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Die Musikindustrie des 21. Jahrhunderts - wo geht es lang?

  • Ersteller Sunny_Hunny
  • Erstellt am
MatthiasT schrieb:
Was ich andersherum nicht verstehe [...]

Der Drummer - George Winston - ist Jahrgang 1944, wenn man Wikipedia glauben schenken darf, gestorben 2006, wenn man seinem Bandkollegen glauben darf, als Obdachloser. Ein R&B-Musiker aus der alten Zeit.

In dem Artikel steht, dass der Break schon 10 Jahre lang in 100ten von Tracks verwendet wurde, bevor die Jungs überhaupt davon erfuhren. Verschiedene Lebenswirklichkeiten. Sie haben das auch nicht etwa dadurch erfahren, dass einer der 100ten von grundehrlichen und zuvorkommenden Kulturbereicherer angerufen hätte, um wenigstens Danke zu sagen, ganz zu schweigen von einer freiwilligen Spende. Nein, es war ein Label, dass sich die Masterrechte unter den Nagel reißen wollte (warum wohl?). Das Problem ist offensichtlich, dass das ursprüngliche Label wohl bald pleite ging und nun keiner weiß, bei dem die Rechte liegen. Das ist wohl auch ein Grund warum sich der Break "ungestraft" verbreiten konnte. Es war schlicht niemand zuständig oder befugt. Das Ding war verwaist. Schön und gut.

Ich hoffe jetzt nicht, dass mir irgendein Zyniker erzählen will, George Winston hätte nur eine Website mit Pay-Pal-Spenden-Button gebraucht und er wäre nicht als Obdachloser gestorben, sondern als Spenden-Multimillionär und Break-Guru im Kreis seiner ihn verehrenden Jünger, die ihm scharenweise zuliefen, um ihm auf Knien zu danken, dass er den Grundstein ihrer Religion gelegt hat. Offensichtlich ist dieser Break ja für die elektronische Musik ungefähr von so hoher Bedeutung, wie die Gebotsstafeln für die abendländische Kultur.

Die Wahrheit ist doch, weder die Kingston-Ghetto-Gangster, noch die weißen Londoner Wohlstand-Kids scherten und scheren sich einen Dreck darum. Das ist ja auch noch nicht wirklich böswillig und letztlich nicht schlimm, auch wenn es der tragischen Symbolik dieses Falls nicht den schalen Beigeschmack nimmt. Aber muss man dieses Verhalten wirklich noch mit einer üppigen intellektuellen Legitimation versehen?
Es ist doch höchstens einer von 100 Urheberrechtsverletztern, egal ob harmlose oder böswillige, die sich da entsprechende Gedanken machen. Und es ist höchstens dieser eine, der den Spenden-Button drückt. Gerade dieser Fall beweist in meinen Augen auf's Bitterste, dass die Mehrzahl der Leute eben genau NICHT die Einstellung haben, die benötigt wird um Wirtschaftskreisläufe am Leben zu erhalten, die auf reiner DIREKTER Freiwilligkeit basieren. Ich kritisiere diese Mehrheitseinstellung noch nicht mal unbedingt, erkenne sie aber realistischer Weise als gegeben an und weiß, dass man sie bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen fest miteinkalkulierten muss.

Deshalb nenne ich ganz nüchtern die Fakten:

Die Leute wollen es umsonst (Geiz, Gier, "Egalheit", mangelndes "Strom-kommt-aus-der-Steckdose"-Bewusstsein) und die Leute werden es sich immer umsonst nehmen können (Restriktion ist unmöglich, Repression führt zu nichts, ist eher kontraproduktiv). Auf Basis dieser simplen Fakten machte ich die oben ausführlich beschrieben Prognose, dass es letztlich über indirekt freiwillige Pauschalabgaben laufen wird. Natürlich zahlen die Leute nicht gerne und freiwillig 10% mehr für ihren Internet-Anschluss oder MP3-Player oder sehen sich gerne Werbung an. Grund für entsprechenden Konsumverzicht werden diese Abgaben aber sicher nicht sein, obwohl ein solcher ja jedem frei steht, daher rede ich von indirekter Freiwilligkeit.
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Der Drummer - George Winston - ist Jahrgang 1944, wenn man Wikipedia glauben schenken darf, gestorben 2006, wenn man seinem Bandkollegen glauben darf, als Obdachloser.[...]
Ich wollte gar nicht so auf dem moralischen Aspekt hinaus (da gebe ich dir durchaus recht) sondern darauf dass wenn die Jungs ein wenig auf Zack gewesen wären da durchaus viel Geld hätten raus schlagen können - und ich schrieb extra nichts von Paypal (was damals auch wohl schwer geworden wäre...) und Spenden denn darauf wollte ich als letztes hinaus.
Ich vermute aber mal, gerade in Anbetracht des Alters dass sie schlicht und einfach nicht verstanden haben was da überhaupt passiert ist. Es ist hinterher natürlich einfacher zu sagen was man hätte machen können, aber ich wüsste wohl, wenn irgendwas von dem was ich mache ein wichtiger Teil der Popkultur geworden wäre, dann wüsste ich wohl dass ich damit auch meinen Reibach machen könnte. Bei mir würden die Sektkorken knallen wenn mir so etwas passieren würde.

