sehr interessante diskusssion!
ich hätte nun die frage, wie man die mischung besser gestalten könnte?
wie soll ich die effekte (z.b. reverb, delay, chorus) nutzen, oder auch weglassen, damit es besser klingt?
zunächst steht die Gretchenfrage im Raum, ob du im Endergebis wie du selbst oder eine Art Kunstfigur klingen möchtest... aus Unsicherheit tendierst du ja momentan (noch) zu letzterem.
Eminem ist das Paradebeispiel schlechthin für eine Bühnenstimme, die mit dem Original absolut nichts gemein hat, den würde man nicht wiedererkennen.
Die Tiefen werden leicht angezerrt und mit 1-2 künstlich erzeugte Harmoniestimmen ergänzt.
Xavier Naido klingt sehr nach sich selbst (in den bekannten, älteren Sachen), tatsächlich ist das aber akribisch genau mehrfach übereinander gesungen und ergibt seinen 'signature sound'.
(bzw ergab, aktuelle Sachen kenne ich nicht von ihm)
Elvis Rock'n'Roll Stimme ist stark von einem etwas scheppernden Hall mit sogenanntem slap-back Delay geprägt, ein Echo mit ganz kurzem Abstand von 80-120 ms.
Bei Schmuseballaden geht er dagegen nah an's Mikro um den Tiefenanteil der Stimme zu betonen, da braucht's dann auch nicht mehr viel sonstige Effekte.
Ganz allgemein ist unsere Hörgewohnheit auf 'Raum' ausgerichtet.
Im Studio versucht man den Raumklang selbst gering zu halten, weil ein wirklich gut klingender grösserer Raum ziehmlich teuer ist (und viel Platz verbraucht).
Extrembeispiel: Jefferson Airplane haben das bekannte 'White Rabbit' in einer Hollywood Film-Halle eingespielt, die als Kulisse für Flugzeughangars etc diente.
(damals gab noch es keine Hallgeräte, wie wir sie heute benutzen)
Ein Hall hat immer auch den Nebeneffekt, die Stimme zu glätten.
In erster Linie braucht man ihn aber, damit's wieder natürlich klingt, selbst wenn die Aufnahme ansonsten eher 'trocken' gehalten wird. Da reichen schon um 10% Effektanteil.
'Hall' ist aber ein rechentechnisch äusserst anspruchsvoller Effekt, der auf die unterschiedlichste Art erzeugt werden kann. Das teuerste muss nicht immer das Beste sein, aber grundsätzlich lohnt es sich, dort zu 'investieren'.
Für meinen Geschmack sind die Valhalla-DSP Plugins Room und Plate mit je $50 sehr gut als Grundausstattung geeignet.
Kann man kostenlos testen und sich ggf auch für nur einen entscheiden.
Gerade bei einfachen GMK-Mikros poliert der 'Room' die oft übermässige Schärfe recht gut heraus.
Ebenfalls wichtig: die Dynamikbearbeitung
2 Klassiker mit unterschiedlicher Ansatzweise der UA 1176 mit extrem schneller Reaktionszeit und der LA-2a mit etwas langsamerer Arbeitsweise.
Je nach Stil bietet sich der eine oder der andere an, das hat nichts mit 'besser' zu tun.
(als 'Klassiker' gibt es zu denen es viel Material gibt und sie wurden als Vorlagen für zahllose Plugins genutzt)
Die Arbeitsweise erfordert einiges an Beschäftigung... man kann damit sehr charakterstarke Stimmen erzeugen, aber auch viel verkehrt machen.
Einen ganz anderer Ansatz verfolgen 'intelligente' Limiter wie der FabFilter Pro-L oder Anwida L1V.
Letzterer ist mein Favorit und ein rundum-sorglos-Dingen, wenn es einfach nur deutlicher und kräftiger klingen soll.
Es gibt nur 3 Regler, von denen man (meist) nur 2 braucht, die Bedienung hat man schnell raus.
Chorus etc würde ich eher unter Effekt für verfremdete Stimmen verbuchen, das nutzt sich gehörmässig schnell ab und wird später oft als penetrant empfunden.
Das wichtigste:
learning by doing - Stimme ist letztlich etwas individuelles und da gibt's keine festen Regeln
ich mag mich selbst auch nicht sonderlich (nette Umschreibung), aber habe es einfach akzeptiert, dass man eben (real) nicht so perfekt klingt, wie die wenigen Ausnahmetalente...