Ich versuche es mal so einfach wie möglich. MIDI ist ein Standard für den Austausch von Daten für Musikinstrumente. Wenn ich z.B ein Keybord an einen Rechner anschliesse (über ein entsprechendes Interface) und ich schlage auf der Tastatur ein "C" an, so kommt beim Computer die Information an, das ein "C" angeschlagen wurde, auch die Anschlagsstärke und die Dauer, allerdings keine Information über den Klang. Genauso umgekehrt, der Computer kann dem Keyboard sagen: spiel ein "C" und das Keyboard erzeugt den den Klang (wenn ein Keyboard ist, das über eine eigene Klangerzeugung verfügt).
Wofür ist das gut? In diesem Thread hauptsächlich für das Einbinden von Instrumenten in eine DAW (Digital Audio Workstation). Eine DAW ist einfach gesagt ein Programm, das aus dem Rechner ein Mehrspuraufnamegerät macht (z. B. Cubase). Im Gegensatz zu den Geräten, die zum Beispiel die Beatles genutzt haben, lassen sich nicht nur Audiospuren erstellen, sondern auch Spuren, die keinen Klang enthalten, sondern nur die Information, welche Note zu welcher Zeit mit welcher Spielweise gespielt werden: Midi-Spuren.
Ein optisches Beispiel aus meiner DAW, die Information, welche Noten in den ersten Takten im Allegro der Appassionata gespielt werden:
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Das Bild ist selbsterklärend, alle Informationen über die Noten sind vorhanden, aber wenn diese Spur abgespielt wird, kommt kein Klang heraus. Jetzt kommen die VST-Plugins (Virtual Studio Technology) ins Spiel. Das sind Klangdatenbanken (ähnlich wie die Wavetable in Deinem Rechner), die aus den MIDI-Informationen einen Klang generieren.* Mitunter sind es komplexe Datenbanken, die z.B. bei einem Klavier aus mehreren Tausend verschiedenen Klängen bestehen, alle Töne in verschiedenen Anschlagstärken, einzeln im Studio aufgenommen, oder bei ganz simplen Modellen aus drei Tönen, aus denen die anderen extrapoliert werden.
Im DAW kann ich nun ein VST-Instrument bestimmen, dass aus den Midi-Informationen den Klang erzeugt. In meinem Beispiel muss es kein Klavier sein, sondern z.B. eine Hammond Orgel oder ein Glockenspiel, vielleicht auch Kuhglocken.
Das ist ein grosser Vorteil von diesen VST-Instrumenten, aber bei weitem nicht der einzige. Falls Du Deine Drumspur mit Hydrogen ertellt und als *.wav-Spur speicherst und Du merkst, dass an einer Stelle vielleicht noch ein Becken für einen besonderen Akzent fehlt, dann musst nach dem Einprogrammieren die gesamte Spur noch einmal aufnehmen. Mit dem DAW gehe ich in die Midi-Spur und ergänze den Schlag auf das Becken und das war es. Falls ich meine, die Bass-Drum könnte ein wenig mehr Kompression gebrauchen, dann stelle ich das im VST-Plugin ein, ohne das die Snare oder die anderen Instrumente beeinflusst werden. Auch die Geschwindigkeit des Tracks kann ich ohne Klangeinbussen noch verändern, und noch vieles mehr.
Obwohl rein elektronisch, ist die MIDI-Spur gleichberechtigt neben den anderen Spuren, die ich z.B. mit Gitarre einspiele, auf meiner DAW vorhanden. Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich denke, wenn Du Dir die aktuellen Charts anhörst, wirst Du nicht wenige VST-Plugins hören, die über MIDI-Spuren angesteuert werden...
Das Prinzip ist zwar einfach, aber wie man die Sachen in Cubase et al. einbindet, solltest Du am besten im Handbuch nachschauen, es bedarf dann doch einiger Einarbeitungszeit, bevor man genau weiss, wie man das alles einstellt und importiert.
Ich hoffe, ich konnte etwas helfen,
alles Liebe, Enno
*VST-Plugins sind nicht zwangsläufig Klangbibliotheken, sondern können auch Effekte sein, die sich in einem DAW einbinden lassen