Dass er dann obdachlos in der Gosse gestorben ist würde ich hier auch nicht zwingend auf das Amen Break schieben, das hat nicht selten mit Drogen und immer mit fehlenden Freunden zu tun - wie zum Beispiel Bandkollegen die sich hinterher nicht mal wirklich sicher sind wie du gestorben bist.
 
MatthiasT schrieb:
Dass er dann obdachlos in der Gosse gestorben ist würde ich hier auch nicht zwingend auf das Amen Break schieben

Ich leg' das jetzt mal zu deinen Gunsten aus und verstehe das mal nicht so, dass Du mir unterstellst, ich hätte da so einen brachial-naiven kausalen Zusammenhang konstruieren wollen. ;)

Ich sage höchstens, stimmte das deinen Argumenten zugrundeliegende Welt- und Menschenbild, hätte es soweit gar nicht kommen können...

wenn die Jungs ein wenig auf Zack gewesen wären...
...und sich nicht naiverweise darauf verlassen hätten, dass sich Leute an Recht und Gesetz halten und/oder ganz normalen Respekt für fremde Leistung und durchschnittlichen Anstand zeigen...;)
 
Wir entfernen uns zwar etwas vom eigentlichen Thema

Da hast Du recht. Ich nehme mich da nicht aus. Also kurzer Aufruf in die Runde...

Deshalb auch nur kurz:

Ich möchte die Industrie nicht in Schutz nehmen und ihre dämliche "Hexenjagd" sicher auch nicht. Aber leider sind solcher Artikel zunächst auch nur Propaganda und auch nicht wesentlich intelligenter: Das Urheberrecht ist komplex. Entsprechende Verträge auch. Sind da deutsche Verträge schon kompliziert, dann schaue man sich die bücherdicken Machwerke in den US an. Da kann es schon schnell vorkommen, dass sämtliche Beteiligten den Überblick verlieren bzw. trotz - oder wegen - des Umfangs und der Komplexität Widersprüchlichkeiten, Streitfragen oder Lücken auftauchen. Lange Rede, kurzer Sinn: Sowas kann dann auch ohne bösen Willen passieren und ohne nähere Infos sollte man sich nur aufgrund eines solchen offensichtlich polemischen Artikels wirklich kein Urteil bilden.

In D hat z.B. die GEMA jahrelang gewisse Rechte im Bereich der Werbung wahrgenommen, ohne dass dies formal-juristisch durch den Wahrnehmungsvertrag gedeckt war. Obwohl diese Wahrnehmung auch von den Urhebern gewünscht war. Es ist alles oft so komplex, dass keiner mehr durchblickt.

Wie auch immer: Es ist natürlich immer verführerisch die "kleinen Untaten" des "kleinen Mannes" mithilfe der "großen Schandtaten" der "Großen Tiere" zu relativieren und letztlich zu legitimieren. Ob das gesellschaftlich konstruktiv ist, muss jeder selbst entscheiden.
 
Wie auch immer: Es ist natürlich immer verführerisch die "kleinen Untaten" des "kleinen Mannes" mithilfe der "großen Schandtaten" der "Großen Tiere" zu relativieren und letztlich zu legitimieren. Ob das gesellschaftlich konstruktiv ist, muss jeder selbst entscheiden.
Es relativiert nicht, aber rückt die Wahrnehmung gerade wenn seitens der großen Labels wieder mit der ganz dicken Moralkeule geschwunden wird.
 
sehr interessater artikel zum thema: http://taz.de/Musikmarkt-im-Netz/!75758/

der autor mag zwar in einigen dingen etwas daneben liegen, meist trifft er aber genau das, was all jenen entgegnet werden sollte, die das internet als allheilmittel fürs erfolgreiche musikmachen abseits von labels, verlagen, agenturen, usw... preisen.

fazit: setz dich ab vom einheitsbrei, mach was neues. wiedererkennungseffekt, alleinstellungsmerkmale, aus der masse hervorstechen. das ist die währung für musik im 21. jahrhundert.

