weil ich nur übe, wenn ich allein zu Hause bin, weil ich mich dabei besser fühle als wenn ich weiß, dass meine Eltern zuhören
Einerseits gibt sich das auch irgendwann - die meisten Musiker wollen dann ja doch irgendwann auch gehört werden - und andererseits, wenn man auf einer E-Gitarre mit Kopfhörern übt bekommt das Umfeld davon noch viel weniger mit als von einer Akustikgitarre. Womöglich verbessert das auch das Übungspensum, wenn du nicht alleine bist wenn du weißt, dass man mit ein paar Metern Luft + einer Tür Abstand so gut wie nichts mehr davon hört?
Ein weiterer Grund ist, dass meine Familie möchte, dass ich ihnen etwas vorspiele, ich jedoch Angst habe zu versagen und mir irgendein komischer Spruch an den Kopf geworfen wird. (Zudem wüsste ich nicht was ich ihnen vorspielen sollte, da das meiste was ich spiele meine Eltern und Großeltern nicht kennen.)
Das kennt jeder - also alle Abstufungen von Lampenfieber - , aber sollte das tatsächlich mal passieren (was es speziell im familiären Umfeld eher nicht tut) kann ich herzlichst empfehlen, dem Kritiker das Instrument in die Hand zu drücken und ihn zu bitten, mir zu zeigen wie ich es denn seiner oder ihrer Meinung nach machen soll
Dasselbe Argument erweitert: Wenn ein Kind (oder Jugendlicher,... oder Mensch) Fußball spielen will und man sagt, er solle doch zur Leichtathletik gehen, ist doch genauso ein Sport, nur ein viel "netterer" wird das nicht funktionieren. Will jemand E-Gitarre spielen und die Eltern wollen aber ein anderes Instrument ist das genau dieselbe Situation. Wenn sie unbedingt jemanden haben wollen, der -überzeichnet- zu Weihnachten brav und bieder eine Fingerpickingversion von Stille Nacht spielt dann sollten sie anfangen, sich auf die Suche nach einem Instrument und Unterricht diesbezüglich zu machen (für sich, nicht für dich).
Als ich ein paar wenige Jahre älter war als du und wir die ersten Gehversuche in "Wir machen mal Metal" gemacht haben hab ich mir recht schnell angewöhnt, jedem der was in Richtung "Könnt ihr nicht was schönes/normales/... spielen" meine Gitarre umzuhängen und was zu sagen wie "Nein- aber wenn du willst. Was, du kannst das Ding gar nicht bedienen? Tja, blöd aber auch, es steht dir jederzeit frei das zu lernen und es so zu spielen wie du willst". Auch bei meinen Eltern^^ Ergebnis: Die Musik mochten sie zwar nach wie vor nicht, aber was dagegen sagen konnten sie auch schwer. Und wurden sie zu anstrengend war mein Standardargument, dass ich mir wohl ein anderes Hobby suchen muss. Kumpel XY hat gemeint, das PC-Spiel YZ doch der totale Hammer ist, vielleicht sollte ich mir das mal anschauen.
Man sollte aber noch dazu sagen: Ein Engel war ich sicher nicht, ich war mir der quälenden Wirkung meines Amps durchaus bewusst (und auch, wenn auch deutlich weniger, der Unausgegorenheit meiner Spieltechnik) und das Mama meinte, so geht es nicht mehr weiter weil am anderen Ende des Hauses die Gläser vibrieren hat mich auch durchaus mit mir heute nicht mehr ganz nachvollziehbarem Stolz erfüllt.
Gut, worauf ich eigentlich hinaus wollte: Das man sich für sein Instrument bzw. Gesang nicht zu schämen braucht muss man sowieso irgendwann lernen. Auch, weil man irgendwann Rückmeldung anderer braucht, um weiter zu kommen - und, um mal richtig weiter zu kommen auch noch mit anderen zusammen spielen muss. Das ist dann noch ein ganz anderer Druck, wenn mein Gegenüber vermutlich sogar noch wesentlich mehr draufhat als ich. Abgesehen davon, es gibt ja auch positive Kritiken, und die fühlen sich mindestens so gut an wie sich schlechte schlecht anfühlen.
Wünsche auf jeden Fall viel Erfolg.
LG