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Terzius
Registrierter Benutzer
Vorgeschichte:
Habe im Oktober 2011 mein neues Akkordeon, das Spitzeninstrument eines bekannten Akkordeonherstellers bestellt.
Am 27.01.2012 wurde es mir überreicht.
Zwei Tage später ging es, wegen einer gerechtfertigten Reklamation an der Diskanttastatur wieder zurück zum Hersteller. Nach sieben Wochen des Wartens und mehreren Telefonaten mit dem Händler, war die Reklamation immer noch nicht behoben. Ich hatte schon eine Rückabwicklung ins Auge gefasst. Habe mich vorher jedoch entschlossen, mich direkt mit der Firmenleitung in Verbindung zu setzen.
Mit dieser wurde ein Termin auf der Musikmesse 2012 in Frankfurt vereinbart, um eine Lösung zu finden. Mit anwesend war dort auch Manfred aus Pirmasens, ein Fachmann in der Akkordeon-Restaurierung und Entwicklung. Er bot sich an, die Reklamation an meinem Akkordeon kostenfrei zu beheben und wurde daraufhin von der Firmenleitung des Akkordeonherstellers beauftragt, die Mängel zu beseitigen.
Zwei Tage bei Manfred (im Forum als User "Balg" unterwegs):
Was ich an diesen beiden Tagen erlebt und gesehen habe, hat meine Akkordeonwelt nachhaltig verändert.
Erster Tag:
Nach einer Besichtigung seiner sehr gut sortierten Werkstatt, führte er mich in ein Zimmer im Untergeschoss. Dort standen eine Vielzahl Akkordeons. Weltmeister, Hohner, Scandalli. Eines hochwertiger restauriert als das andere. Optisch wie spieltechnisch vom Feinsten. Das Glanzstück war nach meinem Erachten eine weisse Scandalli, die er aus einem schrottreifen Akkordeon vom Flohmarkt, in ein Prachtexemplar von Akkordeon restauriert hat.
Sehr erstaunt war ich auch über die dynamische Leistungsfähigkeit und die Ansprache der von Ihm stimmlich optimierten Cantus.
Danach erklärte mir Manfred die Funktionsweise einer Akkordeon-Stimmzunge. Anhand seines selbstgebauten Holzstimmzungen-Modells konnte ich praktisch erleben, was er mir in der Theorie erklärt hatte. Das Mysterium der Stimmzunge wurde gelüftet und ist für mich nun klar und verständlich.
In einer weiteren praktischen Präsentation zeigte mir Manfred, wie die Leistungsfähigkeit und Ansprache von Stimmzungen durch Anpassung des Kanzellenvolumes enorm verbessert werden kann.
In einer wieder selbstgebauten Apparatur, in welche er eine Stimmplatte einspannte, konnte er stufenlos das Volumen der Kanzelle verändern. Die Messwerte sprachen für sich. Mit dieser Apparatur ist es möglich, die optimale Kanzellengröße für jede Stimmplatte zu ermitteln. Warum das keinen Akkordeonhersteller interessiert, kann ich nicht nachvollziehen.
Dann ging es in seiner Werkstatt an die Arbeit.
Diskantteil vom Balg trennen. Stimmstöcke ausbauen. Diskantverdeck abnehmen. Registerschalter abbauen.
Zur Behebung der Reklamation musste jede weiße Taste nachbearbeitet werden. Dazu zog Manfred die Tastenwelle. Ich legte die 41 Einzeltasten fein säuberlich aufgereiht auf eine bereitgestellte Unterlage.
Bevor wir mit dem Wiederzusammenbau begannen, schmirgelte und polierte Manfred nochmal das Diskantgehäuse und entfernte so einige unschöne Kratzer.
Taste für Taste wurde nun nachbearbeitet und gleich wieder eingebaut. Manfred optimierte dabei auch gleich die Spaltbreite zwischen den Tasten, in dem er einige Lager entfernte und neu einbaute oder die Tastaturlagerschenkel entsprechend optimierte. Bis in den Abend hinein waren wir (hauptsächlich Manfred ) mit dieser Arbeit zu Gange.