... neben den ganzen anderen fähigkeiten wie organisationstalent, kenntnisse im musikbusiness, usw... aber das muss jeder natürlich als grundvoraussetzung mitbringen.
 
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Die Frage ist: was ist noch innovativ - und trotzdem so hörbar, dass es wirtschaftlich einigermaßen haltbar ist?
 
Zusatz: Ich glaube nämlich ehrlich gesagt NICHT, dass man einfach IRGENDWAS, hauptsache anders, rausschmeißen kann und das dann das große Ding ist. Klar kommt man mit Einheitsbrei nicht weiter - aber was bitte ist denn zB. an Rihanna innovativ? Wenn man jetzt anfangen würde, 12-Tonmusik durch Synthesizer zu jagen, glaube ich kaum, dass plötzlich Millionen von Menschen weltweit sagen würden "Oh, das ist aber toll - so anders!".
 
Innovativ muss doch nicht gleich komplett neu bedeuten. Es reicht ja oft schon, wenn man bewährtes einfach ein klein wenig verändert/verbessert. Minimalistische, höchst harmonische Musik hat Beethofen z.B. schon mit siner Mondscheinsonate (und vielen anderen Werken) geschaffen. Eric Satie, hat das ganze dann anfang des 20 Jahrhunderts noch ein bisschen besser gemacht, Philipp Glass in den 80ern weiter verändert und heute mag jeder die schönen minimalistischen Soundtracks von Yann Thiersen.
Auch die Atzen haben "nur" 90 Jahre Electro genommen, das Leadriff zusätzlich nach unten in den Bassbereich oktaviert, schön laut gemacht und dazu gerappt, und jetzt haben wir die schöne Atzenmusik
Lady Gaga macht zwar mehr oder weniger normale Popmusik ist allerdings durch ihre Art innovativ, wobei sie nur das weiterführt, was Madonna schon begonnen hat.
Bands wie OK Go oder diese Jungs machen jetzt auch nicht unbedingt innovative Musik, fallen aber halt mit ihren Videos auf.

Natürlich gibt es auch viele Innovationen, die einfach nicht massentauglich sind, wie z.B. die von dir genannte Zwölftonmusik. Mit solchen Innovationen wird man dan zwar höchstwahrscheinlich nicht reich, dafür hat man damit seinen Platz in der Geschichte inne. Ich glaube z.B. kaum, dass Arnold Schönberg Millionen mit seiner Musik gescheffelt hat, in 100 Jahren werden alle Musiktheoriestudenten aber immer noch seine Zwölftonmusik durchkauen müssen/dürfen.

Die entscheidende Frage ist: Was will man als Musiker erreichen?
Wenn ich reich und berühmt werden will, muss ich möglichst massentaugliche, am Besten mit kleinen Innovationen gespickte Musik machen und irgendwie auf mich aufmerksam machen, sei es mit einem guten Video oder einem Fleischkleid. Darauf folgender Seelenverkauf kostenlos inklusive. Auch unglaublich viel virale Werbung in den neuen Medien kann helfen, auch wenn sie von vielen als lästig empfunden wird. Ich kenne z.B. eine Band bei uns aus der Gegend, die erst eine Handvoll 30 Minuten Vorbandauftritte und noch keinerelei aufgenommene Songs hat, aber dennoch schon 1.200 Fans auf Facebook besitzt, eine Bandvorstellung auf GoTV (österreichweiter Musiksender) hatte und schon im Vorprogramm von Papa Roach spielen durfte, letztere bei Onlinevotings gewonnen. Ich selber bin zwar kein Fan mehr, da sie eine Zeit lang gefühlte 1.000 Votingaufforderungen pro Tag geschickt haben, aber bei vielen wirkt das dennoch.
Auf der anderen Seite gibt es unglaublich innovative Musiker, die zwar "nur" auf eine Handvoll Fans zurückgreifen können (welche dafür aber meist treu sind), halt durch die 200 Personen Clubs tingeln und einfach so auf den Durchbruch irgendwann hoffen. Kings of Leon sind hier ein gutes Beispiel, die erst mit ihrem 3. (oder 4.?) Album durch die Decke gerauscht sind. Andere Musiker, die z.B. als der neue junge Bob Dylan gelten, tingeln immer noch durch die kleinen Clubs und hoffen auch noch auf den großen Durchbruch, oder auch nicht, da sie mit dem erreichten zufrieden sind.
 
