Natürlich, es war schon ziemlich viel Nostalgie im Spiel. Mitte, Ende der 2000er wurden all die Orgeln aus der Bucht gefischt, die gerade die User der ersten Stunden in ihrer Kindheit oder Jugend nur im Orgelstudio anhimmeln durften oder gar nur im Prospekt, weil sich das Orgelstudio die Spitzenmodelle nicht hinstellen konnte oder wollte. Wohlgemerkt, wir reden hier nicht von einer Wersi Helios oder Böhm DnT, sondern von einer Farfisa Maharani, Elka Artist 707, Farfisa Pergamon, Technics SX-U90 oder Yamaha D-85.
Was ist daran nunwieder verkehrt ??
Marken wie Farfisa oder Elka wurden auch bei Ebay angeboten,
Problem jedoch, daß es für diese alten Instrumente kaum techn Unterlagen gab geschweige spezielle Ersatzteile. Folglich wurden da mehrere identische Orgeln
zusammengekauft um daraus wenigstens eine wieder herzurichten.
Nur um beim Beispiel Maharani zu bleiben ......
Dieses Instrument hat mit 13 Tasten Pedal seinerzeit satte 12498 DM und in der
Vollpedalausführung stolze 13948 DM gekostet.
Logisch daß sowas zu der Zeit in VIELEN HAUSHALTEN anzutreffen war.
Eine Böhm oder Wersi gab es im Bausatz, sodaß dies für viele erschwinglicher war.
Meine erste Böhm DnT hat KOMPLETT im Jahre 1969 ganze 2200 DM im
Bausatz gekostet.
Soviel zu dem Verhältnis was teure Fertigorgeln und Preiswerteres sowie Bausatzorgeln in Haushalten angeht
Ich hatte das Glück ein umfangreiches Schaltplanarsenal einer Orgel- Werkstatt
aufkaufen zu können, was ich einem JürgenPB im A Forum zur Verfügung gestellt habe, der dies Einscannen und als PDF umsetzen wollte. Wenn natürlich eine Forumsleitung so intelligent ist, solche Leute zu vergraulen, daß sie sich abmelden,
schadet sich eine Forumsleitung selbst
Obendrein war ein JürgenPB die schnellste und beste " Suchmaschine " die
das A - Forum hatte.......
Das war auch die Zeit, wo es mit Orgelsammlungen richtig losging. Eine Zeitlang war ja sogar der Kitschmillionär Michael Leicher dabei, auch weil der von den Geräten selbst einiges verstand, er hatte ja genügend davon. Damals entstanden auch so Forums-Memes wie "Abendlicht" (Spieltischbeleuchtung; wurde mal in einer eBay-Auktion so genannt; siehe auch "Buggi" fürs Rhythmusgerät) und "Vanessa" (angebliche Orgelsammlerin). Nicht zuletzt gab es legendäre Storys wie Ingos Rettung einer völlig verratzten Pergamon aus Berlin, nachdem der vorherige Käufer direkt vor Ort vom Kauf zurückgetreten ist, weil er nicht wußte, wie schwer so eine Orgel ist, und sie nicht aus dem Haus gekriegt hat.
Ich kannte die Orgelsammlung vom Kitschmillionär von einem Besuch dort.
Nur wenn hier ca 600 Orgeln im Keller aufeinander gestapelt rumstanden, daß da
teilweise kein Durchkommen war zeugt das nur von leidlichem Sachverstand.
Zugegeben er hatte einige wirkliche Schätzchen von Yamaha da stehen und wenn man sich nur auf sowas konzentriert hätte wäre es besser gewesen. Nur wenn Prioritäten auf "Masse statt Klasse" gesetzt werden ist das seine Entscheidung.
Ein " Ingo " hat ihm seinerzeit mehr als uneigennützig bei der ganzen Räumerei geholfen. Meines Wissens hat es aber nie ein "Dankeschön" gegeben.
Ich habe mit Ingo Theo vom Orgelkeller noch wenige Tage vor seinem
Tod besucht. Theo mit seiner Idee des Orgelkellers hatte auch einen wesentlichen Anteil am damaligen wieder auflebenden Orgelhype.