Nach 20:00 Uhr trat ich meinen 190 km langen Heimweg an.
Zweiter Tag:
Nach wieder 190 km langer Anreise, ging es kurz nach 09:00 Uhr weiter mit dem Nachbearbeiten der Tasten und dem Wiederzusammenbau. Am frühen Nachmittag war's dann geschafft. Alle Tasten waren wieder an Ort und Stelle.
Vor dem Einbau der Stimmstöcke überprüfte Manfred diese noch an seinem selbstgebauten Stimmtisch. Auch an den Stimmstöcken beseitigte er sofort noch mehrere Unsauberkeiten.
In einem spektakulären Vergleich konnte ich nochmal die Leistungsfähigkeit und Ansprache der Stimmzungen in einem seiner optimierten Stimmstöcke erleben.
Es wurde ein Spieldruck von 20 (gemessen mit einem U-Rohr-Manometer) am Stimmtisch aufgebaut. Das entspricht in etwa dem normalen Spieldruck beim Akkordeonspielen.
Er ermittelte mit einem Dezibelmesser den Wert der A-Mano-Stimmzunge a'' in einem meiner Stimmstöcke. Ergebnis 62 dB.
Danach nahm er seinen optimierten Stimmstock und es wurde auf diesem das a'' bei gleichem Spieldruck gemessen. Ergebnis 80 dB.
Auch als der Spieldruck zurückgefahren wurde, verklang der Ton der Stimmzunge in meinem Stimmstock bei 11 der U-Rohr-Manometer-Anzeige, die in Manfred Stimmstock eingebaute Stimmzunge klang wunderbar leise weiter, bis zu einem Spieldruck von 3 auf dem U-Rohr-Manometer. Erst dann verstummte diese. Höchst beeindruckend.
Wieder zurück in der Werkstatt baute Manfred die Stimmstöcke in mein Akkordeon ein. Das Diskantteil wurde wieder komplettiert und am Balg montiert.
Manfred erfüllte mir auch in optischer Hinsicht meine Wünsche, welche laut Hersteller nicht möglich waren.
Zum Schluss führten wir gemeinsam eine letzte Funktions- und Sichtkontrolle durch. Alles bestens!
Dank Manfred habe ich nun nach langen 8 ½ Wochen unnötigen Wartens ein Akkordeon, so wie es bei Auslieferung durch den Hersteller hätte sein sollen. Ich finde es ist jetzt, besonders in optischer Hinsicht noch besser!
Resüme:
Was lange währt, wird endlich gut. Dank Manfred. Er hat mein Akkordeon "gerettet"!
Durch sein Fachwissen und sein hervorragendes handwerkliches Geschick hat er mein Akkorden soweit optimiert, dass ich nun ein Akkordeon besitze, das in seiner Gesamtheit besser ist als das Original!
Manfred - nochmals vielen herzlichen Dank!
Auch Danke für Dein schnelles Helfen und für die Zeit, die du Dir für mein Akkordeon und mich genommen hast!
Vielen Dank auch an Deine Frau Karin für das sehr gute Essen!
In den zwei langen Tagen hat mir Manfred auch viele Geschichten von Usern hier im Forum erzählt, denen er in der Vergangenheit ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite stand und immer noch steht.
Als Leser hier im Forum wundere ich mich, dass ich hier noch nie direkt ein positives Echo bezüglich seiner Hilfsbereitschaft, seines Wissens und seines Tuns gelesen habe.
Schade, er hätte es verdient.
Gruß Terzius
Anmerkung der Moreration:
Aus Sicherheitsgründen gegenüber der immer und überall lauernden Kriminalität, habe ich mir erlaubt den Nachnahmen zu entfernen. Der Mann hat jedes Lob mehr als verdient, das kann man gar nicht oft genug sagen, aber wenn Manfred durch die zu offene Nennung seines Namens zum Opfer krimineller Machenschaften würde, würde mich das doch sehr schmerzen!
