Zunächst sorry für den ellenlangen Text, aber lieber ein langer, ausformulierter Beitrag, als 10 kurze aber missverständliche Antworten IMO (bezieht sich nicht auf dich sondern auf meine Erfahrung)!
Naja meine erste Geige ist natürlich eine RH Geige gewesen, und tatsächlich habe ich auch versucht zuerst rechts zu spielen. Doch weder eignet sich meine Linke als Greif- noch meine Rechte als Bogenhand
Es wäre schön wenn es ginge, aber ich will mir nicht auch noch unnötige Hindernisse beim Erlernen ausgerechnet der
Geige erschaffen, die ja auch nicht als das leichteste Instrument gilt.
Zu dem "Platzproblem":
Auf der einen Seite sagst du: "Solange sie die Kollegen im Orchester nicht behindern, gehe ich konform." ... bezüglich LH im Orchester.
und auf der anderen: "Wie oben erwähnt - der höhere Preis des LH-Spielens ist die Einsamkeit im Übezimmer."
Du hast nichts gegen LH-Geiger im Orchester aber sagst, dass es nie oder fast nie dazu kommen wird, selbst wenn "niemand behindert wird"?
Zu der "Vorteilstheorie":
Ich kenne dieses "Argument" und als ich es zum ersten mal hörte wusste ich nicht ob es ernst gemeint war. Behauptet wird nämlich nichts weniger als dass Millionen von RH Geigern falsch gespielt haben und es nicht mal gemerkt haben und zudem, dass die Geige eigentlich falsch gebaut ist, nämlich angeblich den LH entgegenkommt.
Ein anderer Punkt ist das hineininterpretieren in den Geiger. Ich hingegen würde die Entscheidung jedem selber überlassen.
Es gibt LH-Geiger (entschuldige den Ausdruck), die kommen konventionell besser klar (und haben beides ausprobiert) und andere, die haben umgelernt, manchmal nach einem Unfall, bei dem sie einen Teil eines Fingers verloren haben.
1. Wieviele Geiger von denen hatten auch mit LH angefangen? 2. MÖGLICH ist es sich umzustellen, das habe ich nie bezweifelt...
Es gibt LH die RH spielen (und nicht
nur aus Gründen der Spielbarkeit) und auch RH die LH spielen. Außerdem hat jeder eine andere, verschieden stark ausgeprägte Händigkeit. Ich kann z.B. komischerweise eine Schere niemals mit Links bedienen. Auch wenn ich eine Zitrone ausquetsche dann nur mit Rechts. Brot schneiden mit "Links"? Da entpuppt sich meine Linke tatsächlich dem Spruch nach als solche.
Ich habe mir darüber nie groß Gedanken gemacht, bis ich mit Gitarre angefangen habe und es mich interresiert hat herauszufinden "warum".
Vielleicht ist diese motorische Tatsache der Grund warum ich LH spiele. Aber müssten dann RH nicht LH spielen?
Du siehst, da stoßen so Theorien mal schnell an ihre Grenzen.
Diese "Theorie" scheint mir daher eher eine Sortierungsmethode zu sein, die dazu beiträgt, die herrschende Ordnung, nämlich dass alle RH spielen, beizubehalten, ohne Rücksicht auf die Auskunft der LH, ja man nimmt sogar Studien als Beweise
dafür.
Für mich ist die Physiologie eines anderen Menschen erstens zu verschieden und zweitens zu undurchschaubar als, dass ich sagen könnte wie er zu spielen hat. Ich kann zwar sagen: theoretisch müsste deine ... Hand dominant sein, aber daraus zu schlussfolgern wie er zu spielen hat ist nicht möglich, vielleicht kann man durch Tests bestimmte
Wahrscheinlichkeiten anhand der herausgefundenen Händigkeit sagen.
Die Vergleiche hinken: Im Straßenverkehr werden
meine motorischen Fähigkeiten nicht auf ihr Äußerstes beansprucht. Außerdem hinkt der Vergleich noch viel mehr da wohl noch weniger "RH"-Fahrer "LH" gefahren sind oder es überhaupt mal versuchen.
Und
wenn schon
Vergleiche dann
richtg: RH-Fahrer im RH-System und LH-Fahrer im LH-System. Alles andere führt zu einem deutlich wichtigeren Unwohlsein und zu erhöhter Unfallgefahr
Zum Rudern: Im Team rudern ist okay, und dass das im Rythmus sein muss versteht sich von selbst egal ob LH oder RH.
Natürlich will ich niemandem mit meinem Bogen rumstochern, aber wenn solche Äußerlichkeiten darüber entscheiden ob ein Musiker ins Orchester kommt oder nicht, dann stimmt da was mit dem Orchester, deren Leitung oder der Ansicht des Publikums nicht ("gleicher Strich").
Ein falsches System zu verändern, auch mit Mühe, ist mir allemal lieber als es ewig weiterlaufen zu lassen, aus opportunistischen Gründen.
Doch ich denke, dass sich das irgendwann von selbst klären wird, die jüngeren Leute sind da ja aufgeschlossener. Ich meine es ist ja nicht lange her (!), dass LH gezwungen wurden RH zu schreiben! Ich habe neulich ein Büchlein von einem Neurologen gelesen: Detlef B. Linke. Darin schreibt er z.B. dass viele Linkshänder durch die falsche Erziehung (weil sie eben gegen ihre Physiologie verstieß) beim Schreiben im späteren Leben davon pathologische Konsequenzen zur Folge hatten. Desweiteren schreibt er, dass LH für ihn die nächste Evolutionsstufe des Menschen darstellen, weil die Sprachzentren variabler lokalisiert seien und sich dadurch ein höheres Kreativitätspotential ableiten lässt, was natürlich nicht heisst, dass alle LH kreativer sind als RH
.
Naja, letzteres war eher scherzhaft gemeint, auch wenn mans gerne hört als LH.
Mit Gitarristen habe ich nie Probleme. Wenn es überhaupt ein Thema ist, dann finden die es interessant und inspizieren meine Gitarre und deren "Modifikationen", die auch für einen Laien wie mich, schnell gemacht sind. Ok, zugegeben, bei
klassischen Gitarristen gibt es den einen oder anderen, der es nicht gut findet, aber diese sind meistens auch nur Rudimente alter Zeit.
Ach ja nur kurz zur Erwähnung: Glücklicherweise will ich auch gar nicht in ein Orchester. Das Maximum an "gängiger" Klassik was ich vorhabe sind ein paar Solostücke von Paganini und Bach, weil sie mir einfach im Ohr liegen und ich
kann einfach nicht darauf verzichten. Das ist auch mein "Problem" bei der Gitarre: Mir gefallen immer die schwierigsten Stücke am besten und ich eifere denen nach, koste es was es wolle
Mein Ziel ist es eher Flamenco zu begleiten. Mit der Gitarre kann ich das schon, aber als Gitarrist ist man ein bischen der Rythmusknecht. Außerdem finde ich den orientalischen Klang der Violine einfach Klasse. Seitdem ich mal auf so einem Flamenco-Konzert gewesen bin, ist mir erst aufgefallen wie gut die Violine dazu passt. Und das Violinspiel der Zigeuner ist auch nicht ohne