Frage zu einem Musicalsong ("Ich gehör´nur mir")

[Bell]

Ich habe ein Engagement für eine Hochzeitsfeier, auf der unbedingt "Ich gehör´nur mir" gewünscht wird.
Nun hab ich mir das playback besorgt (Originalversion, wie sie von Pia Douwes gesungen wird) und muß sagen - meine Herren, das ist ja echt ein Auftrag.
Ich bin keine Musicalsängerin - natürlich singt man als Jazzsängerin immer wieder Musicalsongs, nur werden die frei gespielt, sind meist transponiert, und nichts erinnert bei mir an eine "typische" Musicalstimme - diesen Song soll ich aber nun möglichst originalgetreu bringen. Natürlich will und kann ich nicht Pia Douwes kopieren, aber es soll halt doch so originalgetreu wie möglich klingen....
Ein paar Male hab ich es nun probiert, diese Art von Musik ist zwar wirklich nicht meine Baustelle, aber in zwei Wochen (dann muß ich es singen) werde ich das Lied schon drauf haben. Nur eine Stelle, genauer gesagt der Schluss, bereitet mir Kopfzerbrechen: ".. doch verlang nicht mein Leben, das kann ich dir nicht geben, denn ich gehör´nur mir...." - ich weiß nicht genau, wie ich die nehmen soll.
Soll ich es klassischer ansetzen oder belten ? Es ist dermaßen laut, wenn ich es belte, da fliegen den Leuten doch die Ohren weg. (Übrigens: den Original-Schlußton schenk´ich mir, das ist ein dreigestrichenes cis, wenn ich mich nicht irre - da werde ich schummeln und einen tieferen Ton nehmen).
Werte Kolleginnen, habt Ihr Tipps für mich ? Wie singt ihr dieses Lied ?

 

[antipasti]

Schau dir doch erstmal verschiedene Versionen bei YouTUbe an ... vielleicht ist eine dabei, die dir näher kommt.

ZB

http://www.youtube.com/watch?v=Y0ZQsKaCJ7w&feature=related

die kommt mir etwas weniger brettig vor


Aber eigentlich - so würde ich denken - MUSS man diese Stelle so singen, dass den Leuten die Ohren wegfliegen ... sie ist ja prädestiniert dafür...

...

 

[IcePrincess]

Musste mir den Text noch mal durchlesen und hoffe, dass ich mich richtig erinnere.
Den Teil habe ich im Mixbelt genommen (was ja bis f'' für mich kein Problem darstellt).

Ich muss antipasti Recht geben, die Stelle ist der Peak im Song, da muss er am lautesten sein. Das letzte "nur mir!" habe ich dann dafür in einem zarten Piano genommen (und das cis''' auch weggeschummelt).
ALLERDINGS: Habe ich die Aufnahme von Pia Douwes nicht gehört ehe ich den Song gelernt habe, das versuche ich nach Kräften zu vermeiden um eine Chance zu haben, den Song zu "meinem" zu machen.

 

[SingSangSung]

Hi,

singst Du mit Mikrofon? Ich nehme mal an, ja. Dann würde ich es belten und am Schluss ganz weit weg vom Mikro gehen. Dann stimmt die Klangfarbe, und es wird trotzdem nicht zu laut.

Ich habe mir das "Original" angehört. Mir gefällt das ja ziemlich gut, muss ich sagen. Bei den leiseren Stellen singt sie sehr kopfig, aber wenn es der Song erfordert, kann Sie es total raushauen. Hat mich echt angesprochen, sehr intensiv.

LG

SingSangSung

 

[moniaqua]

Wie singt ihr dieses Lied ?

Gar ned, das heb ich mir noch a bisserl auf Ok, das hilft Dir nicht, ich seh's ja ein

Ich plädiere auch für belten; die ganze Musik führt einfach auf diesen Höhepunkt hin. Sing es halt notfalls ganz ohne Mikro, das kriegst Du doch hin.

 

[Bell]

Oh - eine einhellige Meinung, das ist ja schön
Also, ich werde die Stelle belten. Im Prinzip singe ich mit Mikro, es kommt aber natürlich aufs Publikum und die Location an - wenn es draußen nicht zu laut ist, lasse ich das Mikro bei dieser Stelle weg. Beim Üben zu Hause hatte ich jedenfalls das Gefühl, dass die Stimme total knallt.

