Frage zu einem Musicalsong ("Ich gehör´nur mir")

Die neuen Rollen werden auf den Bühnen tatsächlich teilweise übelst gebrüllt. Bei Defying Gravity habe ich mich echt gefragt, wie die das macht.
Ich singer ja viel Musical, aber mir geht's wie Ferushan - ich mach' mein Ding, Mixbelt wo's geht, Kopfstimme wo nicht mehr. Allerdings hätte ich eine Naturstimme für das, was sie im Musical aktuell fordern. Meine Lehrerin meinte schon öfter mal, dass ich leider 15 Jahre zu alt für Hamburg wäre, sonst würde sie mich hinschicken. Ich kann tatsächlich so hoch belten wenn ich muss und werde nicht heiser davon.
Allerdings singe ich meine Stücke (normalerweise) auf Englisch, weil ich mit den deutschen Vokalen auch so meine Schwierigkeiten habe - weniger allerdings mit dem i, mehr mit a oder o.

Wie schon erwähnt wurde, die Christine im Phantom benötigt eine klassische Ausbildung, sonst kann sie nicht authentisch klingen - schlussendlich stellt die Rolle eine Opernsängerin dar. Ich hab' das mal von einer "typischen Musicalstimme" gesehen - war schrecklich!

Grizabella in Cats ist eh ein schlechtes Beispiel weil keine Sopranrolle (;)) - Memories ist sozusagen die große Mezzo-Arie. Und in Cats wird - zumindest in den Aufnahmen die ich kenne - nicht extrem gebeltet, das ist für mich aber noch eines der "alten" Musicals, vielleicht sogar das letzte.

Wobei... im Tanz der Vampire darf die Sarah auch schön kopfig klingen und das stört nicht. Ich glaube einfach, dass da viel Modesachen bei sind.
 
Nach HAMBURG würde die dich schicken? Die Stage ist jetzt nicht soooo der Brüller. Berlin, ich glaube auch Leipzig, Essen, München, Wien - das sind Glanzlichter!
 
Ist schon richtig: Christine muss eine klassische Grundlage haben und ist ganz klar Legit, aber REIN klassisch ist sie nicht. Das hörst du allein schon daran, dass man den Text besser versteht als in einer Oper, was wiederum möglich wird durch die Mikrofonierung, die es in der Klassik nicht gibt. Also eine Christine von einer reinen Opernsängerin muss ich nicht unbedingt haben (versteht mich nicht falsch: ich mag Oper und ich singe ja auch selbst klassisch, aber ich kann es nicht leiden, wenn jemand einen Musicalsong zu klassisch singt - hab so mal On my own gehört - grauenvoll!!!)
Memory ist sicherlich ein Mezzo-Stück, aber auf jeden Fall gebeltet! Schaut euch mal Elaine Paige an - DIE Grizabella schlechthin. Oder auch Angelika Milster in der deutschen Version. Die belten alle, aber immer noch in humanen Lagen.
Sarah aus TdV ist für mich immer das beste Beispiel für: Ich würds viel kopfiger singen (und das passt ja auch zur Rolle) als es aktuell auf deutschen Bühnen zu sehen ist - die quäken mir alle zu viel!
In Hamburg gibt es noch mehr Schulen als die Stage School, mindestens drei andere, aber alles eben Privatschulen. Und da ist es oft so, dass die viele Leute nehmen, die auf dem offenen Markt defacto keine Chance haben, einfach weil sie die Zahler brauchen. Ich kenne drei Leute, die auf der Stage waren, und inzwischen hauptberuflich alle etwas anderes machen. Wenn man bei einer staatlichen Hochschule genommen wird (siehe Cörnels Post) hat man ziemlich gute Chancen, auch was zu werden, nur die nehmen pro Jahrgang allerhöchsten 8 Leute.
Ich war auch mal bei der Aufnahmeprüfung an der Joop van den Ende, mehr so aus Spaß - ich hätte mir die Schule nie leisten können. Und ich war auch mal beim Casting der Stage Entertainment und ich muss sagen: Die meisten Musicaldarsteller (nicht alle, aber Ausnahmen bestätigen eben die Regel) sind unglaublich zickig. Ich kenne auch eine sehr nette, aber die macht inzwischen mehr Gesangspädagogik, aus eben diesem Grund. Ich glaube, wenn man in dem Genre überleben will, brauch man einfach sehr spitze Ellenbogen und eine ziemlich hohe Meinung von sich selbst. Ich bin da zu realistisch - ich weiß wo meine Schwächen sind. Und abgesehen davon war ich beim Tanzen nicht gut genug. Und du weißt ja auch nie, wie lange du einen Job hast usw.
Naja, ich hör mal auf über den Beruf des Musicaldarstellers zu philosophieren. Das gehört hier ja eigentlich gar nicht ins Thema. :rolleyes:
 
