Didaktisches Vorgehen in der Gehörbildung

Enharmoniker
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Hallo, liebe Forenfreunde,

ich frage mich nun bereits seit einigen Wochen, wie ich die Effektivität meiner täglichen Gehörbildungsübungen maximal ausschöpfen kann. Primär interessiert mich dabei die Dauer und Häufigkeit des Übens.
Nehmen wir folgendes Beispiel: Eine Person hat 45 Minuten am Tag für Gehörbildung Zeit.
Würde es für den Lerneffekt mehr Sinn ergeben, die 45 Minuten am Stück zu üben oder über den Tag verteilt, z.B. 3x15 Minuten zu üben? Voraussetzung ist hierbei, dass man in beiden Fällen konzentriert übt.



Gibt es dazu eventuell Studien? Ich wusste nicht ganz, wie ich das auf Google (bzw. Google Scholar) finden sollte. :)

LG
 
Eigenschaft
 
Meine Meinung: Wer so verkopft an die Sache herangeht, hat´s schwer ...

Statt Stunden und Minuten zu zählen und danach die Effektivität zu messen, würde ich viel eher empfehlen, wenn es Dir ernst ist, die Gehörbildung in den Alltag zu integrieren.

LG
Thomas
 
Hi,

könntest du genauer ausführen, was du damit meinst? Sonst kann ich mir unter deiner Aussage leider nicht so viel exakt vorstellen. :)

LG
 
...oder über den Tag verteilt, z.B. 3x15 Minuten zu üben?
Ja, dazu kannst Du in der Lernpsychologie nachlesen.
Gehörbildung mit Programm wie z.B. Earmaster und autodidaktisch ausgeführt finde ich besonders anstrengend, viel mehr als die intuitive Gehörbildung beim Jammen mit Band oder dem Satzspielen in der Big Band.

45 Min davon kommen mir deshalb hoch angesetzt vor, mir reicht es schon nach 20 Minuten mit typischen Gehörbildungsübungen - ich mache das aber auch kaum noch.

Etwas ganz anderes ist z.B. auch Transkribieren, da können an einem ruhigen Sonntag schon mal 2-3 Stunden draufgehen bis ich erschöpft bin und je nach Ergebnis sogar zufrieden. :D

Gruß Claus
 
Ja, dazu kannst Du in der Lernpsychologie nachlesen.
Danke!
45 Min davon kommen mir deshalb hoch angesetzt vor, mir reicht es schon nach 20 Minuten mit typischen Gehörbildungsübungen - ich mache das aber auch kaum noch.
Oh ich übe aktuell eigentlich noch ohne Gehörbildungssoftware. Wollte mir aber demnächst mal wieder eine Auralia Lizenz holen. Momentan sieht mein Gehörbildungsalltag eher so aus, dass ich Intervalle singe und am Klavier überprüfe, Tonketten (z.B. solche aus Roland Mackamuls Gehörbildungsbüchern) solmisiere und Akkordbrechungen singe. :)

LG
 
... könntest du genauer ausführen, was du damit meinst? Sonst kann ich mir unter deiner Aussage leider nicht so viel exakt vorstellen.
LG

Naja, all die schönen Übungen für das Lernen des Hörens und Identifizierens von Akkordgrundtönen, Akkordqualitäten und ganzen Akkorden, kann man auch zwischendurch, ohne zusätzlichen (!) Zeitaufwand machen. Etwa beim Joggen, Autofahren, Zugfahren, beim Anhören von jeder Art von "Gebrauchsmusik", sei es im TV oder im Fahrstuhl.

So habe ich das gemeint.

