Ich weiss ja, wie sehr solche "Tests" hier beliebt sind, aber sie sind halt nur eine Spielerei, ohne wirkliche Aussagekraft!
... Die Aufnahme ist über ein Pod X3 gemacht, ... Das bedeutet, das Pod macht keinerlei bearbeitung, außer dem Digitalisieren ...
Vor allem die Jüngeren haben sich schon so sehr an dieses Format gewöhnt, dass niemand mehr darüber nachdenkt, wie es funktioniert.
Die
Entwickler schreiben dazu:
"Gehörangepasste Audiocoder wie mp3 oder AAC können die Datenrate eines Musikstücks ohne hörbare Verluste reduzieren. Denn jedes Musikstück enthält Elemente, die vom Menschen nicht wahrgenommen werden - unabhängig von der Erfahrung des Hörers. Das Ohr ist also kein perfekter Empfänger und Audiocoder machen sich dies bei der Reduzierung der Datenmenge zunutze, indem sie die für den Menschen hörbaren Signale erkennen und bevorzugt speichern. So wird die Datei deutlich kleiner, ohne dass die Qualität hörbar leidet. Dies ermöglicht die kompakte Speicherung der Audiodaten mit nur rund einem Zehntel der Ausgangsgröße."
Die Erkenntnisse auf denen dieses Prinzip gründet, wurden aus der
Psychoakustik gewonnen. Die wenigsten Zeitgenossen werden das Fehlen von Daten erkennen, schon gar nicht, wenn sie es nicht anders gewohnt sind. Es gibt aber Foren, in denen einige Leute behaupten, dass sie einen Unterschied bemerken. Man kann nicht ausschliessen, dass mancher Hörer den Datenverlust bemerkt.
Davon mal abgesehen wären Schlüsse, die man aus manipulierten Aufnahmen zieht, immer angreifbar. Das macht mögliche Interpretationen wertlos!
Der Blick in ein modernes
Labor zeigt die Ausstattung, die wissenschaftliches Arbeiten erfordert.
Die Projektarbeit eines Gymnasiasten im Rahmen des Wettbewerbs "Jugend forscht" mit dem Titel "
Ist guter Klang messbar? - Klangentstehung an und Klangbewertung von Musikinstrumenten" macht deutlich, was für ein Aufwand betrieben werden muss, um verwertbare
Messergebnisse zu erhalten.
Ich unterstelle gewiss nicht, dass in diesem Thread eine umwerfende Neubewertung des Themas angestrebt wurde, aber man sollte sich schon mal durchlesen, auf welchen (theoretischen) Grundlagen derartige Forschungen beruhen und trotzdem bleibt der letzte Höreindruck subjektiv. Der Mensch hat ein gutes musikalisches, aber nur ein schwaches akustisches Gedächtnis. Er hat kein Gedächtnis für Schalldrücke oder Lautstärke. Nach einer Pause von ein paar Sekunden kann er ein zuvor gehörtes Geräusch nicht mehr mit dem nächsten vergleichen - das sollte man wissen!
Die andere Sache ist: Es gibt bereits Versuche mit Messergebnissen, die man nur noch zu studieren braucht.
Das Institut für Musikinstrumentenbau (IfM) e.V. an der Technischen Universität Dresden in Zwota führt schon seit Jahrzehnten Untersuchungen mit modernen Methoden zur Akustik und auch zur
Schwingungstechnik durch.
Dazu gehören Mittel wie die
Modalanalyse mit Hilfe der Finite-Elemente-Methode und die
Fourier-Analyse, die übrigens auch schon ein paar hundert Jahre auf dem Buckel hat! Mit ein paar Sekunden anhören, ist es dabei allerdings nicht getan - da kommt schon noch ein wenig Physik/Mathematik hinzu:"Da Musikinstrumente relativ komplexe Schwingungen durchführen können und auch die akustischen Signale von Musikinstrumenten nicht gerade einfache Strukturen aufweisen, kann die Analyse der Schwingungsmechanik oder des akustischen Signals eine mathematisch schon recht anspruchsvolle Aufgabe darstellen. Gleiches gilt für die Analyse der hiervon hervorgerufenen Wahrnehmungen des Menschen."! Siehe
hier!
