Also habe auch nur schlechte Erfahrungen mit dem "Casten von Fremden" gemacht.
Da sollte man aber etwas differenzieren. Im Amateurbereich ist es nicht unwahrscheinlich und unüblich, dass man auf Kollegen "zurückgreift", die man (von gemeinsamen Gigs, vom Proberaum nebenan, oder woher auch immer) kennt. Das bietet sich förmlich an. Mit denen vorher (und vorallendingen nachher
) "einen Trinken" zu gehen, fällt auch leichter, als mit jemanden, den man vorher noch nie gesehen hat.
Bei professioneller arbeitenden Bands, sieht es da schon etwas anders aus. Die Zeit hätte man gar nicht, um mit allen Bewerbern erst einmal warm zu werden. Da gibt es Vorgaben, was gespielt wird und danach wird entschieden. Manchmal sofort, meist aber wenn alle Bewerber sich präsentiert haben. Sowohl bei den Amateuren, als auch bei den Profis kann man auf die faire Weise regeln. Was i.d.R. auch der Fall ist. Aber es gibt bei beiden natürlich immer Bands, die über´s Ziel hinausschießen. Ärgerlich für alle Betroffenen. Meist geht dabei viel Zeit verloren. Z.B. dadurch, dass man sich vergeblich auf die Stücke vorbereiten musste, oder die Bewerber einfach nicht erschienen sind usw.
Bei Musicals etc gibt es immer Vorspiele. Da geht auch niemand vorher oder nachher mit einem einen Trinken
Das sind die einzigen Vorspiele, die ich bisher gemacht habe. Das ist auch schon eine ganz besondere Situation. Da sitzen immer Leute, die einem auf die Finger schauen. Und damit kommt nicht jeder gleich gut zurecht.
Ansonsten habe ich bis jetzt bei keiner Band vorgespielt (spiele aber in einigen
) Habe aber jede Menge Vorspiele und Castings miterleben dürfen und müssen. Und da war echt alles dabei. Von wirklich schon mitleidserregenden Dilletanten (die Zeit und Nerven kosten), bishin zu unglaublichen Rohdiamanten. Manchmal hab ich mich gefragt, woher die Leute den Mut und das Selbstbewusstsein nehmen vorzuspielen und machmal fragt man sich warum man von anderen (wirklich guten) Leuten vorher noch nie was gehört hat.
Besonders in Erinnerung ist mir u.a. ein Drumcasting geblieben. In einer Band, in der ich spiele, wird viel mit Subs gearbeitet. Es gibt aber eine klare Ansage welche Mindestanforderungen der Sub zu erfüllen hat. Die Ansprüche sind da sehr hoch. Und nicht zuletzt aus diesem Grund funktioniert diese Band auch trotz der Subs. Drummer zu testen ist immer etwas schwieriger. Meist bestehen die Jungs und Mädels - was absolut nachvollziebar ist - darauf ihr eigenes Set zu benutzen. Um Zeit zu sparen luden wir eine zeitlang immer nur einen Drummer zur Proobe ein, der dann sein Set neben dem von unserem Drummer aufstellen konnte. Bei besagtem Vorspiel kam der Bewerber mit einem sehr großen Auto vorgefahren und bat uns "eben mitanzupacken". Was man natürlich auch tut. Allerdings bekam, nachdem die Kofferraumtür aufgmacht wurde, die anfängliche Hilfsbereitschaft einen Knacks. Ein Riesensetup! Wie sich später rausstellte, dass von Simon Phillips. Ob er nicht über das Set von unserem Drummer spielen könnte, war die naheliegende Frage. Nein, er würde lieber mit dem spielen was er kennt. Der Aufbau würde auch nicht lange dauern. Tja, und dann baute der Kollge auf. Das dauerte! Wir probten unterdessen und beobachteten, wie der Kollege emsig bemüht sein Set aufbaute. Ich weiß nicht mehr, wie lange es dauerte (mindestens eine Ewigkeit
), aber dann war er fertig. So, dachten wir, dann können wir ja mal loslegen. Pustekuchen! Der Mann musste sich erst einmal umziehen. Und kam als Simon Phillips-Clon (mit Stirnband und allem drum (<-haha) und dran) wieder. Einen Moment lang dachten wir auch, da steht Simon Phillips himself. Aber dafür sprach der Kerl sehr gut deutsch. Nun, und schon ging es los. Wir fingen mit einer etwas leichteren Nummer an (ohne komplizierte Breaks etc), um das Timing zu checken. Ich selbst bin was Timing angeht schon sehr sensibel, aber unser Bassmann kann Drummer mit einem schlechten Timing nicht leiden (um es mal vorsichtig auszudrücken). Bei dem Kollegen schwankte es. Nicht arg, aber spürbar. Er war aber auch sichtlich sehr nervös. Also nächste Nummer. Direkt am Anfang ein Wirbel, dabei schoß er im wahrsten Sinne des Wortes über´s Ziel hinaus und haute den Notenständer um. Es war ersichtlich, dass das was da auf dem Boden lag nicht mal eben schnell wieder zu ordnen war. Unser Drummer gab ihm seine Noten und schlug eine weitere Nummer vor. Etwas komplizierter mit einem Tempowechsel. Wir wissen nicht wie, aber er hat es geschafft, diese Nummer in einem Tempo durchzuspielen.
Mir tat der Kollege echt leid. Offensichtlich (und das konnte man schon hören), war er ansich kein schlechter Drummer, aber ich glaube, auch er selbst hat gespürt, dass die Sache einfach nicht rund lief. Während einer Raucherpuase nahm mich der Bassist zur Seite und meinte, dass er auf keinen Fall mit dem Kollegen würde spielen wollen. Er brauchte mir nicht zu sagen warum. Wir haben dann anschließend mit dem Kollegen gesprochen und es ihm auch sofort gesagt, nicht zuletzt auch aus dem Grund, weil der Mann sein ganzes Set auch wieder zusammenpacken musste.
Ich hönnte noch viele von solchen Situationen schildern, aber ich will den Rahmen hier auch nicht sprengen. (Vielleicht mal später die eine, oder andere Begebenheit
)
Auf eines wollte ich aber noch hinweisen. Der erste Eindruck, den man voneinander hat, kann mit eintscheidend sein. Das ist letztendlich nichts anderes, als wenn man sich für einen Job bewirbt. Wenn jemand reinkommt, sein Equipment aufbaut und es anschließend nicht im Griff hat (weil es pfeift, brummt oder nicht richtig funktioniert), kann eigentlich sofort schon nachhause gehen. Leute, die angetrunken zum Vorspiel erscheinen, haben auch keine große Chance usw
Deswegen: Seid fair zueinander und geht respektvoll miteinander um