Hallo zusammen.
Leider bin ich erst heute auf den Thread hier gestossen und muss sagen: Wirklich interessantes Thema
(Obwohl mich die Überschrift wohl etwas abgeschreckt hat)
Kurz zum letzten Beitrag:
Elisa Day schrieb:
....im Bereich " Live on Stage" gibt es ja schon ein gepinntes Tutorial über Bandpromotion. Auch wenn das meiner Meinung nach auch nicht der richtige Ort ist, könnte man Dein Tutorial dazu sortieren.
Ja, den Workshop habe ich mal geschrieben und hatte vorher auch angefragt, wo ich ihn posten soll. Finde auch, dass er da nicht wirklich hinpasst, aber die vielen Abgriffe zeigen trotzdem, dass die Leute ihn lesen. Egal, Back to topic...
Wie gesagt, ich finde Eure Diskussion oder vielleicht besser den Informationsaustausch sehr interessant und würde gern auch an dieser späten Stelle noch ein wenig meinen Senf hinzugeben.
Ihr seid ja schon ziemlich weit in der Frage, ob Booking-Agentur oder nicht. Spannend fand ich den Part, wo es darum geht, ob nicht eine Firma gleich auch noch die Promo dazu machen sollte, also ne Art Management. Das kam zu dem Ergebnis, dass es sicherlich keine Agenturen gibt, die mit all dem Dienstleistungen in Vorleistung gehen, um dann festzustellen, dass damit nichts zu verdienen ist. Gerade in Deiner speziellen Frage, ein Unternehmen in die Richtung zu gründen, ist da sehr interessant. Auch im Zusammenhang mit der derzeitigen Lage in der Musikindustrie, sehe ich da echte Chancen. Nicht sofort, aber doch in Zukunft.
Warum glaube ich das? Weil ich im Grunde nichts anderes mache, als wie beschrieben, nämlich Bandbetreuung (allerdings für genau eine Band) mit allem drum&dran. Aber ich fang mal kurz von vorn an:
Ich betreibe mit einem Partner eine Multimedia-Agentur mit angeschlossenem Tonstudio. Die Multimediageschichte ist entstanden, weil mit Musikproduktion allein kann man auch kein Geld verdienen. (Nebenbei, mit Webdesign und ähnlichem auch nicht, aber zusammen ist es ein klein wenig zu viel zum sterben
) Egal. Traum war immer ein eigenes Tonstudio, um vorrangig unser eigenes Projekt nach vorn zu treiben, den Schritt raus aus dem Ü-Raum, ein Schritt mehr ins professionelle Lager.
Das nur kurz vorweg. Meine Rolle in dem Spiel war und ist nie die eines Musikers, ich selber spiele kein Instrument und kenne Musik nur vom hören
Allerdings bin ich infiziert. Habe mich schon früher um Betreuungsfragen von Bands gekümmert, Booking und Promo organisiert und kommuniziert, selbst veranstaltet und auch krampfhaft versucht, die Sachen, die ich betreute, vor A&R-Managern in Ihren stylischen Büros zu verkaufen
*lang ists her*
Hört sich nach nicht viel an, ist es aber. Hunderte von Telefonaten, Terminplanung, Absprache mit Designern für die Präsentationen, Aufnahmen organisieren, Kontakte machen und pflegen, Fotosession oranisieren, Plakate drucken und kleben lassen, Verhandlungen mit Veranstaltern, PA_Verleih, Plattenfirmen kontaktieren und zwischendurch erstmal im Netz und mit einschlägiger Literatur durchstudieren, was die Branche eigentlich soll, wie sie arbeitet und strukturiert ist, welche Verträge üblich sind und wie man sie liest. Das ist ernsthaft mindestens genauso spannend und intensiv, wie Gitarre spielen zu lernen, nur unkreativer
Auf jeden Fall darf ich behaupten, dass die Kontellation sich 100%ig abgleicht. Die Musiker sind echt dankbar, dass sie sich nicht um Nicht-Musikalische-Sachen kümmern müssen. Es ist auch logisch. Der durchgeknallte Frontman hat sicherlich kein Bock, sich mit dem Veranstalter übers Catering zu streiten und der Bassser hat genug damit zu tun, seine Aufnahmen einzuspielen, als nen Kontoauszug abzuheften oder die Fanmails zu beantworten
Es geht tatsächlich darum, dass jeder das macht, was er auch am Besten kann und nichts anderes. So ist jeder frei für seine "Kunst" und muss sich nicht mit Sachen plagen, die ihm (oder ihr @Elisa) vielleicht gar nicht liegen oder aber kein Bock drauf haben.