Gruß, maxito
Habe im Oktober 2011 mein neues Akkordeon, das Spitzeninstrument eines bekannten Akkordeonherstellers bestellt.
Am 27.01.2012 wurde es mir überreicht.
Zwei Tage später ging es, wegen einer gerechtfertigten Reklamation an der Diskanttastatur wieder zurück zum Hersteller. Nach sieben Wochen des Wartens und mehreren Telefonaten mit dem Händler, war die Reklamation immer noch nicht behoben. Ich hatte schon eine Rückabwicklung ins Auge gefasst. Habe mich vorher jedoch entschlossen, mich direkt mit der Firmenleitung in Verbindung zu setzen.
Mit dieser wurde ein Termin auf der Musikmesse 2012 in Frankfurt vereinbart, um eine Lösung zu finden. Mit anwesend war dort auch Manfred aus Pirmasens, ein Fachmann in der Akkordeon-Restaurierung und Entwicklung. Er bot sich an, die Reklamation an meinem Akkordeon kostenfrei zu beheben und wurde daraufhin von der Firmenleitung des Akkordeonherstellers beauftragt, die Mängel zu beseitigen.
Zwei Tage bei Manfred (im Forum als User "Balg" unterwegs):
Was ich an diesen beiden Tagen erlebt und gesehen habe, hat meine Akkordeonwelt nachhaltig verändert.
Erster Tag:
Nach einer Besichtigung seiner sehr gut sortierten Werkstatt, führte er mich in ein Zimmer im Untergeschoss. Dort standen eine Vielzahl Akkordeons. Weltmeister, Hohner, Scandalli. Eines hochwertiger restauriert als das andere. Optisch wie spieltechnisch vom Feinsten. Das Glanzstück war nach meinem Erachten eine weisse Scandalli, die er aus einem schrottreifen Akkordeon vom Flohmarkt, in ein Prachtexemplar von Akkordeon restauriert hat.
Sehr erstaunt war ich auch über die dynamische Leistungsfähigkeit und die Ansprache der von Ihm stimmlich optimierten Cantus.
Danach erklärte mir Manfred die Funktionsweise einer Akkordeon-Stimmzunge. Anhand seines selbstgebauten Holzstimmzungen-Modells konnte ich praktisch erleben, was er mir in der Theorie erklärt hatte. Das Mysterium der Stimmzunge wurde gelüftet und ist für mich nun klar und verständlich.
In einer weiteren praktischen Präsentation zeigte mir Manfred, wie die Leistungsfähigkeit und Ansprache von Stimmzungen durch Anpassung des Kanzellenvolumes enorm verbessert werden kann.
In einer wieder selbstgebauten Apparatur, in welche er eine Stimmplatte einspannte, konnte er stufenlos das Volumen der Kanzelle verändern. Die Messwerte sprachen für sich. Mit dieser Apparatur ist es möglich, die optimale Kanzellengröße für jede Stimmplatte zu ermitteln. Warum das keinen Akkordeonhersteller interessiert, kann ich nicht nachvollziehen.
Dann ging es in seiner Werkstatt an die Arbeit.
Diskantteil vom Balg trennen. Stimmstöcke ausbauen. Diskantverdeck abnehmen. Registerschalter abbauen.
Zur Behebung der Reklamation musste jede weiße Taste nachbearbeitet werden. Dazu zog Manfred die Tastenwelle. Ich legte die 41 Einzeltasten fein säuberlich aufgereiht auf eine bereitgestellte Unterlage.
Bevor wir mit dem Wiederzusammenbau begannen, schmirgelte und polierte Manfred nochmal das Diskantgehäuse und entfernte so einige unschöne Kratzer.
Taste für Taste wurde nun nachbearbeitet und gleich wieder eingebaut. Manfred optimierte dabei auch gleich die Spaltbreite zwischen den Tasten, in dem er einige Lager entfernte und neu einbaute oder die Tastaturlagerschenkel entsprechend optimierte. Bis in den Abend hinein waren wir (hauptsächlich Manfred ) mit dieser Arbeit zu Gange.
