaucht: Auch hier verdient ein Dritter (!!!) mit diesen Inhalten Geld. Das ist der entscheidende Punkt. Ich habe irgendwie den Eindruck, dass manche Leute so naiv sind und glauben, weil ein Angebot für den NUTZER kostenlos sei, dass damit niemand Geld verdient. Die Tab-Seiten werden ganz sicher größtenteils nicht zum Spass betrieben, sondern da wird mit Werbung, etc. Geld verdient! Also die Betreiber lassen die Tabber
umsonst für Ruhm und Ehre
arbeiten mit viel Freude ihre Tabs erstellen, "betrügen" die Urheber um ihren Anteil und stecken das Geld alleine ein. Warum kritisiert das niemand?
Könnte man sich auf DIESE Kritik einigen, wäre man einer Lösung doch schon viel näher: Warum geht das Geld, das über solche Seiten verdient wird nicht in einen Topf, der dann zu je einem Drittel an den Betreiber, die Tabber und die Urheber ausgeschüttet wird? Wär das nicht fair und ein Gewinn für alle?
Aber wie gesagt, solange die "Netzgemeinde" und "urheberrechtskritische Bewegung" sich, meist ohne es zu merken, voll auf die Seite der neuen Verwertermafia und digitalen Raubritter stellt, anstatt die objektive, vermittelnde Rolle einzunehmen und zur dritten Kraft in diesem Spiel zu werden, die solche wirklich vernünftigen Vorschläge unterbreitet, wird es keine Einigung in diesem Sinne geben. Die Tatsache, dass das immer noch nicht geschieht, stärkt in mir die Vermutung, dass die "Netzgemeinde" (Schlagwort halt...) zu weiten Teilen eben doch rein egoistische Motivation hat und ihre "Raubzüge" letztlich nur unter einem edlen Banner gerechtfertigt sehen will. Warum sonst blendet man die Schandtaten der "Verbündeten" so vehement aus und konzentriert sich nur auf die des "Feindes"? Warum gibt es hier keine Threads à la "Tabseiten beteiligen Urheber nicht!" oder "YouTube macht Gewinne auf Kosten der Musiker".
Wie ich an anderer Stelle mal gesagt habe: Es geht nicht um die Frage, ob irgendjemand einen "Schaden" erleidet, wenn sein "geistiges Eigentum" verletzt wird. Im Gegenteil: Diese Frage führt in die Irre und lenkt in perfider Weise nur von der eigenen moralischen Verantwortung ab. Es geht in Wahrheit darum, dass sobald ich irgendeine Leistung oder Gut in Anspruch nehme, in mir eigentlich der Wunsch aufkommen sollte, eine Gegenleistung zu erbringen. So zumindest mein persönlicher moralischer Maßstab. Der Gedanke "Ach ich kann es doch nehmen, es tut doch keinem Weh." ist imho eigentlich schon ein großer Schritt in Richtung Dekadenz.
Auf solche Gedanken kommt man natürlich nicht, wenn man schon ein fertiges Feindbild hat. War auch schon immer einfacher ein konkretes, schönes und vor allem einfaches Feindbild von anderen zu übernehmen, als sich über die immer komplexer werdende Wirklichkeit ein differenziertes Urteil zu bilden.
Es wirkt auch in zunehmendem Maße lächerlich, wenn Geschäftsmodelle der Musikbranche und das Urheberrecht ständig von Leuten mit Hohn und Spott überzogen werden, die selbst keine brauchbaren Gegenmodelle auf die Beine stellen, die auf breiter Basis funktionieren, aber offensichtlich glauben, ihre Expertise sei gefragt. Sieht oft genug eigentlich nur nach einem Ablenkungsmanöver aus. Je "lauter" man die anderen kritisiert, desto weniger fallen die eigenen Defizite nach aussen (und auch nach innen) hin auf. Es ist wohl so, wie der werte Herr Lobo (ist der zu Mainstream?) kürzlich in seiner SpOn-Kolumne schrieb: "Das Netz" ist immer nur dagegen.