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der musiker der zukunft arbeitet wie bob dylan, nur dass er keine platten mehr verkauft.
ich denke die zukunft des musikbuisnesses liegt im privatflohmarkt !
 
Und was sollen diese Musiker dann bitte essen? Ihre Gitarren? :rolleyes: 9-5-Job und geniale Songs schreiben geht bei so gut wie niemandem zusammen. Erst recht nicht, wenn man Verbreitung der Musik und Auftritte noch dazu rechnet. Und dann wird sich wieder beschwert, dass die Musik von heute ja Schrott ist.
 
9-5 ist das falsche Konzept. Sich im Musikbusiness selbstständig zu machen ist die m.E. sinnvollste Lösung, wenn man es mit der Musik ernst meint.
 
super artikel über musikvermarktung im 21. jahrhundert mit einer meiner lieblingsbands: http://www.maclife.de/beat/magazin/digitale-kultur/digitale-kultur-young-punx


All das klingt sehr nach Marketing und Betriebswirtschaft und wenig nach Kunst, doch entspricht das genaue Gegenteil der Wahrheit: In einer Welt, in der sich mit Musik selbst im Grunde genommen kein Geld mehr verdienen lässt, kann und muss man sich als Künstler interessanterweise um so mehr um sie kümmern. Erst wenn die eigenen Songs wirklich persönlich und frei von allen Zwängen sind, werden sich die so lebenswichtigen täglichen Kontakte zu den Fans oder die Beziehungen zu finanzstarken Unternehmen herstellen lassen. Authentizität, ein oft leidsam fehlinterpretierter Begriff, wandert wieder dorthin, wo er eigentlich hingehört. Und der Umgang mit den Verlockungen der freien Marktwirtschaft wird zum eigentlichen Gewissenskonflikt für den Schaffenden - ganz so, wie es sein sollte.
 
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Geld verdienen, wie macht man das? Geld ist ein Tauschmittel für Produkte oder Dienstleistungen. D.h. um Geld zu verdienen muss ich etwas schaffen oder tun, was andere haben wollen.
Eine digitale Kopie von irgendetwas, ist aber einfach kein Produkt (bzw. kein knappes Gut). Es hat keinen Wert. Ich kann es millionenfach ohne Kosten kopieren. Darum wird niemand mehr für eine Musikdatei zahlen.
Kopierschutz und Urheberrechtsklagen sind der lächerliche Strohhalm der Musikindustrie, die viel zu lange den Trend verpasst hat. (Ich kenne persönlich einige Leute der Major-Labels, Manager, A&Rs, usw. und meiner Meinung nach, geschieht es ihnen Recht, dass die Umsätze einbrechen).

Das es anders geht zeigt z.B. der Markt von eBooks.
Die könnte man auch einfach "raubkopieren". Trotzdem ist das ein Wachstumsmarkt, da hier schon sehr früh eine Vernetzung unterschiedlichster Dienstleister (Verlage, Redaktionen, Vertriebe wie Amazon, etc.) statt gefunden hat.

Ich denke, um Geld zu verdienen kann man immer eine Dienstleistung erbringen:
Als Produzent kann man Musik nach Maß für Werbung, TV, Radio oder Internet (Virals, etc.) erstellen. Evtl. suche ich ja dann einen Künstler bzw. eine entsprechende Band...
Eine Dienstleistung mit der ich Geld verdienen kann, ohne sie selbst leisten zu müssen: Verfügbarkeit.
iTunes ist so erfolgreich, weil ich es direkt auf meinem iPod nutzen kann. Diese Verfügbarkeit ist eine Dienstleistung die Bezahlt wird, und als Musiker bietet man die Inhalte eben an.

Der große Nachteil, nämlich dass Musikdateien kein knappes Gut sind, hat einen großen Vorteil:
vor noch 10 Jahren, wenn man seine CD in einem Laden zum Verkauf anbieten wollte, fragte einen der Besitzer immer, warum er das den tun sollte.
Die CD-Produktion und der Vertrieb sind schweineteuer gewesen, und nachdem man schon die Kosten für die Aufnahmen hatte, kamen jetzt die doppelten und dreifachen Kosten für Produktion und Vertrieb oben drauf.
Einen MP3-Download bei Amazon oder iTunes anzubieten kostet aber im Grunde (zumindest für den Vertrieb) nüscht!
Darum kann auch Hänschen Müller ankommen und seine Musik dort anbieten (OK, sooo einfach ist es nicht, aber es ist immer hin einfach).

