HëllRÆZØR;4491811 schrieb:
Außerhalb eines konkreten Kontexts würde ich den Akkord am Ehesten als Dur-Dreiklang mit kleinem Sekundvorhalt vor dem Grundton betrachten, also db - e - g - c statt c - e - g - c. Eine geeignete Bezeichnung wäre C/Db.
Der Vierklang db - e - g - c ist mit der Intervallstruktur des Ausgangsbeispiels c - es(dis) - ges(fis) - h nicht identisch. Insofern verstehe ich das Beispiel nicht.
Die o.g. Beispiele, die alle als Vorhalt der verminderten Septakkordes gesehen werden könnten, lassen sich auch anders erklären.
Ein verminderter Septakkord enthält vier Töne, die als Paar von zwei Tritoni gesehen werden können. Ein Tritonus lässt sich auf zwei Weisen auflösen:
Beide Töne zeigen eine gegenläufige Halbton-Bewegung entweder nach außen oder nach innen.
Es entstünde dabei enteder eine kleine Sext oder eine große Terz. Beides läßt sich mit einer dritten Stimme zum Dur-Dreiklang ergänzen. Die Lösungsmöglichkeiten führen zu den o.g. Dur-Dreiklängen Des, E, G, Bb. Man kann auch sagen, daß jeder Ton des Tritonus als Leitton fungieren kann.
Alternativ kann man auch nach Moll auflösen, denn der Leittoncharakter würde erhalten bleiben. Der gegenläufige Sekundschritt wäre dann aber der einer großen Sekund statt einer kleinen.
Wie man sieht, sind die Betrachtungsweisen alle relativ. Ich bevorzuge eigentlich die letzteren, wollte aber zeigen, daß man auch alles als Vorhalte zum grundtonlosen Nonakkord sehen kann.
Noch ein Gedanke zur von Cudo aufgeführten Auflösung ohne Grundtonbewegung des verminderten Septakkordes zum großen oder kleinen Dur-Septakkord:
Er hat nicht nur wegen des festbleibenden Grundtones eine etwas "laue Wirkung". Ein weiteres Merkmal ist, daß die Tritoni im Falle des großen (maj) Dur-Septakkords in zwei Quinten aufgelöst werden. Das ist ein drastischer Übergang von großen Dissonanzen zu großen Konsonanzen. In der klassischen Musik ist er deshalb nicht gern gesehen ("vermindert - rein, das laß sein"; umgekehrt geht: rein - vermindert, ungehindert).
Bedeutend gemildert wird der Übergang allerdings durch die entstehende sehr dissonante kleine Sekunde, so daß der "Dissonanz"-Grad sicht nicht mehr so stark vom verminderten Septakkord unterscheidet.
Bei der Auflösung zum kleinen Septakkord bleibt ein Tritonus erhalten, aus dem anderen wird ebenfalls eine Quinte.
Grüße
Klaus