Vom Schreibtisch kann man viel erzählen. Das ist wie katholische Kleriker, die eine Meinung zu Familie und Sexualität haben.
Dietmar Kammler kann man eines überhaupt nicht vorwerfen und das ist Schwurbeln. Er ist kein Heilpraktiker, der auf psychosomatische Wirkung von Plazebos setzt, sondern hat sehr wissenschaftlich strukturiert das Thema Cabinet anders gedacht als andere, die es lediglich als Boxenhalterung ansehen.
Der Tunator ist auch nur EIN Teil.
Es ist die Aufhängung des Speakers an der Baffle, das Holz, dessen Stärke, Verbindungen, selbst der Bezug ist nicht einfach nach Lust und Laune gewählt, sondern dient alles dem Effekt der Präzision, schnellen Ansprache.
Ich bin erst über den Weg eines anderen Gitarrenboxendesigns (englische Firma) in Wedel gelandet. Und jener Zwischenschritt war für mich wichtig, welchen Anspruch ich an einen Speaker habe. Und ferner, dass mir die räumliche Wahrnehmung und das Frequenzbild eine 2x12 eines Saarbrücker Soundtüftlers madig wurde, weil sie nur noch schrill klang. Diese 2x12 verkaufte ich an einen Musiker, der eine zweite haben wollte, weil er sie sehr gut findet.
Ich wollte mir dann durch Dietmar ursprünglich eine 2x12 (also Big-Bi) mit Celestion Neo 250 Copperback bauen lassen. Aber er machte mich neugierig auf das Konzept Fusion mit 10" und 12" Speaker. Nur gibt es keine 10" Ausführung.
Ich habe beim Amp das Konzept Amp 1 Thomas Blugs schätzen gelernt, aber nicht wie er es oft bewirbt als Möglichkeit der Kopie großer Vorbilder, sondern weil es ein handlicher Vierkanäler mit effizienter und effektiver Klangregelung ist. Thomas Blugs Sound ist zudem sehr Marshall-geprägt. Ich selber bin sehr geprägt durch Line 6 (POD, POD2 mit Floorboard, XT Live, HD500, HD500X, HELIX, zudem besitze ich auch noch einen Line 6/Bogner DT50 212), habe die Amp-Datenbank im Sinne einer Kopie eines Originals verstanden, sondern als Ausgangsvoicing für den eigenen Ton.
Und um meine bzw. meinen Amp 1 (in der Zwischenzeit verkaufte ich die Mercury und behielt noch die Iridium Edition) im theoretischen Ideal durch das Cabinet mit seinem Lautsprecher einzufärben und ihn einfach nur als vierkanaliger Verstärker zu verwenden, destillierte sich nach Vergleich der Celestion Speaker Beschreibungen in zwei Quellen, der Neo 250 Copperback als neutralster Vertreter heraus ohne Break-up Tendenz.
Und das Kammler Cabinet sollte diesen Anspruch unterstützen. Bloß welchen Partner in 10", der im gleichen Leistungsgefilde unterwegs ist, nicht für Break-up oder Färben (besonders im unverzerrten Spiel) bekannt ist?
Und da ist es - siehe hack_meck - wichtig, unmittelbar zu hören. Ich überließ es Dietmars Erfahrung. Er suchte zwei Mini-Kai heraus, die dann abwechselnd mit meinem Neo 250 zusammen tönen mussten (bei meiner grundsätzlich gewählten Klangeinstellung). Für meine Ohren war der alte EVM-10M die beste Kombi.
Die Jungfernfahrt der eigenen Fusion erlebte ich gemeinsam mit Dietmar.
Die Box ist handwerklich und optisch tadellos. Und klanglich erfüllt sie meine Anforderung perfekt. Bislang hatte ich keine Box, die ohne Herausforderungen einen Full High Gain eingestellten Verstärker lediglich mittels Volumenpoti der Gitarre ins Clean gehen ließ.
Es gibt mittlerweile Studios, die explizit Kammler einsetzen, somit muss es wirklich überzeugend sein, was diese Cabinets können, denn Endorsements gibt es in Wedel nicht aufgrund der Kapazität. Dafür jemanden, der sich Zeit nimmt für Beratung.
(drei vorherige Bilder: Dietmar Kammler)
(Zuhause ist das Cabinet ohne Rollen aufgestellt.)
Kammler muss man hören. Und dann ist man überzeugt.