Eigene Texte, Lyrics Subforum

Jed
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Hallo,
Ich bin nun eine Weile beim Board dabei und habe viel Interessantes und Nützliches gelesen. Besonders das Sub "Eigene Texte ..." finde ich toll. Als Schreiberling ist man ein bißchen Betriebsblind und kann oft nicht selber einschätzen, ob die neuesten Ergüsse Meisterwerk oder Mist sind. In dem Subforum bekommt man die Antwort - und nicht nur das, sondern auch Verbesserungsvorschläge, stilistische Hinweise, Grammatikunterricht (besonders bei fremdsprachigen Texten - es findet sich immer einen Muttersprachler, der seinen Senf dazu gibt). Es wird oft Seitenweise um ein Wort, ja eine Silbe gefeilscht; es werden Metafer beurteilt und verbessert; es werden überflüssige Stellen identifiziert, und, und, und ...

Neulich fragte ich mich, ob wir diese Genauigkeit nicht zu ernst nehmen.

Ich hatte gerade in YouTube gestöbert und die vielen Versionen des alten Klassikers "St. James Infirmary" angehört. Von den alten, schwarzen Jazzern der 1930er Jahre bis zu jungen Sängerinnen von heute - sogar vom Silkroad Ensemble (eine Weltmusik-Gruppierung).

Und eins wurde mir klar: keine zwei Versionen waren Textgleich!
Nicht nur, dass hier und da ein anderes Wort verwendet wurde! Ganze Strophen wurden umgetextet. Und noch mehr: manche Strophen erschienen in einer Version, aber in der anderen Version nicht, was zu einer Verschiebung der "Story" führt. Manchmal waren die Strophen fast gleich, aber in einer anderen Reihenfolge, was zu einer ganz anderen Dramaturgie führt.

"St. James Infirmary" ist und bleibt jedoch über die Generationen hinweg ein Bringer!

Was mir die Frage aufdrängt: ist der genaue Wortlaut der Lyrics überhaupt für die Rezeption des Songs von Bedeutung - oder geht die Faszination von der schlichten Musikalität des Originals, welche enorme interpretatorische Freiheit zulässt?

Wer Englisch versteht möge einfach "St. James Infirmary" in YouTube suchen und sich anhören, was da kommt!
Und wo ihr dabei seid, versucht es auch mit "Wayfaring Stranger!"

Cheers,
Jed
 
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Einen Klassiker mit einem Text vergleichen, an dem noch gefeilt wird - bei dem die Rezeption also (so gut wie) ausschließlich über Buchstaben erfolgt? Muss nich' sein...
 
Neulich fragte ich mich, ob wir diese Genauigkeit nicht zu ernst nehmen.

Hallo jed,

du hast vollkommen recht. Das Problem ist: manche Menschen wollen diese Beurteilung, egal ob nötig oder nicht. Das gilt bei weitem nicht nur für Texte.

Was soll man da machen? Das ist praktisch die Existenzberechtigung von Foren wie diesem.

Es hat seinen Grund, dass ich meine Texte dort nicht poste. Aber wenn jemand es tut, dann muss er mit subjektiven und vielleicht auch überflüssigen Antworten und Verbesserungsvorschlägen leben.
 
Neulich fragte ich mich, ob wir diese Genauigkeit nicht zu ernst nehmen.
Es ist doch nur die Frage, "Warum postet jemand seine Lyrics?"

Ich poste Texte um persönlichen Abstand dazu zu gewinnen. Ich will mir klar werden, wie ich das Thema rüberbringen möchte und wie weit ich das überhaupt kann. Mit welcher Linse es klappen würde des Thema für andere sichtbar zu machen. Da Meinungen subjektive sind fokusieren sie auch anders. Texte deren Songs fertig sind, post ich eher selten. Einen emotionalen Abstand zum persönlichen Anteil im Text einzuhalten find ich wichtig.

Genauigkeit? Im ersten Post schreib ich eigenltich raus was gerade alles auffällt. Je mehr, desto besser für den Schreiber. Ich habe genügend Abstand zu Text den der Schreiber nicht hat. Und das sollte des Schreibers Vorteil sein. Aber wenn der Schreiber dann noch seinen Text verteidigt und damit subjetive Meinung anderer bewertet, ist das ein fataler Fehler.

Was mir die Frage aufdrängt: ist der genaue Wortlaut der Lyrics überhaupt für die Rezeption des Songs von Bedeutung - oder geht die Faszination von der schlichten Musikalität des Originals, welche enorme interpretatorische Freiheit zulässt?

