Tja...zur "älteren Generation" im engeren Sinne zähle ich auch noch nicht, dennoch gibt´s vielleicht das Ein oder Andere zu erzählen.
Als 76er Jahrgeng würde ich meine wirklich bewussten Musik-Memoiren so ab Ende der 80er beschreiben, was ja immerhin auch schon 20 Jahre zurück liegt.
Ich wuchs -neben deutschem Schlager- mit 60er und 70er Rock auf, wofür ich heute noch dankbar bin!
Diese Rock-Roots sorgten zusammen mit den Schlagereinflüssen und mit dem 80er Pop (incl.NDW), dem man ja kaum entgehen konnte, dafür, dass ich mich eigentlich nie vor einer Musik verschlossen habe.
Als extrem Stimmen-/Gesangsfixierter Mensch habe ich jedoch nie etwas mit Oper und/oder Operette anfangen können, meine Mutter berichtet davon, dass ich schon in ihrem Bauch um mich trat, wenn ich derartiges hörte.
Die ist bei Leibe keine Qualitätsaussage, sondern schlichte Biologie: derartige Klänge gehen mir in negativer Hinsicht durch Mark und Bein.
Habe ich mir nicht ausgesucht, ist aber dennoch Fakt.
Wie dem auch sei, schon immer spielte Musik eine große Rolle in meinem Leben, wenn ich mir darüber in der Rückschau auch deutlich bewusster bin, als zur Zeit des jeweiligen Erlebens.
Die erste wirklich emotionale Erinnerung -abseits von "das mag ich" oder "das find´ich doof" habe ich an "Everything I do" von Bryan Adams.
Ich war damals im Krankenhaus, hatte uuuuuuuunendlich Liebeskummer und sang es auf der Raucherterasse rauf und wieder runter.
Ich will lieber gar nicht wissen, was die anderen Patienten oder das Pflegepersonal von dem durchgeknallten Teenie dachten.
Das Nächste war meine erste wirklich emotionale Bindung zu einer Band: Ich bespielte mir die komplette erste Seite einer 90min Cassette mit Gung ´n Roses "Knocking on heavens door". Immer abwechselnd die Live und die Album Version.
Das passt nicht zu jemandem, der damals nur Public Enemy, 2 Live Crew und anderen Hip-Hop gehört hat?!
Welcome to my world...
Irgendwie habe ich es immer -mal bewusster, mal eher zufällig- "geschafft", nie wirklich zu einer Szene zugehören.
Ich habe bis hin zur WM (Münster Monster Mastership 1991) geskatet, war sehr tief in Dortmunds Sprayer-Szene verstrickt usw, dennoch hat meine Mucke irgendwie nie so ganz dazu gepasst. Tja. Rock ´n Roll, Baby, wenn auch anders, als man denken mag.
Egal, ob ich Kuschel-Rock hörte -hey, ich hatte auch Hormone!- , oder aber übelsten Techno -aus dem Subwoofer eines Opel Kadett kommt "Members of mayday" nunmal viiiiel cooler, als Dire Straits- irgendwie zog sich Rock Music immer und immer wie ein roter Faden durch mein Leben.
Irgendwann beginnt man, seine Gefühle und sein Inneres stärker zu reflektieren, dass war der Moment, wo ich für mich selbst entdeckte, dass mein Leben eine Art Soundtrack hat.
Wo immer ich war/bin, was immer ich tue, oder erlebe, es spuken dabei Songs und Texte in meinem Kopf herum, meistenteils handelt es sich dabei um Guns ´n Roses, Metallica und -ja ich stehe dazu- Evanescence.
Es gibt da Texte und zum Teil auch Riffs oder Soli, die in meine Brust greifen, mein Herz heraus reissen und gefüllt mit Magie wieder in meinen Brustkorb stecken:
"That´s your Life, deal with it!"
Nach Jahren des Zauderns und davon Träumens habe ich mit zwei Kumpels gewagt, den Schritt zu gehen und wirklich aktiv Musik zu machen und eine Band zu gründen.
Unsere Freundinnen halten uns für Spinner "Never care for what they say" und kommen plötzlich auf die wildesten Ideen
Wollen wir nicht häufiger ins Fitness-Studio? "Never care for games they play" und auch
ihr zieht das je eh nicht durch, wissen wir "Never care for what they know, but I know" und ähnliche Dinge.
"So what?"
Die Entscheidung, nicht mehr nur vor mich hin zu singen, oder auf Conventions Musicals zu machen, sondern ein Instrument zu lernen und wirklich loszulegen, fühlt sich so unglaublich
richtig an, wie selten etwas im Leben.
Ich bin kein echter "Rocker" nach aussen hin, ich spucke weder der Gesellschaft ins Gesicht, noch zeige ich ihr den Mittelfinger.
Musik war niemals meine Lebensmaxime, sondern immer Ausdruck dessen, was
mir gehört.
Und wen ich daran lasse, bestimme ich ganz allein.
In der Welt "da draussen" funktioniere ich, weil ich es mehr oder weniger muss und den Schneid nicht habe, alles in den Sack zu treten und der Welt und meiner Familie zu sagen:"Leckt mich am Arsch!"
Doch ich bedauere das nicht, sondern akzeptiere es als das, was das Leben eben mit sich bringt.
Die Musik ermöglicht mir die aktive und bewusste Flucht aus den Zwängen des Alltags. "And then the earth becomes my throne..."
Ich bin glücklich, wie es ist.
Ich wäre nicht der, der ich bin, wenn ich nicht gewesen wäre, wer ich war.
Wenn ich nicht ein Wochenende gesessen hätte, weil ich beim Sprayen erwischt wurde, wenn ich niemals erfahren hätte, was es heisst, wenn die beste Freundin ermordet wird, wenn ich niemals erfahren hätte, wie sehr es befreien kann, einfach "Geweint vor Glück" von PUR zu singen und sich wieder gut zu fühlen. "Ladadadaaadadadaaa-Laaadaaada!"
Mir geht es gut, so wie ich bin. Und ich bin zufrieden, wie es lief.
Regrets...I had a few...but then again...to few to mention.
Was mir im Augenblick Angst macht, ist die Art, wie ich mittlerweile Musik höre, seit ich wirklich selbst welche mache(n will).
Kann ich jemals wieder einen Song hören, ohne die Riffs darauf hin abzuhören, ob wir die wohl auch spielen können?
Ohne das Solo zu analysieren, ob ich die Pentatonik erkenne?
So what? I´m not a rockstar...