Thomas
 
Naja, all die schönen Übungen für das Lernen des Hörens und Identifizierens von Akkordgrundtönen, Akkordqualitäten und ganzen Akkorden, kann man auch zwischendurch, ohne zusätzlichen (!) Zeitaufwand machen. Etwa beim Joggen, Autofahren, Zugfahren, beim Anhören von jeder Art von "Gebrauchsmusik", sei es im TV oder im Fahrstuhl.
Klar, aber ersetzt das wirklich eine konzentrierte Übungssitzung? Als Addendum zum Üben ist das natürlich eine super Idee. :)
 
Wenn man es richtig macht, schon.
Außerdem hindert Dich ja keiner, auch in der U-Bahn konzentriert zu sein.

Es geht bei der ganzen Gehörbildung außerdem vorwiegend um DAUERNDES Üben und Trainieren.
Da sind durch noch so konzentrierte Einzel-Übungseinheiten keine spürbaren Fortschritte zu erwarten. Die ergeben sich erst im Laufe der Zeit, ganz langsam.

Thomas
 
Hi,

also ich singe unterwegs oft Tonleitern, Intervalle und Akkordbrechungen (in der Bahn weniger, weil die meist voll ist). Die Höranalyse von zufälliger Musik unterwegs versuche ich auch einmal mit einzubauen, danke für den Tipp. :)

LG
 
... also ich singe unterwegs oft Tonleitern, Intervalle und Akkordbrechungen (in der Bahn weniger, weil die meist voll ist).

Ein letzter Tip bzw. Hinweis dazu:

Man soll/muß ja nicht wirklich laut singen. Es genügt ja, und ist in gewisser Hinsicht sogar
n o c h lehrreicher, nur im Geiste zu singen, das heißt, sich die Töne nur vorzustellen. Das fördert zudem ungemein die Fähigkeit der inneren Klangvorstellung.

Thomas
 
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Also ich teile mir das auf in ca. 20-30 min Earmaster (Software) und praktisches singen wie z.B. Intervalle singen (mit Klavier überprüfen) Akorde singen etc.
Das Singen mit Klavier mache ich in meinen Pausen beim Gitarre üben (immer so 10 min lang).
Ich komme dann insgesamt auf ca. 45 min - 1 h pro Tag und ich habe meine Übepausen bei der Gitarre gut genutzt.
 
Man soll/muß ja nicht wirklich laut singen. Es genügt ja, und ist in gewisser Hinsicht sogar
n o c h lehrreicher, nur im Geiste zu singen, das heißt, sich die Töne nur vorzustellen. Das fördert zudem ungemein die Fähigkeit der inneren Klangvorstellung.
Ich hab's heute mal probiert. Funktioniert eigentlich ganz gut, wobei noch viel Luft nach oben für die innere Klangvorstellung ist. Danke für den Tipp. :)

Also ich teile mir das auf in ca. 20-30 min Earmaster (Software) und praktisches singen wie z.B. Intervalle singen (mit Klavier überprüfen) Akorde singen etc.
Das Singen mit Klavier mache ich in meinen Pausen beim Gitarre üben (immer so 10 min lang).
Verstehe, ja. So ähnlich habe ich mir die Aufteilung auch vorgestellt (evtl. ein paar Minuten mehr selbst singen bei mir). :)

LG
 
Etwas ganz anderes ist z.B. auch Transkribieren, da können an einem ruhigen Sonntag schon mal 2-3 Stunden draufgehen bis ich erschöpft bin und je nach Ergebnis sogar zufrieden.

Das sehe ich tatsächlich auch als die wichtigere Übung. Gerade in den Fächern Gehörbildung und Theorie geht der Bezug zum Alltag manchmal ein bisschen verloren. Warum will ich denn "hören können"? Bei mir sind die Gründe, dass ich gerne Musik, die ich höre, nachspielen oder aufschreiben können möchte und dass ich eine Idee, die ich für eine Komposition habe (z.B. eine Melodie) nicht erst stundenlang auf dem Klavier zusammensuchen will, sondern am liebsten sofort schreiben können würde.
Vielleicht sollte man dann auch genau das üben. Ich habe einen Bekannten mit einem Fable für Filmmusik. Der ist super gut in Gehörbildung, weil er irgendwann mal angefangen hat, alle diese Songs spielen können zu wollen. Und mittlerweile hört er jeden Song mit den richtigen Harmonien plus Zusatztönen und Umkehrung und spielt den so nach. Dabei hat er (glaube ich zumindest) niemals stundenlang vor einem Programm gehockt.