"Vanessa" war nichts weiter wie ein Fake mit einer virtuellen Sammlung ,
besser gesagt reiner Auflistung was es mal so als Orgel gegeben hat, hier ein Forum
schlicht nur aufmischen zu wollen. Leider hatte Danne ja die Suche abgewürgt,
obwohl man hier besagter " Vanessa " hart auf den Fersen war.
Anfang der 2010er gab es da einen rapiden Umschwung. Das Forum wurde regelrecht annektiert von Leuten, für die nur Wersi, Böhm und Hammond würdige Orgeln gebaut haben. Das ging auch deshalb so schnell, weil sie all diejenigen aus dem Forum verscheucht haben, die (auch) auf andere Marken standen.
Ein Interesse von Forumsmitgliedern folgt hier schlicht dem, womit sich diese Leute beschäftigen. Viele haben sich bei ebay eine Böhm oder Wersiorgel gekauft
meist wegen des nun günstigen Preises. Das Problem was sie hatten war jedoch
das Instrument wieder zum Laufen zu bekommen. Die noch existierenden Firmen
hatten jedoch kein Interesse daran historisches zu erhalten sondern deren Ziel war verständlicherweise der Verkauf von Neuinstrumenten. Was blieb also den Leuten anderes übrig als sich in Foren zu tummeln wo ihnen noch geholfen wurde.
Ich will's mal so beschreiben. Wie reagierte das Analogorgelforum, wenn in der Bucht eine Maharani auftauchte?
- 2005: "GEIL, 'NE MAHARANI! A propos, Danne, laß deine endlich mal reparieren!"
- 2008: "GEIL, 'NE MAHARANI! Okay, wer von euch nimmt sie dieses Mal?"
- 2012: "Klingt scheiße. Ist keine Wersi, keine Böhm, keine klassische Hammond. Will keiner. Sperrmüll
Ich kann mich weißgott nicht daran erinnern, nicht auch Leuten mit einer Maharani
oder Pergamon geholfen zu haben bzw bei anderen Fabrikaten.
Ich bin sogar damals noch zu einem Maharani Besitzer in Sachsen gefahren ihm
bei der Reperatur im Synthie Teil zu helfen. Hatte sogar die passenden Teile dafür
dabei. Es erfordert jedoch schon einiges Wissen anhand einer Fehlerbeschreibung
die zutreffenden Bauteile im Schaltbild zu ermitteln.
Das tue ich noch heute wenn ich gefragt werde, wobei mir das Fabrikat völlig
egal ist. Entweder kennt man sich da aus oder eben nicht..
Die ganzen Wersi-Weltraumorgeln, die damals aus der Bucht gezogen wurden, waren doch alle Pflegefälle. Das lag nicht nur an der Alterung, sondern daran, daß die meisten von totalen Laien zusammengefrokelt wurden, die sich hinterher darüber freuten, daß irgendwas ging. Dann wurden die Orgeln erbuchtet mit dem Ziel, sie auf den Stand von Vorführinstrumenten zu bringen.
Von daher war es natürlich prima, daß im Analogorgelforum soviel Sachverstand zusammenkam. Nicht nur das, sondern auch ein Teilehandel, weil etliche unrettbare Orgeln geschlachtet wurden.
Scheinbar sieht man es hier nur pauschal aus irgendeinem persönlichen
Fehlgriff diesbezüglich heraus und hier wird das Zeitereignis der DIY Szene
nicht verstanden. Man baut selbst nach durchdachter Anleitung und kommt auch
so zum Ziel. Wenn nicht, so gab es auch Serviceabteilungen bei diesen Firmen.
Übrigens meine Orgeln die ich heute habe sind zusammengesetzt aus Alt- und
defekten Teilen die bei Ebay angeboten wurden. Natürlich bedarf es eines Sachverstandes wenn man solche Teile sich zulegt.