Nach 20:00 Uhr trat ich meinen 190 km langen Heimweg an.
Zweiter Tag:
Nach wieder 190 km langer Anreise, ging es kurz nach 09:00 Uhr weiter mit dem Nachbearbeiten der Tasten und dem Wiederzusammenbau. Am frühen Nachmittag war's dann geschafft. Alle Tasten waren wieder an Ort und Stelle.
Vor dem Einbau der Stimmstöcke überprüfte Manfred diese noch an seinem selbstgebauten Stimmtisch. Auch an den Stimmstöcken beseitigte er sofort noch mehrere Unsauberkeiten.
In einem spektakulären Vergleich konnte ich nochmal die Leistungsfähigkeit und Ansprache der Stimmzungen in einem seiner optimierten Stimmstöcke erleben.
Es wurde ein Spieldruck von 20 (gemessen mit einem U-Rohr-Manometer) am Stimmtisch aufgebaut. Das entspricht in etwa dem normalen Spieldruck beim Akkordeonspielen.
Er ermittelte mit einem Dezibelmesser den Wert der A-Mano-Stimmzunge a'' in einem meiner Stimmstöcke. Ergebnis 62 dB.
Danach nahm er seinen optimierten Stimmstock und es wurde auf diesem das a'' bei gleichem Spieldruck gemessen. Ergebnis 80 dB.
Auch als der Spieldruck zurückgefahren wurde, verklang der Ton der Stimmzunge in meinem Stimmstock bei 11 der U-Rohr-Manometer-Anzeige, die in Manfred Stimmstock eingebaute Stimmzunge klang wunderbar leise weiter, bis zu einem Spieldruck von 3 auf dem U-Rohr-Manometer. Erst dann verstummte diese. Höchst beeindruckend.
Wieder zurück in der Werkstatt baute Manfred die Stimmstöcke in mein Akkordeon ein. Das Diskantteil wurde wieder komplettiert und am Balg montiert.
Manfred erfüllte mir auch in optischer Hinsicht meine Wünsche, welche laut Hersteller nicht möglich waren.
Zum Schluss führten wir gemeinsam eine letzte Funktions- und Sichtkontrolle durch. Alles bestens!
Dank Manfred habe ich nun nach langen 8 ½ Wochen unnötigen Wartens ein Akkordeon, so wie es bei Auslieferung durch den Hersteller hätte sein sollen. Ich finde es ist jetzt, besonders in optischer Hinsicht noch besser!
Resüme:
Was lange währt, wird endlich gut. Dank Manfred. Er hat mein Akkordeon "gerettet"!
Durch sein Fachwissen und sein hervorragendes handwerkliches Geschick hat er mein Akkorden soweit optimiert, dass ich nun ein Akkordeon besitze, das in seiner Gesamtheit besser ist als das Original!
Manfred - nochmals vielen herzlichen Dank!
Auch Danke für Dein schnelles Helfen und für die Zeit, die du Dir für mein Akkordeon und mich genommen hast!
Vielen Dank auch an Deine Frau Karin für das sehr gute Essen!
In den zwei langen Tagen hat mir Manfred auch viele Geschichten von Usern hier im Forum erzählt, denen er in der Vergangenheit ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite stand und immer noch steht.
Als Leser hier im Forum wundere ich mich, dass ich hier noch nie direkt ein positives Echo bezüglich seiner Hilfsbereitschaft, seines Wissens und seines Tuns gelesen habe.
Schade, er hätte es verdient.
Gruß Terzius
Anmerkung der Moreration:
Aus Sicherheitsgründen gegenüber der immer und überall lauernden Kriminalität, habe ich mir erlaubt den Nachnahmen zu entfernen. Der Mann hat jedes Lob mehr als verdient, das kann man gar nicht oft genug sagen, aber wenn Manfred durch die zu offene Nennung seines Namens zum Opfer krimineller Machenschaften würde, würde mich das doch sehr schmerzen!
Gruß, maxito
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