Die Emotionen sind nicht echt. Sie sind geschauspielt, man ruft sie je nach Bedarf ab. Sonst wäre es wohl kaum möglich, bei 40 Songs am Abend von Trauer zu Freude zu Wut zu Trotz zu Geilheit zu Angepißtheit zu _________________ zu springen - jeweils innerhalb von ein paar Sekunden. Ein Schauspieler macht's ja genauso. Vor allem beim Film, dort werden die Szenen ja nicht in der "richtigen" Reihenfolge gedreht, sondern so, wie es produktionstechnisch am besten/effizientesten zu verwirklichen ist. Man studiert also quasi die verschiedenen Reaktionen bei sich selbst (und auch bei anderen) und versetzt sich dann nur ein Stück weit in die entsprechende Lage, um es authentisch darstellen zu können. Zumal die echten persönlichen Reaktionen beim Zuschauer/-hörer evtl. gar nicht "echt" ankommen.
Gerade zum Bereich Schauspiel kann ich ja nu auch was sagen - natuerlich gibt's da auch tausendundeine Methode. Ich wuerde aber weder im Schauspiel, noch im Gesang sagen, dass die Emotion GENERELL nicht echt ist (klar ist da jeder Jeck anders, bei Manchen ist das vielleicht einfach nicht so, auch aus Selbstschutz).
Wenn Du jetzt mal von Method Acting ausgehst, sind die Emotionen schon echt, aber der Stimulus ist es u.U. nicht - da benutzt man dann eben was anderes, um gewisse Reaktionen abrufbar zu machen, gegebenerweise auch mal in leicht abgeschwaechter Form - je nachdem, was man selbst noch verpacken kann. Ich glaube, das wird generell mal ganz gerne verwechselt, und "anderer Stimulus" heisst fuer viele voreilig "gefaked". Das ist aber schon noch ein Unterschied, und ich finde, den sieht und hoert man auch.
Man setzt sich mit der Rolle halt insoweit auseinander, dass man erstmal den Charakter "baut" (Who? Where? What? Why?). In welcher Reihenfolge man die Szenen dann dreht spielt dann tatsaechlich keine Rolle mehr. Wenn Du nach Method arbeitest, fakest Du in der Szene die Emotion selbst an sich aber nicht - was gefaked ist, ist der Stimulus. Den, den das Drehbuch vorschreibt, hast Du vielleicht selbst so noch nicht erlebt (oder willst das auch nicht), also musst Du in Deiner eigenen Gefuehls- und Erinnerungswelt was finden, was die Grundemotion moeglichst echt rueberbringt. Wut ist aber trotzdem Wut, Trauer ist trotzdem Trauer, und nicht nur fluechtig und aufgesetzt. Deswegen ist Method Acting ja auch nicht ganz unumstritten, weil da die Grenzen oft sehr fliessend sind, und man als Schauspieler seine Rollen auch schon mal mehr mit nach Hause nimmt, als einem eigentlich gut tut. Eine andere Gefahr ist, zu sehr in der eigenen Psyche rumzustochern und z.B. schmerzhafte Erinnerungen als Stimulus hochzuholen, was psychologisch ein bisschen ungesund werden kann
. Ich glaube, mit der Zeit entwickelt da jeder so seine Strategien, was fuer ihn persoenlich noch geht, und was physisch und psychisch zu angreifend ist. Die, die die Trennung nicht mehr sauber hinkriegen, gibt's aber leider auch immer mal wieder...
So lange das nicht permanent
so endet, ist ja alles prima