Tut mir leid, aber ich muss diesen Thread noch einmal beleben. Diese Aussage wäre es natürlich nicht wert gewesen:
Immerhin hat Steve Vai, ein Mensch dessen musikalischer Level den der Insassen
dieses Threads um weiten übertrifft, etwas gemacht was Prof. Manfred Zollner
nicht gemacht hat: Mehrere optisch/haptisch/elektrisch identische Gitarren miteinander
verglichen. Das wird in der Wissenschaft wohl nie passieren, da dass Ergebnis wohl
zu unberechenbar ist ...
Es wurde ja nichts behauptet, was zum Thema gehörte und diese nicht vorhandenen Schlüsse hast nur Du gezogen, aber
in einem anderen Thread hast Du gerade eine Steilvorlage geliefert, die ich mir natürlich nicht entgehen lassen kann, zeigt sie doch exemplarisch auf, wie leicht man auf den "Holzweg" geraten kann und in diesem Thread ist sie wohl am besten aufgehoben.
Es ging um eine Ibanez USA Custom UCEW1LC.
Ihr Body war aus Lacewood (Plantane). Die Gitarre fing schon bei
kleinsten Lautstärken an zu Pfeifen. Erst dachte wir es wären die PU's. Also wurden die
ordentlich gewachst. Half nichts. Dann andere PU's rein (Seymour Duncan SH 4) - angeblich
der beste unmikrophonische Pick Up. Wieder ein Fehlschlag. Dann die knallharte Analyse
des Art of Sound Gitarrenbauers: Sorry, das Pfeifen kommt nicht von den Tonabnehmern,
sonder es ist das Holz was bei größerer Lautstärke ins schwingen kommt....
Dass das Holz einer E-Gitarre Pfeifen auslöst ist natürlich schon eine seltsame Erkenntnis. Bei einem solchen Gitarrenbauer würde ich lieber nichts kaufen.
Klanglich war die eigentlich top, nicht gerade sehr höhenbetont, Lacewood
is ja weniger dicht als z.B. Ahorn.
Wo fangen wir bloss an?
Keine Gitarrenbaufirma gibt den botanischen Namen der von ihr verwendeten Hölzer an. Diese Bezeichnungen werden zudem oft falsch verwendet, auch bei Fachleuten und es gibt manches Mal Verwirrungen wegen ähnlicher/gleicher Namen für unterschiedliche Arten. Und normalerweise lässt niemand seine Gitarre untersuchen, ob sie auch aus den beworbenen Hölzern gebaut wurde. Man ist also meist auf Vermutungen angewiesen - und seinen guten Glauben.
Beispiele, dass die Hölzer nicht die offiziell verwendeten waren, gibt es bekanntlich.
1. Die Ausstattung dieser Ibanez wurde als "exotic wood" verkauft, was erst einmal gar nichts sagt.
2. Hölzer aus unseren Breitengraden lassen sich kaum als "exotisch" verkaufen.
3. Ein kurzer Blick in die (englischsprachige) Wikipedia zeigt, dass "
Lacewood" der umgangssprachliche Name für mindestens fünf unterschiedliche Holzarten aus verschiedenen Kontinenten ist.
4. Bei der als "Lacewood" bezeichneten Platane kann es sich nicht um die gewöhnliche amerikanische Platane handeln, weil diese optisch nicht besonders auffällig gezeichnet ist und von Holzhandwerkern nicht gerne benutzt wird.
5. Es müsste sich also um die London-Platane oder
Ahornblättrige Platane handeln (nicht zu verwechseln mit dem "richtigen" Ahorn), eine Hybride aus Amerikanischer und Morgenländischer Platane, deren Holz ein optisch attraktives Muster besitzt.
6. Eine kurze Recherche ergibt aber, dass bei dieser Ibanez ein "
EXTRA THICK Australian Lacewood top" verbaut wurde und das leuchtet mir mehr ein.
7. Als Australisches Lacewood wird die Australische Seideneiche/Australische Silbereiche,
Grevillea robusta, bezeichnet, die zwar zur gleichen Pflanzenfamilie wie die Platane gehört, mehr aber nicht.
8. Was ihre Dichte betrifft, kann ich keinen grossen Unterschied zu Ahorn feststellen.
(Überhaupt: Welche Dichte? Die Rohdichte? Die sollte man eben auch immer gemessen haben, auch Ahorn ist nicht Ahorn!)
Fazit:
Ich weiss nicht, ob das einem Steve Vai passiert wäre - hätte es ihn überhaupt interessiert? - aber wer etwas beweisen will, was offensichtlich nicht zu beweisen ist, sollte sich wenigstens um die Basis seiner Behauptungen Sorgen machen. In diesem Fall werden aus völlig falschen Voraussetzungen noch viel falschere (geht das eigentlich?) Folgerungen gezogen.
Peinlich, peinlich! Darum kümmert sich die seriöse Wissenschaft um nachprüfbare Daten.
Wird jetzt klarer, warum Zollner oft nur noch spotten kann?
Im
verlinkten Thread hat auch wieder mal jemand, der über sich sagt: "Von A-Gitarren habe ich aber wirklich keine Ahnung" einfach - teilweise widerlegte - Erkenntnisse von akustischen auf elektrische Gitarren übertragen. Wann hört das einmal auf?