Aus eigener Erfahrung sind meine Empfehlungen zu gedruckten Noten für die Elementarausbildung die Klaiverschulen von Rupp und Heumann, im Board habe ich sie schon oft angesprochen.
Dennoch halte ich eine
Klavierschule nur für bedingt geeignet, wenn ein
Gitarrist nach Noten spielen lernen möchte.
Eine wesentliche Schwierigkeit besteht schließlich darin, wie denn nun die Noten auf der Gitarre tatsächlich zu spielen sind - da gibt es ja nicht genau eine Taste pro Ton wie beim Klavier, sondern mehrere Möglichkeiten, ein und denselben Ton zu spielen (auf verschiedenen Saiten in verschiedenen Lagen).
Zudem sind die Notenbeispiele aus einer Klavierschule in der Regel nicht auf der Gitarre spielbar, die Fingersätze passen schon gar nicht usw.
Tabulatur klappt schon ziemlich gut. Noten lesen geht, ist halt noch nicht so flüssig. Das baue ich jetzt aus. Dafür bin ich hier.
Das ist ja auch gut so!
Gerade im klassischen Bereich sind Noten einfach die etablierte Schriftform für Gitarrenmusik, da beschränkt man sich unnötig, wenn man auf Tabulatur-Dartstellungen angewiesen ist.
Da es in diesem Thread primär um Vorzeichen/Versetzungszeichen geht, habe ich recht willkürlich ein relativ einfach spielbares Beispiel herausgesucht, in dem eine Kombination aus Vorzeichen und Versetzungszeichen aufritt:
Nr. 18 aus Fernando Sórs "
24 Leçons progressives, Op.31 (IMSLP)", eine der Simrock-Ausgaben.
Am Beispiel der ersten 4 Takte habe ich zu den Noten, um den Vergleich zu erleichtern, unten die entsprechende Tabulatur-Darstellung hinzugefügt.
Generalvorzeichen: Zwei Kreuze (fis und cis) machen aus jedem f ein fis und aus jedem c ein cis - unabhängig von der Oktavlage! Diese Fälle habe ich blau markiert.
Fis und cis als Vorzeichen deuten laut Quintenzirkel auf die Tonart D-Dur oder h-Moll hin (hier ist es h-Moll).
Man hat also als grundsätzlichen Tonvorrat den Tonvorrat von D-Dur bzw. h-Moll.
Die große Anzahl der blauen Kringel zeigt, welchen Sinn/Vorteil Generalvorzeichen haben.
Versetzungszeichen: Wenn von diesem durch die Generalvorzeichen vorgegebenen Tonvorrat abgewichen wird, benötigt man Versetzungs- oder ggf. Auflösungszeichen.
Diese Fälle habe ich rot markiert. Man sieht (im Vergleich mit der Tabulatur), dass ein Versetzungszeichen innerhalb des Taktes seine Gültigkeit behält. Beim zweiten Vorkommen des Versetzungszeichens vor dem a in Takt 4 muss deshalb dieses Versetzungszeichen wieder explizit geschrieben werden, weil das ais aus Takt 2 nur für den Takt 2 gilt.
Vorteil: die Abweichungen vom vorgezeichneten Tonvorrat stechen deutlich ins Auge.
Eine weitere Eigenheit der Notenschrift ist in diesem Fall die zweistimmige Schreibweise (obere Stimme mit Hälsen nach oben, untere Stimme mit Hälsen nach unten).
Damit soll verdeutlicht werden, dass die "Melodietöne" länger klingen sollen bzw. hervorgehoben/herausgearbeitet werden sollen: z. B. gleich am Anfang eine Viertelnote in der Melodie, während das "Zupfmuster" in Sechzehnteln durchläuft. Diese musikalisch wesentliche Kennzeichnung/Hervorhebung der Melodie geht in Tabulaturschrift völlig flöten.
Natürlich spielt man diesen Ton nur einmal an, aber man sieht einerseits das gleichmäßige Zupf-Pattern und andererseits wird die Melodie herausgehoben.
Im Grunde sind alles nur gebrochene Akkorde (also in Einzeltöne zerlegte Akkorde, die nacheinander gespielt werden). Dadurch, dass jeder Einzelton auf einer eigenen Saite gespielt wird, können sie alle schön ausklingen.
Viele Grüße
Torsten