Bei italienischen Orgeln war das schon schwieriger, aber die wurden ja alle als Fertiginstrumente ausgeliefert. Da mußte man also nicht den Pfusch des Ersteigentümers mitbeseitigen. (Wenn nichts ging, ging die Orgel zum "Mann mit dem weisen Haupt" nach Herne.) Und japanische Orgeln unterlagen sowieso gefühlt allenfalls kosmetischer Alterung (Ausnahmen waren höchstens die schlimmsten Technics-Alleinunterhalterschlampen, denen nichts geschenkt wurde).
Es gibt auch Konstruktionsfehler bei den Herstellern in letzter Zeit zunehmend bei älteren Yamaha Orgeln.
Alleinunterhalter Orgeln - in der Anfangszeit vornehmlich Farfisa und Elka - sind halt
Arbeitmittel für diese Berufsgruppe gewesen. Wie man sie behandelt hat liegt im Ermessen des Benutzers . Dafür kann das Instrument halt rein garnichts.
Wird so ein desolates Instruement angeboten ist es meist im unteren Preissegment
anzzutreffen.
Ich will Wunderlichs Leistungen nicht schmälern.
Aber wenn man in der Analogorgelszene irgendwas gemacht hat, was nicht "wunderlichmäßig" bzw. "smithmäßig" genug war, wurde man um so eher, je älter das Forum bzw. die Szene wurde, als Aussätziger betrachtet. Dazu zählte:
- Stücke spielen, die weder von Jimmy Smith noch von Klaus Wunderlich (und noch nicht mal von Franz Lambert) arrangiert wurden
- Stücke spielen, die Klaus Wunderlich mal arrangiert hat, aber nicht das Klaus-Wunderlich-Arrangement
- Funktionen an der Orgel nutzen, die Klaus Wunderlich in seiner größten Zeit boykottiert hat (deswegen durften z. B. nur diejenigen an einer Orgel das Rhythmusgerät benutzen, die selbst als Profis Rang und Namen hatten)
- Register an der Orgel nutzen, die Klaus Wunderlich in seiner größten Zeit nicht gebraucht hat (streckenweise mußte man sich wirklich dafür rechtfertigen, daß man Register genutzt hat, die keine Sinuschöre waren – oder noch schlimmer, Presets im Stil japanischer Orgeln)
Selbst Franz Lambert war nur insofern interessant, als ehemalige Orgeln von ihm durchs Forum gingen (viermanualige Galaxis, Atlantis SN1) und manchmal seine Konzerte da angekündigt wurden. Als musikalisches Vorbild taugte aber sogar er nicht, weil er weder Jimmy Smith noch Klaus Wunderlich ist. Franz hätte wahrscheinlich bei Theo im Orgelkeller auftreten können auf einer Wersi Galaxis, von der Theo nun weiß Gott genügend rumstehen hatte. Ich glaube, etliche hätten sich gedacht: "Nett, aber eben nicht Klaus."
Scheinbar hast Du das, was das Thema Klaus Wunderlich betrifft absolut nicht verstanden !!! Ohne ihn wäre der Siegeszug der Orgel hier in BRD garnicht Tagesordnung gewesen. Die Ursache liegt zum einen in der Schallplattenindustrie
und dem Geschmack der damaligen Zeit. Erinnere hier nur an die Kaufhaus Musikberieselung was jeden Tag ablief. Gefragt wurde ein Musikstil der einmal untermalte mit bekannten Melodien und zum anderen eben UNAUFDRINGLICH war.
Man konnte gezielt zuhören man mußte es aber nicht und wenn diese Musik
lief störte sich auch nicht weiter.
Klaus Wunderlich kam vom Klavier über das Akkordeon zur Hammond Orgel,
Eine Hammond hat halt nur Zugriegel und mit denen MUSSTE er zwangsläufig andere Instrumente nachahmen. Genau das hat ihn permanent beschäftigt hier
neue Klänge rauszutüfteln. Damit hat er sehr viel Zeit verbracht !!
Klaus Wunderlich war in seiner Zeit in Hannover (New Jazz Group Hannover) der beste Jazzpianist und während seiner Auftritte Anfang der 50er in NRW etc
( Mohler Trio ) der beste Akkordeonist seinerzeit.
