Die kunst der improvisation

  • Ersteller Günter Sch.
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Wer so viel fugen geschrieben hat, hatte gewiss immer etwas in petto, um spontan reagieren zu können.
Es gibt aber viele zwischenspiele, sequenzartige partien und modulationen, die sich häufig bis stereotyp wiederholen. Bach soll leute, die am instrument komponierten, "tastenritter" genannt haben, er hatte die strukturen im kopf und wusste, was man mit einem thema anfangen konnte und was nicht. Aus dem "königlichen thema" soll er prima vista ein 3stimmiges "ricercare" gemacht haben, eine vorform, freier als eine fuge, eine engführung ging nicht wegen der heterogenen teile das themas, das 6stimmige hat er daheim ausgearbeitet.
Biografen neig(t)en zur heroisierung, wenig ist historisch gesichert, zurückhaltung geboten.
 
Günter Sch.;6169524 schrieb:
Summa: wer komponieren und ein instrument spielen kann (damals selbstverständlich), kann auch improvisieren. Wenn ich einen vergleich wagen darf, verhält sich das spontane zum komponierten wie eine skizze zum ausgearbeiteten gemälde.
Musik ist aber eine andere Baustelle als Gemälde oder z.B. Literatur, als es keines Mediums wie Papier bedarf. Musikalische Schöpfungen sind damit zunächst vergänglich (eine gewisse Ähnlichkeit gibt es am ehesten mit mündlich überlieferten Erzählungen u.ä.), während die Zeichnungen der Höhlenmenschen schon im Entstehungsprozeß fixiert wurden. Insofern war Musik mehr Improvisation als andere Kunstformen.
Zumindest in unserem Kulturkreis wurden immer bessere Wege für die Fixierung gefunden, so dass von der technischen Seite her Improvisation wenig typisch war - es gab immer mehr Möglichkeiten der Reproduktion, die sich zunächst auf Aufzeichnungen (im doppelten Sinn - Partitur und Aufnahme) mit ständig weiterentwickelten Systemen stützen konnte.
Damit diese Möglichkeit, die Improvisation ins zweite Glied zu stellen, Wirklichkeit werden konnte, musste es neben der technischen Seite auch eine Verschiebung des Wertesystems geben, die zur Privilegierung des - als perfekt angesehenen - Originals mit dem Idealziel der originalgetreuen Wiedergabe führte. Die Wiederentdeckung von Originalinstrumenten - die ich damit nicht abwerten will - ist ein deutlicher Ausdruck für diese Tendenz.
Damit war Musik zumindest in etwa auf dem Stand anderer Kunstformen angekommen; auch das musikalische Kunstwerk hat inzwischen das Stadium der (nicht nur) technischen Reproduzierbarkeit erreicht und damit seine "Aura" zu einem großen Teil verloren (wer sich hier an W. Benjamin erinnert fühlt, hat natürlich recht).
Die Verschiebung des Wertesystems hat aber den Nebeneffekt, dass ein komponierender Instrumentalist möglicherweise nicht improvisieren "kann", obwohl die dafür erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten vorhanden sind: er/sie könnte (im Prinzip), aber kann trotzdem nicht. Zur Verdeutlichung: ein E-Gitarrist mit etwas Erfahrung und Kenntnis des 12taktigen Bluesschemas kann es in der Regel, auch wenn er sowohl technisch als auch theoretisch über viel weniger Handwerkszeug verfügt.
Günter Sch.;6170757 schrieb:
Ich würde gern von der ebene der vergleiche, aufrechnungen und definitionen zur praxis des was und wie übergehen
Das, was für den Blues gilt, trifft auch für andere Stile wie etwa die Parkplatzjams in der Bluegrasswelt zu: Eine recht überschaubare Harmoniefolge ist bekannt (und wird von anderen Instrumenten durchgespielt), und ein Soloinstrument bekommt die Freiheit, über diese Struktur zu Freiheit zur Improvisation. Bei der genannten Jazzband ist es nicht anders, auch wenn die Harmoniefolge weniger überschaubar und der üblicherweise genutzte Tonvorrat größer ist.
Um noch beim "was" zu bleiben: eine interessante Variante lässt sich z.B. in der irischen Volksmusik finden. Die Stücke sind oft Tänze mit 2x8 Takten und werden häufig unisono gespielt. Trotzdem wird improvisiert: Verzierungen sorgen dafür, dass die im Prinzip notierbare Melodie immer wieder anders interpretiert wird, wobei es regionale Besonderheiten, sprich einen bestimmten Rahmen für die Improvisation geben kann. Für diesen Rahmen ist mir die Bezeichnung Konvention lieber als "Regel", auch weil es etwas offener klingt. Vor allem aber möchte ich die Gegenüberstellung von Improvisation mit "Regel" vermeiden, als ginge es um ein Nullsummenspiel. Im Zusammenspiel mit anderen sehe ich wenig Möglichkeiten für eine Improvisation ohne Konventionen.
Damit steht wohl auch die Frage im Raum, inwieweit Improvisation dieser Art mit der Improvisation einer Person an einem mehrstimmig spielbaren Instrument überhaupt vergleichbar ist.
 
