Unter dem Motto "Anything Goes" möchte ich mal ein paar Sätze zu meiner 8 Jahre alten Mayfield Custom in Burgundy Burst schreiben:
Bestellt im August 2007 - geliefert im Dezember 2007.
Ich wollte mir damals zum Geburststag eine "Semi-Acoustic" schenken. Vielleicht 'n dickeres Jazz-Modell, vielleicht 'ne Thinline mit Sustainblock. Preis damals bis maximal 1.500,--.
Im Shop dann ein paar probiert, z.B. Ibanez - naja nett, Hagström - uääh, wie fühlt sich das an usw. Bis ich schließlich zur Mayfield Custom kam.
Hingesetzt, angefaßt und es war "meine" Gitarre. Ich hatte noch nie bei irgendeiner Gitarre so ein perfekt stimmiges Gefühl beim ersten Anfassen vom Hals.
Der Sound (über einen Boogie im Shop nur Clean gespielt) hätte jeden Blueser zu Tränen gerührt. Nur war die Custom im Laden leider "farblos" Natural Finish, deswegen hab' ich mir die auf dem Foto in Burgundy Burst machen lassen. Sonst ist alles Standard. Achja: damals hat sie sensationell schlappe 1.800,-- Otzen gekostet (ohne Koffer aber mit so 'nem dicken, sperrigen Gigbag, das hab' ich gleich im Laden gelassen). Sie paßt prima in einen ES 335er Koffer.
Im Inneren steht "Made with Pride in Saxony" (im Gegensatz zu meinem 1988 gekauften Warwick Thumb 4-String (Neck Thru, natürlich), in dem "Hancrafted in Bavaria" steht
).
Die Mayfield hab' ich auf Studioaufnahmen für so ziemlich alle Stilrichtungen verwendet, die mir eingefallen sind, von Santana-Solo über Funk mit Wah über Marshall-Sound über ganz leicht gezerrten Blues bis zu cleanen, jazzigen Sounds. Es klappt alles problemlos, auch wenn der Blues ganz klar ihr "Ding" ist.
In 8 Jahren hat man Zeit, sich auf ein so perfektes Instrument einzuhören und man merkt plötzlich, daß z.B. eine Gibson ES 335 der Mayfield nicht das Wasser reichen kann. Damals waren die Gibsons gut einen Tausender teurer als die Mayfield. Auch wenn Markenfetischisten mich steinigen wollen: is' so! Einfach mal blind probieren.
Das Sustain und die Ansprache sind sensationell. Vom Sound ganz zu schweigen. Jeder, der ein bißchen Bluesaffin spielt, will sie nicht mehr aus der Hand legen. Dabei funktioniert von Jazz bis Metal alles (vielleicht 'n bißchen mit dem Feedback aufpassen vor'm Marshall-Turm
)
Seit 3 Jahren spiele ich aber überwiegend auf einer Nylonsaitengitarre Bossa Nova und Jazz (im Duo mit einer Sängerin) da hab' ich mir gedacht:
Schauste doch mal, ob man die Mayfield nicht auch dafür richtig "amtlich" einsetzen kann. Alternative ist sonst nur eine Archtop, aber das wäre dann doch etwas viel Investition, wenn die Hauptgitarre die Nylon auf meinem Profilbild ist und auch bleiben wird.
Also 11er Flatwoundsaiten (Pyramid Gold) besorgt, wo die E dann fast nicht mehr durch die Schaller Klemmechanik durchpaßt. Und sie klemmt im Graphitsattel, also ganz leicht feilen, damit sie in den Schlitz geht. Die Mayfield ist ja für 9er Saiten ausgelegt/geplekt, ich habe bisher immer 10er gespielt.
Saitenlage & Hals auf "ultra-Lo" eingestellt und, was soll ich sagen, es funktioniert! Die flachgelegten 11er Saiten flutschen völlig reibungslos, superschnell, quietschfrei. Und die Jumbo-Bünde verziehen 11er Saiten auch nicht, wenn man vor Begeisterung mal 'nen Akkord zu feste drückt.
Achja: die G-Saite ist umwickelt und daher leiser. Ich habe das Pole-Piece einfach ein bißchen weiter rausgedreht und schon paßt auch das.
e und h sind SEHR laut dagegen, aber das bringt man mit dem Tone-Poti ins Gleichgewicht. Ist normal bei diesen Saiten, hat nichts mit der Gitarre zu tun.
Über Kopfhörerverstärker clean prima, Mitten raus, Tone-Poti halb zudrehen und schon swingt das recht authentisch.
Härtetest: an meinen Acoustic-Amp (!) direkt angestöpselt, Mitten raus: auch das geht gut, klingt sehr authentisch und bringt die volle Dynamik. Kein Problem wegen Fullrange-Lautsprechern. Geht also damit auch auf der Bühne mit nur einem Amp (der hat drei Eingänge mit separater Klangregelung).
Und manchmal habe ich Spaß daran, mit den Flatwounds über Kopfhörerverstärker einen brachialen Engl-Metal-Sound einzustellen, das funktioniert auch.
Ist vielleicht sogar ein Geheimtip für Metal-Gitarristen: einfach mal Flatwounds draufziehen, da klappen dann auch die 128tel...
P.S. Beinahe vergessen: die Lackierung der Mayfield Custom ist mit Abstand das beste, sauberste und makelloseste, was ich jemals bei einer E-Gitarre an Hochglanz gesehen habe. Selbst der Hals hinten ist "Burgundy Burst" mit stehenden Jahresringen - wie bei meiner Geige.