Genau deswegen gab es auch später die LP zusammen mit Hubert Deuringer am Akkordeon.
Klaus Wunderlich hat übrigens etliche seiner Wersi Orgeln selbst gebaut.
Nicht weil er das Geld für ein Fertiginstrument nicht hätte, sondern weil es ihm Spaß gemacht hat.
Auch hat er all seine Instrumente und auch das Tonstudio immer selbst gewartet. Von der Ausstattung seiner Elektronik Werkstatt konnte man nur träumen.
In der ELO Zeitschrift gab es seinerzeit mal einen Bericht darüber.
Auch hat ein Klaus Wunderlich sein Equipment für die Konzerttourneen IMMER
selbst in seinem VW Bus transportiert, sie selbst mit ein und ausgeladen wofür er sich nie zu schade war.
Ich habe selbst bei ihm seinerzeit 1983 die Helios aus dem Bus ins Studio mit ihm getragen und auch noch einen Fehler gesucht der beim Tranport sich ergeben hatte
( abgerissenes Kabel ). Natürlich durfte ich auch auf seiner Orgel spielen und das nicht nur einmal
Ein Franz Lambert dagegen hat alles an Transport etc immer machen lassen
Klaus hat alles an Registern in seiner Orgel benutzt. Oder willst mir hier weismachen
seine legendären Streichersounds wäre Zugriegel ??
In seiner Helios war im Untermanual immer ein zweites Piano eingebaut und genau die Mischung aus Sinus mit dem Klavier macht einen erheblichen Teil aus.
Es geht in diesem Thread eben gerade nicht um die Hammond B3/C3/A100, sondern um elektronische Orgeln, die sowas von nicht Hammond B3 sind. Wersi, Böhm, Farfisa (und da nicht nur Compact Duo), Elka, Orla, GEM, CRB, Godwin, Yamaha, Technics, Kawai, Lowrey, Eminent, Solina, Philicorda, neuerdings eben auch Marken wie Ringway.
Es geht um Heimorgeln in wuchtigen möbelartigen Holzgehäusen, wie sie in den 70er und 80er Jahren häufiger in bundesdeutschen Wohnzimmern anzutreffen waren als Klaviere, Orgeln von der Bontempi B370 über die Farfisa Jacqueline de Luxe und die Technics SX-U90 bis zur Wersi Saturn.
Aber das beweist doch, daß für viele der Begriff "Orgel" ausschließlich gleichbedeutend ist mit dem Röhren, Gurgeln und Kreischen einer Hammond B3 über ein Leslie 122 – weil sie (außer vielleicht Kirchenorgel) nie irgendetwas anderes kennengelernt haben.
Martman
Es geht in diesem Thread um Orgeln allgemein und dazu gehören sowohl Hammond wie auch die anderen Fabrikate.
Die wuchtigen Instrumente sind alle an ein Design der damaligen Theaterorgeln
angelehnt , somit reines Verkaufsdetail hier optisch ein akustisches Merkmal zu verdeutlichen.
Was nun in den jeweiligen Haushalten für Instrumente standen hängt vom
Interesse derjenigen ab sowie vom damaligen nötigen Kleingeld.
Gute Instrumente lagen schon damals im Bereich eines PKW
und auch dafür muß eine Hausfrau lange stricken.
Warum gab es denn in der Zeit Läden wie Neckermann und Quelle mit
Ratenzahlung incl der preiswerten Instrumente einer Bontempi ??
Daß hier ein Orgelselbstbau Einzug gehalten hat ist nur eine zwangsläufige
Folge einer finanziellen Situation derjenigen die sich für sowas interessierten.
Orgel kannten die Leute meist nur von Schallplatten und da war für sie eben
alles eine "Hemming Orgel".
Es gab ja auch eine Zeit wo jeden Tag ein Herr Gregor an der NDR Funk-Orgel im Rundfunk spielte.
Für die Leute klang dies nach Hammond. Nur die wenigstens wußten
daß dies eine WELTE Orgel war mit völlig anderem Tonerzeugungsverfahren.