Das kann sogar von Instrument zu Instrument unterschiedlich sein. Ich habe ja vor Kurzem ein Yamaha P515 gekauft, und das hat eine eher schwerere Tastatur. Beim Antesten im Laden war alles prima, aber als ich das Piano zu Hause hatte, ging erst mal gar nichts, ich bin überhaupt nicht klargekommen. Dann habe ich meine einfachen X-Keyboardständer per längerer Lochleiste aus dem Baumarkt so modifiziert, daß ich das Piano tiefer bekommen habe. Jetzt komme ich gut klar. Mein Rhodes dagegen steht höher, und das macht mir keine Probleme.
Der Arm sollte zusammen mit der Hand das Gewicht des Oberkörpers so auf die Tastatur bringen, wie ein Brückenbogen die Kräfte, die in der Brücke herrschen, auf die Erde überträgt. Dabei sollen weder Handrücken noch Fingerknöchel einknicken, denn das unterbricht die Kraftübertragung. Das wäre so, wie wenn im Brückenbogen ein Knick wäre. Der Bogen würde an dieser Stelle unweigerlich auseinanderbrechen.
Dafür benötigt es eine gut aktivierte Handinnenmuskulatur, denn die verhindert das Einknicken. Dynamik kann man dann komplett und sehr differenziert durch Gewichtsverlagerung des Oberkörpers kontrollieren. Aus meiner Sicht ist dafür anfangs eine etwas höhere Sitzposition sinnvoll, um diese Technik zu lernen. Wenn man dann mal ein paar Jahre/ein paar tausend Stunden spielt und diese Technik entwickelt ist, funktioniert sie auch bei einer tieferen Sitzposition.
Runde finger vs. flache Finger.
Klare Antwort: beides. Akkorde, Arpeggios und alles, bei dem zwischen Daumen und kleinem Finger eine größere Spanne liegt, spielt man mit flacher Hand. Gerade hier gilt: Je besser die Handinnenmuskulatur arbeitet, desto leichter geht das. Alles, bei dem Daumen und kleiner Finger dicht beieinander liegen, spielt man mit runden Fingern: Läufe, Tonleitern, Melodien und Ähnliches. Dazwischen gibt es alle Abstufungen. Ausnahme: Cantabile spielt man eher mit flachen Fingern, damit man die weicheren Fingerkuppen anstelle der Fingerspitzen einsetzen kann. Man sieht das aber mMn auch alles so bei Horowitz, Michelangeli, Corea u.v.a., sogar auch bei Gould.
Anfänger spielen zunächst meistens im Fünftonraum. Dafür ist die runde Fingerhaltung ideal geeignet. Sobald man mal Oktavspanne u.ä. hat, werden die Finger von selber flach. Da sollte man dann auch nicht krampfhaft versuchen, die mittleren Finger rund zu halten. Das verkrampft nur. Nur darf man halt das "runde Finger" aus der ersten Klavierstunde für den Anfänger nicht auf alles übertragen, aber das machen leider viele.
Das sind keine Gesetze, es funktionieren auch andere Techniken, aber das ist mal in wenige Worte gefasst meine Erfahrung. Bei Hiromi Uehara sieht man z.B. oft einen eingeknickten Handrücken. Ich kriege da jedesmal Handschmerzen, wenn ich das sehe, aber sie kommt ja damit gut klar. Wenn man jahrelang übt, funktioniert wahrscheinlich vieles.
Meiner Ansicht nach sind das aber alles Fragestellungen, mit denen sich der TE bei seinem jetztigen Könnenstand noch nicht auseindersetzen muß. Da geht es erst mal darum, überhaupt einmal ein Stück fehlerfrei spielen zu können. Technik lernt man am Besten, wenn man genau das kann: Fehlerfrei spielen. Und dann am Besten mit einem Lehrer, der einem das, was ansteht, zeigen kann.
Viele Grüße,
McCoy