Hi Folks,
ich durchstöbere die Threads jetzt seit einigen Wochen, weil ich auf der Suche nach einer neuen Gitarre war.
DANKE an Euch alle, die Ihr mich - unbekanntermaßen - mit Eueren Erfahrungen, Anregungen, Tipps und Ermutigungen unterstützt habt!
Seit langer Zeit spiele ich zwei nylonbespannte Konzertgitarren. Für Folk und Country wollte ich unbedingt eine Westerngitarre haben, wußte aber nicht, ob ich mich an die Stahlsaiten gewöhnen würde. Vor etwa 2 Jahre erwarb ich eine gebrauchte "C.Giant" für 70 € . Wie ich später erfuhr, wurde dieses Modell bei einem namhaften deutschen Discounter für unter 50 € einschließlich diverser Beigaben angeboten. Aber ich kann mich damit trösten, das ich beit der zu erwartenden Qualitätsstreuung eine aus den besten 10% der Varianz erwischt habe ... Trotzdem glaube ich, dass ein Anfänger schon nach kurzer Zeit die Lust am Spiel verloren hätte, denn ein Stück mit Barreé-Griffen zu begleiten ist ein Kraftakt!
Mit dem Wunsch nach einer Dreadnaught aus der Epiphone-Masterbild-Serie suchte ich dann vor etwa 2 Monaten den mir zunächst liegenden Musikhändler auf, der seine AJ 500-RE allerdings bereits kurz vorher verkauft hatte und bei meiner wiederholten Frage nach einer Bestellung derselben einen leicht säerlichen Gesichtsausdruck bekam.
Er zeigte mir dann aber 3 Gitarren, die meinen gesetzten Rahmenbedingungen (massive Decke aus Fichte/Zeder/Adirondeck, massiver Boden und Zargen aus Palisander/ggf. Mahagoni) entsprachen: eine Blueridge BR160, eine Stanford D1P und eine Stanford D5M. Alle Gitarren sehr sauber verarbeitet, alle in einem guten Preis-/Leistungsverhältnis.
Die Stanford D5M (Fichtendecke/Mahagonikorpus) schied für von den dreien für mich als erste aus, weil sie für meine Vorstellungen klanglich zu zart und zu neutral klang. Ich könnte mir aber Stücke vorstellen, wo genau dieser Sound past.
Zwischen der Blueridge BR160 (Fichtendecke/Palisanderkorpus) und der Stanford D1P (Zederndecke/laminierter Palisanderkorpus) konnte ich mich nicht entscheiden. An 4 oder 5 verschiedenen Tagen bin ich immer wieder inden Laden, habe teilweise jeweils eine ganze Stund zwischen diesen beiden Gitarren hin- und hergewechselt und hatte jedesmal einen anderen Favoriten.
Die Blueridge ist betonter in den Bässen, insgesamt etwas frecher, "rotziger". Die D1P von Stanford sehr ausgewogen zwischen Bässen, Mitten und Höhen.
Die Entscheidung wurde mir dann dadurch abgenommen, dass mit der neuen Lieferung für den Händler eine Stanford D 5 Vintage dabei war. Ich hab sie angespielt und nach den ersten 3 Takten nur noch die beiden Worte "Wie teuer?" rausgebracht. Gut - sie war um die Hälfte teuerer als die D1P. Und eigentlich wollte ich noch fast 2 Dutzend Gits anderer Hersteller und Preisklassen in anderen Läden ausprobieren. Nun - aber dazu ist es dann nicht mehr gekommen. Es war eine halbe Stunde später auf dem Heimweg, als mein Bewußtsein registrierte, dass ich einen gültigen Kaufvertrag abgeschlossen hatte und mein Gewissen mir die düstere Zukunft von Frau und Kind ausmalte ...
Ich tröstete mich mit dem Arbeitsmotto, welches Rolls Royce zugerechnet wird: "Quality is what remains when the price is forgotten!"
Die D 5 Vintage ist selbstverständlich sehr gut verarbeitet, hat eine masssive Fichtendecke, massiven Boden und Zargen aus Palisander die in Hochglanz lackiert sind, der Hals aus Mahagoni ist seidenmatt lackiert, das Griffbrett aus Ebenholz. Die liebevolle Auswahl der passenden Maserungen beim Zuschnitt der Holzparre für Decke, Boden und Zargen und die Herringbone-Einlagen sind eine Augenweide, die Bespielbarkeit ist ein Traum!
Seit drei Wochen, seitdem ich dieses Instrument besitze, kann ich es nicht lassen,diesem Klang zu lauschen. Er ist, wie die D1P sehr ausgewogen zwischen Bässen, Mitten und Höhen, aber noch voller und wärmer. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich einfach nur einen Akkord anschlage und wie ein kleines Kind in Verzückung zuhöre, wie er einfach vollkommen harmonisch verklingt.
Aber ist es nicht das, was uns eigentlich bewegt: die Freude am Klang, der Spaß am Spiel, "zur Recreation des Gemüths", wie Johann Sebastian Bach es genannt hätte.
Schöne Grüße aus dem Rheinland
gründachs