ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber eine Stelle aufgeschnappt, der ich widersprechen muss.
Improvisieren ist kein Zufall. Wenn das so wäre, dann könnte auch ein Roboter improvisieren. Wenn man ein paar Dinge beachtet, schafft man aber schon ganz passabel zu improvisieren:
1. Frage-Antwort-Spiel (typisch für den Blues) -*eine aufsteigende Tonfolge klingt wie eine Frage, eine fallende wie eine Antwort. Dieses Prinzip sollte man sich zu Nutze machen um einen interessanten Dialog zu erzeugen. Denn das ist ja das Ziel, eine Geschichte zu erzählen, bei der jemand auch zuhören möchte.
2. Ein Ton für sich, hat erstmal keine Bedeutung. Diese bekommt er erst dann, wenn er über einen Akkord gespielt wird. Manche Töne wirken dann wie ein Ruhepol (vor allem der Grundton), andere erzeugen große Spannung (Septime) oder gar Dissonanz. Und hier an dieser Stelle zeigt sich, dass es doch wichtig ist die Tonleiter zu kennen. Erst wenn es einem beim Spielen immer klar ist welche Funktion der Ton eigentlich hat (zumindest bei den wichtigsten Tönen, die länger stehen bleiben oder auf den die Betonung liegt), kann man spontan eine Interessante Melodie erzeugen ohne "rumzuprobieren".
3. Nur wenige Töne innerhalb einer Melodie/Phrase/Takt/etc. haben wirklich eine große und tragende Bedeutung (jetzt mal so ganz simpel pauschalisiert, ist natürlich nicht immer so ). D.h. man sollte sich auf diese wichtigen Töne konzentrieren und diese ganz bewußt spielen. Und sich dann auch merken was sie bewirken. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür. Die Übergangstöne ergeben sich dann halt spontan und sind weniger wichtig.
4. Abgesehen von der Tonhöhe selbst, spielen die Dynamik und das Feeling die größte Rolle. Die Gitarre ist deswegen so ein schwieriges Instrument, weil man Tausend Möglichkeiten hat den einen und selben Ton zu erzeugen. Und das sollte man auch nutzen, denn sonst spielt man nicht Gitarre sondern einfach eine Melodie bei der das Instrument austauschbar ist. Konkret heißt das: versuche erstmal wenige Töne zu spielen aber dabei etwas oder jemanden zu imitieren. Z.Bsp. einen Sänger oder ein Saxophon oder einen anderen Gitarristen. Natürlich wird es einem nicht 100% gelingen, aber allein der Versuch es immer wieder zu tun, bringt einen weiter.
Ich würde Dir empfehlen mal ein oder zwei Lieder von B.B. King anzuhören (z.Bsp. The thrill is gone) und zu versuchen ihn zu kopieren. Das Ziel ist natürlich nicht irgendwann wie eine Kopie von ihm zu klingen. B.B. King spielt aber meist relativ relaxed und überschaubar. Der Teufel steckt jedoch in der Tonerzeugung. Die wenigen Töne, die er spielt, richtig zu spielen, das ist die große Herausforderung. Man bekommt auf diese Weise ein Gefühl für den Ton.