ja natürlich gibts Klaviere mit "weicheren" bzw. leichtgängigeren Tasten ... aber wer will das schon ??? ... ... Ich persönlich bevorzuge schwerere Tastaturen ... Aber das ist wirklich Geschmackssache ...
Womit du dich grade selbst widerlegt hättest. Wenn es Geschmackssache ist, dann gibt's auch Leute, die das wollen.
Solche Tastaturen können sehr sinnvoll sein, recht alte Literatur, die z.B. für's Cembalo geschrieben wurde, lässt sich auf einer schwergängigen Klaviertastatur m.W. fast überhaupt nicht gscheit spielen. Und für E-Pianos aller Art sind leichter gängige Tastaturen auch nicht schlecht.
Es wird hier immer wieder das Klavier als das große Ideal der Tasteninstrumente hingestellt. Fakt ist: Es gibt heute haufenweise Pianisten, die sich um ein paar Stellen an Musikschulen streiten, mit internationalem Wettbewerb. Es gibt deutlich weniger gute Hammond-Organisten, wirklich gute Rock-Keyboarder, ...
Die Musik ist sehr mannigfaltig. Es muss nicht zwangsweise immer am Ende auf's Klavier rauslaufen. Etliche Tasteninstrumente haben in den letzten 40 Jahren einen ganz eigenständigen Charakter entwickelt und stehen heute für sich selbst. Letztendlich ist "an den Tasten" ausschlaggebend, welche Musik jemand später auch machen möchte. Klassik ist das heute (auch live) für die meisten in den wenigsten Fällen. Vielleicht ab und an mal. Aber das "gros" ist U-Musik unterschiedlichster Genres. Und wer Rock-Piano lernen möchte ist z.B. mit einem E-Piano für eine ganze Weile sehr gut bedient, vor allem, wenn's dort neben dem klassischen Klaviersound auch noch ein Wurly, ein Rhodes und vielleicht einen CP80-Sound gibt. Wer Pop-Musik mag, ist deutlich besser motiviert, wenn's da auch einen FM-Piano-Sound gibt.
Was letztendlich eine Schülerin motiviert zum "weitermachen", das ist schwer zu sagen. Aber es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass es förderlich ist, wenn sie die Musik lernen kann, die sie auch hört. Es gibt Haushalte, da werden die Kids hin ans Klavier gesetzt, um klassische Stücke zu üben und zu spielen, und zu Hause ist die ganzen Jahre auch nicht eine klassische Scheibe gelaufen. Diese Youngsters haben überhaupt keinen Bezug zur klassischen Musik und sollen plötzlich Rondo à la turca oder ein Largo interpretieren.
Das *kann* nicht funktionieren. Das ist völlig sinnfrei und zum Scheitern verurteilt. Man muss hinhören, was das Kind zwischendurch klimpert, und daraus lernen, wo die wirklichen Vorlieben liegen. Meist hören die Eltern dann aber bei dem "nervigen" Geklimper weg. Warum? Weil *sie selbst* diese Musik nicht mögen, und sie schon nervt, dass das Kind die Musik überhaupt auch nur hört. Aber ganz dummerweise: um die Eltern geht's in dem Fall leider gar nicht, wenn sie so vorgehen stehen sie der musikalischen Entwicklung allerhöchstens im Weg. Es geht nicht darum, was die Eltern im Wohnzimmer gerne hören wollen, sondern darum, was das Kind auf den Tasten gerne spielen können möchte. Das ist eine musikalische Ausbildung, keine Juke-Box.
Ich kann leider von diesem Leid klagen, genau das ist in mir als kleines Kind passiert. Dass ich zwischendurch versucht hab, Meat Loaf, Licks von Iron Maiden oder Pop-Songs auf dem Klavier nachzuspielen, das hat keinen gekümmert. Man hat mir eingeredet, ich müsse meine Klassik üben, weil das eben "nächste Stunde wieder dran ist". Besser geworden bin ich erst dann, als ich angefangen hab, die Musik zu machen, die mir gefällt. Denn da kam die Motivation von ganz alleine. Niemand muss mich dazu animieren, mich bis in die Nacht hinein ans E-Piano zu setzen oder mir irgend etwas draufzuschaffen. Ich hab jetzt einige Jahre keine Klassik gespielt. Ich habe, ganz persönlich, kein Verlangen danach. Ich freu mich aber für jeden, der's hat. Weil die Musik machen, nach der man Verlangen hat, die von innen kommt, das ist einfach etwas Tolles.