Damit war Musik zumindest in etwa auf dem Stand anderer Kunstformen angekommen;.
Was sehr zu bedauern ist. Sie hat nämlich dadurch einen Teil ihrer selbst verloren.

Die Verschiebung des Wertesystems hat aber den Nebeneffekt, dass ein komponierender Instrumentalist möglicherweise nicht improvisieren "kann", obwohl die dafür erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten vorhanden sind:

Das "nicht-improvisieren-können" könnte aber auch noch anderen Ursprungs sein. Folgender Artikel kam mir zu Deinem Statement in den Sinn:

28.02.2008 - Hirnforschung
Hemmungen aus, Kreativität an

Im Gehirn von improvisierenden Jazzmusikern wird die Selbstzensur unterdrückt

Wenn Jazzmusiker improvisieren, schalten ihre Gehirne die Region für Selbstzensur ab und die für Selbstdarstellung an. Auf diese Weise werden Hemmungen unterdrückt und der Kreativität freien Lauf gelassen, haben Charles Limb und Allen Braun von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore herausgefunden.
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Limb und Braun rekrutierten für das Forschungsprojekt sechs Jazzpianisten, die sich bereiterklärten, in einem Magnetresonanztomographen (MRT) zu musizieren. Mit Hilfe dieses Gerätes hielten die Forscher die Gehirnaktivität der Musiker während des normalen Spielens aus dem Gedächtnis und während einer Improvisation fest. Sie wiesen dazu die Probanden an, vier verschiedene Aufgaben zu erfüllen: Zuerst spielten alle zum Takt eines Metronoms die C-Dur-Tonleiter. Danach improvisierten sie zum gleichen Takt mit den Noten dieser Tonleiter. Im dritten Teil spielten alle eine auswendig gelernte Blues-Melodie und zuletzt improvisierte jeder ein eigenes Stück.

Die Wissenschaftler analysierten anschließend die vom MRT aufgenommenen Bilder des Gehirns und betrachteten zunächst die während des normalen Musizierens aktiven Gehirnregionen. Um der Kreativität auf die Spur zu kommen, zogen sie diese dann von den Aufnahmen des improvisierenden Gehirns ab. Auf diese Weise konnten Limb und Braun die für das Improvisieren einzigartigen Gehirnregionen isolieren: Bei allen Musikern war zu sehen, dass die Aktivität im sogenannten dorsolateralen präfrontalen Cortex deutlich zurückging. Dieses Areal ist für geplante Aktionen und Selbstzensur verantwortlich und zum Beispiel während eines Bewerbungsgesprächs sehr aktiv. Eine deutlich erhöhte Aktivität zeigte hingegen der mediale präfrontale Cortex, in dem Selbstdarstellung und individuelle Handlungen ihren Ursprung haben.