Für mich sind auch fertige Songtexte nur eine Skizze an die ich mich halte. Die Aussage oder die Richtung der Story pro Absatz ist eventuell wichtig. Stories texte ich gerne mal bei spielen einfach um. Songteile werden mantraartig verlängert. ... Ich denke genau die Freiheit fasziniert?
 
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In dem Subforum bekommt man die Antwort - und nicht nur das, sondern auch Verbesserungsvorschläge, stilistische Hinweise, Grammatikunterricht
Ich bin ja auch jemand, der das Texter-Forum viel in Anspruch nimmt und gerade was Detailfragen in Sachen Grammatik und Rechtschreibung betrifft, bin ich immer sehr dankbar für Hinweise. Ich sehe das als kleine Werkstatt in der man sich untereinander helfen und auch vom anderen was lernen kann. Geben und Nehmen. Und was ich am meisten mag, wenn sich Synergien ergeben und man sich gegenseitig inspirieren und motivieren kann. Meiner Arbeitsweise kommt das sehr zu gute und ich bin es gewohnt in einem losen künstlerischen Kollektiv neues entstehen zu lassen. Ich hab natürlich auch nicht den Anspruch einen Weltklassiker zu schreiben, sondern will nur paar Geschichten erzählen...

Ich weiß, aber auch dass es nicht jedem liegt, wenn seine Sachen auseinandergenommen werden und vielleicht sogar die gesamte Idee in Frage gestellt wird. Ich steh da auch nicht immer drüber, aber bis jetzt war der Nutzen größer als der Schaden ;)
 
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Ich sehe vor allem, dass sich sowas in einem Internet-Forum auf Dauer selbst regelt:
Der- oder diejenige, wo einen Text für Feedback hier hereinstellt, kann auch deutlich machen, was für Feedback er/sie möchte.
Wenn eine andere Art von Feedback kommt, kann er/sie es ignorieren und auf das eingehen, was er/sie für wichtig hält. Wessen Feedback auf keinen fruchtbaren Boden fällt, der macht sich irgendwann diese Mühe nicht mehr.

Ich stelle über die Jahre einfach fest, dass sich das einpendelt - es gibt unterschiedlichste Leute, die was reinstellen und welche, die Feedback geben - und irgendwann kriegt man einfach mit, wer worauf achtet und welchen Blick der oder die hat und kann das für sich einordnen. Das ist wirklich von user zu user und sogar von Text zu Text verschieden.

Bei meinen englischen Texten bin ich sehr akribisch und sehr bedacht, dass wirklich das rüberkommt, was ich sagen will. Dann soll der flow erhalten bleiben und reimen soll es sich oft auch noch. Da bin ich sehr dankbar für Leute und auch native speaker, mit denen ich verschiedene Varianten durchspielen kann.

Manchmal geht es mir auch darum, ob überhaupt der Text so verstanden wird, wie ich das gerne möchte, weil ich die Schwebe halten will zwischen zu viel und zu wenig Informationen.

Ich sehe das Forum auch unter der Brille der "Krücken"-Metapher: So lange Du sie brauchst, findest Du gut, dass Du sie hast - wenn Du selbst laufen kannst, stellst Du sie einfach in die Ecke ... oder gibst anderen Feedback.

Im Vergleich zu anderen Foren geht es vielleicht mehr ins Detail oder wird stärker diskutiert, gerungen - wie auch immer.
Nu ja - Vielfalt ist ja auch nicht schlecht.

x-Riff
 
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Ich mag das „Eigene Texte“-UFo, lese dort gern und verfolge gern die Entwicköing vom Songs mit (und sag neuerdings hier und da sogar mal was). Ich hab schon öfters drüber nachgedacht und ich äre neugierig, selbst mal einen Text einzustellen, hänge aber noch an dem „wozu“.

Eigentlich sind meine Texte der individuelle Teil meiner Musik (meiner = meiner und die meiner Bands) - quasi mein sprach-alternatives Kommunikationsangebot an die Welt. Der kommunikative und gegenseitiges Wachstum katalysierende Aspekt ist dann erst die Vertonung und das gemeinsame Musizieren. Und dann erst kommt die Außenwelt. Wo (und ob) ich da Platz für Textanregungen und Kritik finde, weiß ich noch nicht.

Dazu kommt, dass die Texte, die mir (gerade) am Herzen liegen bewusst auf englisch geschrieben sind und ich ihnen in einer möglichen Übersetzung (die ja verständlicher Weise oft gewünscht wird) niemals gerecht werden kann, denn dann werden sie was anderes.