Deshalb wäre auch mein Vorschlag, das Üben in den Alltag zu integrieren: Nerviger Ohrwurm? Der ist nur dafür da, dass man rausbekommt, was das erste Intervall ist und was das letzte. Oder, wenn man das schon kann, die Melodie herauszufinden, so dass man sie aufschreiben könnte (kann). Jingle im Fernsehen? Direkt gucken, welche Töne das wohl sein könnten (Tagesschau, Telekom, etc.). Ich habe ne zeitlang immer auf nem kleinen Block alles, was mir in den Kopf kam in Ziffern aufgeschrieben (wie Solmisation), mit dem Rhythmus. Und dann zu Hause kontrolliert. Das hat geschult wie sonst nichts.

Bei solchen Programmen und auch Übungen aus Büchern ist ja immer auch das Problem, dass die Sachen so einzeln nicht auftauchen in realer Musik. Ich hab schon Leute gesehen, die kein Problem hatten, einen Dur-Dreiklang zu singen. Kam er dann aber in einer Melodie vor, wurde er plötzlich nicht mehr wieder erkannt, weil die Töne davor und danach oder die Harmonien ihn in einen ganz anderen Kontext gesetzt haben. Wichtig, und in solchen Programmen meist nur wenig geschult, ist auch: Was ist das eigentlich für ein Takt? Mit welcher Stufe fängt das Stück eigentlich an?, etc.

Wir man vielleicht merkt: Ich halte von den ganzen Programmen wenig. Man sollte das mal ne Zeit lang machen, um die Grundlagen zu schulen, aber letztlich lernen tut man in der musikalischen Realität. Es ist ja toll, wenn man den DD7 auf tiefalterierter Quinte zu 87,6% erkennt. Nur in der Realität hört man den nicht einzeln und wird ihn immer im Zusammenhang mit einer Melodie und Basslinie erkennen anhand der Theoriekenntnisse, dass da einer stehen könnte. Und nicht, weil man ihn in Einzeltönen nachsingen kann.

Herzliche Grüße,
Annino:hat:
 
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Hi Annino,

danke für deinen Beitrag! Also noch hocke ich keine Stunden täglich vor Gehörbildungsprogrammen. Aber danke für den Tipp mit dem Zettelchen, das man unterwegs mitnimmt, das probiere ich aus!
Ja, transkribieren hat mir bisher auch viel gebracht (obwohl ich es noch nicht so oft gemacht habe - der Effekt war merkbar!). Tatsächlich fehlt mir, aktuell, im Unistress noch die Motivation dazu, mich mehrere Stunden vor ein Stück zu hocken und das herauszuhören.

Weiter gegriffen werde ich das aber definitiv nächstes Semester wieder öfters machen, sobald ich mein Wochenpensum reduziert habe. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das Ablehnen von Gehörbildungsprogrammen für mein Ziel (Schulmusik-Aufnahmeprüfung im Juni/Juli 2018) förderlich ist, da in den Prüfungen ja gerne nach kontextfreien Akkorden und Intervallen gefragt wird. Zumindest war das bei meinem ersten Versuch im letzten Semester so.

LG
 
Ich bin mir aber nicht sicher, ob das Ablehnen von Gehörbildungsprogrammen für mein Ziel (Schulmusik-Aufnahmeprüfung im Juni/Juli 2018) förderlich ist, da in den Prüfungen ja gerne nach kontextfreien Akkorden und Intervallen gefragt wird. Zumindest war das bei meinem ersten Versuch im letzten Semester so.

