Fazit
So, ich habe mich wieder etwas gefasst, spiele die Übungen so gut ich kann, mache aber auch weiter und wiederhole die Interessantesten Übungen einfach weiter und verbessere sie so nach und nach. Ich denke, es ist als Abschluss des Erfahrungsberichts Zeit für meine subjektive Bewertung, die ich kategorisiert wiedergeben möchte. Sie basieren auf der Durcharbeiten des Levels 3 des Rockgitarre-Kurses.
Das Positive
Das Lernmaterial
Wie ich schon schrieb gefällt mir das Lernmaterial sehr, sehr gut. Ich habe bisher nichts gefunden, was mir als Kurs auch nur annähernd so gut gefallen hat, sowohl thematisch wie auch didaktisch. Thematisch war Level 3 sehr abwechslungsreich, von Pop über Rock und Funk bis hin zu Lead / Tapping / Metal war alles dabei, was für jemanden wie mich, der noch nicht weiß, wo die Reise hingehen soll, sehr hilfreich ist (und wer das nicht ist wird wohl kaum so einen Kurs buchen, sondern sich gezielt spezielles Material besorgen). Ich hätte beispielsweise gar nicht gedacht, dass mir Funk so sehr liegt. Didaktisch kann ich sagen, dass ich sehr viel gelernt habe. Mehr, schneller vor allem längere Stücke als ich zuvor selber schaffen konnte und auch im Unterricht vor Ort nicht gelernt habe. Die DVDs stehen im Mittelpunkt, das Papier unterstützt sie, so dass man nichts mitschreiben muss, sich aber sofort Notizen machen kann, und sind eben didaktisch meiner Meinung nach eigentlich perfekt. Da ist kein Hexenwerk und keine Geheimtechnik hinter, der Ersteller hat aber das konsequent umgesetzt, was wir eigentlich alle übers Lernen wissen, aber oft nicht selbst umsetzen können: Große Einheiten werden in sinnvolle, kleinere aufgeteilt und dann selbst diese kleineren Teile Schrittchen für Schrittchen sowohl theoretisch als auch direkt praktisch durchgegangen. Klingt trivial, aber wer ich schon einmal versucht hat einen Song aus der Guitar selbst zu lernen weiß, wie abschreckend acht, zehn oder noch mehr Seiten mit Noten wirken können und wie schwer es ist, diese zu lernen ohne mittendrin aufzugeben. Und auch bei praktisch allen Lern-DVDs, die ich sonst so kenne, ist das leider nicht anders, da sitzt dann ein Gitarrist vor der Kamera und spielt einfach eher Quick & Dirty Note für Note ein Stück zusammen und erzählt nur, was er gerade greift. Mit solchen DVDs konnte ich leider nie viel anfangen (da bin ich wohl einfach nicht der richtige Lerntyp für), obwohl es zu anderen Lernenden gut zu passen scheint. Die große Hilfe bei dem NMA Kurs ist es eben, dass jemand mit viel musikalischem Sachverstand schon die logische Aufteilung (und natürlich auch die Gesamtzusammenstellung des Materials) vorgenommen hat. Diese kleinen Einheiten werden dann in den Lektionen auf der DVD Schritt für Schritt, immer wieder unterbrochen von Mitmachübungen und Wiederholungen, durchgegangen. Ich war selbst überrascht wie viel das nützt, beim zweiten Teil des „You shock me“ Solos hatte ich auch erst das Video übersprungen und wollte die acht Takte schnell mal so vom Blatt lernen, bin dann aber schnell hängen geblieben, habe mir dann das Video angeschaut, mitgemacht und dann gings plötzlich doch. So habe ich hier auch gelernt, dass mein bisheriges Vorgehen, ein Stück zu lernen, in dem ich immer etwas weiter spiele, mir weitaus schwerer fällt als es wie hier direkt in Stücke aufzuteilen, diese einzeln zu lernen und erst am Ende zusammen zu setzen. Positiv ist auch, dass sich durch den großen Umfang des Kurses viel Zeit für einzelne Themen genommen wird, in etwa war es bei der ersten Hälfte von 3-2 so, als gäbe es eine DVD zu AC/DC, auf der nur „You shoock me all night long“ gelehrt wird. Normalerweise geht’s auf DVD ja schneller voran. "You shock me" ist übrigens eher eine Cover-Version vom original „You shoock me all night long“, da es auf den Schwierigkeitsgrad des Abschnitts angepasst wurde. Finde ich auch eher positiv, mir ist es lieber, der Song passt vom Schwierigkeitsgrad her anstatt er 100% dem Original entspricht. Immerhin ist er sofort wiederzuerkennen und klingt wie das Original, mir reicht das.
Insgesamt also: Top, die Lektionen haben definitiv den Charakter von guten, durchgeplanten Unterrichtsstunden.