Ist schon richtig: Christine muss eine klassische Grundlage haben und ist ganz klar Legit, aber REIN klassisch ist sie nicht.
Im Musical ist Christine ja quasi das Gegenstück zur Primadonna Carlotta, die als typisch klassische Sopranistin Phantom nicht gefällt und mit Spott bedacht wird. Ich hab das immer als Kritik an der Oper empfunden und fand es daher etwas verunglückt, dass Webber die Rolle der Christine auf Sarah Brightman zugeschnitten hat. ;) Dass die Rolle eine klassische Ausbildung erfordert, macht sie heutzutage oft auch schwer zu besetzen. Ich hab bereits mehrfach vernommen, dass der letzte Ton im Duett (immerhin ein es''') häufig instrumental gespielt wird, weil der oft von den Sängerinnen nicht gepackt wird.


Ansonsten finde ich auch, dass einige Frauenrollen der letzten Jahre echt brutal angelegt sind und kaum mehr "ökonomisch" gesungen werden können, oder nur für sehr, sehr wenige Sängerinnen.

Allerdings fällt mir auch immer wieder auf, dass amerikanische Musicalsängerinnen deutlich anders klingen als hierzulande ausgebildete. Die klingen oft nicht ganz so voll und schwer, dafür etwas quäkiger. Ich glaube hier wird auch beim Musical noch "klassischer" ausgebildet als in den USA.

Hier mal "Defying Gravity" aus Wicked von den Tony Awards: http://www.youtube.com/watch?v=3g4ekwTd6Ig

Zum Vergleich die deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=DaJ_7fMRB5A
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde auch, dass sich amerikanische Musicalsänger sehr von deutschen unterscheiden. Sie werden meiner Meinung nach mehr darauf vorbereitet, später evt. auch mal eine klassische (Musical-,Operetten)Rolle zu singen. Aber ich habe ohnehin schon öfter gehört, dass in Amerika wohl nicht soo strikt zwischen Klassik und Musical unterschieden wird wie es in Deutschland der Fall ist. Eigentlich schade, denn viele Sänger könnten sich viel facettenreicher präsentieren. Ich persönlich finde die amerikanische Singweise sehr sehr schön. Ich könnte mir solche Sänger stundenlang anhören. Bei youtube gibt es auch sehr gute Aufnahmen von Musicalstudenten aus Amerika, die - wie ich finde- einfach fantastisch singen und durchaus flexibel sind in dem, was und wie sie etwas singen.
Ich habe mir in letzter Zeit viele deutsche Studenten der besten deutschen Musicalschulen angehört und war erstaunt, wie sehr die Leute heutzutage auf einzig und alleine ihre Beltstimme ausgebildet werden (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Aber das ist ja alles Geschmackssache. --> Nur meine Meinung

Ich habe Sarah aus TdV übrigens vor vielen Jahren auch mal noch recht klassisch auf der Bühne singen sehen (=klassisches Musical) und es hat mir sehr gut gefallen.
Ich liebe auch Pop/Rock-Musicals und schaue sie mir immer wieder gerne an. Ich finde es aber nur schade, dass ich Deutschland die Vielfalt- die den Musicalbereich doch prägte- zu verschwinden scheint.
 