Tatsächlich schreckt mich da auch das „Ringen“ um Details eher ab. Ich hätte vielleicht das Gefühl, meine Texte zu zerdenken. Aber das muss man ja auch nicht machen, wenn man nicht will.

Schwierig... ich bleibe neugierig... mal sehen...
 
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Wow, eine Plauderecke? Auch für Texter. Extrem guter Einfall.

Tja, jeder nimmt seine Texte auf seine Art ernst. Für den Einen sind sie kaum mehr als unterhaltsame Kreuzworträtsel, für den Anderen sind es komplette Gegenwelten, wo er dauerhaft Urlaub vom real live machen möchte. Und je wichtiger man seine Texte nimmt, um so mehr Handwerk benötigt man mit den Jahren, damit diese Scheinwelt halbwegs stabil reproduziert werden kann.

Der Gelegenheitsdichter braucht aber keine Anleitung, wie er 150 Texte im Jahr schafft. Der Perfektionist hingegen hat längst vergessen, wie unendlich glücklich ihn seine ersten Texte einst machten.

Oft nehme ich mir vor, gar nicht mehr auf Feedbacks zu reagieren. Außer einem ehrlich gemeinten Dankeschön. Und der gelegentlichen Beantwortung konkreter Fragen. Aber diese monotone Reaktion kommt mir dann irgendwie undankbar vor. Obwohl sie vermutlich der beste Weg wäre, allen Beteiligten Ärger zu ersparen.

Mein Problem ist, dass mein Handwerkszeug ziemlich komplett ist. Ich habe mir für jedes Problem ein Schlüssel zugelegt. Vielleicht nicht den optimalen, aber immerhin. Es fällt mir schwer, keinen Gebrauch davon zu machen.

Dabei kommt es MIR niemals auf die sofortige Reperatur eines fremden Gedicht an. Ich möchte lieber profilaktisch demonstrieren, wie man ein Rad wechselt, wenn man irgendwann mal allein in der Wüste stecken bleibt. ;-) So wie es mir im ersten Jahrzehnt als Profi sehr oft erging, wo ich dringend ein paar psychologische Tricks oder handwerkliche Tipps gebraucht hätte.

Und dann trifft man meistens just in diesem Augenblick auf einen Gelegenheitsdichter, der stolz und froh zeigen will, wie prächtig sein Drahtesel gerade fährt.:prost:

So ergeht es wohl jedem auf seine Art oft im Texterforum. Oder?

@antipasti , du bist für mich wirklich ein toller Songwriter! Stehst du noch auf der Bühne? Brauchst und bekommst du dort die berechtigte Anerkennung für deine neue Songs?
 
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Wow, eine Plauderecke? Auch für Texter. Extrem guter Einfall.

Nun ja – es ist die Plauderecke des Unterforums für Sänger, was das Texterforum einschließt. Plauderecken gibt/gab es von Bgeinn es in jedem Unterforum.

@antipasti , du bist für mich wirklich ein toller Songwriter!

Oh - für dieses direkte und unerwartete Lob ein begeistertes Dankeschön. :)

Stehst du noch auf der Bühne? Brauchst und bekommst du dort die berechtigte Anerkennung für deine neue Songs?

Nur noch selten. Dieses Jahr hatte ich lediglich einen Auftritt als "musikalische Klammer" für ein literarisches Quartett und eine private Einlage auf einer Party. Ich brauche die Anerkennung auf der Bühne nicht mehr so stark wie in jüngeren Tagen. Es mag aber auch daran liegen, dass ich nunmehr als Soliost performe und daher der Druck von Außen fehlt. Vielleicht gründe ich ein Trio.
 
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Mein Problem ist, dass mein Handwerkszeug ziemlich komplett ist. Ich habe mir für jedes Problem ein Schlüssel zugelegt. Vielleicht nicht den optimalen, aber immerhin. Es fällt mir schwer, keinen Gebrauch davon zu machen.
Hihi, sowas in etwa hab ich bei deinem letzten Text auch gedacht: handwerklich perfekt. Da ist nicht viel hinzuzufügen.