Das Neutrale
Der Preis
Ja, der Preis ist immer noch hoch. Auch wenn das Lernmaterial top ist sind die Kosten für mich immer noch grenzwertig und man überlegt halt doch, ob es nicht preiswertere Alternativen gibt. Ich denke, dass ich durch Level 3 wieder Impulse bekommen habe, wie ich selbst gut und besser lernen kann und das hoffentlich auf andere Materialien übertragen kann. Immerhin kann man kostenlos Pausen nach jeder Lektion einlegen, so dass zwar nicht die Gesamtkosten, aber immerhin die Kosten pro Jahr sinken, deswegen kommts hier zu Neutral.
Der Fernlehrer
Der Fernlehrer bringt doch eindeutig mehr als ich befürchtet habe, aber logischerweise sind seine Möglichkeiten begrenzt. Er kann zwar die Aufnahmen kommentieren, aber letztendlich braucht man ein solides eigenes Wissen, um diese Kommentare auch umsetzen zu können. Die Kommentare beziehen sich dann logischerweise auch meist auf rhythmische Fehler oder falsch gespielte Noten. Mir fiel es erst schwer einzuschätzen, wieviel Zeit ich für die letzten Verbesserungen noch investieren sollte und wusste dann eben teilweise schon selbst, wo die Fehler lagen. Wirklich ein Zwang zu einem definierten Zeitplan, der einen zum Durchhalten und regelmäßigem Üben „zwingt“, ist der Fernlehrer leider auch nicht.
Jamtracks
Generell ist die Idee, selbst die Stücke zu den Jamtracks aufzunehmen und einzuschicken, top. Allerdings fand ich es schwer, gerade bei längeren Stücken, nur zum Jamtrack zu spielen. Hier wäre ein bisschen mehr Orientierung hilfreich, also in den Tracks selbst etwas deutlicher hervorzugeben, so man sich befindet und ob man noch im richtigen Takt ist. Ich habe dann eher zu den vorgespielten Demotracks von der DVD gespielt, diese musste ich dann aber noch selbst als MP3 aufnehmen um sie in Audacity als Spur nutzen zu können.
Die Zeitplanung
Die einzelnen Kapitel (8 pro Abschnitt) der Abschnitte (die normalerweise alle zwei Monate geliefert werden) sind leider sehr unterschiedlich vom Umfang und vom Lernaufwand her, für einige brauchte ich zwei Tage, für andere drei Wochen. Das macht es leider schwer, sich selbst einen Zeitplan für die Gesamtbearbeitung eines Abschnitts zu erstellen.
Der Lernaufwand
Der Lernaufwand ist sicherlich sehr, sehr individuell. Ich hätte geschätzt ca. eine Stunde pro Tag an 7 Tagen pro Woche lernen müssen, um einen Abschnitt in den 2 Monaten zu bewältigen. Das ist schon nicht ohne, allerdings kann man ja kostenlose Pausen einlegen und sollte sich auch nicht scheuen, das zu tun.
Das Negative
Negativ finde ich definitiv, dass man den Kurs bzw. die Unterlagen nicht auch zu einem reduzierten Preis ohne Fernlehrer erwerben kann. Dafür fände ich durchaus vielleicht 50% oder mehr des jetzigen Preises absolut gerechtfertigt und würde dann sicherlich sofort zuschlagen. 100€ pro Anschnitt, also ~ 50 bis 70 Seiten Papier mit 2 DVDs und einer CD wären für mich auch noch ok, aber 160€ tun dann schon etwas weh.
Fazit:
Hat es sich für mich gelohnt? Ja definitiv, auch wenn ich erst mal eine Pause mache werde ich wohl auf jeden Fall später mit dem Level 4 weitermachen. Mir hat er geholfen und hilft immer noch, aus dem typischen „Fortgeschrittenen-Loch“ zu entkommen. Für Anfänger gibt’s sehr gutes, oft kostenloses Material, fast alles von Justinguitar habe ich beispielsweise schon durch, aber wer sich danach noch nicht bereit für das „freie Spiel“ oder detaillierte, fachspezifische Übungen, fühlt, der fällt eben schnell in ein Loch und findet kaum für Fortgeschrittene passendes, gutes, allgemein weiterbildendes Material. Auch mein Gitarrenlehrer vor Ort hat da wenig geholfen, er hatte halt auch keinen durchdachten, festen Lehrplan, sondern ich hätte ihm sagen müssen, was ich machen und lernen möchte. Irgendwie hatte ich eh den Eindruck, dass ich mittlerweile genug von ihm gelernt habe, um selbstständig weiter lernen zu können. In meinem Fall passte dann der NMA Kurs praktisch wie die Faust aufs Auge.