Hier mal "Defiying Gravity" aus Wicked von den Tony Awards: http://www.youtube.com/watch?v=3g4ekwTd6Ig

Zum Vergleich die deutsche Version: http://www.youtube.com/watch?v=DaJ_7fMRB5A


Also ehrlich: Die amerikanische Fassung gefällt mir im Vergleich GAR NICHT.
Alles viel zu eng und nasal, schrecklich.... die hohen Töne am Schluss wackeln und sind quäkig.
Wie großartig singt es Willemijn Verkaik dagegen!!! Ich habe Wicked in Stuttgart gesehen und sie war live noch besser.
Auch die amerikanische Glinda finde ich in dem Beispiel nicht gut. Dieser starke Twang gefällt mir überhaupt nicht.

Shana
 
Ich bin zwar ein Fan von Kristin Chenoweth, aber in diesem Fall muss ich auch sagen, Willemijn Verkaik ist großartig. Allerdings hat sie ohnehin eine absolute Ausnahmestimme.

Ansonsten finde ich auch, dass einige Frauenrollen der letzten Jahre echt brutal angelegt sind und kaum mehr "ökonomisch" gesungen werden können, oder nur für sehr, sehr wenige Sängerinnen.

Ich kenne Gesangslehrerinnen, die sagen, das grenze schon an Körperverletzung, was mit jungen Stimmen an den Musicalschulen bzw. später auf der Bühne gemacht werde. Aber die Kandidatinnen werden eben leider zu oft abgelehnt, wenn sie zu "rund" klingen, das wird dann als "zu klassisch" empfunden, nicht dreckig-aggressiv genug (O-Ton an einer Musicalschule) - was ja nur mit diesem quäkigen Twang und extremem Belt erreicht wird.
 
Warum das ?
Ich müsste zunächst meine Schülerin fragen, ob sie überhaupt damit einverstanden ist....
 
Weil ich mir so etwas von seriösen Musicalschulen nicht vorstellen kann.
 
Nun ja, ob seriös oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen, aber eins sei verraten: sie sang mir den selben Song auch vor, und ich fand ihn zu brav, zu klassisch, der gehört tatsächlich frecher und knalliger. Belting ist da schon von Vorteil. Aber nicht so übertrieben und stimmkillend, wie es derzeit anscheinend Mode ist...
 
Hallo

Meinst du "Frei und schwerelos"?
Das muss wirklich knallen! Sonst passt es nicht zur Rolle. Genau wie "Gutes Tun", was noch einen ganzen Zacken schwerer ist (auch Elphaba). Ich habe es selber mal geübt und weiß daher, wie viel Power man braucht, um die langen Belt-Töne wenigstens einigermaßen durchzuhalten. Puh und Hut ab vor W. Verkaik.

Hier "Gutes Tun" in einer Probe:

http://www.youtube.com/watch?v=92_iEb6oXHc&feature=related

So, wie ich es beobachtet habe bzw. wie es für mich klingt, singt Willemijn Verkaik sehr gut auf dem Atem. Daher wage ich mal zu behaupten, daß ihre Version ökonomischer gesungen ist als die amerikanische Version. Das hört man ja schon daran, wie die Amerikanerin sich am Schluss quält und wie stark sie den Klangraum verkleinert um überhaupt durchzukommen. Der Schluss klingt undifferenziert und hat weit weniger Power als in der deutschen Version. Sie singt auch durchweg mit extrem breiter Mundstellung, was in der Höhe leicht zu Schwierigkeiten führen kann.

Der Twang klingt für mich nicht stark, sondern kindlich-quäkig. Bei Glinda mag das ja noch angehen, die deutsche Originalbesetzung war auch leicht twangig. Wenn auch nicht annähernd so extrem. Aber Elphaba ist eine Kämpferin für Gerechtigkeit, eine Widerständige in ihrer Welt. Das nimmt man ihr mit dem Twang finde ich nicht ab.

