Ich habe mir gerade alles durchgelesen und möchte auch mal meinen Senf dazugeben. Vieles wurde schon gesagt und ich möchte hier keinem meine Meinung aufzwingen oder auf die Füße treten. Punkt. Aber...
Was ist denn das bitte für eine Einstellung, dass man nichts neues, digitales verwenden sollte? Bis zur ersten E-Gitarre haben die Menschen hunderte von Jahren auf akkustischen Klampfen gespielt und als es dann die ersten elektrisch verstärkten Gitarren gab, meinten bestimmt auch verdammt viele, dass das nichts gutes sein kann. Immerhin haben sich Akkustiks seit ewig langer Zeit gehalten. Aber einige (v.a. Charlie Christian) entdeckten die Möglichkeiten und machten etwas neues raus.
Genauso mit der ersten Solibody.
Und bevor der Erste verzerrt gespielt hat (k.A. wer das war) war Verzerrung Teufelszeug. Brauchte irgendjemand Fuzzverzerrer, WahWahs oder Rotovibes für die Gitarre? Nach Jimi Hendrix hatten das zig Leute. Und als das erste Floyd Rose rauskam, dachten bestimmt auch viele Leute, dass braucht man nicht. Dann kam Eddie van Halen und schließlich Steve Vai, Joe Satriani, etc.
Und genauso wird sich irgendwer dieser digitalen Paula (oder bald Strat?) annehmen und irgendetwas neues kreieren. Wird auch mal wieder Zeit! Vielleicht wird dieser jemand (oder vielleicht mal 'ne Frau?) von der Gegenwart verkannt und erst später berühmt und zum Revolutionär. Vielleicht gibt es diesen jemand schon?
Trotzdem gab es immer Leute, die bei den alten Sachen geblieben sind, weil sie mit den neuen Erfindungen nichts anfangen konnten oder es einfach nicht brauchten. Ich finde das ist sehr gut so (Beispiel: Slash, Stevie Ray Vaughan).
Aber ist es denn richtig, sich von vornherein gegen neues zu sperren? Wenn man es nicht haben oder benutzen möchte, dann ist das ja in Ordnung. Aber deswegen ist was neues doch nicht schlecht!
Vor allem wenn es heißt, dass es digital ist und man keinen PC spielen möchte. Ist doch Blödsinn! Jeder, der ein Multieffektgerät spielt, spielt doch schon einen Prozessor (bis auf die alten analogen Dinger). Und das man aus den Teilen keinen warmen, röhrenähnlichen Vintage-Sound rausbekommt, kann mir niemand erzählen! Der soll mal nach mir kommen. Und das die guten digitalen Teile keinen Qualitätsverlust erleiden, haben uns die beiden Techniker hier ja eindrucksvoll erklärt. (Ich hab's zwar nicht verstanden, glaube es aber trotzdem!
)
Ich glaube, dass viele hier einfach glauben, dass mit mehr Technik die Musik weniger wird. Aber es sollte doch klar sein, dass die Technik nie den Musiker beherrschen darf. Die Technik ist nur dazu da, um dem Musiker zu helfen, zu machen, was er machen möchte. Wenn das 'ne Paula über ein Marshall-Stack ist, ist das genauso in Ordnung, wie wenn jemand eine digitale Gitarre oder Syntheziser mit einem verdammt großen Rack mit Harmonizern und sonstwas drin spielt. Somit sind John Petrucci und Steve Vai genauso glücklich wie Angus Young. Wobei Letzterer wohl auch nur mit Ohrenstöpsel oder schlechten Ohren glücklich ist.
Ich persönlich habe großen Respekt vor Leuten, die nur eine Gitarre und einen Röhrenamp brauchen (Bsp: B.B. King, Albert Collins) und ohne viel Technik auskommen, denn ich weiß, wie schwer es ist, mit wenig Gain etc. was vernünftiges hinzubekommen. Und viele Gitarristen heutzutage benutzten die Technik (v.a. Multiefx.), weil es sonst nach garnichts klingt. Aber trotzdem haben die Meisten doch noch einen eigenen Sound entwickelt. Wenn man z.B. Joe Satriani oder Steve Vai (die kenne ich am besten) sich mit einer 08/15-Billigstrat an einen 15 Watt Marshall-Übungscombo setzen würden, so klängen sie trotzdem noch nach sich selbst. Und ich finde es auch nicht schlimm, wenn jemand nur über bestimmtes Equipment oder mit viel Gain vernünftig spielen kann. Jeder hat halt seinen individuellen Stil, der nach individuellen Gerät verlangt.
Ich finde es also gut, dass Gibson die Gitarre auf den Markt bringt und hoffe, dass dem noch viele innovative Produkte folgen. Ich hoffe auch, dass möglichst viele dem gegenüber unvoreingenommen gegenüberstehen und irgendjemand mit der Technik was neues macht.
Ach ja - was bitte ist das denn für ein Argument, dass Gibson als Traditionsfirma nichts Neuartiges rausbringen soll? Das ist jawohl Unsinn, oder?
Danke fürs lesen
Mörk