"Wir denken, dass man beim Improvisieren eine Geschichte über sich selbst erzählt und alle hindernden Elemente dafür ausschaltet", fasst Limb die Ergebnisse der Untersuchung zusammen. Die gleichen Mechanismen könnten nicht nur bei Jazzmusikern, sondern bei allen Menschen zu finden sind, glauben die Forscher. Spontan neue Gedanken zu haben, beispielsweise aus dem Stegreif ein Problem zu lösen, sei ein integraler Bestandteil des Menschen.


Charles Limb und Allen Braun (Johns-Hopkins-Universität, Baltimore)



Aus eigener Erfahrung kann ich dazu berichten, dass ich als Jugendlicher zunächst von den von mir nachgespielten Köstlichkeiten der großen Meister sehr verwöhnt war. Als es dann ans Eingemachte ging und von mir verlangt wurde mit einer einfachen Pentatonik Musik zu machen klang das dermaßen kläglich, dass ich mich in´s hinterste Kämmerlein zurück zog um mich nicht zu blamieren.
 
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Musikinstrumente strahlen eine starke aufforderung aus, meine enkel stürzten sich an das klavier, jetzt sind es die ur-enkel, und wenn man ihnen sagt, sie sollten es lieb haben und streicheln, entlocken sie ihm auch angenehme klänge.
Ich bin versucht zu sagen, dass wir im grunde vieles könnten, aber zunehmend gegen hemmungen anzukämpfen haben, die uns wege und zugang versperren.
 
Gehört vielleicht nicht ganz hierher ... aber andererseits ... wo sonst ... ?

Ich erinnere mich an eine Begebenheit aus meiner Jugend (20 Jahre her ...), die für mich so überwältigend war, daß sie sich in mein Hirn und in mein emotionales Gedächtnis eingebrannt hat ...

Es war nach einer Bandprobe einer für ein bestimmtes Ereignis zusammengewürfelten Band ... ich (in diesem Fall Gitarre) blieb noch mit dem Pianisten, den ich zum damaligen Zeitpunkt persönlich nicht kannte, sitzen, und ohne ein Wort zu sprechen, klimperten wir so vor uns hin. Ich lies ihn voraus gehen und folgte ihm irgendwie ...und mit der Zeit entspann sich ein wirklich wunderbarer DIALOG ... aber das wahrhaft phantastische dabeii war, daß ich dermaßen in einen "Flow" geriet, daß ich plötzlich mir selber erstaunt dabei zusah, wie ich Dinge spielte, die ich eigentlich gar nicht KONNTE ... technisch gesehen ... jede Idee die mir kam, konnte ich auf einmal ohne Probleme umsetzen und ohne dabei denken zu müssen ...

Etwas derartige ist mir zuvor noch nie, und danach nie wieder passiert. Leider ... aber ich bin dankbar, es zumindest ein Mal erlebt haben zu dürfen ...

LG, Thomas
 
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Ich brachte meiner geliebten allerlei seltsame dinge aus der tiefe des meeres, sie sah sie an und sagte: "Man kann sie nicht essen, ich kann mich nicht damit schmücken, sie sind zu nichts nütze!". Eines nach dem anderen warf ich auf die straße, die vorübergehenden lasen das eine oder andere auf oder ließen es liegen. ("Der fischer" von Tagore)

Eine viel geübte praxis war das "präludieren", die finger gleiten über die tasten, um ersten kontakt aufzunehmen, sich "warm zu spielen" und gleichzeitig auf folgendes vorzubereiten. Diese kurzen musikalischen eingebungen wurden unzählige male zu selbständigen sätzen erweitert und aufgezeichnet, oft in tonaler verbindung mit einer fuge oder der folge von modischen tanzsätzen, einer partita oder suite.

