Diese "Riser-Effekte" würde ich weniger als eine akustische Täuschung bezeichnen als eine Assoziation. Solche und ähnliche aufsteigenden Sequenzen werden gerne auch beim Filmton für Szenen benutzt, wo etwas in die Höhe geht, etwa der Start einer Rakete. Mit diesen Hörerfahrungen kann dann die Assoziation von etwas, das in die Höhe steigt akustisch stimuliert werden. Real bleiben die Klänge auf der Ebene der Lautsprecher, wirklich "in die Höhe" geht da nichts, es wird auch, anders als bei Links/Rechts Laufzeit- und Pegelunterschieden kein echter Lokalisationsvorgang durch Auswertung des von den Ohren gelieferten Signalen im Hörzentrum ausgelöst. Eine reine Assoziation eben, die aber auf ihre Weise die gewünschte Wirkung hervorrufen vermag.
Stereo ist hingegen im Grunde eine veritable akustische Täuschung, und dazu eine verblüffend, ja phänomenal gute.
Man mache sich einmal klar, dass mit nur dem Aufwand eines Kanals und eines Lautsprechers mehr sich von Mono nach Stereo eine ganze akustische Welt auftut.
Mit Stereo werden mittels Pegel- und Laufzeitunterschieden Schallquellen hör- und vor allem lokalisierbar, wo gar keine sind: auf der Verbindungsachse zwischen den beiden Lautsprechern. Die heißen dann auch konsequenterweise Phantomschallquellen. Auch die Räumlichkeit kann eine beeindruckende Dimension mittels Stereo erreichen, die so mono niemals realisierbar ist - wobei durch im Signal enthaltenen Hall selbst mono ein Raum akustisch mit transportiert wird. Das Gehirn kann selbst daraus einen Raum erkennen und gewissermaßen rekonstruieren. Aber Stereo macht das alles viel plastischer.
Für mich ist Stereophonie nach wie vor ein unübertroffenes Aufzeichnungs- und Wiedergabeformat, vor allem auch wegen seiner optimalen Relation von Aufwand und Wirkung.
Um noch mehr Räumlichkeit und Lokalisationsmöglichkeiten für die Schallwiedergabe zu erreichen, muss der Aufwand überproportional größer sein. Quadrophonie als nächster Schritt konnte sich nicht durchsetzen, erst mit 5.1 war ein neuer (Heim-)Standard erreicht, der eine bessere Illusion erzeugen konnte, und im Kino ging es dann mit 7.1 los und hat mit Dolby-Atmos und seinen bis zu 64 einzeln ansteuerbaren Lautsprechern sicher einen vorläufigen Höhepunkt erreicht.
Aber für reine Musikaufzeichnungen konnten diese Mehrkanalsysteme die Stereophonie nicht verdrängen, da hier im Gegensatz zum Kinoton der erhebliche Mehraufwand keinen ergiebigen Mehrwert liefern kann - von wenigen Ausnahme-Produktionen vielleicht abgesehen. In der "Klassik", also ´meinem´ Bereich, spielen Mehrkanalaufnahmen über Stereo hinaus nach wie vor so gut wie keine Rolle.
@242, zur weiteren Lektüre kann ich dir die Texte von Eberhard Sengpiel sehr empfehlen, einem (vor einigen Jahren verstorbenen) sehr renommierten Tonmeister, der auch Professor an der Tonmeisterabteilung der HdK Berlin war. Auf dieser (leider etwas unübersichtlichen) Seite kann man sich da durch klicken:
http://www.sengpielaudio.com/
Viel Theorie, aber noch mehr Praxis.