Die haben sicher ihre Daseinsberechtigung und machen viele Menschen glücklich, aber echte Kunst sieht anders aus, nicht wahr?
Zu Archie Shepp: War das nicht der olle, abgehalferte Free Jazz-Onkel, der eher mal nicht spielen konnte? Hatte der überhaupt jemals Revelanz im Schatten von Ornette, Don Cherry, Eric Dolphy & Co.?
Doch, hat er. Der KANN spielen, es ist nur ein wenig schwer, ihm immer folgen zu können, aber es geht, natürlich nicht beim ersten Hören.
Zumal: Er macht einfach sein Ding, so liebe ich es, wurscht, was der Rest der Welt sagt.
@peter55
Die Werke von Gil Evans und Miles sind Big Band-Musik, klassische Instrumente hin oder her, hier befinden wir uns uneingeschränkt auf jazzidiomatischem Terrain, während bei Diana Krall ein ähnlich dicker Schwulst (wie heißt das Substantiv zu "schwülstig"?) aufgefahren wird wie bei so mancher Frank Sinatra-Aufnahme. Dieser gehört übrigens dem Traditional Pop an; genau wie die ganzen Showtunes im Realbook, während ich George Gershwin eher als klassischen Komponisten, denn als Jazzmusiker sehen würde.
Ja, denn nicht alles, was mit Jazz-Akkorde arrangiert/komponiert ist, ist Jazz. Sonst wäre Bach auch Jazz, nicht?
Schau dir, lieber Peter, mal an, WAS da heute alles unter dem Label "JAZZ" vermarktet wird - Kathie Melua (wird die so geschrieben...?) und Konsorten, sobald mal kein Synthie oder keine E-Klampfe dabei ist, schreit man da schon "Jazz".
Das ist genauso mit dem Label "Hip-Hop", "Soul" ("Nu-Soul" und wie das alles so heißt...), "Gospel" etc. - grausam, wie man da (alte) Klasse und völliges Unvermögen mischt - und das beste daran ist, daß das mit dem Ursprungsgedanken nichts mehr zu tun hat - womöglich mangels musikalischer und ggf. anderer Bildung, dabei hätte ja schon das mehr als zweifelhafte Wikipedia ausgereicht, um eine grundsätzliche Klarstellung der künstlerischen/musikalischen Relevanz zu erhalten. Es reicht halt nicht, sich nur mit einem Themengebiet zu beschäftigen, gerade, wenn es um Musik geht.
Ich möchte da auch ganz klar unterscheiden zwischen gutem Handwerk - wie das bei einigen oben erwähnten Künstlern zweifelsohne der Fall ist - und einem künstlerischen Gedanken, der freilich nicht DEN kommerziellen Erfolg verspricht.
Sicher, es ist ja gut, wenn Brötchen und ggf. die Butter und eine Scheibe Wurst auf dem Tisch stehen, trotzdem sollte man sich nicht anmaßen wollen, ein kommerzielles Produkt - so gut es auch immer sein mag - auf so eine Laufbahn wie "Kunst" zu schießen, das kann nicht gutgehen, so ein um sich selbst kreisender Satellit stürzt irgndwann unweigerlich ab.
Nochmal: Weder Chords noch Rhythmus machen aus einem Stück ein Jazz-Stück, es ist die Umsetzung und der Gedanke, der aus dieser Musik Jazz macht.
Und ganz ehrlich: Die ganze Zeit habe ich bei sämtlichen hier vorgestellten Stücken auf ein echtes (improvisiertes) Solo gewartet...nix kam da, gar nix...nulll...