Präludien haben meist spielerischen charakter, sie lassen die finger laufen, über skalen oder akkordbrechungen und behalten eine einmal eingeschlagene bewegung bei. Bachs 1. aus dem WTK berührt im verlauf, gewissermaßen als motto, alle 12 töne und überwindet die gedämpften schwingungen des clavichords/cembalos/klaviers (alle tasteninstrumene waren damals "klaviere") durch eine reizvolle akkordbrechung bei z.t. liegengelassenen fingern. Dabei schwingt in den spitzentönen eine verborgene melodische linie mit, die die populäre ergänzung nicht nötig hat.
Hält man sie bei pedallosem spiel so lange wie möglich aus, wird sie hörbar.
Eine ähnliche wirkung erzielt Schumanns "Kleine studie" aus dem"Album für die Jugend", das auch erwachsene gelegentlich spielen sollten, denn in schülerhänden kann es zur öden "étude"werden. Flüssig gespielt, mit vorsichtigem pedaleinsatz, ist es eine schöne klangstudie.
Auch unter der bezeichnung "étude" findet man improvisatorisches, wieChopins 1. op. 10, wo es nur in arpeggien rauf und runter geht, allerdings mit großer spannweite der rechten hand oder raffiniertem lagenwechsel, während die linke nur sekundiert.

Das präludieren ist im konzertsaal selten geworden, ich habe es noch erlebt, warum es nicht wieder beleben? Und spielerisch um den ganzen quintenzirkel hin und zurück modulieren, wie Beethoven es in einem"präludium" genannten stück macht, wäre auch eine interessante aufgabe.

Es gibt viele modelle, an denen man sich erproben kann, bevor man neue, eigene erfindet. Und findet man eigenes, wird es einem vermutlich ergehen wie dem Kapellmeister Kreisler. oder dem fischer des Tagore.
 
Das "nicht-improvisieren-können" könnte aber auch noch anderen Ursprungs sein.
Ich sehe da kein Entweder/Oder. Die Verschiebung des Wertesystems bezeichnet die gesellschaftliche Perspektive, die aber eine Entsprechung auf der Ebene der Individuen haben kann bzw. muss. Der Artikel beschreibt die physiologische Dimension dieser Entsprechung; ob diese Beschreibung vollständig ist, kann ich nicht beurteilen. Selbst wenn sie (für die MusikerInnen) vollständig ist, würde ich mich damit nicht zufrieden geben, weil ja auch verständlich werden soll, dass es um eine Verschiebung eines Systems gehen soll, die eine große Zahl von Personen und über die Ausübenden hinaus auch die Rezption betrifft.
Kurz und bündig: Ergänzung von Perspektiven ja, alternative Ursprünge nein. ;)
 
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Wer will denn selbstgespräche und empfindungen von musikern oder schauspielern anhören? Bei öffentlichem vortrag will der hörer/zuschauer erbaut, mitgerissen, unterhalten oder amüsiert werden, und das geht fast nur mit vorgefertigten mustern. Geht nicht eine welle der begeisterung durch die reihen, wenn endlich bekanntes erklingt?
Die versuchung ist groß, als interpret selbst ergriffenheit vorzuspiegeln und zu grimassieren, was manche für einen unerlässlichen show-effekt halten, der bei ausreichender naivität eines publikums auch funktioniert. Er steht besser neben oder über seiner rolle. muss klaren kopf behalten und den hörer erreichen. Ein anderer effekt ist, eingelerntes oder eine erprobte "masche" als spontanen einfall auszugeben, um beifall zu heischen. "Klappern gehört zum handwerk", "dem affen zucker geben", alte bühnenweisheiten.
 