Shana
 
Zuletzt bearbeitet:
Also im englischen singt Idina Menzel die Elphaba und ich muss sagen, in diesem Video gefällt sie mir auch überhaupt nicht. Ich kannte bisher die CD und fand sie ganz gut, aber da sieht man mal wieder, wie die Aufnahme verfälscht sein kann... Die sind überhaupt beide ziemlich in der Nase. :( Ich habe aber letzthin gelesen (bei G. Kayes war es wohl) dass der Twang helfen kann, die hohen Töne zu belten. Dazu kann ich aber nichts sagen, hab ich nicht ausprobiert/ so festgestellt.
W. Verkaik gefällt mir auch echt gut, auch wenn ich sie noch nicht life gesehen habe. Aber sie gehört wohl zu den wenigen Ausnahmetalenten, die sich nicht die Stimme damit schrotten. Beneidenswert.

Das Problem ist, dass sich nichts daran ändern wird, dass in Deutschland die Musicalsänger/innen so verheizt werden. Es gibt ja genügend, die die Lücken auf Kosten ihrer Stimme auffüllen. Dass einige auf der Strecke bleiben, interessiert doch die Produzenten nicht.

Und es ist natürlich so, dass das Musical ein uramerikanisches Genre ist. Und die so genannten klassischen Musical (Oklahoma, Kiss me Kate etc.), die hier bestenfalls von einem Stadttheater mit u.U. eingekauften Solisten aufgeführt werden, sind da viel viel bekannter und werden auch immer wieder von High Schools und Colleges aufgeführt (was in den USA auch wesentlich einfacher ist mit den Rechten). Hierzulande kennen die meisten ja nur das, was die Stage Entertainment groß herausbringt. Ich finde es echt furchtbar, als jemand, der Musical wirklich in all seiner Vielfalt mag: Sag in Deutschland "Musical" und du bekommst zurück "Ah, Webber, Cats, kenn ich". ARGH! Wie oft musste ich schon Memory und Phantom der Oper singen??? Und dabei ist (meiner Meinung nach) Cats nun mal wirklich nicht das Vorzeigemusical und Webber auch nicht der beste Musicalkomponist schlechthin! Überhaupt ist der Begriff Musical letztendlich doch genauso ein Sammelbegriff wie Klassik, Jazz oder Pop. Aber wem sag ich das? Die meisten hier gehören ja zu denen, die es besser wissen... :)
 
Ich habe aber letzthin gelesen (bei G. Kayes war es wohl) dass der Twang helfen kann, die hohen Töne zu belten.


Naja, der Twang verkleinert das Instrument ja auch sehr stark. Bei Idina merkt man aber in der Aufnahme - und auch in anderen Aufnahmen ist es so - daß sie am Schluss tricksen muss: Sie singt die ganz hohen Töne nicht, verändert die Linie, fügt Phrasierungen ein. Willemijn dagegen macht einfach richtig groß auf und sie scheint eben auch die Atemkraft zu haben. DESHALB schrottet sie ihre Stimme nicht meiner Meinung nach.
Klar ist nicht jede die tolle Belterin. Aber es ist mir auch zu einfach, zu sagen, naja, das kann sie halt von Natur aus und alle anderen können es halt nicht. Man sieht auch, daß sie vieles technisch richtig macht, also erstens einen starken Atem hat und zweitens sehr groß öffnet. Und es fällt auf, daß sie dabei eben NICHT "dreckig" klingt: Die Stimme klingt bis in den hohen Belt glatt und ohne ein Ratschen, was bei Idina auch bisweilen vorkommt. Das ist dann nicht mehr "ökonomisch".

Ich finde es echt furchtbar, als jemand, der Musical wirklich in all seiner Vielfalt mag: Sag in Deutschland "Musical" und du bekommst zurück "Ah, Webber, Cats, kenn ich". ARGH!

Das ist in jedem anderen Bereich auch so, außer jemand beschäftigt sich näher damit.



