Nun finde ich etwas Zeit und kann ausführlich berichten.
Dieses Thema lässt sich unterteilen, nämlich in
Mechanik und
Klang.
Wem das ganze DIY des Einbaus zu lästig oder zu ausartend erscheint, der geht einfach zum Abschnitt
Klang und liest dort weiter.
Mechanik
Im Ergebnis einer ungünstig gelaufenen Erstfertigung schickte ich dem Anbieter nach Absprache einen originalen MIM-Gußblock zwecks Abnahme der Maße und zur weiteren Verwendung zu. Daraufhin sandte er mir einen neuen, jetzt phantastisch gefertigten Block zu, der hinsichtlich Maßhaltigkeit und Aussehen meinem Anspruch für das Instrument genügte.
Ich schrieb ja schon, dass der Einbau des ersten gelieferten Blockes nicht ganz reibungslos vonstatten ging. Auch der zweite Block machte Probleme.
Zwar passt er nun wie angegossen auf die Tremoloplatte:
Aber er stieß rückseitig an die Aussparung des Stratbodys an. Zur Verdeutlichung:
Der erste Block, der geliefert wurde, und mit dem ich ausgiebig getestet habe, sah so aus:
Man erkennt, dass er schief in der Aussparung des Bodys saß. Linksseitig war alles gut (grüne Pfeile) und rechtsseitig stieß er an (rote Pfeile). Desweiteren waren die seitlichen Rundungen unsymmetrisch ausgeführt...
...was aber nur ein kosmetischer Punkt war und, wie man beim neuen Block oben auf der Tremoloplatte sehen kann, jetzt kein Thema mehr ist.
- Warum saß der Block schief?
a) ein Fertigungsfehler im Stratbody
b) ungünstige Toleranzlage bei der Fertigung der Bohrungen des ersten Blockes.
zu a) die Schrauben des Tremolos waren schief in den Body gedengelt und somit saß das Tremolo schief. Das musste ich erst einmal korrigieren.
zu b) seht selbst:
Man konnte den Block zwar auf die Tremoloplatte schrauben, aber er saß eben nicht exakt. Auch das ist jetzt mit dem neuen Block kein Thema mehr.
An dieser Stelle noch einmal meinen herzlichen Dank an die konstruktive Mitarbeit des Anbieters und seine beeindruckende metallurgische Sachkenntnis, die er mir in Verbindung mit Herstellungsdetails "aus dem Nähkästchen" von so manchen Großseriengitarren in einigen Gesprächen quasi zusätzlich zu unserem Thema "Messingblock" so ganz nebenher vermittelte. Chapeau!
- Warum stößt der Messingblock unten an?
Ganz einfach: Er ist mit 15 mm dicker gefertigt, als es der Originalblock ist. Der hat nur ca. 13,5 mm Dicke. Der Anbieter hätte mir nun - klasse Service! - eine Schräge in den Block gearbeitet oder ihn dünner gefertigt oder sogar die Bohrungen nach oben versetzt. Das hätte aber einen Aufwand mit sich gebracht, der gar nicht nötig ist: Wir sprachen ab, dass ich einfach die Aussparung des Bodys etwas aufarbeite, was die einfachste Lösung darstellte und gut ist's.
Mit einer Flach- und einer Rundfeile mit feinem Hieb habe ich die Aussparung nach unten um etwa 1,5 mm verbreitert (Pfeile):
Der jetzt eingebaute Block passt nun aufgrund seiner sehr guten Maßhaltigkeit und meiner jetzt korrigierten Lage der Tremoloschrauben im Stratbody problemlos rein, d.h. er sitzt nicht schief und der Spalt ist breit genug...
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...so dass sich das Tremolo nun sauber und problemlos schwenken lässt. Vorher ging das nämlich auch schon deswegen nicht, weil die etwas schief sitzenden Schrauben das Tremolo in der Kippbewegung verkanteten.
Die Lage der Saitenreiter, d.h. dessen Abstände und Höhenmaße hatte ich vorher mit einer Schieblehre abgenommen und notiert. Die Federschrauben der Tremolokralle hatte ich in ihrer Lage nicht verändert. Somit konnte ich das alles 1:1 zurückbauen. Nach dem Rückbau des Pickguards kamen die bereits benutzten Saiten wieder rauf. Eine eledige Fummelarbeit mit den durch die Mechaniken verwundenen Dingern. Da half nur viel Geduld und ohne ein mehr oder weniger sorgsames Geradebiegen der Saiten ging es einfach nicht. Stimmen, in sich ruhen lassen, dann kam der Moment...
Klang
Aus den Socken hat es mich nun nicht gehauen, aber dennoch bin ich beeindruckt: Die Strat klingt jetzt für mich deutlich angenehmer. Das Knallige, Glasige, im Mittenbereich eher Dünne und in den oberen Höhen Spitze ist weg und die Strat hat ein mittigeres Klangbild bekommen. Schwer, das verbal zu erfassen, aber der Klang ist insgesamt "weicher" geworden. Ich muss mich jetzt schmunzelnd zusammenreißen, um nicht zu schreiben, dass der Klang "glockiger" geworden ist, angesichts des Glockenmessings...
Ist zu verlockend, das zu schreiben, aber es würde nicht stimmen. In der Strat arbeiteten vorher und jetzt die alten, originalen MIM-Classic 70s-Pickups und es ist wirklich erstaunlich, wie die durch den Messingblock dazugewonnen haben. Ich hatte das so nicht erwartet; allein schon durch die Tatsache, dass ich einem Austausch eher etwas skeptisch gegenüberstand.
In einem weiteren Schritt habe ich mich dann entschlossen, die originalen MIM-Classic 70s-Pickups auszutauschen gegen Fender Yosemite-Pickups. Darüber kann ich
extra berichten, das gehört nicht hier in den Blockvergleich rein.
So, fertig. Ich hoffe, jetzt nicht allzusehr eine große Wissenschaft daraus gemacht zu haben und wollte nur mal aufzeigen, dass es mit dem Einbau bei dieser Strat nicht ganz so einfach ging.
Fazit
Angesichts der überraschend positiven klanglichen Veränderung bei dieser MIM Classic 70s Strat geht der Tausch Gußblock gegen einen Messingblock für mich absolut in Ordnung. Die Strat kommt jetzt vielleicht nicht ganz so "schnell aus den Hufen", was ihren bisherigen Attack angeht, aber das stört komischerweise überhaupt nicht.
Ich wage es mal, ganz vorsichtig zu prophezeihen, dass so ein Messingblocktausch sehr vielen spitz-knalligen und vielleicht etwas dünn daherkommenden Strats zu einem mittig-gefälligen Klangbild verhelfen kann - eher, d.h. sicherer als ein Pickuptausch. Aus meiner Sicht ist das ein vielversprechender Ansatz, seine Strat vergleichsweise preisgünstig klanglich zu verbessern - wer es denn in diese eher etwas weichere oder mittigere Richtung mag.