Das stimmt allerdings. Dann nehme ich alles zurück. Für Aufnahmeprüfungen braucht man das (leider). Später nie wieder.
 
Was mich nicht daran hindert, das musikalische Hören trotzdem zu üben! :)

Für Aufnahmeprüfungen braucht man das (leider). Später nie wieder.
Das sagen mir viele. Ich verstehe darum nicht, wieso es gerade für die APs so wichtig ist. :gruebel:

LG
 
Es ist ja toll, wenn man den DD7 auf tiefalterierter Quinte zu 87,6% erkennt.
Aus meiner Praxis mit Earmaster Pro würde ich sagen, die Rückmeldung sagt, dass man zurück auf los gehen sollte, denn das Ziel muss 100% sein. :)
Gehörbildung nutzt wenig, wenn das Erkennen nicht sicher ist, aber natürlich verführt der Aufbau des Programms dazu, sich mit X-Prozent zufireden z ugeben, weil man im Kurs weiterkommen will.

Bis auf die Abneigung gegenüber Gehörbildungsprogrammen stimme ich dir zu.
Vor 40 Jahren war Mackamul ohne Alternative, da lobe ich mir Earmaster als gutes Werkzeug, wenn man sich keine Schludrigkeit erlaubt.
Die Homepage von Earmaster bietet nette Sachen, wenn man es entspannter angehen lassen kann.
https://www.earmaster.com/products/free-tools/interval-song-chart-generator.html

Gruß Claus
 
Das sagen mir viele. Ich verstehe darum nicht, wieso es gerade für die APs so wichtig ist. :gruebel:
LG

Vielleicht aus dem selben Grund, warum heutzutage in der Schule Tests und Prüfungen mit "multiple choice" so beliebt sind ...
Die Antworten sind leichter objektivierbar und sogar computerunterstützt auswertbar.

Es müßte sich bei einer AP sonst ja tatsächlich wer Gedanken machen und Zeit aufwenden, um zu testen, wie sehr eine Person geeignet ist, harmonische Situationen zu erfassen und zu identifizieren. Wohlgemerkt: SITUATONEN, und keine Einzeltöne oder Invervalle.
Und das Ergebnis einer solchen Prüfung kann natürlich auch immer nur eher subjektiv sein ... das liegt in der Natur der Sache.

Da ist es natürlich leichter, weniger Arbeit, und im Nachhinein besser zu rechtfertigen (da "objektiviert"), wenn man sagen kann "Prüfling X hat von den 10 (vorgefertigten und bei jedem Prüfling gleichen) Intervallen 6 korrekt identifiziert, und von den 10 (vorgefertigten und bei jedem Prüfling gleichen) Akkorden 5. Ergibt also 11 von 20 möglichen Punkten".

Prüfungs-Alltagstauglichkeit und Prüfungs-Workflow-Rationalität schlägt (Musik-)Praxisnähe !

LG
Thomas
 
Da ist es natürlich leichter, weniger Arbeit, und im Nachhinein besser zu rechtfertigen (da "objektiviert"), wenn man sagen kann "Prüfling X hat von den 10 (vorgefertigten und bei jedem Prüfling gleichen) Intervallen 6 korrekt identifiziert, und von den 10 (vorgefertigten und bei jedem Prüfling gleichen) Akkorden 5. Ergibt also 11 von 20 möglichen Punkten".
Ergibt Sinn, ja. Wirklich schade, aber nachvollziehbar.

Hat es eigentlich einen Mehrwert, das kontextfreie Hören von Akkorden, Intervallen etc. zu hören?

LG
 
Hat es eigentlich einen Mehrwert, das kontextfreie Hören von Akkorden, Intervallen etc. zu hören?

Für mich schon.
Z.B. Beim Komponieren oder Arrangieren existiert der Hör-Kontext noch nicht, er entsteht ja erst.
Da finde ich das rein kontextfreie Hören wertvoll. Daraus kann andersherum Vorstellungskraft resultieren.
 
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