So, die Felle habe ich nun bekommen und das erste Mal getestet bei einer Band-Probe. Ich habe für meine Toms (8", 10", 12", 14") jeweils ein EC1 coated geholt und für die 14x5,5" Snare das EC Reverse Dot Snare. Da es noch keine Tom-Packs gibt war der Spaß nicht gerade billig: 95€
Auf meinem RMV Set (extrem dünne, 4mm Bapeva Kessel, welche entsprechend extrem resonant sind) hatte ich bis dahin die RMV Felle. Sie entsprechen den Diplomat clear bei den Resos und Ambassador clear bei den Schlagfellen auf den Toms, sowie Ambassador Snare (Reso) und Ambassador coated auf der Snare. Damit ihr vergleichen könnt, beschreibe ich den Sound mit den alten Fellen mal etwas genauer.
Die Tom-Befellung gibt einen sehr klaren, höhenreichen Tom-Sound, welcher auch in tiefer Stimmung relativ viel Höhen-Biß und Projektion bietet. Sie sind resonant ohne Ende; Sie klingen dabei recht konstant aus: Wenn Lautstärke auf Zeit plottet, bekommt man direkt nach dem Schlag einen steilen Peak mit einem ebenso schnellen Abfall (also den Attack) und danach ein recht linearen Abfall bis sie irgendwann nicht mehr klingen.
Bei der Snare ist es recht ähnlich. Dazu gibt es einen recht starken "Ring", nur wenn ich ziemlich perfekt die Mitte treffe ist es recht trocken; nach außen hin bekomme ich immer mehr Ring (welches mehr und mehr den Teppich übertönt, der ja dort auch etwas weniger anspricht).
Gestern abend habe ich die Felle aufgezogen, gestimmt und in der Probe gespielt.
Zuerst die Tom-Felle. Die EC1 coated bestehen aus einer Schicht 14mil dickem Kunststoff mit einem äußeren EC-Ring aus Alu (zum Vergleich: die EC2 sind zwei Lagen 7mil, also in der Summe gleich dick). Sie haben eine hohe Grundspannung; schon in der Luft gehalten und mit dem Finger angespielt bekommt man einen Ton (bei Ambas eher ein *patsch*). Das coated-Finisch sieht aus wie sandgestrahlt; es ist keine weiße Beschichtung drauf sondern die Plastikfarbe bleibt (kann man auf der Evans-Seite bei den Bildern erahnen). Die EC Ringe sind proportional zum Fell-Durchmesser gehalten, d.h. beim 8" Fell weniger als ein cm breit, beim 14" vielleicht 2 cm breit (hab ich nicht aber nicht gemessen; nur zur Veranschaulichung). Alles ist sehr sauber hergestellt, nur bei dem 14" Fell war am EC-Ring ein winziges Stück (vielleicht 2-3mm lang und halbes mm breit) eingerissen. Bild (von der Evans-Seite):
Beim Aufziehen der Felle habe ich als erstes gemerkt, dass sie einen Tick breiter sind als die RMV-Felle, so dass die RIMS-Gummis nicht mehr am Fellkragen vorbei passen. So werden die Toms nicht mehr am Spannreifen gehalten, sondern am Fellkragen. Ein Knacken der Verklebung gab es beim Aufziehen und Stimmen nicht (ist glaube ich aufgrund der etwas anderen Aufbauweise der Kragen bei Evans der Fall). Sie lassen sich recht gut stimmen, u.a. da ein leichtes verstimmt-sein nicht so negativ auf den Klang auswirkt und, wie gerade beschrieben, sie nicht so sehr "sich setzen müssen".
Extrem lose gespannt ergab sich ein extrem tiefer, boomiger Sound mit viel Sustain. Da ich die Resos aber nicht ansatzweise so tief (also lasch) spannen konnte harmonierte das nicht so gut; es gab ein unpassendes, hohes Ringen der Resos. Etwas fester gespannt klang es gleich viel harmonischer.
Laut Evans sind sie extrem warm mit mittlerem Sustain. Das hörte sich konkret so an, dass sie einen tiefen Grundklang lieferten und generell die tiefen Obertöne und Untertöne stark da sind und die hohen Obertöne reduziert sind. Der Sustain ist eigentlich noch recht lange (fast so lang wie bei den Ambas; kann aber auch an meinen Kesseln liegen). Allerdings ist das ein eher exponentieller Abfall, d.h. sie sind schnell wieder recht leise, klingen aber leiser noch eine gute Weile nach. Im Vergleich zu den Ambas sind sie auch nicht ganz so schnell "da", d.h. der Peak vom Attack kommt etwas später. Attack und durchsetzungsfähiger "Biß" ist da, allerdings vom Charakter ganz anders als bei Ambas. Während die Ambas hart gespielt schon fast ohrenschmerzenden Attack haben (mit vielen hohen Obertönen), sind diese Obertöne beim EC1 viel reduzierter. Vom Gefühl her genauso (oder fast so) durchsetzungsfähig, aber runder/weicher. Da ich aber noch nie gegen laute Marshall-Wände ankämpfen muss kann ich das nicht in der Praxis bestätigen.
