Eric Clapton - in seinem Falle bleibt allerdings unklar, wie es zu seiner masslosen Überschätzung kommen konnte, die 1973 nach seinem Rainbow-Konzert in Graffitis auf Londons Häuserwänden gipfelte, die verkündeten: "Clapton is God".
Das schrieb Tibor Kneif vor dreissig Jahren! Abgesehen davon, dass
"Clapton Is God" schon in den Sechzigern behauptet wurde, trifft die Aussage immer noch zu.
Clapton erreichte schon früh in seiner Karriere höchste Reputation, die "zuweilen an Schwärmerei und an kultische Verehrung grenzt". Ich kann es nicht besser ausdrücken und zitiere besser weiter Kneif:
"Macht man sich von solcher Massenhysterie frei und hört man dem Musiker in einem Konzert aufmerksam zu, studiert man womöglich die zahlreichen Einspielungen, auf denen Clapton als Studiomusiker oder als Solist vertreten ist, kommt man zu einer Erkenntnis, die dem journalistischen Überschwang geradezu widerspricht. Denn Clapton entwickelt seine Qualitäten am freiesten, wenn er im Hintergrund bleibt und entweder als ungenannter Session Man mitwirkt ... oder die Führung sonst anderen überlässt und sich selber auf die stilsichere und nie aufdringliche Umspielung, Ausschmückung konzentriert ... . Dabei ist Clapton nicht einmal ein Virtuose seines Instrumentes zu nennen, auch wenn die scherzhaft-liebevolle Bezeichnung <Eric the Slowhand> übertrieben ist. Claptons wirkliche Stärke liegt in der ruhigen Phrasierung, im geduldigen und einfühlsamen Verknüpfen von Motiven und Zeilenthemen zu einem organischen Ganzen. Es hängt wohl mit der zurückhaltenden, ja zeitweise ausgesprochen menschenscheuen Art Claptons zusammen, dass er sich unfrei fühlt, wenn er sich auf der Bühne oder im Studio als der berühmte Gitarrist zu behaupten hat. Abgesehen davon, dass er insgesamt kein origineller Komponist ist, wirken seine Soloprojekte wegen dieser Erwartungsangst mit Ausnahme einiger Titel ... nicht sehr überzeugend. Clapton ist der ideale Studiomusiker, der dann am schönsten aufblüht, wenn er aus dem Hintergrund kontert und kommentiert und nur ausnahmsweise den klanglichen Vordergrund ganz allein bestreiten muss."
Dem gibt es eigentlich nichts hinzuzufügen! Der von mir sehr geschätzte Johnny Winter wird von Kneif auch nicht gerade mit Lorbeeren überhäuft, aber damit kann ich leben, weil es in der Sache richtig ist - bzw. zum damaligen Zeitpunkt war.
Wer in jungen Jahren schon zum Gott erklärt wird, für den kann es nicht mehr weiter aufwärts gehen. Vielleicht hängen damit auch Claptons Drogenprobleme zusammen? Seine Glanzzeit erreichte er Ende der Sechziger - danach kam nichts entsprechendes mehr. Um das zu beurteilen muss ich kein Gitarrist sein!
A propos Kritik: Als seinerzeit ein junger
irischer Gitarrist nach London kam und das Publikum begeisterte, war Einer anderer Meinung: "Gitarrist Eric Clapton gab der Pop-Presse zu Protokoll, er sei enttäuscht von den Fähigkeiten des Kollegen und dessen Trio "Taste". Von da an war klar, daß es im weißen Blues einen zweiten Star neben Clapton gab ..." Manchmal urteilen auch gute Gitarristen seltsam! Und als wenig später ein amerikanischer Nachwuchsgitarrist mit ihm jammen durfte, warf er seinem Manager wütend vor: "You never told me he was that good." Über Hendrix sagte man danach: "He killed god!"
Immerhin wurden sie später trotzdem noch Freunde. Eine Antwort auf diese Form der Götzenverehrung aber gab bald die Punkbewegung:
No More Heroes !