Wie oft musste ich schon Memory und Phantom der Oper singen??? Und dabei ist (meiner Meinung nach) Cats nun mal wirklich nicht das Vorzeigemusical und Webber auch nicht der beste Musicalkomponist schlechthin!

Ich finde sowohl Phantom als auch Cats genial. Memory ist für mich ein tolles Stück mit hohem Anspruch, das in all den Jahren nichts von seiner Kraft verloren hat - ein echter "Evergreen" im positiven Sinne. Es ist nicht leicht zu singen, geht von ganz zartem piano bis zum Strong-Belt am Schluss. Ich habe immer noch Respekt vor diesem Stück, so oft ich es selber auch schon gesungen habe. Webber ist halt sehr bekannt, deshalb muss er nicht schlechter sein als andere ;-) Und andere müssen nicht schlechter sein als er.


Liebe Grüße,
Shana
 
Phantom der Oper finde ich auch wirklich genial! Es ist immer noch mein Lieblingsmusical von Webber und ich finde es qualitativ auch besser als andere Musicals von ihm. Natürlich war Cats seinerzeit auch bahnbrechend. Und es war auch das erst Musical, was ich jemals gehört habe, und ich habe die CD stundenlang mitgesungen :D. Versteh mich da nicht falsch! Ich finde es nur schade, dass in Deutschland einfach vor allem Webber und eben die Stücke bekannt sind, die groß rauskommen. Aber das sind halt nicht unbedingt immer die besten Musicals - das ist ja nun auch Geschmackssache.
Ich finde halt, dass Webber mitunter recht schlichte Songs schreibt, schlicht in der Melodie, einfach in der Harmonik - aber vielleicht ist das ja auch der Grund, warum er so erfolgreich war/ist. Aber mir ist das mitunter einfach zuuu schlicht (bei Phantom der Oper ist er auch mal abstrakter - und deswegen gefällt es mir glaub ich auch). Zum Beispiel viele Songs aus Starlight Express finde ich schon fast schlagerhaft, die Show lebt wahrscheinlich einfach durch das rasante Rollschuhgelaufe (ich habs allerdings noch nicht life gesehen). Aber wie gesagt: Über Geschmack lässt sich nicht streiten.

Finde ich übrigens eine gute und schlüssige Stimmanalyse von Idina Menzel und Wilemjin Verkaaik!:)
 
Ich finde es nur schade, dass in Deutschland einfach vor allem Webber und eben die Stücke bekannt sind, die groß rauskommen.


Dieses "in Deutschland ist alles so oberflächlich" Ding kann ich nicht nachvollziehen. Ich denke, es kommt hier wie überall sonst darauf an, womit man sich beschäftigt. Wenn es um Musical geht kann ich dir alles mögliche aufzählen, wenn es um Pop geht ebenfalls. Aber frag mich mal nach JazzinterpretInnen, da fallen mir auch gerade mal die gängigsten ein (und das auch nur mit Mühe). Daraus jetzt zu schließen, die Deutschen hätten keine Ahnung von Jazz wäre wohl recht seltsam. Es kommt immer drauf an, wen man grad fragt.

In einem anderen Forum hies es: "In Amerika singen die Musiclastars viel ökonomischer, deshalb werden Deutsche hier weniger gecastet". Dabei kannst du hinschauen wo du willst: In fast allen derzeit aktuellen großen Musicalproduktionen in deutscher Sprache sind die Hauptrollen mit EuropäerInnen besetzt, darunter viele Deutsche.



Finde ich übrigens eine gute und schlüssige Stimmanalyse von Idina Menzel und Wilemjin Verkaaik!:)

Danke.
Und daran sieht man exemplarisch, daß die amerikanischen Musicalstars eben nicht grundsätzlich besser ausgebildet werden. Willemijn ist Niederländerin, aber die deutsche Original Glinda, hab grad ihren Namen nicht parat, ist doch Deutsche, oder?