Meine Texte sind eher wilde Gewächse und Scheitern eine mögliche Option. Aber ich bastel auch an Methoden die mich beim Fall aus größerer Höhe abfangen können. Leider verliert damit das Spiel an Reiz.
In der Malerei muss ich mich in einen Modus bringen, um all das Erlernte und die ganze Theorie in den Hintergrund zu bringen, damit was Neues entstehen kann. Deshalb flüchte ich in die Nebenküste wie Text, Musik usw., wo ich nicht viel technische Ahnung habe und ohne goße Erwartungen bissel herumspielen kann... irgendwas muss ich immer bearbeiten und bei zu viel Input auch Output generieren - "wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen" :ugly:
 
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hallo @Katz23 :

Meine Texte sind eher wilde Gewächse und Scheitern eine mögliche Option.

Handwerk ist wie Training. Jeder versteht, dass Sportler trainieren. Und dennoch kann von tausenden Bewerbern nur einer gewinnen. Das wissen alle Sportler und trainieren dennoch möglichst freudvoll und zeitlich gut gestaffelt.

ich beschäftige mich zwischen den Projekten intensiver mit Stilmitteln ... und lese und höre (!) täglich ansonsten Sprache sehr langsam, um ihren Bau nebenbei zu verfolgen. Ich könnte auch sagen: Ich beobachte Sprache. Das sollte für einen Autor doch normal sein. Oder?

Das Scheitern spielt für mich erst eine Rolle, wenn ich nachweislich gescheitert bin! Vorher schreibe ich täglich spontan, was mir zu meinem Leben einfällt. Das Individuelle allerdings muß sein!

Und mein Handwerk mischt früh mit. Gestern schrieb ich 2-Heber-Verse, weil mir das Thema Gegensätze durch den Kopf ging und sich gerade mit einem 2-Heber ein Begriffspaare bereits visuell perfekt abbilden läßt.

Dann wieder nervt mich jemand oder etwas und ich möchte mal richtig ätzen. Spontan fällt mir zunächst die BAR-Form (1Zeile = 1 musikalischer Takt= mindesten 12-15 Silben pro Zeile) ein. Also Rap - da kann man so schön eloquent dissen und sticheln. ;-) Also schreibe ich spontan 2-3 Bars. Entweder ich komme so in Fahrt, oder ich tausche danach die Form oder ich hab Wut und Lust beim Arbeiten bereits verloren. SCHEITERN würde ich das aber nicht nennen. ;-) Sondern Arbeiten, mit oder ohne finales Ergebnis.

Manchmal schreib ich drauf los und suche erst ab der 3 Strophe, welche Form ich eigentlich gerade fabriziere. Ich suche das für mich... und die Leser, von denen ich weiß, dass sich der größere Teil ebenfalls gern an irgendwelchen Formen orientiert.

Fazit: Alle Sätze, die wir denken oder sprechen, wirken auch durch ihre Form. Warum sollte es langweilig oder gar gräßlich sein, das Äußere der Sprache zu betrachten... wie etwa das eines Menschens? ;-)

Oops... da bin ich ja ein Stylist :eek:.... genau.. ein Stylist! :D
 
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Oops... da bin ich ja ein Stylist :eek:.... genau.. ein Stylist! :D
Designer, hätte ich gesagt.
Ich sehe mich eher am anderen Ende: ambitionierter Stümper. Ich bin froh mein analytisches Gegrübel mit Textspielerein stumm schalten zu können und hauptsächlich intuitiv zu arbeiten. Reine Selbsttherapie. Silben und Hebungen zählen finde ich nicht so spannend. Bin ja kein Autor und frage mich manchmal, wie ich überhaupt dazu komme Liedtexte zu schreiben.
 
Ich sehe mich eher am anderen Ende: ... Ich bin froh mein analytisches Gegrübel mit Textspielerein stumm schalten zu können und hauptsächlich intuitiv zu arbeiten.

Glaubst du, intuitiver zu arbeiten als ich? :nix:Intuition besitzen und nutzen alle Menschen! Intuition bedeutet letztlich, gefühlsmäßig entscheiden zu können. Ich kennen meinen Schreibbeginn so gut, dass ich blitzschnell entscheiden kann, womit ich als erstes beginne. Und wenn der erste Versuch scheitert, weiß ich, wie ich den nächsten Versuch starte! Hast du schon mal Rapper freestyle sehen? Denen bleiben auf der Bühne nur wenige Sekunden Zeit, um auf eine Ansage mit einem lyrischen Feuerwerk zu antworten. Verkopft wirken die Typen nicht gerade...;-)

Den einzigen Unterschied, den ich bisher sehe, ist unser Ausgangspunkt. Ich bin recht gut auf eine mögliche erste Zeile eingestell. Dabei denken ich in Relationen: Storytelling oder Meinungstext, lakonische oder poetische Erzählweise, Ich-Perspektive oder eine andere.... diese Entscheidung treffe ich aber in Bruchteilen einer Sekunde... und dann... Trommelwirbel... schreibe ich eben nichts weiter als eine erste Zeile. ;-) (die am Ende oft nicht mehr da ist....;-)... aber meinen ersten Entwurf ermöglichte. )

Was machst du nun anders, dass du dich am anderen Ende meines Schreibprozesses wähnst?