Selbst Aufnahmen zu machen ist mittlerweile extrem billig geworden. Ein 8-Kanal Interface kostet im Schnitt 400.- und einen geeigneten PC hat eigentlich jeder.
Know-How findet man im Internet genug.
Der Renegate-Musiker hat nun mehr Chancen als früher.

Ich glaube die Zukunft der Musikbranche liegt vor allem in den Bereichen Verlag, Werbung sowie Booking und Management.
(Also den Bereichen die in der klassischen Musik-Industrie ehr etwas zu kurz gekommen sind und ehr Stiefmütterlich behandelt wurden.)

Betrachte ich aber die Situation junger Künstler für Auftritte sieht die Sache viel schlechter aus.
Klar, wer Geld verdienen will muss viel Auftreten (ist ja auch ne Dienstleistung, nä?:D).
Wer viel auftritt weiß aber auch, dass er, gerade als Newcomer, viel Geld...VERLIERT!
Als Support-Act muss man sich meist auf freie Slots einkaufen (geht meist ab 500€ los, nach oben natürlich immer offen). Karten müssen vom Veranstalter abgekauft werden, und die Gage berechnet sich dann meist aus den Karten die man selbst verkauft hat (du bekommst also kein Geld für die Musik, sondern den Vertrieb - ergo eine Dienstleistung).
Die Erlöse sind oft lächerlich, die Kosten künstlich erhöht. Trotz enormer Ticketpreise bleibt dem Künstler oft...naja...Fahrtkosten, Versicherung für Equiptment, Essen/Trinken (ihr könnt ja nicht allein vom Catering leben), Hotel/Übernachtung...meiner Erfahrung nach meist - nüscht!
Die meisten Booking - Agenturen schicken euch daher zwar verpflegt durch die Pampa, aber irgendwie müsst ihr ja auch eure Miete zahlen, mal neue Möbel kaufen, usw.

Die Zukunft der Musikindustrie sieht also sehr durchwachsen aus, zumindest in meiner Vorstellung. Aber es kommt ja erstens immer anders, und zweitens als man denkt.
Aber einfach einen Hit landen und die Millionen kassieren - das gehört der Vergangenheit an.
Zumal man sich fragen muss, ist es überhaupt gerecht für ein bisschen Musik so einen Wohlstand zu erlangen?

Als Musiker kann ich jedem nur empfehlen so viel wie möglich selbst zu machen. Aufnahmen, Vertrieb, Booking, etc.
Helft anderen Musikern, teilt euer Know-How, gebt Unterricht und netzwerkt so viel wie möglich.
Wenn man von Musik allein leben möchte, muss man sich, für sich selbst und ganz persönlich, einen Plan machen.
Man braucht so 1500-2000 Euro (auch nach oben offen :D) netto um gut über die Runden zu kommen. JEDEN MONAT, EIN LEBEN LANG!
Aus diesem Blickwinkel (ich bin schon ganz gespannt auf andere Blickwinkel) wird die Sache für den Einzelnen extrem kompliziert.
Man muss ein hervorragender Musiker sein, um gute Musik machen zu können. Umso besser ihr das Instrument und die Musik beherrscht, desto ehr könnt ihr verschiedene Sachen damit anstellen. Wer nur 3-Akkorde-Punk kann, wird nur das vermarkten können; und was tut er dann, wenn diese Musik nicht gefragt ist?
Ein exzellenter Musiker zu sein ist die Grundvoraussetzung, der Kindergarten des erfolgreichen Künstlers, sozusagen.
Und danach kommen Dinge wie Wirtschaftskenntnisse, Marketing, Organisationstalent, Ausstrahlung, Persönlichkeit, Teamfähigkeit, usw. Eine nie-endende Liste von Fähigkeiten die man mitbringen muss.

Ich plädiere natürlich für den selbstständigen Musiker, der sich permanent verbessert. (Vllt. bin ich auch nur ein verblendeter Humanist?)

Fakt ist, in jedem Industriezweig: Umso mehr ihr an Kontrolle anderen abgebt, umso mehr gebt ihr auch vom Gewinn an andere ab.
Lasst euch nicht von Agenturen, Produzenten, etc. Konditionen diktieren. Klar die wollen alle nur euer bestes - euer Geld!
Ein guter Deal ist immer eine Win - Win - Situation!

Wenn ihr was verändern wollt, fangt bei euch selbst an. Wenn euch das Spiel der großen nicht gefällt - dann spielt nicht mit!

Und bevor ich jetzt noch tausend andere Möchtegern-Weisheiten von mir gebe, beende ich lieber mein Plädoyer.


Viele Grüße aus Berlin,
Franz
 
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