Na, Na, Na!
Gut, es scheint sich in diesem Thread überwiegend um Klassiker zu handeln, aber übertragen lässt sich so ein Statement mitnichten auf andere Sportarten. :D
 
Eine alte regel lautet "Vom kopf in die hand, nicht von der hand in den kopf!" Aber was tun, wenn die hand klüger ist, was sich auch auf gewisse ex-sportler beziehen ließe?
Ich ziehe den rat des Hans Sachs vor, nicht des historischen, sondern der bühnenfigur Wagners: "Ihr setzt die regel und folgt ihr dann!" Die freiheit ist unendlich, und das meer kann man nicht ausschöpfen, schon in einer handvoll ist vielfältiges leben. Die frage im kindergarten "Müssen wir heute wieder machen, was wir wollen?" ist hintergründiger als sie scheint.
Zurück zum modell "Präludium": betrachte ich drei charakteristische zyklen von Bach, Chopin und Skrjabin, haben sie gemeinsam die kürze, das überwiegen des spielerischen und konsequente durchführung einer einzigen idee, das durchhalten eines charakters und eines technischen ablaufes. Man könnte das "handmusik" nennen.
Musikalische einfälle pflegen kurz zu sein, und die frage ist immer, wie geht es weiter? Mit wiederholen, weiterspinnen, variieren, und da sind die möglichkeiten schier unbegrenzt. Im tonalem bereich geht es fast immer um einen spaziergang um die kadenz, der kurz sein kann (Bachs "Kleine präludien) oder auch in abgelegenere gefilde führten kann, schließlich kommt man am ausgangspunkt an.
Fugen sind dagegen ausgesprochene "kopfmusik", und ich als fugenmuffel ziehe die vor, die fast nicht als solche erkennbar sind, nämlich die trotz aller kompositorisch/kontrapunktischen kapriolen spielerischen wie Bachs G-Dur WTK oder manche giguen in seinen suiten. Das ist balsam für de hände und geistvoll obendrein.

@Jim Bass
Ich plaudere aus meinem nähkästchen, ob manches auf andere bereiche und sportarten übertragbar ist, mag jeder entscheiden oder etwas aus dem seinigen beitragen.
Ideal wäre die einbeziehung des improvisatorischen von anfang an in den instrumentalunterricht, stufe um stufe vom einfachsten bis zum gipfel des "Parnass". Dafür werbe ich.
 
Günter Sch.;6176392 schrieb:
@Jim Bass
Ich plaudere aus meinem nähkästchen, ob manches auf andere bereiche und sportarten übertragbar ist, mag jeder entscheiden oder etwas aus dem seinigen beitragen.
Ideal wäre die einbeziehung des improvisatorischen von anfang an in den instrumentalunterricht, stufe um stufe vom einfachsten bis zum gipfel des "Parnass". Dafür werbe ich.

Eben wegen der Übertragbarkeit kam ja spontan und improvisiert meine Anmerkung, die dich aber keinesfalls irgendwie bremsen sollte.
Es ist mir schon klar, dass der Begriff "Improvisation" im klassischen Klavierbereich eine andere Bedeutung hat als im Jazz.
Mir war auch bei meinem ersten Post in diesem Thread noch nicht klar, welche Art von Improvisation denn gemeint war, weil ich deine interessanten Ausführungen für allgemeinmusikalisch übertragbar und gemeint hielt; sonst hätte ich jenen Post nicht getätigt...

Mein Nickname ist übrigens nicht JimBass sondern JamBass, was einen Hinweis auf improvisiertes Getue enthält. ;)

Vielleicht sollte man doch noch kennzeichnen, welches Nähkästchen denn gemeint ist, in dem improvisiert wird.
Das, was du als überflüssige Selbstgespräche und Empfindungen eines Interpreten ein wenig als Schaustellerei bezeichnest, mag dort, beispielsweise im Jazz (und teilweise auch im Rock, Fusion, Bluesrock), durchaus ernsthaft gemeint und ausgeübt sein und, da es tatsächlich und nicht nur scheinbar im Augenblick real entsteht, auch das sein, was das Publikum goutieren will.
 