Schaut mal, hier singt Idina plötzlich auch viel weniger twangig:

http://www.youtube.com/watch?v=r1sgIOe7QfQ


Shana
 
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Memory hab ich auch schon oft gesungen - auf meine Weise, die ist bisher aber immer gut angekommen, Probleme hatte ich mit dem Stück eigentlich nie.
Diesmal ist es anders. Diese Sachen á la "Ich gehör nur mir", Wicked etc. sind irgendwie nicht gut für die Stimme; meine Stimme wehrt sich jedenfalls dagegen. Das mache ich jetzt dieses eine Mal und dann nie wieder !
Vielleicht hat es was mit der Prägung und den musikalischen Vorbildern zu tun ? Ich hab das Gefühl, daß mir Musical vollkommen fremd ist - eine Ausnahme sind die Songs aus den ganz alten, klassischen Broadway-Stücken, die irgendwann Eingang ins Realbook bzw. zum Jazz fanden und heute auch Jazz-Standards sind (z.B. Summertime, Cabaret, Hello Dolly und so weiter). Die singe ich ohne darüber nachzudenken. Ansonsten ist mir aber jede Rocknummer lieber als das hier :rolleyes:

Zu Willemjin Verkaik würde ich sagen, daß sie von Natur aus eine "große" Stimme hat, die natürlich ein Vorteil ist. Klar, sie singt gut auf dem Atem, aber sie hat auch diese dramatische Veranlagung, die anderen (nicht allen) in diesem Genre fehlt. Das macht ihre Stimme eben so rund und sie wird auch in hohen Lagen nicht so quäkig/twangig wie andere Sängerinnen.
 
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Hallo Bell


Memory ist ja eigentlich genauso typisch Musical ;-)
Sing doch "Ich gehör nur mir" auch auf deine Weise und vergiss Pia Douwes. Dann kommt es bestimmt besser rüber und macht vor allem dir nicht so nen Stress.

Ich denke auch, dieses sich-wehren hat mit den musikalischen Prägungen zu tun, die jede für sich so hat. Ich kann z.B. Musical sehr gut fühlen, Jazz aber überhaupt nicht. Wenn ich Klassik singe fühle ich mich unfrei in meinem Ausdruck. Daher klingt es bei mir immer tendentiell nach Irish Folk mit Vibrato ;-)) Musical Belting liegt mir nahe, Rock Belting eher weniger, meine Stimme klingt auch einfach nicht dreckig. Man kann nicht alles sein und nicht alles können.

Ich kann dir nur raten: Steh zu dir selber, dann wird es am Besten :)

Was Willemijn betrifft hast du sicher Recht. Ich finde es eben nur zu einfach, ihr Können ausschließlich auf Veranlagung zu schieben. Große, dramatische Stimmen sind genau so wenn nicht noch stärker gefährdet, sich kaputtzusingen, wenn die Atempower für solche Knaller Songs fehlt. Willemijn Verkaik ist nicht nur ein großes Talent, sie hat auch Training und eine verlässliche Technik, sonst könnte sie diese Rolle nicht so durchhalten.

Lieben Gruß,
Shana
 
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Memory ist ja eigentlich genauso typisch Musical ;-)

Ich bin ja ein Text-Mensch, und vielleicht liegt es einfach am Text, daß ich mit Memory ganz gut klarkomme, er spricht mich an, einige Zeilen finde ich richtig schön. "Ich gehör´nur mir" empfinde ich hingegen - jetzt mögen mir alle Elisabeth-Fans verzeihen - als hart an der Grenze zum Schlagertext. Das ist mir einen Tick zu kitischig-klischeehaft, zumal wenn man weiß, daß die wahre Sissi ein ziemlicher Drachen war...

Sing doch "Ich gehör nur mir" auch auf deine Weise und vergiss Pia Douwes. Dann kommt es bestimmt besser rüber und macht vor allem dir nicht so nen Stress.

