Ob man ein FR braucht ist es (wie hier schon mehrfach beschrieben) primär davon abhängig, was und wie man selbst spielt. Covert man Stücke, in denen ein FR im Original zum Einsatz kommt, ist es natürlich authentischer wenn man auch das FR hat und dafür einsetzt.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, das ich FR liebe auch wenn ich erst jetzt anfange es in mein Spiel auch wirklich zu integrieren. Ich fass mal die Vor- und Nachteile eines RF bzw. baugleicher Tremolos zusammen, die ich in diesem System sehe:
+ Vielseitigkeit beim Musizieren
+ Stimmstabilität
+ Aussehen
- Höherer Einstellungsaufwand bei Änderung von Halskrümmung, Umstellung auf andere Saitenstärke
- Höherer Zeitlicher Aufwand beim Saitenwechsel
Zur Vielseitigkeit denke ich braucht man nicht viel zu sagen. Ich finde, dass ein Musiker, der wirklich gut ist, auch mit seinen Skills zum großen Teil das nicht Vorhandensein eines FR kompensieren kann. Stimmstabilität: Ich habe und hatte einige Gitarren mit und ohne FR. Was ich bei allen FRs immer hatte war besonders gute Stimmstabilität auch langfristig betrachtet. Voraussetzung ist hierbei aber, dass das FR technisch in Ordnung ist. Sicher bringen Mechaniken mit guter Qualität mehr an Stimmstabilität, jedoch bedingt durch die Konstruktion/Bauweise eines FR können sich die Saiten nirgendwo festklemmen (Sattel). Ein Beispiel: Ich habe eine LTD MH-400 gebraucht gekauft. Das Licensed FR mit ESP logo war schon etwas abgenutzt und hielt die Stimmung nicht wirklich gut. Ich habe es mit neuem Schaller Lockmeister ersetzt. Ist schon ca. 3 Jahre her. Seit dem Umbau muss ich die Gitarre nach Saitenwechsel fast nie nachstimmen. Des Weiteren habe ich Superstrats, die bereits 30 Jahre alt sind mit noch originalen Schaller Tremolos. Diese alten Tremolos halten immernoch die Stimmung wie der neue Lockmeister. Leider sind die Licensed FRs wirklich nicht die besten, diese Erfahrung musste ich auch sammeln. Aber ich finde auch, dass der Klang und das Spielgefühl der Gitarre die Originalen FRs oder Schaller deutlich besser ist als mit Licensed FRs. Ich spreche nur von FR/Schaller, da ich keine anderen Systeme wie Kahler bis jetzt selbst genutzt habe. Zum Aussehen: ich bin mit Rock&Metal groß geworden und daher fast alle meine Idole mit FR-Gitarren gesehen. Das hat wohl auch meinen Geschmack geprägt. Ich finde, dass z.B. einer Superstrat ohne FR optisch wirklich etwas fehlt, irgendwas stört mich immer bei ihnen. Dies ist aber natürlich eine absolute Geschmackssache.
Wie andere bereits schrieben, FR bedeutet immer Aufwand, wenn Änderungen am Hals, Saitenlage und sogar Intonation anstehen. Selbst wenn die Halskrümmung und Saitenlage stimmen, sobald man Intonation eingestellt hat, sollte die Position des FR geprüft werden, oft muss das Gleichgewicht Saitenzug/Federzug wieder hergestellt werden. Daher immer genug Zeit einplanen. Auch ein Saitenwechsel ist eine Aktion, die Zeit braucht, insbesondere das erste Stimmen.
Ich finde allerdings das Nachstimmen an Finetunern des FR viel angenehmer als an Mechaniken der No-FR-Gitarren. Daher finde ich die neue Brückenvariante, die Jackson bei den Mick Thompson (Slipknot) Modellen entwickelt hat sehr interessant. Man hat eine feste Brücke im FR-Design, jedoch sind die Saiten wie beim FR am Sattel und Brücke festgeklemmt und können mit Finetunern nachgestimmt werden.
Ein weiterer (aus meiner Sicht) wichtiger Gedanke: Wenn man eine gebrauchte FR-Gitarre kauft, immer das Tremolosystem prüfen. Fast immer waren in meinem Fall bei Gebrauchtkäufen die FRs falsch eingestellt. Man sollte auch unbedingt die Anordnung der Reiter prüfen, oft wurden sie falsch zusammengesetzt. Dann wundert man sich, warum das Spielen sich komisch anfühlt oder einzelne Saiten schnarren. Auch wichtig ist es beim Einstellen der FRs immer mit Feingefühl rangehen, bei vielen Schrauben sind die Gewinde sehr fein und können ganz schnell übergedreht werden (bei Licensed FRs noch schneller).
Um zum Ende zu kommen, worauf ich hinaus will: FR und baugleiche Systeme sind tolle Sache. Und nicht immer muss man die Kaufentscheidung davon abhängig machen, ob ein FR verbaut ist. Vielleicht ist es manchmal besser, etwas zu haben aber nicht zu brauchen, als etwas zu brauchen und nicht zu haben. Wenn man Musik spielt, in der FR oft zum Einsatz kommt, kann es sein, dass man etwas später ein FR haben möchte. Aber es sollte nicht die erste Gitarre eines absoluten Anfängers sein.