@Jambass
a- oder e-?
Irrtümer und fehlhandlungen sind für mich alltag, da wiegt ein vokal nicht schwer, sorry!
Ich überblicke einen langen zeitraum von musikgeschehen, sei es als beobachter oder akteur auf vielen gebieten (ich war großzügig in meinem profil, von jedermann nachzulesen). dennoch ist mein horizont begrenzt, und aus dieser persönlichen sicht sind diese aphorismen zu verstehen, sie erheben weder anspruch auf vollständigkeit, noch wissenschaftlichkeit, ich werfe sie wie die ausführungen über "stilkunde" u.a auf die straße wie jener fischer, so wie ich auch nicht mehr für geld, sondern nur noch für die vorübergehenden spiele. Ich sehe manches auch eher mit einem lachenden auge, was vielleicht nicht auf den ersten blick erkennbar ist.
Persönliches beiseite! Was hindert schüler und lehrer, von anfang an mit tönen zu spielen, schon eine 5/tonreihe bietet viel möglichkeiten der anordung und rhythmisierung. Jugendliche klagen, dass sie anfangs kinderlieder spielen müssen, aber die sind nun einmal enfach und leicht nachzuspielen, "'Elise", "Adeline", "Mondschein", der neueste hit oder ohrwurm gehen noch nicht. Man kann aber den fuchs die gans stehlen lassen mit ternärem swing, oder "Hänschen" off-beat, klingt lustig, probierts mal!
Rückt man die hand eine stufe höher, da hat man moll, nimmt man die sexte dazu, kann es dorisch, auf nächster stufe phrygisch werden, mit vielen möglichkeiten melodischer wendungen. Ebenso wächst man schritt für schritt mit wachsender beherrschung des instruments in einfache oder komplexere harmonik hinein, theorie nicht abstrakt, sondern flexibel und nützlich.
Wer hat damit erfahrungen?
 
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J(ä)m wie Marmelade, aus dem Begriff JamSession kommend, was spontane Improvisation bedeutet. ;)
"A jam session is a musical act where musicians play (i.e. "jam") by improvising without extensive preparation or predefined arrangements"
 
klimperten wir so vor uns hin. Ich lies ihn voraus gehen und folgte ihm irgendwie ...und mit der Zeit entspann sich ein wirklich wunderbarer DIALOG ... aber das wahrhaft phantastische dabeii war, daß ich dermaßen in einen "Flow" geriet, daß ich plötzlich mir selber erstaunt dabei zusah, wie ich Dinge spielte, die ich eigentlich gar nicht KONNTE ... technisch gesehen ... jede Idee die mir kam, konnte ich auf einmal ohne Probleme umsetzen und ohne dabei denken zu müssen ...

Der Flow ist sehr wichtig! auch ich habe mit nur 1 pentatonikskala improvisiere sollen und irgendwann bin ich in einen Flow reingekommen wo man sich richtig der Musik hingeben kann.
Ich denke dass improvisieren doch mit dem englischen improve zusammenhängt- man verbessert das Stück nach seinem Belieben. Ich sehe das Improvisieren als sofortiges Ausdrücken von Gedanken und Motiven die einem gerade einfallen. Kunst ist es wenn es gut klingt-sei es für den Zuhörer oder den Künstler selber.
Aber mittlerweile bin ich immer mehr verunsichert nach euren Texten die irgendwo rauskopiert sind ;)
 
J(ä)m wie Marmelade
meine frage war : A-(kustischer) oder e-(lektrischer ) bass.
eure Texte die irgendwo rauskopiert sind ;)
?????
Dass musik ekstatische vorgänge auslöst oder verstärkt, steht außer zweifel. Und dass im verlauf eines abends "stimmung" und alkoholpegel steigen, auch. Musiker wie DJs verstehen das seit jeher zu steuern. Das wäre auch ein beitrag zum thema.
 
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Aber mittlerweile bin ich immer mehr verunsichert nach euren Texten die irgendwo rauskopiert sind ;)

Ich häng´ mich da auch an, mit einem ... ?
Ich versteh´ aber weder den ersten, noch den zweiten Halbsatz ...

Thomas
 
na ja...
wer denkt denn heut zu Tage noch selber, wo man alles kopieren kann?

