Ich hab das Gefühl, dass sich beide Parteien hier das Leben selbst schwer machen. Als Käufer möchte man natürlich möglichst wenig zahlen, als Verkäufer natürlich möglichst viel bekommen. Aber mit dieser geschilderten Einstellung wird's für beide Seite unnötig kompliziert.
Aber das ist doch das normale Prinzip, oder etwa nicht? Woran man wie ich finde bei Kleinanzeigen immer denken sollte: Wer hier nicht handelt, ist selber schuld. Und wer nicht mit sich handeln lässt, in gewissem Maße auch. Das gehört nun mal dazu und macht auch irgendwie den Reiz aus.
Bezüglich der Preise sehe ich zunächst einmal jeden Preis, auch ohne VB, erst einmal als Gesprächseinstieg. Genauso sind die von mir aufgerufenen Preise zu verstehen. Aber die Verhandlung muss eben auch vernünftig und argumentativ geführt werden und am Ende zu einem für beide Seiten befriedigenden Abschluss führen. "Letzter Preis" Fragen oder Angebote weit unter Angebotspreis ignoriere ich auch oder lehne sie ab, aber wenn mir jemand klar darlegt, warum er denkt, dass sein Wunschpreis angemessen ist, lasse ich mich gerne auf eine Diskussion ein und mache ein Gegenangebot. Genauso versuche ich einem Anbieter klar darzulegen, warum ich nicht bereit bin, den von ihm initial aufgerufenen Preis zu zahlen aber aus den und den Gründen den von mir genannten Preis als Gesprächsgrundlage anbiete. Manchmal klappt es, manchmal kommt man eben nicht zusammen.
Aber gleichzeitig setze ich eine realistische Preisvorstellung beim Anbieter voraus. Wenn er deutlich zu nah am NP ist bzw. stark vom durchschnittlich für den Artikel aufgerufenen Gebrauchtpreis abweicht, rutscht er eben weit nach unten auf meine Liste und ich werde den Artikel wahrscheinlich lange woanders gekauft haben, bevor dieser Anbieter wieder relevant wird.
Für mich als Anbieter handhabe ich das in ähnlicher Weise. Im Allgemeinen starte ich meine Angebote bei Ware in gutem Zustand bei 2/3 des Neupreises mit Spielraum für Verhandlungen, aber auch abhängig vom aktuellen Angebot des Artikels. Wenn der Neupreis nicht mehr relevant ist, weil z.B. die Gitarre oder der Amp schon echt alt sind, orientiere ich mich an den aktuell aufgerufenen Preisen und dem Zustand der Angebote und preise meine Sachen entsprechend ein. Da ich normalerweise nicht aus Geld- oder Platznot verkaufe, stört es mich auch nicht, wenn ich auf das richtige Geschäft ein wenig länger warten muss.
Was mir auch aufgefallen ist, sowohl als Käufer als auch als Verkäufer: Bei Abwicklungen vor Ort sind viele Leute, nachdem sie sich von der Qualität der Ware persönlich überzeugen konnten, deutlich bereiter, mehr für die Ware zu bezahlen. Geht mir genauso. Abwicklung rein über das Internet liefert eben auch noch einen zusätzlichen Grund zu versuchen, dass finanzielle Risiko klein zu halten.
Wenn ich mir die aktuelle Situation auf dem Gebrauchtmarkt ansehe, habe ich bei den von mir beobachteten Artikeln nicht den Eindruck, dass die Preise unverhältnismäßig sind. Klar gibt es immer wieder Ausreißer nach oben die mir ein müdes Lächeln entlocken oder zu einem ausgewachsenen Lachanfall führen, aber genauso findet man nach wie vor interessante Schnäppchen, die dann auch innerhalb kürzester Zeit weg sind.