Ja, Du hast natürlich recht. Wenn ich könnte, würde ich eine Jazznummer daraus machen ;) Soviel künstlerische Freiheit wird man mir dann aber doch nicht zugestehen.

Wenn ich Klassik singe fühle ich mich unfrei in meinem Ausdruck. Daher klingt es bei mir immer tendentiell nach Irish Folk mit Vibrato ;-))

Süß :) Ja, das ist bei mir ganz ähnlich.... ich habe klassischen Gesang auch immer als Zwangskorsett empfunden. Wollte immer "richtig" klingen und schaffte es nicht. Bei mir klingt´s allerdings nicht nach Irish Folk mit Vibrato, sondern nach Parodie. Das ist noch viel schlimmer.

Was Willemijn betrifft hast du sicher Recht. Ich finde es eben nur zu einfach, ihr Können ausschließlich auf Veranlagung zu schieben.

Nein, das wollte ich auch keinesfalls, man hört ja, daß sie eine sehr gute Technik hat.
 
@Shana: Ja, da hast du wohl recht. Man sollte doch manchmal über seinen kleinen Tellerrand schauen... Aber als jemand, der sich auskennt, bin ich bestrebt, dieses Bild vom Musical-Genre zu ändern! :D

Da ich ja ein so verkopfter Mensch bin ;), kam ich mit der Klassik immer gut zurecht. Früher war es auch so, dass ich ohne Noten total aufgeschmissen war. Klar kann ich eine Melodie nach Gehör singen. Aber mal ein Beispiel: Ich wollte mein Sinn für Stil aus Aida machen und hatte die Original CD und da sang die Sängerin (Maricel) ein paar Verzierungen, die ich einfach nicht nachsingen konnte, egal wie oft ich es mir angehört habe. Also habe ich mir kurzerhand die Noten bestellt, einmal draufgeschaut und siehe da - es ging von jetzt auf gleich. Und Klavier spielen ohne ausgeschriebene Noten - ein Desaster! Aber mein Studium hat mich da wirklich um einiges weitergebracht. Viele meiner Schüler begleite ich nur noch nach Leadsheet oder nach Akkordsymbolen, zum einen geht es leichter vom Blatt (ich kann ja schlechterdings alle Stücke perfekt üben) zum anderen sind die Klavierbegleitungen in Songbooks ohnehin für die Katz.

Allerdings ist es schon auch in der Klassik so, dass man sich innerhalb der gegebenen Regeln seine eigene Interpretation aufbauen muss. Je nach Zeitepoche sind die Regeln auch in der Klassik etwas lockerer oder fester. Im Vorbarock etwa sind viele Komponisten davon ausgegangen, dass die Sänger dann schon von selbst die nötigen Verzierungen einbauen, wo sie hingehören. Spätere Komponisten, Wagner zum Beispiel, haben alles bis ins Detail ausgefeilt und nichts dem Zufall überlassen. Heute ist es wahrscheinlich so, dass die meisten das singen, was in der Notenausgabe steht.
Sicher sind die Regeln in der Klassik wesentlich Strenger als im Musical oder Jazz. Aber mir war das anfangs immer ganz recht so, da wusste ich, woran ich war. Und meine letzte Gesangslehrerin hat (mit Erfolg, wie ich behaupten möchte) ganz schön mit mir gearbeitet, damit mal nicht mehr brav singe, sondern auch mal rotzig. :rolleyes:

Die deutsche Glinda war/ist übrigens Lucy Scherer, also eine deutsche.

@Bell: Du hast schon recht, die Texte von Levay sind teilweise echt schlagerhaft. Aber insgesamt finde ich, dass es bei Elisabeth noch geht, weil auch die Musik das wieder wettmacht (wenn man mal das Gesamtkozept betrachtet). Alle anderen Musicals von Levay/Kunze finde ich persönlich nicht so den Brüller. Es sind immer mal schöne Stücke dabei, aber das ist es dann auch schon. Und als damals Rebecca rauskam, wurde es ja auch Re-Mozar-Beth genannt...
 

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