Was mich immer wundert: Orientierte sich die E-Gitarrenherstellung vor einem halben Jahrhundert noch an modernen
Techniken, wie sie in der Industrie (z.B. im Automobilbau) eingesetzt werden, so ist das heute eher selten geworden. Oft scheint man in dieser Zeit stehen geblieben zu sein, während Instrumentenmacher, die ich konservativer eingeschätzt hätte - wie
Geigenbauer - diese Techniken schon nutzen.
Ausnahmen bestätigen die Regel! Nur an den Herstellern wird es wohl nicht liegen, denn wenn die Kunden keine neuen Entwicklungen kaufen, wird sie auch niemand produzieren! Für mich eine Form von gitarristischem
Kreationismus!
Das IfM arbeitet schon immer mit den Herstellern zusammen, schliesslich sollen diese von den gewonnenen Erkenntnissen profitieren.
"
Musikinstrumente objektiv zu prüfen und im Ergebnis Hinweise für gezielte konstruktive Veränderungen, die Beseitigung von Fehlern oder die Sortimentseinstufung zu geben, ist seit der Gründung eines der Hauptziele unseres Institutes. Die Untersuchungen erfolgen dabei derart, daß der subjektive Einfluß des Menschen weitestgehend ausgeschlossen wird. Andererseits sind in den Auswerteverfahren Vorstellungen, Bewertungen und Geschmäcker von Musikern und Zuhörern implementiert.
Aus der ursprünglichen Hauptaufgabe des IfM resultieren Forschungsvorhaben bei denen es im wesentlichen darum geht, die Entstehung von Schwingungen und die damit verbundenen Abstrahlung von Schall zu verstehen, zu beschreiben und gezielt zu beeinflussen."
Würde es wirklich jemanden interessieren, wäre es also kein Problem, die Berichte und Arbeiten zu lesen. Sie sind nicht nur in Papierform erschienen, einiges ist auch im Netz abrufbar. Zugegeben: Es ist leichter ein paar Töne anzuhören und seine Vorurteile bestätigt zu sehen, als sich mit komplizierten Messungen abzugeben. Können es im Alltag nie "Schwingungen" genug sein, in dieser Form sind sie wohl nicht so gern gesehen!
Ein
Auszug:
"Halbresonanzgitarren mit elektromagnetischen Tonabnehmern können gegenüber Solid-Body-Modellen (früher "Brettgitarre") besondere Klangeigenschaften aufweisen. Bei beiden Bauformen erreicht den Zuhörer ausschließlich ein via Tonabnehmer, Verstärker und Boxen übertragenes Signal. Von einem evt. vom Korpus abgestrahlten Schall nimmt er nichts wahr. Wie können die Korpusschwingungen bei Halbresonanzgitarren den Klang beeinflussen ? Der durch die Saiten über den Steg angeregte Korpus bevorzugt bestimmte Schwingungen und unterdrückt andere. Die Korpusschwingungen wirken ihrerseit auf die Saiten zurück und färben damit die Saitenschwingungen was wiederum der Tonabnehmer registriert. Der Effekt tritt aber merklich nur dan ein, wenn der Korpus im relevanten Frequenzbereich auch hinreichend gut schwingen kann. Bei Solid-Body-Gitarren ist dies nicht der Fall. Ob ein konkretes Halbresonanzmodell entsprechende Eigenschaften aufweist, kann man über die Messung des Eingangsimpedanzverlaufes am Steg feststellen."
Die Wissenschaft hat also schon lange entsprechende Erkenntnisse und wer sich wirklich informieren will, dem empfehle ich z.B. diese Arbeit zur
Akustik, von der Deutschen Gesellschaft für Akustik e.V. dieses "
Kompendium zur Durchführung von Hörversuchen", zum
Instrumentenbau und von Helmut Fleischer, die schon im anderen Thread empfohlenen Arbeiten zu
Deadspots und zu den
Schwingungen einer E-Gitarre. Dort sind soviel gemessene Schwingungen, die dürften lange Zeit reichen!