@Ice: ja, das cis ´´´ ist der Hammer, nicht wahr.... ich muss es auch wegschummeln und habe es zum gis" gemacht

 

[Vali]

Hihi, Moni, ich gesell mich mal dazu. Musical ist nichts für mich. Klingt gar nicht so einfach das Lied, mal davon abgesehen, dass ich das eh nicht belten kann (und wenn ichs versuche, klingt es kreischig und hysterisch).
Hier ist eine Version mit Maya Hakvoort: http://www.youtube.com/watch?v=w8BBdpkRY5o&feature=related
Sie singt das etwas runder und schummelt auch beim letzten Ton
Ihre Version klingt reifer, aber mir persönlich gefällt doch die Version mit Pia Douwes vom Ausdruck her etwas besser. Dieser letzte Abschnitt ist ein sehr dramatischer Höhepunkt, der ruhig die Zuhörer wegpusten darf. Deswegen fände ich Belting an dieser Stelle auch besser. Und ja, cis''' ist ganz schön fies Obwohl ich den Ton noch rausknallen lassen könnte, wär mir das auch zu riskant, dass der flöten geht. Ich würde da auch schummeln

 

[Shana]

Hallo Bell

ich denke auch, daß es am Besten ist, es zu belten.

Ist aber schon eine komische Songauswahl für eine Hochzeit. Vielleicht sollte die Braut sich das nochmal überlegen, ob sie überhaupt heiraten will ;-)

Shana

 

[Mario Carrius]

Manche Leute zeigen bei der Auswahl der Songs für die Hochzeit einen gewissen Galgenhumor. Ich musste mal bei einer Hochzeit auf ausdrücklichen Wunsch "Free at Last" singen. Hätte imho eher zu einer Scheidung gepasst, aber der der Kunde ist König...

 

[Cörnel]

Ich habe bisher nur Annemieke van Dam gehört, die beim Schlusston nicht gemogelt hat! Also "Mogeln" ist erlaubt.

 

[Bell]

Ist aber schon eine komische Songauswahl für eine Hochzeit. Vielleicht sollte die Braut sich das nochmal überlegen, ob sie überhaupt heiraten will ;-)

Die Sache hat schon einen bestimmten Hintergrund: das Brautpaar ist sich nach einer Elisabeth-Aufführung nähergekommen
Und die Braut liebt halt diesen Song.....
Ich hab so was noch nie gesungen. Mein deutsches Repertoire beinhaltet Zarah Leander, Marlene Dietrich, ein paar Sachen von Hollaender, Knef, ein paar schöne alte Connie Francis-Schlager, ein paar Brecht/Weill-Songs.... aber kein Musical. Und diese Stelle ist echt ein Problem - ich stehe ja nicht auf einer großen Bühne, sondern es wird in einem Schloss gefeiert, wahrscheinlich sitzt der erste Tisch direkt neben der Band, normalerweise spielt man da smoothe Dinnermusik und ich muss da so herumschmettern.... ich kann ja eigentlich in der Lage sowieso nur belten, und das ist nunmal recht laut.
Nun... so lernt man noch was Neues auf seine alten Tage

 

[Bell]

Übrigens, vielen Dank für die anderen Beispiele, die Ihr gepostet habt. Nach dem Anhören muss ich allerdings sagen, das mir Pia Douwes mit Abstand am besten gefällt - und die Sache jetzt echt zur Herausforderung wird
(nicht daß ich mir anmaßen möchte zu behaupten, ich könne das Lied so bringen wie sie, aber eine Annäherung wäre schon schön).

 

[SingSangSung]

Hallo Bell,

mir sind noch zwei Sachen aufgefallen: Ich habe mir eine Live-Version von Pia Douwes von einer Musical-Gala angehört. Da singt sie es erstens einen Halbton tiefer, und zweitens nimmt sie das letzte "ich" bei der gebelteten Stelle (denn iiiiiiiiiiich gehör nur mir) viel kopfiger als auf der Studioaufnahme. Sie beltet praktisch die ganze Phrase, bis auf das "ich".

Dummerweise ist der Song ja auch an einigen Stellen sehr tief, so dass das auch keine ganz einfache Lösung ist, ihn nach unten zu transponieren.

 

[Bell]

Dummerweise ist der Song ja auch an einigen Stellen sehr tief, so dass das auch keine ganz einfache Lösung ist, ihn nach unten zu transponieren.

Will ich auch gar nicht
Erstens hast Du recht, der B-Teil ist tief, noch tiefer würde er schlecht zu hören sein, jedenfalls ohne Mikro - und zweitens hat mich jetzt der Ehrgeiz gepackt. Auch für einen "älteren Sopran" mit Vorliebe für tiefe Lagen muss der Song doch zu packen sein. Gut, das cis´´´ am Schluß - geschenkt. Das löse ich anders, vielleicht halte ich den Ton auch nicht so lange auf gis" aus, sondern mache eine Verzierung, mal sehen. Aber alles andere soll schon möglichst authentisch klingen.

 

[Ferushan]

Also ich bin ja eher ein Fan von Maya Haakvort. Ich mag Pia Douwes Belt nicht. Ich persönlich singe die Stelle im Mix, sonst würde ich mich schlicht verbrüllen. Und die gute Frau Haakvoort nimmt das bei der Aufnahme, die ich habe, auch recht kopfig (ist ne Lifeaufnahme). Und das cis''' finde ich überhaupt nicht nötig, gis'' finde ich viel schöner, aber gut, das ist halt Geschmackssache.