Silben und Hebungen zählen finde ich nicht so spannend.

Ich nehme an, jemand vertont deine Texte?

Gut. Dann könnte ein echter Unterschied vorhanden sein. Ich schreibe hauptsächlich final auf fremde Musik. Mal räumen mir die Komponisten dabei viel Freiheit ein, mal wenig. Somit stehen oft die Silben / Vers und die Metrik fest, bevor ich überhaupt anfange.
Wenn ich hingegen zuerst einen Text anbieten soll, schreib ich je nach Komponisten streng alternierende Texte ( Hebungen und Senkungen regelmäßig) oder in freieren Rhythmen. Je nachdem, was die Kollegen mehr inspiriert.

Die Form ist viel inspirierender, als Laien annehmen. Manche Menschen packen eine Woche im voraus den Urlaubskoffer, manche 15 Minuten vor der Abreise. Jeder braucht formal SEINE Selbstsicherheit, bevor er sich scheinbar "intuitiv" in ein Abtenteuer stürzt. Wenn ich im Morgengrauen fliege, hebe ich einen Tag vorher wenigstens gültige Reisedokumente. ;-)

Jeder Autor eines Textes sollte möglichst schnell eine erste Zeile schreiben können - ohne sich sofort in sie zu verlieben! Ich kann so schnell beginnen, dass mich manche Partner intuitiv nennen. Ich würde aber sagen, ich bin nur deshalb so gut auf den Beginn vorbereitet, weil ich früher dafür Tage oder gar Wochen brauchte.
Wenn der Text ins Rollen kommt, habe ich kein Geländer mehr. Kann höchstens hier und da mal einen Halte-Haken in die steile Wand schlagen, um nicht entkräftet abzustürzen..;-)
 
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Ah, sorry ich bin nicht so geschickt in dererlei Disputerei.

Was machst du nun anders, dass du dich am anderen Ende meines Schreibprozesses wähnst?
Es ging um den Vergleich Designer (du) - Stümper (ich) - da ist was beim Zitieren hinter dem Doppelpunkt verloren gegangen ;-)
Und da ich kein trainierter Schreiber bin, ist der intuitive Anteil meines Textens prozentual höher als der handwerkliche, techniche. Sollte kein Vergleich zu dir werden.

Ich nehme an, jemand vertont deine Texte?
Ja, die Texte entstehen meistens vorm Vertonen. Musik von meinem Mann und/oder mir. Oder ich hab ne Melodie im Kopf auf die ich den Text mache, die Musik die dann daraus entsteht muss nicht zwangsläufig die gleiche Melodie enthalten.

Ja, Rap-Battle oder G'Stanzel singen ist schon genial. Ich denke da liegen Techniken, Module und viel Erfahrung zugrunde vorauf die Impros fußen. Da stellt man sich als Untrainierter nicht einfach hin und rattert Verse runter.
 
So liebe Katz23, jetzt hab ich mir mal deinen Texte reingezogen. Sie gefallen mir gut! Und sie haben eine gut vergleichbare Struktur. Die von mir gelesenen Texte betreiben mMn oft ein einfaches Storytelling, ähnlich klassischen Balladen. Zusammen mit Euren Vertonungen und Gesöngen hatte ich vergnügliche Stunden. :)

Ich arbeite wiederum in vielen Genres und deren Musik- Strukturen sind sehr unterschiedlich. Deshalb kann (und will ) ich nicht auf eine Standarterzählweise zurück greifen. Das erklärt vielleicht, warum ich mich über die Jahrzehnte handwerklich sehr bewußt weiterbilden mußte.

Wir sollten uns wohl lieber von Text zu Text weiter verständigen. Aber es hat mir großen Spaß gemacht, hier darüber hinaus ein wenig über deine Schreibweise erfahren zu dürfen. :)

Einverstanden?
 