Ich habe auch mit Rods, Besen, Mallets sowie den pro-mark Tubz (dünne Plastikröhren für viel zu viel Geld) probiert. Trotz der Dicke sprechen sie recht gut an, wobei man zumindest bei den Besen schon ein wenig schlagen muss. Der Klang bleibt eigentlich immer gleich, was gerade bei Rods bei Ambas nicht so der Fall ist.
Insgesamt bekommt man einen sehr tief und voll klingenden "Rock-Sound". Ich bin begeistert. Wie sie sehr hoch gespannt klingen kann ich (noch) nicht sagen; gerade bei meiner 8" Tom (die ich vorher sehr hoch gespannt hatte und schon Timbale-ähnliche Sounds hatte, also knackig hoch) hat sich der Charakter doch sehr geändert. Ich denke, dass diese Felle aber eher dafür gemacht sind, tief gestimmt zu sein und auch aus kleinen Tom-Durchmessern tiefe, volle Sounds zu bringen. Zur Langzeit-Haltbarkeit kann ich (noch) nichts sagen. Ich habe probeweise mal mit 2B-Sticks mit dem dicken Ende einige Male mit voller Kraft draufgehauen (bis der Rest der Band mir die Teile fast aus der Hand gerissen hätte). Zu sehen war erstmal nichts, nur vom richtigen Winkel und Lichteinfall konnte ich leichte Spuren erahnen. Vom Gefühl also sehr haltbar.
So, nun zur Snare. Seit neuestem habe ich dort einen Puresound Custom Teppich mit 16 Spiralen, welcher erstens einen sehr schön klingen und definierten Teppich-Klang bringt und zweitens (und wichtiger für diese Beschreibung) den Eigenklang des Snare-Kesseln mehr zur Geltung kommen lässt. Mit einem billigeren Teppich wird also im Vergleich evtl. der Eigenklang des Kessels mehr übertönt.
Die EC Snare Reverse Dot besteht aus zwei Lagen (innen 10mil, außen 6,5mil). Am Rand ist wieder der EC-Ring angebracht, und in der Mitte ist ein Dot aus Alu, der zwei Reihen "Löcher" hat. In der Luft gehalten und angetippt bekam man ein tiefes "dub", welches praktisch sofort ausgeklungen war. Bei meinem Exemplar waren am Rand an zwei Stellen das Plastik weiß geworden (als ob jemand mit dem Daumen da reingedrückt hat und sich das Plastik dadurch verfärbt hat). Ansonsten war alles perfekt hergestellt. Bild (von der Evans-Seite):
Die Snare hatte ich zuerst und separat bespannt, und war da bei einer mittleren bis mittel-hohen Stimmung gelandet. Nachdem ich die Toms neu befellt hatte, habe ich das verändert zu einer eher mittel-tiefen Stimmung (für Snare). Dadurch reihte es sich besser zu den Tom-"Tönen" ein (ist höher als die 8" Tom, aber mit ähnlichem Klangabstand wie zwischen den Toms).
Der Klang vergleicht sich gut mit den EC1. Es ist ähnlich viel "Low-end" gegeben, wobei der Sustain ein gutes Stück kürzer ist. Ansonsten kann man eigentlich das oben beschriebene auch hier sagen.
Interessant ist die Klangveränderung durch den Dot. Wenn man den Dot trifft, und zwar innerhalb der Löcher, bekommt man einen trockenen Klang mit praktisch keinem Kessel-Klang/-"Ring". Wenn man dagegen den Dot ab der Löcher trifft oder weiter außen kriegt man durchaus etwas Ring, aber längst nicht so stark wie bei einem Amba. Außerdem bekommt man recht ähnlich viel Ring, egal ob man recht weit innen oder eher außen schlägt (im Gegensatz zum Amba). Nur der Teppich spricht natürlich immer weniger stark an, je weiter man nach außen kommt.
Insgesamt passt es gut zu den EC1-Fellen (und bestimmt auch EC2). Es hat mich jetzt nicht sofort so begeistert gemacht, wie die EC1, was aber nicht heißen soll, dass es schlecht ist. Es ist eine klangliche Veränderung zu dem klassischen Amba coated Sound, den jeder von seiner Snare kennen dürfte. Im Prinzip würde ich sagen: den trockenen Sound, den man bekommt wenn man ganz genau die Mitte trifft, hat man auf einer größeren Fläche, und ein Sound mit etwas Ring/Kessel-Klang auf dem Rest der Fläche. Gleichzeitig ist der Sustain davon ein gutes Stück reduziert. Und vom Frequenz-Mix sind die tiefen Unter- und Obertöne stärker da und die hohen Obertöne reduziert.
Das ist mal lang geworden... So, wenn jetzt Fragen offen sind, bitte stellen