Deswegen kann ich nur jeder (Newcomer)Band raten, sich jemanden zu suchen, der Musik genauso liebt wie Musikschaffende, aber kein Instrument spielt. Der vielleicht ne kaufmännische Lehre gemacht hat und sich nicht verkrampft, wenn er mal die Ausgaben des "Wirtschaftsjahres" machen soll. Der gern telefoniert und ein guter und sympatischer Verhandlungspartner ist.
So einer ist für eine potentiell gute Band echt Gold wert, weil er selber an die Band glaubt, weil er selber ein Member der Combo ist (allerdings hinter und nicht auf der Bühne
).
Womit ich zum Punkt Agentur umleiten möchte.
Eine Agentur ist ganz sicher immer wirtschaftlich orientiert. Warum sollte eine Agentur das Booking oder die Promo einer Band machen, die entweder (nicht böse sein, es ist so) zwar gut ist, aber wie Which einen zu abgefahren Style bedienen oder aber so jung und unbekannt sind, dass sie keiner sehen will?
Wo sollte dann die Motivation für eine Agentur herkommen, wenn sie schon nach 5Sekunden weiss, dass da nichts bei rumkommt. Die Zeiten sind angespannt. Es ist im Grunde wie bei den Labels. Warum sollten die trotz jährlichen Umsatzrückgängen von fast 20% eine unbekannte Band signen, die gerade mal in Ihrem Kreis ein paar Gigs in Jugendzentren gegeben hat? Eine Band im Sinne der Industrie aufzubauen, kosten ein Schweinegeld, die Maxime lautet protzen statt kleckern. Das alles in ein Band reinpusten, in der Hoffnung, die vorgestreckte Kohle wieder reinzubekommen, ist den Labels in der heutigen harten Zeit ein zu grosses Risiko. Letzte Zuckungen waren die Schnellschussnummern mit den Superstar-Casting-Shows, wo das ganz schnelle Geld lockte. Schnell hoch, noch schneller runter. Aber immerhin fällt die teure Vorlaufpromo weg, die Leute vorm TV sind ja schon genug gehirngewaschen...
Und nun stehen da Leute wie Doppelkorn, die den jetztigen Zustand der Newcomerförderung und Bandbetreuung als riesen Mako betrachten und was dagegen unternehmen wolen. Dazu erstmal:
Ich finde es gut, dass sich die Leute einen Kopf machen, wie es weitergehen soll.
Aber: Ohne Deine Motivation mindern zu wollen, sei Dir klar, es wird hart. Auch Du wirst Dich mit vielen noch unbekannten Themen auseinandersetzten müssen, viel dazu lernen und vor allem: Erstmal kein Geld verdienen!! Später vielleicht, wenn Du es tatsächlich schaffen konntest, eine oder mehrere Bands zum Erfolg zu verhelfen, was auch immer. Aber gerade am Anfang und noch lange Zeit danach, wirst Du es nur schaffen können, wenn Du weisst, dass Du das alles als "professionellen Hobby", wie ich es nenne, machen wirst. Und Dein Motor ist Idealismus und nicht Geldgeilheit.
Denoch, daumenhoch für Deinen Einsatz, ich wüsche Dir auf jeden Fall viel Glück bei Deinem Vorhaben und vor allem irgendwann Erfolg.
Bis hierher vielen Dank für Eure Geduld meines langen Postings und sende
viele Grüsse...Martin