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Zusammen mit Euren Vertonungen und Gesöngen hatte ich vergnügliche Stunden.
Ja, zum Vergnügen sind sie da. Danke, dass du dir was angehört hast :hi5:
Jetzt bin ich aber echt im Zugzwang und würde gern vertonte Texte/Lieder von dir hören. Das ist ja noch mal eine andere Dimension die passende Musik dazu zu haben...

So intensiv hab ich noch nicht über meine Schreibweise nachgedacht und ich befürchte fast, dass Außenstehende das manchmal besser erkennen können.
Aber es ist auf jeden Fall aufschlussreich zu erfahren wie andere arbeiten.
 
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Anregende Diskussion hier.

Ich habe das Texten nie als etwas technisches gesehen. Zumindest nicht primär. Primär muss irgendwann etwas raus, meist schwallartig und viel in wenigen Tagen, dann oft lang nichts. Das ist der Luxus des ungezwungenen Nur-für-sich-Schreibens. Technisch wird es dann erst bei der Feinarbeit, wenn etwas klemmt beim Singen, dann beginne ich zu überlegen, umzuformen, auszuprobieren etc.

Komisch, denn eigentlich arbeite ich im Alltag sehr viel mit Sprache, habe da auch eine gut geschulte Wahrnehmung und kann Sprache sehr bewusst einsetzen. Vielleicht ist das beim Texten genau diese Art sichere Basis zum improvisieren?

Strukturell bin ich sehr in die Richtung unterwegs, die Musik dem Text anzupassen, kommt aber auf den musikalischen Kontext an. Mein aktuelles Hauptprojekt braucht mehr klassische Songstrukturen. Das denkt sich etwas anders, oft aber auch nicht.

Keine Ahnung, ob das irgendetwas mit der Diskussion zu tun hat. Aber wann weiß man das schon? ;)

Jedenfalls schön hier.
 
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Keine Ahnung, ob das irgendetwas mit der Diskussion zu tun hat;)

Ich auch nicht. Aber auf jeden Fall ein angenehmer Austausch zwischen Gleichgesinnten als auch Individuen, die trotz völlig unterschiedlicher Herangehensweise etwas Tolles schaffen. Macht Spaß, mitzulesen.
 
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Die Herangehensweise oder besser gesagt die Zielsetzung sind weitere spannende Kapitel.
Wenn @Jongleur in vielen Gengren unterwegs ist und für andere textet, dann ist das ein weit größeres Universium, als wenn ich mit meinen Geschichten eine kleine Parallelwelt erschaffe. Meine bescheidenen Mittel reichen für das was ich mache (natürlich ist immer Luft nach oben).
Ein weites Feld...
 
Sehe ich auch so.
Ich habe beruflich durchaus nicht wenig mit Kommunikation, Sprache und Texten unterschiedlicher Art zu tun und gehe damit auch sehr bewußt um.

Bei mir ist songtexte schreiben Bedürfnis und andere Welt zugleich (nicht unbedingt Gegenwelt, bei mir) und ganz klar Hobby oder Freizeit. Dabei gehe ich in die Richtung, in die es mich gerade zieht - eine zeitlang waren das englische Texte, eine zeitlang war ich auf storytelling aus, gerade sind es eher deutsche Texte, die als Gedicht und songtext funktionieren können.

Womit ich mich gerade beschäftige, beschäftigt mich aber auch immer auf einer Ebene, die reflektiert: Was mache ich da eigentlich gerade? Was fließt aus mir? Welcher Mittel bediene ich mich gerade? Das ist zum einen so eine Art Achtsamkeit, zum anderen geht es um ein Bewußtwerden der Mittel, des Handwerks, sozusagen - und dann der Bedeutung (Bewertungen im Sinne von gut, schlecht, darf sein, darf nicht sein versuche ich allerdings rauszuhalten, was immer besser gelingt): Was sagt mir das, was spricht aus mir?

Dabei ist mir dann das Feedback von anderen extrem hilfreich - zuletzt bei dem Text "Ich hab von Dir geträumt", wo ich mich ja an eine Eigendeutung (lappt sozusagen in die andere Diskussion zum "stummen" bzw. "sprechenden/erklärenden" Autor hinüber) versucht habe, die aber getoppt wurde durch Jeds kommentierende Zusammenfassung.
Das alles auf dem Boden jedes posts, der dort anlandete. Ein wirklicher "Diskurs um einen Text."

Wo bekommt man denn sowas sonst noch?
Und das in einer konstruktiven, nicht-konkurrenten Art und Weise - was ich extrem angenehm finde.

x-Riff
 
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