Und dann einen Lehrer wählen, der genau das weiterentwickeln kann. Man kann nicht eine Musik am Klavier üben und spielen, die man sonst nicht hört oder mag. Das hat mit Musik auch nix mehr zu tun. Genausogut kann man den Klavierunterricht auf Cortot-Fingerübungen begrenzen, und ab und an ein paar Stückchen spielen, die dem Kind gefallen. Das hätte wahrscheinlich sogar noch mehr Sinn.
Man setzt sich nur hin und malocht (in der Üb- und Ausbildungsphase), wenn man ein Ideal vor Augen hat. Irgend etwas, das man gehört hat, und auch hinkriegen will. Hinkriegen *will*. Weil's einem Spaß macht. Oder weil man's draufhaben will. Ob das jetzt ein Groove von Supertramp ist, Rock-Piano à la Billy Joel, Pop-FM-Piano aus den 80ern, eine Bach-Invention, funkiges Clavinet-Spiel, Acid-Jazz auf der Hammond-Orgel oder ein Techno-Stück auf dem Synthi, ist völlig irrelevant. Es muss zum dranbleiben motivieren, und es muss Spaß machen. Gerade Hobbies sind spaßgetrieben und zum Scheitern verurteilt, wenn dieser Faktor verloren geht. Berufe meist auch. Meistens ist die Motivation erst einmal dann größer, wenn einem etwas schon gefällt und man etwas kennt. Das ist in den meisten Fällen die Musik, die man auch gern hört.
Die Lüge "wenn du eine klassische Klavierausbildung hast, bist du irgendwann mal viel besser dran" sollte man besser gleich beim ersten mal gar nicht aussprechen. Das ist einfach Schmarrn. Völliger Blödsinn. Die Wahrscheinlichkeit ist in der Moderne deutlich größer, dass das Kind später bei Nicht-Klassik deutlich mehr Spaß, Sozialisierungsmöglichkeiten (und auch Verdienstmöglichkeiten, wenn es denn sein soll!) haben wird. Meist muss da die Vision einer "Musique de Noblesse" der Eltern befriedigt werden, mit der das Kind gar nix anfangen kann. Manchmal geschieht's auch einfach wider bessern Wissens, oder weil es (aufgrund dieser Lüge) mehr Klassiker gibt, die eben Unterricht geben möchten und ein paar Euro verdienen.
Wenn es ohnehin nicht auf Berufsmusik hinausläuft, dann ist kompromisslos oberstes Gebot, genau die Musik auszuwählen, die am meisten Spaß macht, denn alles andere wäre reine Selbst- oder Fremd-Kasteiung. Auch eine weit verbreitete Tugend.
Tasteninstrumente kann man, wie jedes andere Instrument auch, über viele Methoden und Zugänge lernen. Ein früher Fokus auf Contemporary-Timing und Voicings hat genauso viele Vor- und Nachteile wie das Erlernen klassischer Geläufigkeit. In der lateinamerikanischen Musik ist das Klavier ein Rhythmus-Instrument. Sowas lernt man in der klassischen Ausbildung aber meist nicht.
Klar, man muss irgendwann irgendwie anfangen. Das erste halbe Jahr wird aus einfachen Liedchen bestehen. Aber sind's einfache Volkslieder oder einfache Pop-Songs? Es ist völlig schnuppe. Am besten das, was dem Kind besser gefällt. Denn lernen tut man beim "alten" nicht mehr als beim "neuen". Allerhöchstens andere Dinge.
Wichtig ist, dass das Instrument irgendwann zur Musik passt, die sich als Vorliebe herauskristallisiert. Man kann nicht auf einem Wurlitzer-Kastenklavier Klassik üben, auch nicht auf einem Rhodes, man kann aber auch nicht auf einem Steinway versuchen, wobblige Chorus-E-Piano-Voicings nachzuahmen, oder Phased-Wurly-Rock-Piano.
Wo das hingehen wird, steht im ersten Jahr ziemlich in den Sternen, aber man kann durch gutes Hinsehen (und Hinhören) verdammt viel lernen und richtig machen. Und dann die Weichen richtig stellen.
Liebe Grüße
Dana