Persönlich sammle ich nicht, sondern meine 40 Saiteninstrumente sind ein gut sortierter Werkzeugkasten. Ich bin aber auch Wissenschaftler und würde als Traumjob gerne ein Musikinstrumentenmuseum betreuen... Mich reizen an Sammlungen besonders (1) das Herausstellen des Typischen und (2) das Zeigen von Vielfalt im Detail. Passt beides nicht ganz übereinander...
Zu (1): Von jedem "klassischen" Sound (oder Bauweise) einen typischen Vertreter. Für die Geschichte der Rockmusik oder der E-Gitarre ist es ziemlich wumpe, ob es beim Instrumententyp Strat eine Fender Pre-CBS, Custom Shop oder Squier ist. Eine Hertiecaster sollte es gerade nicht sein, das wäre dann der Typ "Nachbauten für's Volk". Aber neben die normale Strat könnte eine Superstrat passen, auch als eigener Typ. Ich brauche keine 10 Pre-CBS-Strats, es sei denn ...
Zu (2): ... ich möchte an Hand dieser zeigen, was Leo bis 1965 entwickelt hat: Farben, m/n, r/n, ... in der CBS-und-später-Zeit kommen dann noch hard tail, andere Halsbefestigungen, aktive Elektronik, ... hinzu. Bei mir haben sich durch Zufall gerade ein paar günstigere deutsche Klassikgitarren angesammelt, als Player's Instrumente, die Konstruktions- und Ausführungsdetails sind in ihrer Verschiedenheit schon interessant.
Nachtrag: Wer von euch das Haus Kemnade kennt, der kann sich da anhand der Holzbläsersammlung vielleicht vorstellen, was ich meine. Da könnte man noch mehr in die Begleittexte hineinstellen, das ist aber schon ziemlich ordentlich.
Das meiste, das mir irgendwo als "Sammlung" oder "Sammlerstück" begegnet, ist für mich - als Wissenschaftler - keine "Sammlung" oder "Sammlerstück", sondern der Versuch, irgendeinen Instrumentenbesitz (vor sich selbst oder der Familie
) zu begründen. Das schließt nicht aus, dass es tolle Instrumente sind, aber ich vermisse ein "Sammlungskonzept". 10 Gibson CS-Instrumente hätten für mich keinen Sammlungsreiz, was soll das aussagen? Dass die heutigen Gibson-Bauer in der Lage sind, alte Instrumente nachzubauen? Uninteressant (jedenfalls aus Sicht eines Musikwissenschaftlers oder eines Handwerksmuseums.), davon gehe ich einmal aus, dass die das können. Natürlich kann ich mir die Instrumente zu Hause hinstellen, als "Ästhetisierung meines Wohnumfelds", wenn sie in Vitrinen stehen. Spannender als die Sammlung von 10 CS-Instrumenten fände ich die von 10 Japan-Kopien der 1970er Jahre, auch wenn deren Marktwert deutlich geringer ist.