Es sind Zweifel angebracht, weil es jeder so macht.

jetzt habe ich vergessen zweimal (fast) einzufügen!
 
So ein kompliziertes und umfangreiches Thema...

Vielleicht ist der Wiki-Link dazu praktisch, weil da auch interessante Dinge von der Vergangenheit, Gegenwart und den weltweiten Unterschieden bez. Improvisation stehen.
Alleine der erste Abschnitt (Improv. als Gegensatz zu anderen Quellen musikalischen Materials) ist schon nicht ganz einfach.
http://de.wikipedia.org/wiki/Improvisation_(Musik)

Ich kann nur aus einem relativ bescheidenen Niveau heraus was dazu schreiben:
Improvisation heißt ja auch, dass "das gespielte Zeugs erst während des Spielens entsteht" (hab ich bei Wiki abgeschrieben:))

Damit hängt zusammen wie man seine Darbietung abhandelt, und auch wie man sich aus der Kacke zieht falls etwas passiert.
Weiterhin spielt ja wohl eine Rolle, wie man versucht auf eine Stimmungslage spielerisch einzugehen, was einem so einfällt bzw. wie man sich musikalisch ausdrücken kann.
Das alles setzt ja voraus, dass man die Möglichkeiten seines Instrumentes halbwegs ausnutzen kann, damit Einfälle/Ideen/Vorstellungen auch rechtzeitig umgesetzt werden können.

Man muss ja mit den Gedanken vor der Musik sein, oder anders: man muss ja ein kleines Ideendepot vor sich herschieben, quasi wie so´n Puffer, weil die Zeit sonst nicht reicht.
Spontanes Spiel, ausdrücken der Stimmung usw...das ganze Gedudel was sich da so ergibt...ist ja oft improvisiert. Und wenn man es nicht aufnimmt ist es hinterher weg...

Es hat also viel mit Können zu tun, und da der Thread "Kunst der Improvisation" heißt, ist Improvisation Kunst, denn Kunst kommt von Können:gruebel:
(so ungefähr, hihi)


Zitat v. Günter: Was hindert schüler und lehrer, von anfang an mit tönen zu spielen, schon eine 5/tonreihe bietet viel möglichkeiten der anordung und rhythmisierung.
Das ist so ein praktisches Beispiel. Improvisation hat mit Neugier und Probiererei zu tun, um die Basis zu erweitern. Sowas ist aber mit einem Lehrer/Lehrplan oftmals nicht so einfach zu machen.

Ich war viele Jahre an einer recht guten Musikschule, habe in einem kleinen Orchesterchen gespielt, eine "2" in Praxis und dachte dass ich mein Instrument relativ gut beherrsche. Wieso fällt Spontanität auf der Violine extrem schwer, während ich mich inzwischen auf einer Gitarre oder sogar auf´m Sitar viel umfangreicher ausdrücken kann? OK, inzwischen ist ja auch die Identifikation mit dem Instrument weg, aber trotzdem: auch in meinen guten Zeiten hielt sich die Fähigkeit "etwas beim Spielen entstehen zu lassen" sehr in Grenzen.

Mit Kreativität hat das alles zu tun, schon klar...aber der Hirte in Günters Beispiel konnte, durfte und wollte sie ausleben. Sein Repertoire an Tönen, Techniken und verfügbaren Mustern wurde immer größer. Und weil ihm dat auch nicht reichte, probierte er es mit überblasen oder baut da noch an und bohrt zusätzliche Löcher rein. Und als nicht genug langes Holz da war, baute er für jeden Ton ein Rohr und fertig war die Panflöte:)
 
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Man hört recht häufig, dass Musiker, die vom Blatt spielen könnnen und auch primär diese Fähigkeit ausüben, eher massive Probleme damit haben, sich erstens selbst was einfallen zu lassen und zweitens sich überhaupt auf die Situation einzulassen, partienweise improvisieren zu sollen.
 

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