Hm.
Ich hab einige Jahre als Gitarrenlehrer Miete und Lebensunterhalt verdient. Das war eine interessante aber auch harte Zeit! Ich unterrichtete an 6 Tagen und hatte am Sonntag Bandprobe. Die Ferien waren dringend nötig, damit ich wieder wusste wo oben und unten war. Ich hab da auch viel Fehler gemacht und mich auch nicht selten verarschen lassen. Jung, naiv und unerfahren! Bin ich heute auch noch, finde das geil.
Ich hatte einige Kollegen, die auch ein Studium im Rücken hatten. Fast jedem ging es so wie mir! Es gab dann noch ein paar wenige, die tatsächlich ihren Fuß in der städtischen Musikschule hatten, die konnten ganz gut davon leben. Und andere finanzierten sich ihr Leben mit Tanzbands. So sieht aus meiner Sicht eher der Alltag aus. Die wenigsten haben coole Studiojobs mit tollen Hotels und vernünftiger Gage. Viel mehr hängt man selbst an irgendwelchen Pfeifen fest und rennt seiner Gage hinterher. Das muss man schon mögen. Ein Studium ist ne tolle Sache und ich bin überzeugt, dass das einen Musiker charakterlich und musikalisch nach vorne bringen kann.
Was passiert, wenn man soziale Leistungen in Anspruch nehmen muss? Wenn nach ein paar Wochen die Künstlersozialkasse dein Krankengeld weiterzahlt, sind die Schülerlein irgendwann weg. Die Jobs machen in der Zeit andere weiter und du kannst wieder bei 0 anfangen. Ich will keine Angst machen, Mist kann in jedem Job passieren. Aber die Realität ist nicht, dass man als Berufsmusiker immer nur das tut, was man liebt und was du dir jetzt vielleicht gerade vorstellst. Steuer, Rechnungen, Bürokram, Akquise, Ablehnungen, Rückschläge ... Ich bin nach meiner Gitarrenlehrerzeit an einen Fließbandjob gekommen und konnte tatsächlich nach Jahren wieder richtig entspannen dabei. Das klingt total verrückt und paradox, aber in meinem Fall war das die Realtiät. Noch dazu musste ich mir nicht mehr von Eltern der Schüler Fragen anhören wie "Was machen Sie eigentlich beruflich?". Eine Schülern fragte mich sogar mal, warum ich keinen richtigen Beruf habe. Dabei waren 50-60 Stunden in der Woche normal.
Du brauchst ein gutes Konzept und gute Nerven, dann kann das schon was werden! Und du musst auf Leute zugehen und dich gut verkaufen können.
Oder du studierst Musik, danach Wirtschaftsingenieurwesen, suchst dir einen Teilzeitjob und machst einfach DEINE Musik.
Das ist aktuell ungefähr so mein Konzept.