Damit sind die weitaus meisten EL84-Amps wohl keine Röhrenkiller
Ich habe nicht behauptet, dass die meisten EL84 Amps "Röhrenkiller" sind, sondern auf Umstände hingewiesen, die dazu führen, dass diese Röhren schneller verschleißen, was eben öfters der Fall ist.
Das Datenblatt der EL84 ist mir bekannt, daraus jetzt irgendwelche Schlüsse zu ziehen, wie sehr die Röhren in den jeweiligen Amps gefordert werden nur aufgrund der Leistungsangabe im Verkaufsprospekt halte ich für sehr gewagt.
Mir persönlich fällt auf Anhieb kein einziger EL84 Amp ein, bei dem die Anodenspannung unter 300 V ist. Die meisten dürften eher bei um die 340 V herum liegen, viele auch darüber, manche sogar über 400 V.
Dabei kommt es dann natürlich auch drauf an, wie heiß die Röhren gebiast sind.
Bei 350V und <65% dürften die schon eine Zeit lang halten und nicht sofort das Zeitliche segnen.
Fakt ist aber, dass die Röhren in Gitarrenamps tendenziell eher über ihre Spezifikationen betrieben werden - nichts anderes habe ich geschrieben.
Und das ist auch nichts, was ich mir hier jetzt spontan ausgedacht habe, sondern eigentlich ein wohlbekanntes Thema, das auch unter Amp-Techs immer wieder mal diskutiert wird.
Die Herstellerangabe der Amps im Verkaufsprospekt interessiert mich dabei nicht, sondern eher der Schaltplan bzw. real gemessene Werte - diese können auch von dem abweichen, was der Hersteller sagt.
"15 Watt" war lange die Standard-Angabe bei 2x EL84, "20 Watt" scheint sich aber besser zu verkaufen - bei "25 Watt" (aus zwei EL84) könnte man natürlich schon auf die Idee kommen, da mal genauer hinzuschauen.
Es macht mMn. eigentlich wenig Sinn, das letzte Quäntchen Leistung aus EL84 herauszuquetschen, z.B. im B-Betrieb mit 75%.
Ich war auch noch nie ein großer Fan von Amps (Vox lasse ich mal außen vor, das ist halt ein Klassiker), die 4x EL84 in der Endstufe haben.
Wer mehr Power und mehr bzw. ein strafferes Low End braucht, soll halt gleich 2x EL34 nutzen, das macht mMn mehr Sinn.
Die Sache mit dem Klirrfaktor finde ich lustig, das kennt man wohl eher aus der Hi-Fi Szene.
Bei zerrenden Gitarrenamps, bei denen die Endstufe gerne etwas überfahren wird, interessiert das nicht so wirklich.
In meinem Amp erfreuen sich die ersten EL84 seit den Neunzigern bester Gesundheit.
Ich kenne deinen Amp nicht und weiß nicht, wie gut die Röhren noch beinand sind.
30 Jahre würdest du mit der heutigen Produktion von EL84 und den meisten Amps, die aktuell mit EL84 in der Endstufe gebaut werden, nicht schaffen, wenn du den Amp regelmäßig spielst.
Es ist auch nicht so, dass die Röhren dann zwingend "kaputt" sind in dem Sinne, dass da gar kein Sound mehr rauskommt.
Es ist ein Verschleißprozess und wer wissen will, ob sich ein Wechsel der Endstufenröhren lohnt, dem würde ich empfehlen, mal ein neues, frisches Paar (oder Quartett) einzubauen (ggf. den Bias beachten, wenn man den einstellen muss) und sich das dann mal anhören. Wenn einem da keine klanglichen Unterschiede auffallen, kann man die alten Röhren wieder einbauen und den Amp weiter spielen. Und es schadet generell nicht, Ersatzröhren zu haben.