Von wegen Liedauswahl: Ich habe da auch schon von Beerdigungen gehört... Von Time to say goodbye bis Highway to hell... *hust*

 

[Bell]

Irgendwie finde ich, diese neueren Musicalsachen á la Elisabeth, Phantom der Oper etc. sind Gift für die Stimme. Vielleicht liegt es am Umfang, oder an der deutschen Sprache bzw. den Vokalen (warum muss in den hohen parts ausgerechnet mein Haßvokal "i" vorkommen ) - ich weiß es nicht so recht. Aber ich finde diese Sachen tierisch anstrengend für die Stimme. Ich habe allerdings den Schlußpart und auch das hohe "iiiiiiiiich" zu massig genommen und werde es jetzt auch leichter und kopfiger versuchen.

Wie oft müsst Ihr eigentlich solche Musicalsachen singen ? Also, ich könnte das auf Dauer nicht. Dagegen ist Rock ja richtig entspannend...

 

[Ferushan]

Mir gehts genau andersrum: i ist mein Lieblingsvokal , ich geh da aber auch in den extremen Vordersitz und mache das Ansatzrohr nicht soweit auf, sondern richte es eben eher nach vorne aus. Außerdem belte ich ja nicht alles, was die so auf ihren CDs belten, das wäre mir auf Dauer und grade in der Höhe einach zu anstrengend. Und wie gesagt habe ich da oben einen ganz guten Mixbelt, der das wettmacht. Ich könnte Rock wahrscheinlich nicht so gut singen (so wirklich habe ichs noch nicht ausprobiert, das bißchen von der Top40-Band, bei der ich mal gesungen habe, zählt nicht). So hat jeder seine Präferenzen, gelle?

 

[Bell]

Bei Rock habe ich immer das Gefühl, ich selbst zu sein, die Stimme einfach machen lassen zu können. Musicalgesang kommt mir hingegen schon ziemlich künstlich und manieriert vor. Hinzu kommt dieser brutale Tonumfang bei vielen modernen Musicals. Damit hat Lloyd Webber angefangen, oder ? Rauf-runter-rauf-runter, das alles möglichst noch mit knalligem Belting - kein Wunder, dass so viele Musicalsängerinnen Stimmprobleme haben.

Ich hab´auch einen ganz guten Mixbelt, aber der hilft mir hier nicht wirklich

 

[Ferushan]

Hihi, und bei mir ist es da wiederum anders: Im Musical bin ich irgendwie zu Hause. Allerdings muss ich betonen, dass ich mein eigenes Klangideal habe, was sich eher am amerikanischen Musicalsound orientiert. Ich singe sehr gern auf deutsch, aber der momentan in Deutschland gesuchte Musicalsound ist mir einfach zu brutal gebeltet und an vielen Stellen zu quäkig. Ich mach da einfach mein eigenes Ding, was allerdings auch dazu führte, dass ich beim Musicalcasting durchgefallen bin - inzwischen bin ich aber überhaupt nicht mehr traurig drum.
Naja, mit dem Umfang: Da habe ich noch nicht drüber nachgedacht. Also auch bei den frühen Stücken von Webber gibt es durchaus Rollen, die mit 1,5 Oktaven zurechtkommen (Evita, Joseph z.B.). Phantom der Oper fällt dann natürlich raus, aber das erfordert eh eine klassische Ausbildung, zumindest als Grundlage. Im Ürbigen hat er die Christine seiner damaligen Frau Sarah Brightmann auf den Leib geschrieben, bei der wusste er natürlich, was sie kann. Bei den klassischen Musicals gab es meist einen Legit (die Heldin des Stückes) und einen Belter (die lustige Trantüte), im Grunde ähnlich wie bei der Oper früher. Irgendwann wurde es aber so, dass dann auf einmal jeder immer und überall belten musste. Ob Webber damit angefangen hat? Keine Ahnung. Würde ich nicht beschreien wollen. Aber der Trend hat sich gehalten. Und eher noch weiterentwickelt, es muss immer höher und noch höher sein (ich sag nur Defying Gravity aus Wicked). Klar gibt es auch Leute, die das können, aber das sind dann doch eher Ausnahmetalente, oder (wie du ja auch sagst) sie machen sich die Stimme kaputt. Ist ja auch kein Wunder, wenn man das acht Shows die Woche durchziehen muss...

 

[moniaqua]

Ist nicht die Christine bei Phantom der Oper eh eher klassisch, auch vom Klang her? Ich meine das zumindest so gehoert zu haben und es passt imho auch besser zur Geschichte. Und Grizabella bei Cats kam mir damals auch nicht so vor, als haette sie gebeltet (ich muss aber zugeben, dafuer nicht wirklich ein Ohr zu haben ob jemand beltet oder normal singt)